Waldo the Funk – Domingo Vogel


  • 01. Daniel Sohn
    02. Häng mit uns
    03. Botanik Flow
    04. OADM 2
    feat. MC DJ Oldschool Legende
    05. Luft feat. Schote
    06. Cousin vom Tod
    07. Beste
    feat. Dexter
    08. Soft Drink Life
    09. Billy Hoyle Dunk
    10. Schockzustand
    feat. Sonne Ra
    11. Vogelfrei
    12. Nachhauseweg


    Waldo the Funk also … mit dem Namen kann ein Großteil der Szene wohl erst mal nichts anfangen, findet er doch in einer Schublade statt, die mit Schaufel & Spaten, Retrogott, Sichtexoten, Sendemast, den Funkverteidigern und vielen anderen mehr als genug Konkurrenz bietet, die es einem schon schwer macht, heraus zu stechen. So kam es, dass die "Toykis EP" im Jahre 2013 eher unbemerkt blieb und nur einen kleinen Kreis an Hörern erfreute. Drei Jahre und einige Gastbeiträge auf Alben des direkten Labelumfelds später, will Waldo es erneut wissen und kommt mit seinem ersten Langspieler namens "Domingo Vogel". Was genau es damit auf sich hat, lest Ihr hier:


    Wer sein Album über "WSP-Entertainment" auf den Markt bringt, dem würde jeder vernünftige Mensch raten, die Beats aus dem eigenen Haus zu organisieren, denn kaum ein anderes Label hat einen ähnlich begabten und erfolgreichen Produzenten in seinen Reihen. Die Rede ist natürlich von Dexter, dem Mann, der vermutlich schon gar nicht mehr weiß, wohin mit all den Goldenen Schallplatten (am besten neben die Platinplatte hängen). Waldo the Funk scheint auf den Rat eben solcher Menschen gehört zu haben, denn bei fünf Instrumentals auf "Domingo Vogel" hatte Dexter seine Finger hörbar im Spiel. Weitgehend psychedelischer, zerhackter Samplesound mit 90er Charakter – der "WSP"-Hausproduzent bleibt seinem Stil treu und auch nach Jahren wird das nicht langweilig. Die anderen Produzenten auf dem Release, zu denen sich neben Fid Mella, Maniac, Audio Dope und Dramadigs auch Betty-Ford-Boys-Mitglied Brenk Sinatra zählen darf, liefern ebenfalls gute Leistungen ab. Auch wenn sie sich in der Samplewahl oder in Sachen Rhythmus alle etwas unterscheiden, so ergeben die Beats ein homogenes Gesamtwerk und einem Hörer, der sich nicht wirklich damit befasst hat, wird kaum auffallen, dass hier unterschiedliche Producer am Werk waren. Die einzige Ausnahme bildet Enaka, der sich für vier Tracks verantwortlich zeigt und definitiv einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Nicht nur, dass er von entspannten Vocalsamples über donnernde Bässe bis zu lockerem Wavesound immer auf dem Drahtseil zwischen aktuellen Trends und BoomBap gekonnt balanciert, er scheint auch der weltweit Einzige zu sein, dessen Producertag sich perfekt in die Songs einfügt und sogar als eigenes Stilmittel fungiert.


    Lange wurde nun von den Männern hinter den Beats erzählt, aber jetzt zum eigentlichen Protagonisten: Waldo scheint nicht wirklich zu wissen, was er will. Er ist ein guter Rapper, das möchte ich hier gar nicht bezweifeln, und er verdeutlicht es auch durch gut sitzende und regelmäßige Flowvariationen, die nur selten Langeweile aufkommen lassen. Für Technikfetischisten ist "Domingo Vogel" die falsche Anlaufstelle, denn auch, wenn er eigentlich technisch ganz solide abliefert, so reimt er beispielsweise auf dem Track "Beste" "will" auf "chill", was in den Kreisen der Silbenzähler einem Kapitalverbrechen gleichzusetzen ist. Natürlich kann man über solche Schnitzer ohne Weiteres hin wegsehen, wenn dafür der Inhalt stimmt. Thematisch bekommen wir mehr als nur stumpfes Battlerap-Gelaber, aber auch keine Themen von weltgeschichtlicher Relevanz geboten. Waldo legt beispielsweise seine Persönlichkeit schonungslos ehrlich dar und definiert sich auf "Schockzustand" als "jung, unsicher und fresh". Neben der Nummer für die Frauenwelt findet sich dann mit dem schnellen "Botanik Flow" auch noch ein gelungener Representer auf dem Album. Referenzen zu diversen popkulturellen Dingen, vor allem aus den Bereichen Musik und Film durchziehen die Platte wie ein roter Faden, wirken aber teilweise deplatziert und meistens zu gewollt: Auf "OAMD2" – wofür auch immer diese Abkürzung stehen mag – wird dann auch mal Haftbefehl zitiert, wobei nicht klar ist, ob dies als Seitenhieb, als freundliche Hommage oder einfach nur in der Hoffnung irgendeiner Reaktion des Rappers beziehungsweise seiner beachtlichen Fanbase geschehen ist. Weit weniger überraschend kommt die Anspielung auf Nas im übernächsten Song daher. Da mittlerweile aber auch jeder, der im Jahre 1994, als dessen Solodebüt erschien, noch nicht mal geboren war, wissen sollte, wer der Cousin des Todes ist, beweist Waldo hier nicht wirklich übertriebenes Fachwissen oder Kreativität und in Kombination mit einer eher dürftigen englischen Aussprache, hoffe ich, das Lied nie wieder hören zu müssen. Der bereits erwähnte Song "Schockzustand" klingt mit dem knisternden kurzen Sample und den rumpeligen Drums wie straight aus den 90ern und Waldo rappt darauf genau so, wie er es am besten kann: Er versucht nicht, zu beweisen, dass er ein unglaublicher Flower oder sehr facettenreich ist, sondern rappt einfach, wie man es auf so einer Art von Beat machen sollte. Die Hook von Sonne Ra markiert allerdings auf diesem sonst sehr starken Track gleich den Tiefpunkt der Platte und ich hoffe inständig, dass es sich hierbei um Satire oder einen Witz handelt, den ich nicht verstehe.


    Uh Baby Yeah/
    Ich will dich so sehr/
    Gib mir noch mehr/
    Komm her/

    (Sonne Ra auf "Schockzustand")


    Fazit:
    Waldo kann rappen. Das war's allerdings auch schon. Der junge Mann liefert mit "Domingo Vogel" ein solides Album für Fans von BoomBap-Platten, die auch ein paar zusätzliche Einflüsse gerne hören. Jeder andere wird das Release bestimmt nicht hassen, denn dazu gibt es – abgesehen von einer Hook – einfach zu wenig Hassenswertes. Begeistern wird "Domingo Vogel" aufgrund mangelnder Originalität und Alleinstellungsmerkmalen leider nur die wenigsten, was bei der Masse an erstklassigen Beats fast schon schade ist.



    El-Patroni(David)


    [redbew]2078[/redbew]


    Bewerte diese CD:
    [reframe]reviewthread.php?reviewid=2078[/reframe]

  • voll übersehen die Review komisch das er im selben Jahr wie D. Davis wiederkommt kann mich noch erinnern
    das ich deren Alben damals ziemlich zeitgleich gepumpt hab. Hab mir grade mal 2 Songs gegönnt und finde
    immer noch Ansteckend so Launemäßig was er macht.


    Edit: Hatte die schon mit 9/10 bewertet ...wahrscheinlich einfach aus sympathie peinlich jetzt.

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