rappers.in Hunger Games Texte

  • Hier der extra Textethread, auf dass alles übersichtlicher werde. Echte Gangster können hier auch ihre Texte aus alten Games reintun, ich werde mir Mühe geben, im Startpost ein Inhaltsverzeichnis mitzuführen. Die Texte kann man gerne in beiden Threads posten, dieser hier ist hauptsächlich dafür gedacht, dass ausführliches Feedback gegeben wird, Mani seine Writingchallenges organisieren kann und anderes, was die Hauptthreads nur zumüllt, weil es nichts direkt mit den Spielen zu tun hat.

  • The Champ Is Here!



    Hunger Games 11. Be full of moments. A Champion is crowned. The end of an era. Legends remembered. But through all that all eyes will be focused on 36 men. One match. It's more than a match, it's everything. It is a once in a lifetime opportunity. There is no denying the fact that I am the most successful Superstar in the history of the WWE. I accomplished everything within the realm of the WWE and vaulted myself to superstardom outside of this business. I vowed not to come to the Hunger Games until I found a worthy opponent and decided that I found one in me. Well, I don't intend to go to Hunger Games 11 just happy to be there. I don't intend to be honored to be along for the ride. I wanna win. I need to win.


    I grew up around here. And recently the Hunger Games are now known as the tournament of champions. But for so many years it was known as the tournament of heartbreak. The most heartbreaking thing that I can remember is when Babsi died, everytime. Every Hunger Games - Participant shares my sentiment. It holds true to the theory that no one remembers second place. I've done some wonderful things in the WWE. And I'm proud of what I've done so far. But Hunger Games 11 is everything. If I don't win I become another name in anyones notebook of people that anyone has defeated.


    But if I can win, if I can somehow walk into the grandest stage of them all, the cornucopia, and at the end of the day have my hand raised, then I win the big one. This is a match, this is an event that will make history. It is what it is supposed to be. The most successful event in the history of the Hunger Games. It will break every record in the history of the Hunger Games. And no one will remember second place. That's why I need to win. That's why the Hunger Games are so important. Because Hunger Games 11 is sink or swim. It is all or nothing. Hunger Games 11 is my legacy. Hunger Games 11 is once in a lifetime.

  • Alles klar. Dann werden die nochmal in den Thread hier gepostet und fortan nur noch hier.
    Erst mal danke an [MENTION=421121]Whitie[/MENTION] für die Organisation! Bin am Überlegen, ob es ab einem gewissen Umfang vielleicht sinnig wäre zu jeden Hungerspielen einen separaten Textethread zu eröffnen. Damit man bei den bspw. sechzehnten Hungerspielen nicht auf Seite Dreiundfünfzig nach den ersten Texten für die Spiele sucht. Wäre für Dich auch nicht so ein Aufwand mit dem Inhaltsverzeichnis. Aber das kann man ja nach diesen Spielen nochmal abwägen. Und Challenges organisiere ich ja auch keine. Ist ja nur eine Forderung für mich selbst. Wer einsteigen will, ist gern gesehen. :D



