Frankreich

Frankreich ist ein schwieriges Thema. Zunächst lässt sich festhalten, dass Behörden und die Regierung in Frankreich sukzessive „versagen“. Seit Jahren schon.

Und dann darf man sich getrost die Frage stellen, warum offensichtlich rassistische Franzosen bei der Polizei beschäftig werden, wenn rassistische Übergriffe fast schon Tradition haben und sich diese Polizisten überwiegend in den Vorstädten, die größtenteils von dunkelhäutigen Franzosen bewohnt sind, eingesetzt werden. Ich hab keinerlei Mitleid mit dem Französischen Rechtsstaat, aber genauso wenig mit den Krawallmachern. Wer hat das schon, wenn diese die Fensterscheiben einer Kinderkrippe einschlagen?

Leider muss man sagen, dass bei der Polizeigewalt ein Muster erkennbar ist und es sich nicht etwa um einen Einzelfall, der jetzt Generalisiert wird, handelt. Dieser Theo wurde rassistisch beschimpft, verprügelt und ihm wurde ein Schlagstock in den After gerammt. Laut Polizei ein Versehen. Die Erklärung, wie man Theo ausversehen die Hose runtergezogen hat und dann zufällig der Schlagstock mit offensichtlich brachialer Gewalt in den After gerammt hat (es war eine Notoperation am Darm notwendig), würde ich gerne hören.
Nur ein Tag später wird eine Aussage veröffentlicht, in der Polizeigewalt gegen einen Schwarzen erneut im Mittelpunkt steht. Wieder wurde ein Schwarzer Rassistisch beleidigt und blutig geschlagen. Dieser Mann hatte allerdings nichts verbrochen, zumindest nichts was jedem anderen auch hätte passieren können. Es handelte sich um eine Verfolgungsjagt, in die sich das Opfer einmischte, ohne Wissens zu können das es sich um eine Verfolgungsjagt handelte, da der Polizist in Zivil unterwegs war. Das Brisante an der Sache: Unter den Polizisten war einer dabei, der schon bei der Geschichte um Theo involviert war. Und genau dieser Polizist ist bekannt für seine Brutalität gegen Schwarze.

Und die Kirsche auf der Sahnetorte ist der Leiter des Polizeireviers. Dieser ist vorbestraft, weil er bei einem gewalttätigen Polizeieinsatz, bei dem ein Mann unteranderem die Hose herunterlassen musste, um sich eine Radkappe zwischen die Hinterbacken zu klemmen, nicht einschritt. Er ließ die Täter gewähren.

Und die Franzosen wissen davon, sie haben es gelesen. Ob online oder auf Papier. Es lief im TV hoch und runter. Da verwundert es nicht, dass sich die Proteste von Paris auf Nantes, Rennes, Bordeaux, Rouen, Toulouse und Marseille ausweiten. Und das Le Pen daherkommt und von Gesindel redet hilft wenig. Genauso wie ihre Aussage, dass sie die Demonstrationen gar nicht erst erlauben würde.

Das eigentliche Problem ist wie bei so vielen politischen Brennfeuern die soziale Vernachlässigung von Minderheiten und/oder abgehängten. Und das sich kein(!) Politiker Gedanken macht und sich die Frage nach dem eigentlichen Problem stellt, ist bestenfalls ein Brandbeschleuniger. So wird in der Öffentlichkeit keine Kritik geäußert und der Polizei uneingeschränkte Unterstützung zugesagt, ganz egal wie brutal das Vorgehen gegen Theo war. Auch das Vorwürfe laut werden, dass die Regierung nicht hart und entschieden genug vorgeht werden ignoriert. Man fürchtet um Stimmen. Das höchste der Gefühle gab es von Emmanuel Macron. Er distanziert sich in unanfechtbarer Weise von der Gewalt. Weiter will er sich nicht aus dem Fenster lehnen.
Das ist für viele zu wenig. Es handelt sich also mal wieder um ein Teil eines Volkes, welches sich von der Politik nicht gehört und übersehen fühlt. Jetzt machen sie auf sich aufmerksam. Mal wieder.