Naja, du versuchst dich hier in der Apologetik, nicht ich. Er hat sich erst 1989 aktiv gegen die Diktatur gestellt und war auch bis zum Schluss einer der wenigen, die wollten, dass DDR-Bürger nicht ausreisen durften. Er versuchte sich an Reformen in einem gescheiterten Staat, den er doch so lange ideologisch unterstüzt hatte.
Wenn du das stur weiterbehauptest, musst du Beweise bringen. Fakt ist, dass er Regimekritiker und Dissidenten unterstützt und verteidigt, und zwar seine gesamte politische Karriere lang. Das kannst du nicht einfach abtun. Beweise, dass er trotzdem die "Diktatur unterstützt" hat. Und gib mir bitte einen Beleg für die Ausreisegeschichte.
Es gab damals viele Bürger, die nicht in erster Linie eine Wiedervereinigung, sondern eine Demokratische DDR wollten, Gysi war einer davon. Das war eine legitime Position. Die DDR ist gescheitert, aber das ändert nichts daran, dass er sich an Demokratischen Reformen versucht hat - auch wenn diese durch die Wiedervereinigung obsolet geworden sind.
ZitatNaja, meine Großeltern waren Mauerhüpfer und meine Mutter ist in den Ferien oftmals in die DDR zur Verwandtschaft gefahren, auf Zeitzeugen kann ich mich stützen. Aber ja, ich bin, wie du auch, zu jung um zu behaupten, dass wir den Alltag damals kennen oder erlebt haben können. Wie ein totalitäres System funktioniert, habe ich durch mein Studium oft genug eingeimpft bekommen. Aber wo trägt das zur Debatte bei? Versuchst du mich nur vor dem Publikum als Unwissenden zu diskreditieren?
Auch das wäre ein Wiederstandskämpfer gewesen, aber auch Menschen wie Wolf Biermann waren, ohne je nach Sowietmanier gewaltsam Revolutionen durchzuführen, ein Wiederstandskämpfer. Die DDR-Bürger hatten das System des Sozialismus Satt, sie wollten das System nicht von innen Verändern, sondern abschaffen, wie es die Geschichte gezeigt hat. Hess hat sich, vielleicht noch mehr als Gysi, gegen das System gestellt, jedoch auch erst als er merkte, dass es zusammenbrechen würde. Der eine im Angesicht der Niederlage des zweiten Weltkriegs, der andere im Angesicht der Niederlage des kalten Kriegs. Danke Reagan.
Natürlich versuche ich dich als Unwissend zu diskreditieren, weil du in meinen Augen unwissend bist. Und da kannst du meinetwegen auch aus Eisenhüttenstadt kommen. In Totalitären Staaten gibt es keine Grauzone, man muss in einem gewissen Maß am Staat teilhaben, um ein Leben zu haben. Sicher gibt es Leute wie Biermann, Havemann etc. Größten Respekt davor. Aber nicht jeder Widerstand kann öffentlich ausgetragen werden. Nicht jedes "Verweigern" ist Widerstand. Meine Mutter musste nach der zehnten Klasse von der Schule abgehen, weil sie als politisch unzuverlässig galt. Nicht, weil sie eine phänomenale Kritik des Sozialistischen Systems verfasst hätte, einfach weil sie zu oft die falsche Meinung hatte. Das ist kein Widerstand, das ist einfach das Leben.
Wie auch immer. Bei irgendwelchen hohen Parteifunktionären oder Apparatschiks verstehe ich das ja. Aber jemand, dessen einziges politisches Auftreten darin bestand, Regimekritiker zu verteidigen, der erst in die Politik eingriff, als die Diktatur zusammenbrach, für die Verbrechen dieser Diktatur verantwortlich zu machen, ist einfach hirngespinstig.
Reagan übrigens. Er war es sicher nicht, der die Mauer zu Fall brachte. Aber ein gut Inszenierter Starker Mann ist natürlich hübscher, als die tausenden Menschen, die tatsächlich auf die Straßen gegangen sind. Wenn überhaupt waren es Leute wie Brandt und Bahr, die den Leuten gezeigt haben, dass der Westen kein Feind ist, sondern eine erstrebenswerte Alternative, die den Umsturz unterstützt haben, und Leute wie Gorbatschow oder Jelzin, die das Ende der Diktatur verteidigt haben - die beiden übrigens auch von Innen.
Zitat
Letzteres ist eine Unterstellung und ersters eine schwache Verteidigungsrede, das kannst du besser Kuhru!
Natürlich, aber ein Rennpferd springt nicht höher, als es muss. Übrigens ist Aussage a) korrekt. Wenn du das leugnest: Beweise.
ZitatWas größtenteils daran liegt, dass Akten fehlen oder nicht eingesehen wurden. Sehr viele Zeugen haben gegen ihn ausgesagt, doch der letzte, definitive Beweis hat immer gefehlt. Im Zweifel für den Angeklagten, hinterlässt nur einen bitteren Beigeschmack.
Alle Akten wurden eingesehen, und es waren nicht "sehr viele", sondern nur einige wenige Zeugen. Nicht einer konnte Beweise vorbringen. Um das Thema wurden derart viele Prozesse geführt, ohne dass es je einen tragfähigen Beweis gab, dass es kein In Dubio pro Reo, sondern höchstens noch ein Semper Aliquid Haeret ist.
ZitatOb die Linke im Osten eine neue SPD geworden ist, wag ich zu bezweifeln. Eine Partei, welche passiv und teilweise auch aktiv den schwarzen Block unterstüzt, steht für mich nicht mit beiden Füssen auf dem Boden des Grundgesetzes.
Bei der SED sind wir wieder im rechtlichen Grenzbereich , er durfte die Partei, mit jeglichen, durch Unterdrückung und Umverteilung gewonnenem, Vermögen behalten, doch ist diese Entscheidung, gerade mit den Opfern der DDR im Hinterkopf, moralisch nicht tragbar.
Ja, die West-Linke hat teilweise radikalere Politiker als die Ost-Linke hervorgebracht, was eventuell auch daran liegt, dass der Westen nie in den Genuß von Mangelwirtschaft und Meinungsdiktat gekommen ist. Wobei letzteres immer präsenter wird, der Geist der DDR spukt weiterhin durch das deutsche Volk.
Wage es nur. Es ändert nicht viel daran. Lokalpolitik ist in vielerlei Hinsicht etwas anderes, als die Schrille Bühne des Bundestags.
Ja, soetwas gab es im Westen ja nie. Und kannst du dir nicht wenigstens die Mühe machen, den letzten Satz als "Ein Gespenst geht um im Deutschen Volk. Das Gespenst der DDR!" zu formulieren? Schwach, ganz schwach.