    Neonpink – Tagebuch eines Hungerspieltributs
    -Abigail „Fetch“ Walker-



    Kapitel Eins - Neonfarben


    Ich bin nicht wie die Anderen. Ich...ich kann Dinge tun. Dinge, von denen Andere nur zu träumen wagen. Dinge, für die Andere mich verabscheuen. Mich jagen. Ich weiß wie es sich anfühlt allein zu sein. Verraten zu werden. Verstoßen. Als meine "Gabe" das erste Mal auftrat, war ich sechzehn. Zuhause gab es wieder einmal Ärger. Irgendeine Dummheit, die mein Bruder gemacht haben soll. Brent. Er fehlt mir. Ich weiß nicht mehr, was er angeblich gemacht hat, aber er wurde häufiger von den Polizisten heimgebracht. Meist wegen Vandalismus oder Schlägereien. Er wurde nie angeklagt, obwohl er drei Jahre älter war als ich. Aber...an diesem Abend war irgendwas anders. Ich weiß nicht mehr, weshalb die Polizisten ihn dieses Mal heimgebracht hatten, aber der Zoff zuhause war anders als üblich. Mom und Dad haben einfach nicht aufgehört zu streiten und Brent? Brent war eben Brent. So mancher würde meinen, dass er ein komplizierter Charakter gewesen ist. In der Schule gehörte er immer zu den coolen Kids. Trotzdem hat er größere Gruppen gemieden. Irgendwie war er eine Art Einzelgänger. Ein Rebell? Nein, Rebell wäre übertrieben. Er hatte seinen eigenen Willen. Widersprüchlich. In einem Moment noch kühl. Agierte immer durchdacht. Im nächsten Moment wurde er plötzlich hitzköpfig. Aggressiv. Seine größte Stärke war wohl immer seine Loyalität. Egal, in welchem Ärger man gesteckt hat - Brent ist immer da gewesen, um einem aus der Patsche zu helfen. Leider war genau das auch seine größte Schwäche.
    Das führt mich zurück zum Anfang. Meine Gabe. An diesem Tag ist der Streit zwischen meinen Eltern und Brent nicht nur ausgeartet. Er ist regelrecht eskaliert. Die Wortgefechte haben sich hochgeschaukelt. Irgendwann hat mein Dad Brent eine verpasst. Keine einfache Ohrfeige. Mit der Faust...mitten ins Gesicht. Aber Brent war eben ein Hitzkopf und hat sich das nicht gefallen lassen. Die beiden schaukelten sich gegenseitig in Rage bis eine wüste Schlägerei zwischen den beiden entbrannte. Mom wollte sie auseinanderzerren. Aber jedes ihrer Worte wirkte nur wie ein weiterer Tropfen Öl ins Feuer. Ich schloss mich in meinem Zimmer ein. Sicher hatte ich schon viele Streitigkeiten zwischen ihnen miterlebt, aber in diesen Dimensionen war es das erste Mal. Ich drehte die Musik laut, aber das Geschrei übertönte Alles. Ich schloss meine Augen, aber spürte wie die Wand an meiner Bettseite von den Schlägen und fliegenden Gegenständen aus dem Wohnzimmer her regelrecht bebte. Und dann? Dann brach es aus mir raus. So ein seltsames Gefühl überkam mich. Eine Mischung aus Frustration, Hass, Wut, Angst... Stellt Euch jedes erdenkliche Gefühl vor, das Ihr empfinden könnt und potenziert es um ein Vielfaches. Und dann... geschah es. Meine Hände begannen zu glühen. Strahlten eine Hitze aus. Und in der nächsten Sekunde... flogen Gegenstände durch das Zimmer. Die Tür brach aus ihren Angeln. Die halbe Wohnung wurde auf den Kopf gestellt. Der Lärm im Wohnzimmer war von einer Sekunde auf die andere verstummt. Ich hatte keine Ahnung, was mit mir passierte. Diese Mischung... dieser Cocktail aus all meinen Gefühlen war verschwunden. Was übrig blieb... war Leere. Dann hörte ich Schritte. Sie schienen sich regelrecht zu überschlagen. Ich warf einen Blick auf meine Hände. Sie glühten noch immer. Meine Eltern und Brent blieben im Türrahmen stehen und starrten mich ungläubig an. Wir blickten alle vier auf meine Hände. Dann schrie Mom lauthals drauf los. Nicht Spezielles. Sie brüllte einfach nur. Wie ich sie noch nie erlebt hatte. Dad stürmte in die Küche und griff nach dem Telefon. Und Brent? Er wusste wohl schon, was jede Sekunde passieren würde. Während Dad eine Nummer wählte, griff er sich unsere beiden Rucksäcke und stopfte wahllos ein paar Klamotten rein. Dann griff er meine Hand und zerrte mich aus der Wohnung. "Komm schon. Dad hat sich das D.U.P. gerufen!" - Das D.U.P. ist eine Art Sondereinheit für Leute wie mich. Menschen mit einzigartigen Fähigkeiten. Conduits, wie wir genannt werden.
    Von diesem Tag an waren Brent und ich nur auf der Flucht. Wir lebten auf der Straße. Stürzten von einem Desaster in das Nächste. Obdachlos. Mittellos. Irgendwann kleinkriminell und schließlich... kamen die Drogen. Dieser Zeitraum, in dem wir Alles vergessen konnten. All unsere Sorgen. Probleme. Wir lebten nur für den nächsten Trip. Den nächsten wilden Ritt durch unsere Fantasie. In eine heile Welt, in der uns Nichts geschehen konnte. Alles nach unseren Regeln spielte. Später habe ich allerdings erfahren, dass Brent dadurch in gefährliche Kreise geraten war. Um die Drogen zu bezahlen, nahm er Jobs an. Mit jedem Mal größer. Mit jedem Mal gefährlicher. Als ich davon erfahren hatte, beschloss ich wieder clean zu werden. Das mit den Drogen zu lassen. Ein für alle Mal. Die Zeit war wohl die Härteste meines Lebens. Ich hatte meine Emotionen nicht in Griff. Wurde hitzköpfig. Aggressiv. Manchmal brach es einfach aus mir raus. Und dann mussten wir wieder flüchten. Wir hatten nicht viel, also mussten wir auch Nichts zurücklassen. Nichts aufgeben. Problematischer gestaltete sich da allerdings die Suche nach einer neuen Unterkunft. Von Brücken über verlassene Lagerhäuser zu geräumten Wohnungen. War es unbewohnt, dann war es für uns geeignet. Unsere Schulden wuchsen vorerst nicht weiter. Doch wir mussten unsere Schuld nach wie vor begleichen.
    Schließlich bot sich irgendwann die Chance. Ein letzter Job. Ein Job noch und wir sollten frei sein. Konnten raus aus dieser verdammten Stadt. Vielleicht ein neues Leben anfangen. Weg von hier. Weg von alledem. Weg aus Chicago. Egal wo. Hauptsache in Sicherheit. Keine Fähigkeiten. Kein D.U.P. Keine Jobs mehr. Nur wir zwei. Nur Brent...und ich. Also nahmen wir den Job an. Eigentlich ein einfacher Botengang. Adresse aufsuchen, Tasche abholen, Tasche abliefern, frei sein. Doch als wir dort ankamen war etwas komisch. Fremde Männer waren da und suchten die Wohnung nach etwas ab. Sie schienen uns bereits zu erwarten. Bewaffnete Männer. Der Botengang entpuppte sich als Falle. Ein Köder. Keine Ahnung, was da eigentlich lief, aber offensichtlich haben sich zwei unterschiedliche Familien untereinander bekriegt. Und wir? Wir sind mitten ins Kreuzfeuer geraten. Mithilfe meiner Fähigkeiten, die ich mittlerweile zumindest ansatzweise kontrollieren konnte, gelang es uns da rauszukommen. Wir flüchteten. Ich war in der Lage mich schnell zu bewegen, wenn es darauf ankam. Sehr hilfreich. Aber leider war ich nicht in der Lage sie vollständig zu kontrollieren. Es gelang mir nur, wenn ich sehr adrenalingeladen war. Und... wann produziert man schon mehr Adrenalin als während eines Schusswechsels? Als wir uns endlich in einer Seitengasse in Sicherheit wägten, bemerkte ich allerdings, dass Brent immer schwerer wurde. Erschöpft hievte ich ihn beiseite und lehnte ihn an eine Hauswand. Die Atempause war bitter nötig. Da ich eigentlich versuchte meine Kräfte nicht zu nutzen, ist es für mich wegen des fehlenden Trainings sehr anstrengend gewesen.
    Erst wenige Minuten später bemerkte ich, dass Brent keinen Puls mehr hatte. Keinen Puls. Keinen Puls? - "Brent? Brent! Nein, nein, nein, nein, nein. Komm schon. Brent! Komm schon! Tu mir das nicht an. Bitte! Brent! Tu mir das nicht an! Komm schon, beweg Dich! Breeeent!" Zum ersten Mal seit damals... zum ersten Mal seit drei Jahren überkam mich ein regelrechter Orkan an Gefühlen. Meine Hände begannen zu glühen. Zu zittern. Meine Lippen bebten. Mein Blick verschwamm und wurde unklar. Jedes Geräusch wirkte weit entfernt und dumpf. Von beiden Seiten der Gasse kamen Leute auf uns zu. Ich weiß nicht mehr, wer es war. Ich konnte Nichts mehr erkennen. Nichts mehr spüren. Vor meinen Augen bildete sich nur noch ein neonpinkes Licht und dann eine grelle Flamme. Das Nächste an das ich mich erinnere ist, dass die komplette Seitenstraße in neonfarbenes Licht gehüllt war... bevor ich ohnmächtig wurde.







    Kapitel Zwei - Kontrolle


    Bis heute sehe ich immer und immer wieder sein Gesicht vor mir. Brent. Mein Bruder. Mein Halt. Mein Ventil. Mein Anker. Mit seiner Hilfe war es mir gelungen, mich selbst zu kontrollieren. Meine "Fähigkeiten" unter Kontrolle zu halten. Er war mein Ruhepol. In seiner Gegenwart war ich ausgeglichen. Beherrscht. Und trotzdem irgendwie ich selbst. Aber seit sechs Monaten... Nichts mehr. Eine permanente Leere. Dann wieder Zorn. Hass. Frustration. Aggression. Und schließlich wieder Leere. Ein endloser Kreislauf. Ein einziger Antrieb. Rache. Rache für meinen Bruder. Rache an denen, die ihm das Leben nahmen. Ich werde die Stadt von diesem Ungeziefer befreien. Jedes einzelne Mitglied der Akulas. Jeder einzelne Drogendealer. Jeder noch so unbedeutende Kleinkriminelle wird vom Antlitz dieser Erde getilgt. Nicht nur verschwinden. Nein. Ausgelöscht. Für immer. Nichts wird von ihnen übrig bleiben. Das D.U.P.? Tze. Die kriegen mich sowieso nicht. Seit damals werden sie immer präsenter in der Stadt. Mehr Patrouillen. Sie greifen härter durch. Jagen uns. Diejenigen, die anders sind. Besonders. Diejenigen, die Fähigkeiten besitzen. Sie sperren uns weg. Curtain Cay. So heißt das Gefängnis für uns Conduits.



