The Game – 1992


  • 01. Savage Lifestyle
    02. True Colors / It's On
    03. Bompton
    04. Fuck Orange Juice
    05. The Juice
    06. Young Niggas
    07. The Soundtrack
    08. I Grew Up on Wu-Tang
    09. However Do You Want It
    10. Baby You
    11. What Your Life Like
    12. 92 Bars
    13. All Eyez
    feat. Jeremih

    Woran erkennt man ein modernes, multimediales Magazin? Ineinandergreifende Kohärenz unter Artikeln verschiedener Sektionen, deshalb ist das hier die Review zum Gewinnspiel, dessen bockschwere Lösung sich aus einem Anagramm jedes 14. Wortes dieser Review schlussfolgern lässt, wobei jedes 3. Wort der Lösung dem Verhältnis der Länge des Textes zur zusammengezählten Pixelzahl aller Nacktbilder von The Game auf Instagram entnommen werden muss. Einem geschenkten Gaul schaut Ihr nicht ins Maul, trotzdem wollt Ihr natürlich wissen, ob The Game mit 1992, dem Album, das ihr als glückliche Gewinner live erleben dürft, seinem mittlerweile recht umfassenden Oeuvre neue Aspekte abringen konnte, oder ob er auf hohem Niveau stagniert, denn die Releasezahl der letzten 12 Monate (5 Alben/ Mixtapes) konnte die Qualität bisher halten, ohne dass The Game viel Neues gewagt hätte.


    1992 ist alleine durch seinen Titel natürlich ein ziemlich offensichtlicher Rückgriff auf Gangsta's-Paradise-Zeiten, weshalb sich dem The-Game-Fan die Frage stellt: Erzählt der tätowierte Maestro nicht eigentlich immer nur von den 'Block Wars', wie es so schön im Tourtitel heißt? Wann hat er denn von irgendetwas Anderem gesprochen als Cribs und Bloods und South Side etc. pp.? Dann kommt hinzu, dass der Bezug auf die eigene Adoleszenz, um ein bekanntes Thema aus einem anderen, vermeintlich frischeren Blickwinkel zu schildern, ungefähr seit Hesses 'Unterm Rad' etwas ausgelutscht ist und das Cover mit einer schrecklichen Ästhetik (und ja: Das hat tatsächlich dieselbe Pfeife wie bei Snoop Doogs letztem Release verbrochen) die zu erwartenden vertonten Konflikte bereits allesamt abbildet. Trotzdem muss man The Game zugutehalten, dass die letzten paar Releases vor allem aus musikalisch-technischer Sicht zwar keine Weiterentwicklung, aber bei weitem nicht nur stabil, sondern teilweise richtig gut waren – der Westküstler hat seit "The Documentary 2" einfach einen Lauf.


    Darum widmen wir uns flugs dem Album und beginnen mit dem Titeltrack "Savage Lifestyle", dem offensichtlichen Hit der Scheibe. The Game ist ein guter Rapper und das stellt er hier wie auch auf den Vorgängerreleases zur Schau, der Mann strotzt vor Selbstvertrauen und vermittelt das Gefühl eines echten Könners am Mic.


    Shit gotta change, we ain't waitin', fuck patience/
    Coz the government corrupt, I can prove it/
    Martin, Malcolm, Huey P. Newton/
    And that's why the whole city out here lootin'

    (The Game auf "Savage Lifestyle")

    Die Lines zeigen: Die thematischen Befürchtungen erfüllen sich prompt, The Game tritt hier auf der Stelle. Allerdings lässt er sich, und das muss man ihm zugestehen, wirklich auf sein eigenes Konzept ein. Hier versucht jemand, 1992 zu sein und nicht nur von damals zu erzählen. Schwierig dabei ist, dass der Comptoner stellenweise unfreiwillig komisch wirkt, denn sein Bild dieser Zeit ist nun mal stark überhöht und wahnsinnig subjektiv gezeichnet und passt zum pimmelpostenden Trendboi auf Instagram nicht so dolle. Dafür gibt es Auswege – und zwar erzählerische Mittel: Wenn er sich mal an Storytelling wie in "Young Niggas" versucht, dann aber wieder ausschließlich auf vertrautem inhaltlichem Terrain, trotzdem versucht er immerhin, dieser Erzählperspektivfalle etwas zu entkommen. Aus lyrischer Sicht bleibt er größtenteils konstant, zwischendurch senkt er die Messlatte aber dramatisch, so mit "Baby You":


    But you never say it somethin' we did/
    I guess your baby daddy, huh?/
    Regardless of the shit we go through/
    I got Jason in the booth, 2 AM, singin' shit about you

    (The Game auf "Baby You")


    Der Track ist allerdings schlicht und ergreifend dope, er ist melodiös, abwechslungsreich und stark performt. Man sieht, wie viel Arbeit da drin steckt, und das ist in Punkto Eigenmotivation schon beachtlich, immerhin wollte er mit dem Track ja offenbar überhaupt gar nichts aussagen (obwohl die letzte hier zitierte Line in ihrer Einfältigkeit fast schon wieder entwaffnend ist). Auch stellt sich mit Tracks wie "Savage Lifestyle", "92 Bars" (selbst wenn mir Meek Mill für einen Diss viel zu irrelevant erscheint) und "The Juice" kaum Übersättigung ein, da guter Flow nun mal vorhält, selbst wenn The Game ein thematischer und stilistischer Leierkasten ist. Dieser Umstand ist umso beeindruckender, als dass der Rapper sich keine Mühe gäbe, seine Suppe durch Featuregäste zu verwässern, und so wird deutlich, dass er nicht etwa ein schlechter Songwriter ist, sondern ein gewissermaßen fauler, trotz seines gewaltigen Outputs. Fast, als würde er seine Songs auf dem Klo zur Entspannung schreiben, und dementsprechend gar keine Notwendigkeit für Variation in seinen Mustern sehen.


    Die Produktion ist, für ein The-Game-Release standesgemäß, hervorragend, ebenfalls wie gehabt samplelastig und wenig distinktiv. Auch das ist aber ein altbekannter Zug des Rappers, es fehlt ihm ein Produktionsteam im Nacken, das mehr will, als nur seine Lines zu vertonen, die handwerklich aber hervorragende Arbeit leisten. Uforo Ehbong und sein Cousin leisten gute Dienste, gerade das bereits angesprochene, starke "Baby You" der häufig mediokren Cool & Dre zeigt aber, dass The Game als MC auch eine mutigere Produktion beherrschen würde und davon sogar profitieren könnte.

    Fazit:
    Der Witz an The Game ist und bleibt, dass er ein verdammt guter Rapper ist. Grundsätzlich gelungener Flow, melodiöses Gespür, flüssige Lyrik und vor allem eine gute Hand in der Beatauswahl. Schade, dass er anscheinend zurzeit nicht das Bedürfnis empfindet, sich als Musiker weiterzuentwickeln, aber wenn er zu einem qualitativ besseren Curren$y werden will: Be my guest, denn Veröffentlichungen wie 1992 tun keinem weh. Ein gutes Gangsta-Westcoast-Album und gleichzeitig eine Hommage an Wu Tang mehr, noch dazu mit modernen Produktionsmitteln realisiert, bereichert die Autoradios zahlreicher Möchtegern-Hoodlums weltweit durchaus. Wu Tang ist bestimmt stolz auf dich, Jayceon, dubistguterjunge.


    (Franz Xaver Mauerer)


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