Lil Yachty – Teenage Emotions


  • 01. Like A Star
    02. DN Freestyle
    03. Peek A Boo
    feat. Migos
    04. Dirty Mouth
    05. Harley
    06. All Around Me
    feat. YG and Kamaiyah
    07. Say My Name
    08. All You Had to Say
    09. Better
    feat. Stefflon Don
    10. Forever Young feat. Diplo
    11. Lady in Yellow
    12. Moments in Time
    13. Otha Shit (Interlude)
    14. XMen
    feat. Evander Griiim
    15. Bring It Back
    16. Running With the Ghost
    feat. Grace
    17. FYI (I Know Now)
    18. Priorities
    19. No More
    20. Made of Glass
    21. Momma (Outro)
    feat. Sonyae Elise


    Es gibt Dinge, die einfach schwer zu erklären sind. Die Insane Clown Posse zum Beispiel. Oder Vokuhilas. Nutellabrote mit Butter essen. Snakes on a Plane. Erwachsene My-Little-Pony-Fans. Ihr versteht, was ich meine – und eines dieser Phänomene ist Lil Yachty. Der rotlockige Bootsman der modernen Trapära hat es seit seiner Inklusion in die XXL-Freshman-Class 2016 gewissermaßen zur Kunstform erhoben, alten Heads die Zornesröte ins Gesicht zu treiben und steht auch sonst gerne Pate für Songs und Musikvideos, die die aufgeschlossensten Zeitgenossen mit einem verdutzten Stirnrunzeln zurücklassen werden. Dabei ist sein Erfolgsrezept an sich recht simpel: Ein Beat, der Nostagliegaranten aus der Millenialschen Prepubertätszeit auf rabiate 808-Drumteppiche zimmert und darauf ein Typ, der gelangweilt und mit voll aufgedrehtem Autotune von seinem Geld, seinem Schmuck und seinen Hoes fabuliert. Die Mischung aus infantilem Sample und Yachtys naiver und dümmlicher Ausstrahlung (eine Art liebenswerte Bauernschläue, irgendwo zwischen Patrick Star und dem Protagonisten aus Flowers for Algernon) sorgt für eine einzigartige Ästhetik, die unvorhersehbar zwischen absolut sympathisch und hochgradig albern pendelt.
    Ich schäme mich an dieser Stelle übrigens nicht, meinen Standpunkt einmal überdeutlich zu machen: Ich halte jeden, der Yachty nicht für einen der sympathischsten Menschen unserer Generation hält, für einen grimmigen, herzlosen Zyniker, dem die Lebensfreude schon seit Jahren abhanden gekommen sein muss. Kann der Mann rappen? Auch mit zwei zugedrückten Augen nicht so wirklich. Ist er selbst mit drei Produktionsteams hinter sich noch mehr als hier und da off? Mag sein. Bin ich absolut befangen und eigentlich eine furchtbare Besetzung, diese Review zu schreiben? Absolut. Im Grunde meines Herzens weiß ich auch, dass dieses Album ziemlich mies sein muss. Ich habe die Reviews gehört und die Kommentare gelesen. Egal. Das hier ist Cuttack Pilgrim gegen die Welt – und im Folgenden werde ich das Debutalbum von Lil Yachty, "Teenage Emotion" nach Leibeskräften gegen alle Musikjournalisten, enttäuschten Fans, alten Heads, gegen alle Vernunft und Rationalität verteidigen – und wenn es das letzte ist, das ich auf dieser Seite tue.


    I used to wanna be rich/
    Now Lil Boat on the Forbes list/
    And my mom walk around with a frozen wrist/
    And my sister walk around with the nicest kicks/

    (Lil Yachty auf "Like a Star")


    Ich liebe dieses Album. Vielleicht kratzt Ihr Euch nun am Kopf und mögt Dinge einwenden, die bestimmt auch absolut richtig sind. "Das Album ist viel zu lang und mindestens zu fünfzig Prozent mit furchtbar belanglosen Freestyles und halbgaren Trackideen gestreckt, die man sofort hätte streichen können und ein kompakteres und kohärenteres Album entstanden wäre!". Ja, ja. "Das Songwriting in den Hooks ist verdammt oft komplett faul und irgendwie auch nicht so spannend ausproduziert!". Vielleicht. "Viele Tracks fühlen sich so an, als hätte Yachty unter dem Druck, ein kommerzielles Release zu konzipieren, versucht, den Vibe seiner Vorprojekte einfach neu aufzuwärmen, wodurch allerdings in der Hochglanzproduktion einiges an Charme verloren gegangen ist. Außerdem ist das Album echt viel zu lang". Bla, bla, bla. "Mal allen Spaß beiseite, aber der Kerl kann doch echt nicht so wirklich rappen, oder?" Lalala. "Haben wir schon darüber geredet, dass das Album wirklich viel zu lang ist?". Meinetwegen. Na und?