    Aber mir ist das egal. Sie kriegen mich nicht. Die machen Jagd auf mich? Das wollen wir doch mal sehen. Die kriegen mich nicht. Die werden mich niemals bekommen. Ich kriege sie. Alle. Jeden Einzelnen. Keine Gnade. Für niemanden. Jeder, der mir in die Quere kommt, wird dran glauben. Komme, was wolle. Die Erfahrung musste letztens auch so ein seltsamer Typ machen. Ich glaube, er war auch Conduit. Schnell, ja. Aber nicht so schnell wie ich. Niemand ist so schnell wie ich. Er war stark. Irgendwie konnte er sich in Rauch verwandeln. Im direkten Kampf hätte ich wohl Probleme mit ihm gehabt. Aber er war einfach zu langsam für mich. Das heißt: bis gestern. Er hat mir an meinem Versteck aufgelauert. Und naiv wie ich war, hatte ich damit nicht gerechnet. Nicht damit, dass er mich ausfindig machen würde. Er hatte auf mich gewartet. Und in einem unaufmerksamen Moment hatte er mich erwischt. Eine Berührung. Eine lächerliche Berührung. Und dann wurde ich von einem Gefühlschaos überwältigt. Alle Erinnerungen... alle Emotionen... einfach Alles stürzte auf mich herein. Aber... neben all diesen Bildern kamen auch noch andere Gedanken hoch. Bilder, die ich nicht kannte. Menschen, denen ich nie begegnet und Dinge, die ich nie erlebt hatte. Einfach Alles kam zusammen. Und dann? Dann lagen wir da. Ein junger Typ. Etwa mein Alter. Vielleicht etwas jünger. Auch er schien geschwächt. Seltsam. Ich hätte schwören können, dass er gestern noch Rauch an den Händen hatte. Und jetzt? Seine Hände glühen. Genauso wie meine. Besitzt er etwa mehr als nur eine Kraft?



    Ich konnte mich etwas schneller erholen als er. Keine Ahnung, was das für ein Typ ist oder was er von mir will. Er soll mich einfach in Ruhe lassen. Also laufe ich. Vielleicht hat er mich hier gefunden, aber da wird er das bestimmt nicht. In meinem kleinen Versteck. Nicht weit von hier, aber gut versteckt. Und vor Allem weiß nur ich wie ich dahin komme. Da bin ich sicher. Da habe ich Zeit erst einmal wieder zu mir selbst zu finden. Mich zu sammeln. Zu beruhigen. Da bin ich ihm wieder nahe. Brent. Da kann ich seine Nähe fühlen. Fühle ich mich sicher. Also laufe ich los.



    Ein paar Stunden später sieht Alles wieder klarer aus. Meine Gedanken sind wieder sortiert. Aber was zur Hölle ist das vorhin gewesen? Irgendwie war ich mit dem Kerl verbunden. Ich habe gesehen und gefühlt, was er erlebt hatte. Was ihn ausmacht. Aber... wenn ich in seine Erinnerungen blicken konnte... In dem Moment bemerke ich jemanden hinter mir. "Gaaaanz ruhig. Ich will nur reden. Lauf nicht wieder weg, okay?" Er hat mich hier gefunden. "Was willst Du von mir?" "Nur reden... wie gesagt. Also lauf bitte nicht wieder weg. Ich bin Delsin. Wie heißt Du?" Was will der Kerl von mir? Wieso lässt er mich nicht in Ruhe? Aus einer Kurzschlussreaktion heraus flüchte ich wieder. Ich laufe so schnell ich kann. Wohin auch immer. Aber dieses Mal ist der Typ schneller. Er hält mit mir mit und ich schaffe es nicht ihn abzuschütteln. Schließlich kriegt er mich und es kommt zum Kampf zwischen uns beiden. Er hat tatsächlich dieselben Kräfte wie ich. Wie kann das...? Ich teil aus. Er auch. Ich laufe. Er auch. Egal was ich mache, er kann es auch. Schließlich sind wir beide so erschöpft, dass wir beide nicht mehr kämpfen können und zusammenbrechen. "Jetzt hör mich doch endlich mal zu!", fordert er mich völlig außer Atem auf. "Ich gehöre nicht zu denen. Ich will ehrlich nur reden." "Ich glaube Dir kein Wort!" So setzt sich das Gespräch noch einige Minuten fort, bis wir uns beide schließlich irgendwann beruhigt haben. "Also nochmal von vorn. Ich bin Delsin", beginnt er. "Fetch." So lernen wir uns schließlich etwas besser kennen. In den darauffolgenden Monaten ziehen wir gelegentlich durch die Stadt und machen Jagd auf die Bösen. Das heißt... bis zu dem Tag als etwas schief läuft. Bei einem unserer nächtlichen Züge geraten wir in einen Hinterhalt des D.U.P. Die Anführerin Brooke Augustine - die ironischerweise selbst ein Conduit ist - überrumpelt uns. Es gelingt ihr mich gefangen zu nehmen. Was mit Delsin ist? Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich haben sie ihn auch nach Curtain Cay gesperrt. Ich hoffe, es geht ihm gut. Wobei... momentan habe ich viel mehr Bedenken deswegen, was mir vermutlich in Curtain Cay bevorsteht...






    Kapitel Drei - Gefangenentransport


    Zwei Jahre. Zwei Jahre Curtain Cay. Eine enge Zelle. Eine weite Halle. Keine Kontakte. Augustine Brooke zwingt mich meine Fähigkeiten zu trainieren. Zu kämpfen. Wozu? Nicht den blassesten Schimmer. Vielleicht macht es ihr Spaß, die Fähigkeiten der Conduits auszuspähen. Zu sehen was sie können. Was sie zu bieten haben. Ob sie ihr nützlich sind. Wozu auch immer. In den gesamten zwei Jahren hier habe ich niemanden zu Gesicht bekommen. Dauernd muss ich an Brent denken. Und... an Delsin. Ich hoffe, ihm geht es gut. Die Zellen hier sind beengt. Es ist kaum möglich sich ausgestreckt hinzulegen. Die Toilette ist direkt neben dem Bett. Wo sollte sie auf so eingem Raum auch sonst sein? Das Essen ist kaum nennenswert. Mal abgesehen davon bekomme ich nur etwas, wenn Augustine mit meinen Leistungen zufrieden ist. Ich weiß nicht, welche Maßstäbe sie anlegt. Wozu das Ganze ist. Was sie überhaupt erwartet. Bis heute. Meine Fähigkeiten sind mittlerweile ausgereift. Und dennoch hat sich mir - seit ich hier bin - nicht eine einzige Gelegenheit geboten an sie heran zu kommen. Heute ist etwas anders als sonst. Kein Training. Eine halbwegs akzeptable Mahlzeit. Eine Dusche. Frische Kleidung. Und ein Team an D.U.P.-Agenten. Ein Laster. Nein. Ein Transporter. Ein Konvoi. Sie bringen mich weg. Laden mich ein. Im Transporter bin ich immer noch gefesselt. Kann meine Kräfte nicht einsetzen. Bei mir sieben D.U.P.-Agenten. Wie viele weitere Fahrzeuge uns begleiten... daran will ich gar nicht denken. Eine Flucht ist ausgeschlossen. Noch während meine Gedanken um diverse Szenarien kreisen. Wo ich hinkomme. Wie ich hier weg kann. Alles das. Und noch mehr. Während mir all das im Kopf herumgeistert, spielt mir einer der Agenten eine Nachricht vor. Von Augustine. "Hallo Fetch. Es freut mich, Dich bei bester Gesundheit zu sehen." Bei diesem Satz kann ich mir das Schmunzeln kaum verkneifen. "In den letzten beiden Jahren hast Du bei mir gelernt Deine Fähigkeiten zu kontrollieren. Gezielter einzusetzen. Gelernt sie zu beherrschen. Jetzt - ist es an der Zeit sie einzusetzen. Von all unseren Anwärter bist Du momentan die Interessanteste. Zugegeben, psychisch vielleicht nicht sonderlich ausgeglichen, aber Dein Temperament lässt Deine Fähigkeiten erst so richtig aufblühen. Und dort, wo Du hinkommst - wird Dir das sehr nützlich sein. Eine Arena. Sechsunddreißig Teilnehmer. Ein Überlebender. Und wenn Du es da raus schaffen solltest - verspreche ich Dir, dass ich Dich freilassen werde. Dich... und Delsin. Das sollte doch Ansporn genug sein, oder?"
    Delsin lebt! - Das ist der einzige Gedanke, der mir jetzt noch durch den Kopf geht. Ich weiß nicht, wohin ich gebracht werde. Was mich erwartet. Aber was auch immer es sein wird... ich werde es schaffen. Endlich wieder frei sein. Nicht mehr allein. Nicht mehr eingesperrt in vier engen Betonwänden. Die Hände in Stahlfesseln verschlossen. Endlich wieder frei. So richtig frei... "Gut Augustine. Du willst Temperament? Du willst sehen wie ich mich schlage? Lebe? Überlebe? Mach Dich auf was gefasst. Ausgeglichen oder nicht. Ich bin eine Bombe. Und die tickt. Unaufhaltsam." - Plötzlich überkommt mich eine Entschlossenheit... ein Gefühl, das ich lang nicht mehr empfunden hatte. Brent? Delsin? Was auch immer geschehen wird. Das ist für Euch!







