LGoony – Intergalactica


  • 01. Intergalactica
    02. Heilig
    03. Bugatti
    04. Babylon
    05. Verlieren
    06. Utopia
    07. Für Immer
    08. Backstage
    09. Souvenirs
    10. Kanye West
    feat. Haiyti
    11. Blutmond
    12. Gary Cooper
    feat. Hellraiser
    13 .Hochhaus


    Mein Swagger maximal, ich flexe surreal
    (LGoony, dessen Swagger maximal ausgeprägt ist und welcher surreal flext)


    Der öfters als Swag-Rapper betitelte Ludwig Langer, geschmückt mit mindestens vier verschiedenen "a.k.a."s, brachte 2015 und Anfang 2016 mit dem "Grape Tape" und "Aurora" in Zusammenarbeit mit Crack Ignaz zwei teils sehr positiv rezipierte Releases auf den Markt. Vormals als Internetphänomen bekannt, hat sich der flye Boy neben diesen beiden Veröffentlichungen mit Auftritten auf diversen Musikfestivals als junger, ernstzunehmender Musiker etabliert. Mit "Intergalactica" folgte zum Jahresende nun das erste eigene Solo-Album. Wenn auch düsterer im Sound, konnten sowohl "Heilig" als auch "Utopia" vorab jede Menge Lob von Fans und Kritikern einheimsen, denn der gute Herr Langer gilt nicht umsonst als talentiertester Musiker aus dem Dunstkreis um Moneyboy und Konsorten. Experimentierfreude und etablierte Down South Klänge waren bisher charakteristisch für LGoonys Soundbild. Der unterschiedliche Anspruch zwischen Soundcloud-Freetracks und einem ausproduzierten Album ist groß, entsprechend stellt sich die Frage, ob "Intergalactica" diesem Anspruch gerecht werden und der atmosphärische Trap des Lil Goon auch auf Langspieler-Ebene gerecht werden kann.


    Sie machen Augen wie in einem Anime/
    Fickt euch alle, Mann, ich brauche keinen Hype/
    Einmal durch das All, gestartet am PC/
    Und heute renne ich das Spiel von ganz allein/

    (LGoony in "Verlieren")


    Vorweg muss man wohl auf einen kleinen, aber besonderen Fakt aufmerksam machen: Es gibt, anders als bei uns auf rappers.in üblich, kaum Textzitate. "Aber warum ist das so?"
    Lasst es mich so erklären:
    Die Texte sind in der Musik LGoonys und seiner Bekannten Teil der im Zusammenspiel mit dem Beat synthetisierten Atmosphäre, ein Mittel zum Zweck, sich fernab von Silbenzählen und textlicher Doppeldeutigkeit auszudrücken und mitzuteilen – nicht weniger, aber auch selten mehr als das. Die Ausrichtung liegt nun einmal nicht auf Inhalt, Wortwitz oder anderen klassischen Gesichtspunkten. Für mich als rezensierender Redakteur stellt sich dadurch eine simple Frage: Ergeben ergo Textzitate Sinn? Eigentlich nicht, nicht wirklich. Sporadisch gibt es einzelne Lines, die zeitweilig andeuten, dass tatsächlich nach konventionellen Maßstäben mehr möglich wäre. Da mir diese Rosinen-Pickerei à la laut.de nicht liegt und besagte konventionelle Maßstäbe eh nicht greifen, erspare ich mir das im Folgenden.


    Gleich der erste Track entpuppt sich als eines der Highlights der Scheibe: "Intergalactica" beginnt mit langem Intro und mit Effekten angereicherter Ohrwurmhook. Grobes Thema? Weltall, Entfernung. Ob nun Vibe oder Swag, wie es einige antike Autoren wohl ausdrücken würden, es greift umgehend. Die Stimme, hier verträumt und sanft, wird im nächsten Track heiser und aggressiv genutzt; wesentlich "gefestigter" und mit treibendem Bass kommt mit "Heilig" eine solide Trap-Nummer angerollt, welche wie so oft das eigene Ich ausgiebig zelebriert.


    Allgemein geht es gewohnt zur Sache. Während "Intergalactica", "Babylon", "Hochhaus" und "Blutmond" futuristisch mit leichten Synthies, vielen Effekten und vergleichsweise sanften Drums glänzen, liegt bei "Gary Cooper", "Heilig" und "Verlieren" tatsächlich "normaler" Rap im Fokus. Auch wenn sich der Kölner Rapper flowlich nicht aus der Bahn werfen lässt, liegt hier eines der Probleme der Platte, dazu jedoch an späterer Stelle mehr. Inhaltlich bleibt es gewohnt ebenso umfangreich wie vage. Von unglaublichem Reichtum handelt beinahe jeder Titel, Ausnahmen sind mit "Blutmond", "Utopia" und "Verlieren" wesentlich einfacher zu nennen.
    Das Ganze kommt wie bereits erwähnt mal mehr, häufig weniger gewitzt daher. LGoonys größtes Talent, ohrwurmtaugliche Hooks abzuliefern, spielt der Kölner auf den beiden bereits genannten Höhepunkten "Intergalactica" und "Babylon" voll aus; auch halten sie die Atmosphäre durchgehend. Besagte Hooks ließen mich dann doch ausgiebig schmunzeln. Denn lässt man mal das Effekt-Makeup beiseite, wird hier stur konservativ aufgebaut, fortgeführt und anschließend aufgelöst, nach Mustern, welche die Popmusik seit einigen Jahrzehnten zu nutzen weiß. Die rebellische "das versteht ihr nicht"-Attitüde löst sich während des Albums zunehmend in Luft und Hustensaft auf.