    It's on now, it's on now/
    I'm talking the big fancy lights/
    The star studded nights with me/
    We forever young/

    (Lil Yachty auf "Forever Young")


    Jetzt, wo wir all das für den Moment aus dem Weg geschafft haben, lasst uns doch fürs Erste so tun, als würde die Tracklist dieses Albums einfach nur aus "Like a Star", "Peek a Boo", "Harley", "Forever Young", "Lady in Yellow", "Bring it Back" und "Momma" bestehen. So listet es nämlich auch mein Handy auf. Und mit diesen Titeln kredenzt uns der König der Teenager das, wofür wir ihn lieben: Alberne, nostalgische Trap-Banger mit einem Charme, den nur Lil Boat zu versprühen vermag. Vielleicht ein geistiges Kind der Schule von Lil B und Soulja Boy, fühlen sich die brauchbaren Tracks auf "Teenage Emotion" eher an, als hätte man "808s and Heartbreaks"-Kanye mit einer dreistündigen Compilation tollpatschiger Katzenbabys gekreuzt. Und solltest du den letzten Satz nicht als massives Kompliment verstehen, verdienst du diese positiven Vibes vermutlich auch nicht. Die Diplo-Kollaboration "Forever Young lässt mich so sehnsüchtig und nostalgisch nach Jugend zurück, dass ich für einen Moment vergesse, dass ich eigentlich genau so jung bin wie Yachty selbst. Sollte diese Single noch ein Video und ein klein wenig Label-Push abbekommen, prognostiziere ich hier einen Sommerhit-Kandidaten. Außerdem sollten wir noch darüber sprechen, dass "Bring it Back" vermutlich der beste Song seit dem Progressive Rock der frühen Siebziger ist. Mir ist absolut egal, wie Offbeat Yachtys Vocals auf diesem 80er-Synth-Beat geraten sind, der Misserfolg dieses bestialischen Überhits ist nichts anderes als ein kollektives Versagen unserer Gesellschaft. Und ich meine das nicht mal ironisch. Wer sich das Video zu dieser Single ansehen kann, ohne von Herzen aufrichtig zu lächeln, muss innerlich schon lange tot sein.


    Baby, you've been gone for too long/
    Baby, you've been gone for too long/
    Baby, you've been gone for too long/
    (You've been gone for too long)/

    (Lil Yachty auf "Bring it Back")


    Fazit:
    Gut. Auf "Teenage Emotion" ist zugegebenermaßen einiges schiefgelaufen. 22 Tracks voller zerquetschter Autotunevocals mag etwas zu viel des Guten sein und selbst als immenser Yachty-Enthusiast werde ich die Hälfte der Titel nie wieder hören wollen. Wenn sie aber mal funktionieren, dann funktionieren sie allerdings wundervoll. Im Grunde muss man sein Mojo nur noch weiter ausweiten: Lil Boat reduziert sich weiterhin komplett auf seine Persona und entwickelt eine noch krassere, eigenartigere Fixierung um Themen wie Jugend, Liebe und dem unreflektierten Auskosten des Moments. Und in diesem Sinne gibt es auch perfekten Sinn, dass seine Lyrics wie Resterampe-Trapklischees erscheinen: "Teenage Emotion" ist eine verrückte, verlorene und verwirrte Hymne auf die Konsequenzlosigkeit, auf das nicht-zweimal-über-etwas-nachdenken. Die Spontanität, die Unreflektiertheit, die Lebensfreude. Ein Album wie dieses porträtiert den Leichtsinn und die Fröhlichkeit eines verkopften, selbstverliebten Tollpatsches, der weit davon entfernt ist, ein musikalisches Mastermind zu sein. Aber gerade diese ungefilterte, irritierende Authentizität macht Lil Yachty zu der popkulturellen Ausnahmeerscheinung, die er ohnehin schon darstellt und sein Debutalbum zu einem der absurdesten, chaotischsten Erscheinungen der Genregeschichte. Das Album ist zwar ein kompletter Griff ins Klo, furchtbar, faul und blödsinnig, gleichzeitig aber auch ein absolutes Meisterwerk, wunderschön und vielschichtig. Ich liebe es. Du hasst es? Vielleicht hast du recht. Vielleicht habe aber auch ich recht. Oder wir beide. Oder keiner von uns. Wer weiß?



    (Yannik Gölz)


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    Bewerte diese CD:
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  • hatte es ja auch woanders schon geschrieben, teile da deine Meinung. er hätte einfach 10 tracks vom album streichen sollen und er hätte ein solides bis gutes album gehabt, so zieht die überlänge das ganze projekt einfach zu sehr runter. und da ist es auch nicht hilfreich, dass die großen hits auf diesem tape nicht existieren.
    die leadsingle peak a boo war ne riesige enttäuschung und bring it back kam bei der breiten masse auch nicht an, auch wenn das bei mir seit release ständig läuft und auch nicht seine magie verliert. wenn bring it back läuft macht mein kopf automatisch bewegungen zum beat in die linke richtung.
    wie man alben in diese richtung besser macht haben keef und vor allem thug gezeigt

  • Welche 11-12 Songs fandet ihr denn gut, wenn ihr sagt er hätte 10 Songs streichen sollen und es wäre ein gutes Projekt gewesen?
    Ich fand nämlich fast alles beschissen auf dem Album und hatte nach diesem Freestyle ganz am Anfang des Albums der mal komplett Offbeat war überhaupt keinen Bock mehr.
    Und so Hits wie Minnesota oder One Night haben auch komplett gefehlt auf dem Ding.


    Ok sehe Cuttack hat paar in der Review genannt, die er geil fand ich hör mir die paar nochmal an, aber erwarte nicht viel. Außerdem hast du 7/21 Tracks gennant die du feierst bei 14 Tracks, die du anscheinend nicht so toll fandest finde ich 3/6 Mics schon over the top
    Zumal ich Peek A Boo eh beschissen finde

    Ich zieh weißes vom Tisch als ob´s Leistungssport ist

    Einmal editiert, zuletzt von Kolu ()

  • so eine bewertung kann auch nur ein deutscher vollidiot geben


    up ist auch ein vollidiot, von daher passts


    aber warum lasst ihr die größten vollidioten immer die reviews zu den besten alben schreiben?

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