    Kapitel Vier - Opferlämmer


    Der Transport hält. Die D.U.P.-Agenten zerren mich von meinem Sitz und schubsen mich aus dem Fahrzeug. Offensichtlich gibt es ihnen einen Gefühl von Stärke... Macht... mich so zu schikanieren. Wenn ich nur meine Hände frei hätte. Wenn ich nur... nur wenige Sekunden... wenige Handbewegungen und die wären Geschichte. Augustine hat ein halbes Bataillon an Agenten mitgeschickt. Scheinbar hat sich wirklich Angst vor mir. Gut so. Das sollte sie. Wenn ich hier raumkomme, ist sie fällig. Und ich werde hier rauskommen. Was auch immer sie hier mit mir vorhat. Ich komme hier raus und sie wird dafür bezahlen. Die Gefangenschaft. Die Folter. Einfach für Alles, was in den letzten Jahren passiert ist.
    Die Agenten führen mich in einen leeren Raum. Nicht sonderlich groß. Nur ein Stück weit größer als meine Zelle in Curtain Cay. Unmöbliert. Nur ein Fernsehgerät. Ich werde in die Mitte des Raumes geführt. Danach verschwinden die Agenten wieder und verriegeln ihn von außen. Per Fernsteuerung werden meine Stahlfesseln gelöst - wie schon hunderte Male zuvor in meinen vermeintlichen "Trainingseinheiten" wie Augustine es gern nannte. Dann passiert erst einmal Nichts. Ich stehe in der Mitte des Raumes. Nichts zu sehen. Nichts zu hören. Ist das etwa nur eine andere Zelle, in der sie mich wegsperren möchte? Was will sie mir damit sagen? - Ich versuche ruhig zu bleiben. Aber diese Unwissenheit reizt mich. Ich bin angespannt. Unruhig. Was hat Augustine vor? In mir baut sich das Verlangen auf loszuschreien. Augustine herauszufordern. Sie ist immerhin auch ein Conduit. Mit welchem Recht behandelt sie mich so? Behandelt sie alle Conduits so? Ich balle meine Fäuste. Bohre meine Fingernägel in meine Handballen. So tief, dass ich meinen Puls fast durch die Nägel hindurch pumpen fühle. Beiße mir fest auf die Unterlippe. So fest, dass ich mein eigenes Blut schmecke. Mein Körper bebt. Meine Hände beginnen wieder zu glühen. Meine Atmung wird hektischer. Hektischer. Ein... Aus... Ein.. Aus.. Ein. Aus. Stop! - 'Fetch. Beherrschung!' - Ich atme durch. Mein Puls rast noch immer. Ich atme noch einmal durch. Mein Puls beruhigt sich. Ich halte einen Moment inne. Schließe die Augen. Suche meine Mitte. Denke zurück an Brent. Zurück an Delsin. Positive Erinnerungen. Dann unterbricht mich eine Stimme. Der Fernseher geht an. - "Hallo Abigail! Schön Dich zu sehen." - Augustine! - "Was wollen Sie, Augustine?!" Schlagartig kochen all meine Emotionen, die ich gerade erfolgreich gedeckelt - runtergeschluckt - kontrolliert hatte, wieder hoch. Ich brülle den Monitor an: "WAS WILLST DU, AUGUSTINE!" - "Was ist los, Abigail? Wieso so verärgert? Wie wäre es mit etwas Dankbarkeit? Immerhin bist Du die Einzige, der es gestattet wurde... wie soll ich sagen... sich wohnungstechnisch zu verändern." - Sie fordert mich heraus. Sie wagt es tatsächlich, mich zu verhöhnen. Dieses Biest! Jagt mich. Sperrt mich ein. Demütigt mich und macht sich dann noch über mich lustig. "Warte nur bis ich hier raus bin, Augustine. Ich werde Dich finden. Ich finde Dich und dann rechnen wir ab." - "Nana, meine Liebe. Du bist immer so mürrisch. Dabei übersieht Du zwei ganz wesentliche Dinge. Zum Ersten biete ich Dir eine Chance, die ich noch niemandem geboten habe. Ich biete Dir die Chance wieder raus zu dürfen. Raus aus Curtain Cay. Nach Hause oder wo immer Du hin möchtest. Das obliegt ganz Dir." - Ihr hämisches Grinsen geht mir gehörig auf die Nerven. Mit jedem weiteren Wort, das sie verliert, steigen meine Aggressionen weiter an. Ich werde ihr das Grinsen schon noch aus dem Gesicht wischen. - "Dafür musst Du nur eins tun." "Wieso sollte ich etwas für Dich tun, Augustine", schreie ich sie erneut an. "Das, meine Liebe, führt mich zu meinem zweiten Punkt." Sie lehnt sich zurück in ihren Sessel und faltet ihre Hände vor dem Gesicht zusammen. Sie grinst. Blickt auf mich herab. Wortwörtlich. Sie scheint ihre Kamera bewusst so positioniert zu haben, dass sie auf mich herabschaut. Um zu zeigen, dass sie etwas Besseres ist. Unerreichbar für mich. Sie wiegt sich in Sicherheit. Dann setzt sie eine ernstere Mine auf und lehnt sich wieder nach vorn: "DU GEHÖRST MIR, ABIGAIL! VERGISS DAS NICHT!" - "Sieh mal einer an. Die Eiskönigin kann sauer werden?" Sie will Spielchen mit mir spielen. Die Unnahbare mimen. Doch dieser eine Satz eben hat mir gezeigt, dass auch sie nicht so abgeklärt ist wie sie sich immer gibt.