    Jetzt zu den Malus-Punkten: Seine schwächsten Momente erlebt das Tape immer dann, wenn der agierende Künstler sich vom swaggigen Trap entfernt. So Scheitern zu hören auf "Für Immer" und "Gary Cooper". Hook und Bridge erlauben von Effekten getragene vereinzelte Lichtblicke, während das zu trockene Instrumental LGoony allzu nahe an Gefilde bringt, in welchen der Rapper angesichts der Konkurrenz absolut keine gute Figur macht. Auch das Feature mit Haiyti muss an dieser Stelle genannt werden, welche nicht nur an der gleichen Genre-Hürde verunglückt, auch musikalisch birgt diese Kollaboration kein nennenswertes Plus. "Blutmond" scheitert am genauen Gegenteil. Völlig aufgeweicht schwappt der überladene Effektteppich durch die Lautsprecher und bietet dabei kaum interessante beziehungsweise markante Momente. "Hochhaus" schafft es gerade noch so, die Balance zu halten. "Backstage" entpuppt sich tatsächlich als gelungener Hybrid beider Welten. Es ist ein beständiges Auf und Ab, am dessen Ende dennoch ein ordentliches Album überbleibt. Was sich bereits in vorigen Releases abzuzeichnen begann, wird auf "Intergalactica" nun auf ein neues Level gehoben: die melodisch-anarchischen Ansätze nähern sich einer Tangente gleich eben jenen Harmonien an, welche das Radio seit Jahrzehnten dominieren. Die früher für den Otto-Normalhörer als obskur und befremdlich zu bezeichneten Klangfolgen werden aufgeweicht und bringen LGoony tatsächlich dem Pop näher, als man es für möglich gehalten hätte. Das macht das Album zwar auch für vormals abgeneigte Hörer durchaus interessant, bei gleichzeitiger Möglichkeit, frühere Fans zu enttäuschen.



    Andreas 'Aepp' Haase


    [redbew]2226[/redbew]


    Bewerte diese CD:
    [reframe]reviewthread.php?reviewid=2226[/reframe]

    [align=center]"[U][I]Es ist ja relativ bekannt, dass Hip Hop nicht so schwer zu machen und meistens nicht so anspruchsvoll ist.[/I][/U]" - JAW[/align]

    Einmal editiert, zuletzt von Play70 ()

  • pop aha oke
    wenigstens die mic bewertung nicht grauenhaft
    meiner meinung nach werden bis auf die eingägigen hooks die stärken des tapes hier nicht wirklich zur geltung gebracht, genauso wie für mich auch auf die schwächen nicht präzise genug eingegangen wird
    hab halt auch nicht ich die review geschrieben, also ist das nicht weiter verwunderlich, sieht jeder anders
    dafür, dass die review von aepp kommt, habe ich mit weitaus schlimmerem gerechnet

  • Album ist tatsächlich ein Grower. War am Anfang doch ziemlich enttäuscht, laut.de hats ja kurz nach Release auch mit 2/5 verrissen. Inzwischen hörs ich aber (immer noch) recht gern und ist in sich stimmiger als Grape, wenn auch weniger hitlastig im Vergleich zu Aurora.

  • finde die Review nicht gut geschrieben
    viele Stellen sind mmn zu kompliziert formuliert und dabei vage
    Gesamteinschätzung teile ich allerdings so halbwegs
    einzelne Tracks alle okay bis dope, großartiges Melodiegespür teils
    Texte ergeben schon auch Sinn im Gesamtkontext (Einzelzitate wären echt eher random)
    insgesamt sind die Tracks im Soundbild aber zu ähnlich, als dass ich mir das dauernd geben könnte


    Blutmond nebenbei mein Lieblingstrack neben den Auskopplungen

  • Ich höre das Album nun seit Release. 'Heilig' fand ich vom ersten Moment an richtig geil. 'Utopia' fand ich dann zunächst nicht so toll.
    Vom Album war ich dann beim ersten Durchhören insgesamt eher etwas enttäuscht. Aber ich erinnerte mich daran, dass ich auch 'Grape Tape' am Anfang nicht
    sofort abgefeiert habe. Generell sollte man LGoony-Sachen mehrmals hören, das braucht bei mir bis es wirkt, dann aber kräftig. Ähnlich so bei 'Intergalactica':
    Zwar gibt es ein paar Tracks mit denen ich immer noch nicht so viel anfangen kann, aber insgesamt fingen mit der Zeit immer mehr an richtig zu ballern, genannt
    werden sollten 'Bugatti, Backstage, Kanye West, Blutmond, Gary Cooper, Hochhaus'.


    Wer 'Gary Cooper' mit "Scheitern" in Verbindung bringt, der befindet sich auf dem Holzweg.

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