    Das scheint ihr allerdings ebenfalls gerade bewusst geworden zu sein. Erneut lehnt sie sich zurück. Atmet durch. Durch einen schmalen Spalt zwischen den Lippen. Kaum zu bemerken. Sie spielt immer noch. "Also Abigail. Ich erkläre Dir mal wie das jetzt laufen wird. Wieso Du aus Curtain Cay raus durftest." "Oh, ich brenne schon vor Neugier", erwidere ich herablassend. Ich habe sie einmal aus der Reserve gelockt. Vielleicht gelingt mir das auch ein zweites Mal. Wenn sie hitzköpfig wird, wird sie unaufmerksam. Wird sie unaufmerksam, macht sie Fehler. Und wenn sie Fehler macht... "Das freut mich zu hören. Die Aufgabe, die ich Dir stelle, wird Dir Einiges abverlangen. Wie ich schon erwähnt habe ist der Lohn dafür Deine Freiheit." Sie spielt mit mir. Das ist mir bewusst. Aber es ist ihr tatsächlich gelungen meine Neugier etwas zu wecken. Ich versuche ebenfalls mich cool zu geben. Sie mag ein Miststück sein, aber Augustine zu unterschätzen wäre ein schwerer Fehler. Ein Fehler, den ich einmal gemacht habe. Sicher aber kein Zweites. "Ich bin ganz Ohr." - Mein Puls rast. Meine Emotionen kochen. Meine Fäuste beben. Aber ich darf es mir nicht anmerken lassen. Ich bekomme meine Rache noch. Augustine lehnt sich wieder vor. "Braves Mädchen. Ich wusste, dass man mit Dir reden kann." Ihr selbstgefälliges Grinsen reizt mich nur noch mehr. Aber genau das möchte sie. Sie will, dass ich die Beherrschung verliere. Sie pokert mit mir. Die Frage ist, wer den längeren Atem hat. - 'Entspann Dich, Fetch.' - Aber je mehr ich versuche mich zu beherrschen, desto mehr Wut staut sich in mir auf. "Also: Du hast Curtain Cay verlassen, weil Du an einem Experiment teilnehmen sollst. Genauer gesagt an einem Turnier." "Turnier?! Was für ein Turnier?" "Nur die Ruhe, Abigail." "FETCH! ICH HEIßE FETCH!" - Meine Hände beginnen wieder zu glühen. So weit hat sie mich gebracht. Ich wollte ruhig bleiben. Ich kann mich cool geben. Aber das... kann ich nicht kontrollieren. Zumindest nicht vollständig. - "Verzeihung. Fetch", erwidert sie herablassend. "Also: in den letzten beiden Jahren haben wir beide viel trainiert." "Training nennst Du das also, hm?!" "DAS TRAINING...", fällt sie mir ins Wort, "...diente ausschließlich dazu, Dich hierauf vorzubereiten." "Wozu? Und warum ich?" "Sagen wir einfach: Du hast Potenzial. Potenzial, das ich bisher sonst nur bei einem weiteren Conduit gesehen habe." - Was redet sie? Potenzial? Potenzial wofür? Was hat sie vor? - "Nochmal. Wieso ich? Was ist das hier? Wozu das Ganze?" "So viele Fragen. Dabei musst Du eigentlich nur eins wissen." - So langsam bin ich wirklich angefressen. Ihre herablassende Art nervt mich tierisch. Meine Hände leuchten nicht mehr nur noch. Sie versprühen Funken. Das Atmen fällt mir schwer. Das Schlucken sowieso. Es ist als hätte ich einen Kloß im Hals.
    "An diesem Turnier nehmen sechsunddreißig Tribute teil." "Tribute? Was heißt das?" "Das spielt keine Rolle. Sagen wir einfach 'Teilnehmer'. Ziel dieses Turniers ist es - wie bei jedem Wettbewerb - zu gewinnen." "Und wie gewinne ich?" "Das, werte Abigail, ist ganz einfach. Indem Du die anderen Tribute ausschaltest." "Ausschalten? Das heißt... sie kampfunfähig zu machen?" - Augustine lacht lauthals los. - "So in etwa. 'Ausschalten' heißt, sie zu töten." "Töten? Warum soll ich fremde Leute töten?" "Dort, wo wir Dich hingebracht haben, ist das so eine Art Tradition. Ein Ritual." - Tradition? Was versucht sie da mir weißzumachen? Tradition, Menschen zu töten? Was soll das für ein Ort sein? - "Tollen Umgang hast Du da. Ritualmörder also, hm? Die große Brooke Augustine nur eine gewöhnliche Killerin." "Du verwechselst da etwas, Abigail." "FETCH! FEEETCH!" - Sie lehnt sich zurück in ihren Sessel und schmunzelt. - "Nicht ich werde die Leute umbringen. Du nimmst an dem Turnier teil." "Wie ich bereits sagte: Ich töte keine Fremden. Keine Unschuldigen." "Dann, meine Liebe, wird mir der arme Delsin wohl noch seeeeehr lange hier erhalten bleiben." - Delsin? Sie hat ihn? Er hat es nicht geschafft. Dieses Miststück. Sie versucht mich zu erpressen... "LASS IHN GEHEN, AUGUSTINE. WAS WILLST DU VON MIR?" - Meine Hände sind umhüllt von einem regelrechten Funkenregen. - "Das sagte ich bereits. Du nimmst am Turnier teil." "Wozu? Was bringt Dir das?" "Mir? Nennen wir es Ergebnisforschung. Ich möchte mir ansehen, was uns das Training der letzten beiden Jahre gebracht hat. Dir? Naja, das kannst Du Dir sicher denken. Wenn Du teilnimmst und brav mitspielst, wird der gute Delsin hier bei mir wohlbehalten bleiben und sich bester Gesundheit erfreuen. Vielleicht bilde ich ihn sogar aus. Wer weiß? Uuuund wenn Du gewinnst? Hm. Vielleicht ist meine Laune dann ja so gut, dass ich ihn auch freilasse? Wir werden sehen. Wie dem auch sei. Du nimmst teil. Ob Du gewinnst oder nicht... Wir werden sehen. Gleich kommen ein paar Wachleute, die Dich zur Startplattform begleiten. Wenn Du es wünschst, kannst Du sie auch gern darum bitten vorher noch einmal den Trainingsraum aufzusuchen, um die anderen Tribute zu begutachten. Ich wünsche Dir viel Glück." - Dann schaltet sich der Monitor ab. In dem Moment bricht Alles raus. "AAAAAARRRRGH! DU MISTSTÜCK! WENN ICH DICH KRIEGE, BIST DU FERTIG!" Auf einmal platzt Alles aus mir raus. Ich explodiere förmlich. Ich spüre eine nie gefühlte Kraft. Zum ersten Mal seit langer Zeit kochen all meine Emotionen hoch. Aber dieses Mal ist es anders. Ich spüre eine Energie. Mehr als nur blanken Zorn. Nackte Wut. Ungezügelte Aggression. Ein Hass... so abgrundtief verankert und rabenschwarz, dass ich ihn kaum in Worte fassen kann. Dann bricht die Druckwelle los. Pure Energie. Konzentrierter als je zuvor. Blanke Zerstörung. Und trotzdem... bis auf den Monitor ist dieser Raum... dieser Bunker völlig unbeschadet. Und ich? Ich bin etwas erschöpft. All die Energie, die ich eben noch verspürt habe... wie weggeblasen.



    Danach öffnet sich die Tür und ein paar Wachmänner treten ein. Nicht definierbar, ob sie zum D.U.P. gehören oder nicht. Aber es sind deutlich weniger als vorhin. Ein Fehler. Das könnte meine Chance sein. Wenn ich... wenn ich nur nicht so... so leer wäre. So platt und energielos. Zwei Wachen ziehen mich an den Armen hoch. Eine Dritte spricht mich an, während eine weitere Handvoll Wachen mit den Fingern am Abzug die Übersicht behält: "Miss Walker? Direkt zur Startplattform oder in den Trainingsraum?" Ich bin völlig außer Atem. Eine Verschnaufpause kann nicht schaden. Und so kann ich mir einen groben Überblick verschaffen. "Zum.... zum Trainingsraum." "Wie Sie wünschen, Miss Walker." "...Fetch...", murmele ich. Dann schleppen die Wachen mich zum Trainingsraum. "Treten Sie ein. Geben Sie uns Bescheid, wenn Sie weiter wollen." Ich nicke. Für Wachmänner sind sie ungewöhnlich freundlich. Die anderen Wachen hier scheinen weniger freundlich zu sein. Aber mir ist das egal. Ich habe nur ein Ziel. Hier raus kommen und dann bringe ich diese Schlampe Augustine zur Strecke. Zermalme Sie. Knochen für Knochen. Aber vorher muss ich mir einen Überblick verschaffen. Über meine Konkurrenz. Meine Feinde. Meine Ziele. Jeder von ihnen ist nur eine kleine Hürde auf dem Weg zu Augustine. Und Luft schnappen. Eine Pause gönnen. Kräfte sammeln. Ich muss lernen meine neue Kraft zu kontrollieren.
    Nachdem eine Weile - schätzungsweise zwei, vielleicht zweieinhalb, Stunden vergangen sind, nicke ich der Wache am Eingang zu und lasse mich zur Startplattform führen. Nur ein Blick im Vorbeigehen auf die anderen Teilnehmer. Die anderen Tribute. Ein Tribut... ist ein Opfer. Und diese Opfer.. sind für mich!



    #FreeKani

  • Ganz ehrlich: Nach dem Einleitungstext gönne ich John Cena den Sieg richtig.
    Geiler Text! :)



    #FreeKani

  • BILD dir deine Meinung - Teil I




    Angespannt rückte ich meine Brille zurecht. Und noch mal. Saß sie überhaupt schief?
    Naja, ich erwähnte es: Angespannt. So angespannt, wie man nach der ersten Line Koks auf der Redaktionstoilette eben ist. Zum Glück habe ich so eine dicke Nasenscheidewand, andernfalls hätte ich diesen Job schon längst aufgeben müssen.
    „Und? Wie sind die Reaktionen im Netz, Julian?“
    „128 Lachen, 32 Weinen, 21 Wut, 380 Staunen, 547 Wow“, las mein Online-Chef vom Stimmungsbarometer unter dem Artikel ab.
    „Und in der Umfrage, wer die elften Hunger-Games wohl gewinnt, liegst du aktuell mit 32% vorne, Kai“, frohlockte er, wohl wissend, dass das unter einem Artikel mit der Überschrift „Hunger-Games-Wahnsinn: Wird Kai Diekmann das neue Land Venezuela?“ als BildPlus-Inhalt keine allzu große Überraschung war.
    Auf den Plätzen folgten derzeit Til Schweiger mit 12% und Chewbacca mit 10%, was wohl stark mit den Beliebtheitswerten in der Bevölkerung zusammenhing – oder zumindest in der Bild-Klientel, bei Schweiger schieden sich da die Geister. Bedauerlich, dass der nuschelnde Klickgarant tatsächlich sein Hamburger Anwesen gegen den wahrscheinlichen Tod im Pulk der Hunger-Games-Kombattanten eintauschen würde – andererseits würden sich noch genug andere Softiemachos oder Machosofties mit markigen Worten und noch markigeren Satzzeichen finden, dessen war ich mir sicher.
    „Füg mal die Babsi hinzu“, wies ich Julian an.
    Zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung des Artikels waren noch nicht alle Tribute bekannt, aber die Babsi hatte Brüste, daraus konnte man beim Weiterverlinken schöne Thumbnails basteln. Ein bisschen schlecht wurde mir ja schon beim Gedanken daran, dass irgendwo in Deutschland irgendwelche fehlgeleiteten Bratzen einen Artikel zu meiner Person als Wichsvorlage nutzen würden, einfach, weil ein hübsches junges Mädchen drin vorkam, aber meine Fresse, ich war den ganzen Vormittag schon drauf, das hieß gar nichts.
    Julian fügte also die Babsi hinzu. Wo wuchsen die nur alle? Diese Babsi hatte offenbar ein Schaf, das an ihrer Seite kämpfte. Vielleicht hätte ich mir auch ein Tier zulegen sollen. Einen Adler oder etwas in die Richtung, oder ein psychisch krankes Eisbärenbaby. Da hätte man herrlich einen Song mit einer niedlichen Sängerin um die zehn Jahre machen können. Und Malwettbewerbe.
    Andererseits hatte man sich ja nun für eine Strategie entschieden – und die Klickzahlen wiesen auf eine gute Strategie hin. Mein Imagefilm auf YouTube war keinen halben Tag nach Upload im sechsstelligen Aufrufbereich, natürlich monetarisiert, und erst heute Nachmittag würde das Ganze endgültig viral gehen.
    Ich hatte ein bisschen mit Pfeil und Bogen posiert, der Rest war eigentlich hauptsächlich Tricktechnik, epische Musik und eine tiefe Stimme aus dem Off. Insgesamt wirkte ich da mit meinem Bart zwar wie ein veganer Highlander, wie Matze Döpfner nicht müde wurde, anzumerken. Aber den zahlenden Zuschauern gefiel das.
    Sogar diese linksgrünversifften Bildkritiker zeigten sich nahezu begeistert, schließlich erwarteten sie, dass meine Chancen auf einen Sieg etwa 1 zu 36 stünden. Dem war natürlich nicht so. Ich war Kai Diekmann und Kai Diekmann würde niemand so einfach sterben lassen. Ich habe über ein Jahrzehnt die meistgehasste und meistgeliebte Tageszeitung der Nation geführt, niemand hat mich umgebracht. Und dabei hätten weit mehr als 35 dahergelaufene Lebensmüde einen Grund dazu gehabt.
    Ich trat ans Fenster des geräumigen Büros, in dem sich Grünpflanzen und Papierkram in feiner Ordnung etwa die Waage hielten, und blickte der Sonne im Südosten des Axel-Springer-Hauses entgegen. Sicher, der Deal war riskant, aber er war notwendig in einer Medienlandschaft, die sich längst dem Schneller-Höher-Weiter-Mantra jedes Wettkampfes auf diesem Globus verschrieben hatte. Und die Hungerspiele waren nichts als das perfekte Abbild dieser Haltung auf einer sportlichen, spannenden und vor allem dramatischen Ebene. Nicht, dass der Tod keine Option gewesen wäre. Aber im Zweifel sollte es dann doch mein eigener Tod sein – und nicht der einer Idee, die größer war als ich.


    Ich trat vom Fenster zurück. Am Abend würde ich dieses Gebäude verlassen, am Sicherheitsschalter vorbei, von jedem mit höflichem Nicken bedacht, wie jeden Tag. Und es war völlig ungewiss, ob ich noch einmal an diesen Ort, in mein zweites Zuhause, zurückkehren würde.

  • Wossap und Redewendehammer bisher mit hervorragenden Einführungstexten. So macht das Spaß! :)



    #FreeKani



  • 12 Jahre
    Amnestie
    Grelles Licht, schlagartig. Eine verwirrende Menge an Geräuschen, schreien, so laut, so durcheinander. Ich achte nicht darauf aber es könnte genau so gut stille sein. So stelle ich mir den Tod vor. Tod bin ich aber nicht.
    Ich schreie meinen Männern Anweisungen zu, sie verlasen den Zug. Ich checke nochmal die Uniform, meinen Schlagstock, meinen Taser. Dann gehe ich langsam raus. Aufstand in Distrikt 7, Holzbearbeitung. Der Auftrag ist klar: die Krachmacher niederschlagen, die Organisatoren liquidieren. Meine Männer liquidieren jeden. Jeden. In ihren Augen ist jeder Aufständige ein Organisator. Wenn das Kapitol es ihnen sagen würde würden sie sich selbst für Organisatoren halten. Vollidioten. Ich weiß, dass ein Großteil dieser Menschen unschuldig ist. Das vielleicht jeder unschuldig ist. Das vielleicht wir die bösen sind. Aber das spielt keine Rolle mehr für mich, es ist zu spät.
    Ich schreite langsam voran durch die Stadt und sehe wie meine Männer Kinder, Frauen und Rentner zusammentreiben, ich hebe den Arm und mache eine Geste, die Friedenswächter holen ihre Schilde raus und treiben sie in Häuser. Sie sollen nicht mitbekommen was hier passiert.
    Ich höre Schüsse. Eins. Zwei. Drei. Ich renne los. Alte Knochen. Meine Männer haben keine Schusswaffen, die können es also nicht gewesen sein. Ich renne auf eine Farbikanlage zu, hier wird edles Papier hergestellt, es arbeiten hauptsächlich Frauen hier weil der Job zwar anstrengend ist, allerdings weniger anstrengend als die Bäume zu fällen und sie zu transportieren. Das wäre keine Arbeit für mich, ich bin zu alt. Ich betrete die Fabrik und höre ein kleines Kind, ein Mädchen, schreien. Ich laufe zu der Lagerhalle aus der der Schrei kommt.
    Als ich reinkomme sehe ich zwei unserer Männer tot auf den Boden liegend. Die Waffe liegt auf den Boden, einer meiner Männer steht noch und bedroht das auf dem Boden kauernde Mädchen, vielleicht 5 oder 6 Jahre alt, blonde Haare mit aschgrauen Strähnen. Ein zerfallenes Gesicht. Sie erinner mich mit ihrer Art an Sana. So ein quatsch, ich bin nicht hier um Rührselig zu werden, so einer bin ich nicht. So einer war ich nie.
    Ich nicke meinem Mann zu, er sagt mir das Mädchen hätte die Waffe besessen, sie hätte um sich geschossen und die Kugeln hätten unsere Männer getroffen, er hätte auch einen Streifschuss abbekommen. Als ob mich das interessiert. Er sagt sie müsse liquidiert werden, Schusswaffen seien illegal. Er hat recht. Ich vermute bis heute das Mädchen hat ihre Mutter in der Fabrik gesucht, wurde von meinen Leuten überrascht und hat geschossen. Woher sie die Waffe hatte weiß ich nicht.





    In der Gegenwart


    Ich bin wirklich ein alter Mann geworden. Ich sitze klischeehaft in meinem Schaukelstuhl auf der Terasse und sehe wie die Sonne langsam über den Bäumen aufgeht. Bäume gibt es hier genug. Noch ist keiner wach, die Holzfäller stehen erst später auf weil sie den Tau abwarten. So friedlich ist es hier jeden morgen. Alles wie jeden morgen. Ich gehe rein, in 10 Minuten kommen die Arbeiter dann wird es laut. In 15 Minuten kommen die Kinder. Die beiden sind süß, sie ist jetzt 15, er ist 12. Jeden morgen bringen sie mir die Zeitung, dann setzen sie sich an meinen Küchentisch, ich mache ihnen Kakao, ich mache mir einen Kaffe und setze mich und lese Zeitung wührend sie im Haus spielen. Genau 20 Minuten später gehen sie wieder, sie bedanken sich bei mir und geben mir einen Kuss auf die Wange. Ich weiß wirklich nicht ob sie sich an damals erinnern kann, ich hatte mein Visier unten, sie hat mich nicht sehen können. Und trotzdem kommt sie seit 11 Jahren her. Seit meiner Rente. Meine Rente. Wenn man es denn so nennen kann.
    Heute ist die Ernte. Aus dem Alter gezogen zu werden bin ich seit 31 Jahren raus. In einigen Wochen werde ich 49. 49. Furchtbare Zahl. Älter als alle hier aber jünger als alle da draußen. Viel zu alt für diese Welt.
    Ich gehe raus um joggen zu gehen, irgendwie muss ich die Zeit bis zum tot ja rumkriegen. Auf meiner Waldstrecke grüße ich jeden. Keiner grüßt zurück. Sie ahnen wer ich bin. Vielleicht wissen sie es sogar. Die beiden Kinder sind die einzigen Menschen die mit mir sprechen. Er heißt Jona, sie heißt Annis. Ich laufe durch die Kiefern, Eichen, Birken. Alles fürs Kapitol. Die alten Zeiten, ich vermisse sie nicht. Es war ein Job mehr nicht. Ein Job in den ich nicht gezwungen wurde aber ein Job in den mich das Schicksal geschoben hat. Pah Schicksal. Ich werde alt. Ich denke schon an so einen Schwachsinn wie Schicksal. Schwachsinn.
    Nach dem Joggen ziehe ich mich um, schwarzer eng geschnittener Anzug, schwarze Krawatte, schwarze Hose, weißes Hemd. Und Wanderschuhe. Ich hasse Anzugsschuhe, einfach unpraktisch die Dinger. Ich gehe langsam los, ausdrucksloses gehe ich auf die Menschenmasse zu. Einige flüstern. Wie jedes Jahr.
    Die Zeremonie beginnt, ein aufgeplusterter Heini namens Jeoffrey betritt die Bühne. Blaues Haar, pink glitzernder Anzug, gemachtes Kinn. Typischer Kapitol-Schnösel, zum kotzen. Er grinst, lässt das Video abspielen das jedes Jahr läuft, kündigt großartig eine Ansprache vom Präsidenten an, alles wie immer. Dann mischt er die Kugeln, es gibt nicht viele, es gibt nämlich nicht viele Kinder. Als Mädchen wird eine 18 Jährige gezogen, sie sieht fit aus, vielleicht stirbt sie nicht direkt am ersten Tag. Dann die Jungen. Jona Patek. Sie nehmen den Jungen nud ziehen ihn nach vorne. Er ist jung. Zu jung. Und ich bin zu alt.


    12 Jahre in der Vergangenheit
    Sie muss liquidiert werden, ich nehme die Waffe auf und zittere. Es wird heiß, alles Altererscheinungen. Wie Sana sieht sie aus. In meiner Illusion. Soweit wie ich mich noch an sie erinnern kann. Sie ging jung. Weg mit den gedanken, wer bin ich denn. Ich bin Führer dieser Einheit. Ich versuche abzudrücken doch meine Hände zittern zu sehr. Ich kann nciht abdrücken, mein Kollege guckt mich an. Es ist mein Job. Ich drücke ab. Es knallt. Doch niemand fällt.


    Gegenwart


    Sie kommen an mir vorbei mit dem Jungen und ich halte den Friedenswächter fest. Sehr fest. So fest wie meine alten Hände ihn nur halten können. Ironisch, ein wenig wie die Wuzeln hier in Distrikt 7. Ich gucke ihn durch sein Visier und nicke ihm zu. Sie lassen den Jungen los und ich gehe wortlos nach vorne. Alle gucken sie mich an. Manche schockiert, manche ehrfürchtig, manche einfach nur dumm. War das einzig logische. Idioten.
    Ich steige auf die Bühne, Jeoffrey fragt mich nach meinem Namen. Er wirkt konfus und bewahrt seine Haltung. Noch ein Idiot.
    "Ist mein Name denn wichtig?" frage ich mit verzogenem Gesicht und knurre kurz.
    "Ähm ja, also ja es wäre schon wichtig" stammelt der Typ raus. Eingeschüchtert. Weichei.
    Ich sage mürrisch, bestimmt "Dann nennt mich einfach Jon Doe".



    Die Vorbereitung


    Das Zugbateil ist ganz schön luxuriös. Ich hasse Luxus. Und Züge. Die erinnern mich an meinen Ex-Job. Ich sollte in den Speisewagen gehen, was essen. Aber da sind dann dieser Jeoffrey und das verängstige andere Tribut. Also besser nicht. Die Zufahrt übergeht und nach einem Tag bin ich angekommen. Alte Heimat.
    Das Kapitol. Alles glänzend und Bund und "stilsicher" wie die Leute es hier bezeichnen. Potthässlich. Ich weiß ziemlich genau wo ich bin, ich kenne mich hier aus. Rein ins Gebäude, in den Aufzug. Etage 7, passend zum Distrikt. Dämlicher Kitsch.
    Schritt für Schritt ins Zimmer. Ziemlich viel kleine Spielerein gibs hier. Ich lasse alles wie es ist, lege mich auf die Decken ins bett und fange an zu schlafen.


    Traum
    Helle Blitze. Überall. Eine Lagerhalle. Die Lagerhalle. Ich hatte danebengeschossen. Ich.
    Ich falle auf den Boden. Ich konnte es nicht.
    Schwächling.


    Wach
    Scheiße geschlafen. Also so richtitg scheiße. So richtig richtig scheiße.
    Scheiß drauf, auf gehts. Langsam aufstehen, der Kreislauf. Fuck ich bin wirklich extrem alt. Obwohl ich es eigentlich nicht bin.
    Hier gibt es überall Leute die älter sind als ich, überall im Kapitol. Außerhalb gibt es garkeine die nur ansatzweise so alt sind wie ich. Jeder stirbt wegen der Überarbeit. Oder dem Hunger. Oder den Krankheiten. Oder den Hungerspielen. Die Hungerspiele.
    Heute ist Vorbereitungstag, ich ziehe das gleiche Hemd wie gestern an. Und die gleiche Hose. Ich gehe nach unten, nehme die Treppe. Wir haben 3 Tage um fit zu werden. Ich bin fit. Aber die jungen Hüpfer sind fitter. Ich habe garkeine Ansprüche zu gewinnen, aber zumindest so lange überleben um etwas zu zeigen.
    Die Wächter die mich begleiten sind sehr jung, Vermutlich gerade aus der Ausbildung raus. Vor uns ist eine Tür mit Pincode. Den sie natürlich nicht kennen. Idioten. Nachdem es letztes Jahr angeblich Hackerangriffe gab hätten sie vielleicht mal die Sicherheitssysteme neu einrichten sollen. Haben sie aber natürlich nciht. Seit vielen Jahren nicht mehr, das Kapitol ist nichtmehr was es mal war.
    Ich tippe den Code ein, er ist Tagesgebunden und ich kenne die Umrechnung auswendig. Die Tür geht mit leichtem knarren auf. Sollte mal geölt werden. Die Jungs gucken mich komisch an aber sind verunsichert und folgen mir einfach weiter. Herdentiere.
    Der Übungsraum ist voll. Wirklich wirklich voll. Ich habe nicht vor mit wem zu reden.
    Ich gehe zu einem der Cardio Geräte und fange an zu laufen. Schritt für Schritt. Jeder hier ist fitter als ich. Kein Wunder.
    Ein Mädchen, um die 20, sitzt konzentriert da. Sie erzeugt etwas nicht sehbares, nicht fassbares. Macht. Kein Gegner den ich mir wünsche. Etwas weiter entfernt jemand in meinem Alter. Mit einem Körper wie ein 20-Jähriger Profi Athlet. Sieht aus wie frisch geboren der Typ. Nahe bei mir ein ziemlich dicker Typ. Der einzige den ich direkt töten könnte. Fett, unsportlich, niemand der freiwillig hier ist.
    Ich laufe weiter. Ich denke über die Leute im Distrikt nach. Ob der Junge seine Schwester umarmt. Ob sie spielen. Ob sie immernoch zu meinem Haus gehen. Wohl kaum. Ich bin nur ein alter Mann bei dem sie Kakao hatten.
    Ich steige vom Laufband und bewege mich auf die Waffen zu. Der fette Typ schwingt ein Breitschwert, hält sich wohl für nen Ritter oder so. Ich schlage ihm mit einem Schlagstock schnell das Schwert aus der Hand. "nicht das du jemandem wehtust" sage ich und drehe mich um und gehe zu den Übungsdummies. So ein Schlagstock hat schon kraft in sich. Eigentlich ganz einfaches Stück Metall, nichts anderes. Aber verstärkt die Kraft enorm. Sehr effektiv. Von Schwertern und Bögen halte ich nicht viel. Alles womit man schnell zuschlagen kann liegt mir. Wer zuerst zuschlägt gewinnt. Wenn nicht schlägst du nicht doll genug. Der erste muss sitzen.
    Ich prügle ein wenig auf die Dummies ein. Dann wieder Cardio. Dann wieder prügeln. Das immer abwechselnd 2 tage lang.


    2 Tage später


    Nach den 2 Übungstagen fühlte ich mich erschöpft. Jetzt habe ich gleich die Anhörung. Dort werden einem Punkte verteilt die bestimmen wie gefährlich die Tribute sind.
    Ich werde aufgerufen. Ich gehe rein und sehe wie sie mich nur kurz angucken, dann sich wieder ihrem Essen zu wenden. Ich krieg eh nichts zustande.
    Haben sie nicht unrecht, ich bin erschöpft, ich werde mich also ausruhen. Ich starre sie an. Jeden einzelnen dieser Bastarde. Sitzen dort oben und organisieren wie sie möglichst klug Leute abschlachten können. Ich gucke jeden einzlnen an, manche gucken zurück und drehen dann ihren Kopf weg. Feiglinge. Ohne ihren Schild wären sie nichts.
    Der Schild. Ich gehe zum Sicherungskasten, gebe den Code ein. Das System sollten sie wirklich mal ändern. Der Schild fällt aus. Jetzt sind sie ungeschützt. Ich gucke sie an, sie gucken mich an. Angespannt. Der Timer ertönt, es ist zuende. Ich gehe raus. Sie gucken mir hinterher.
    Die haben Augen gemacht
    Morgen gehts los..

    "Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen....sie brauchen nur ein paar Waffen" [I]Longinus[/I]

  • Mühsam steht er von seinem Esstisch auf und begibt sich in Richtung seines Wohnzimmers.
    Sein Gesicht ist gezeichnet vom Alter, er sieht müde und emotionslos aus. Zulange war er alleine. Zulange war er einsam.
    In der Türschwelle hält er inne, fühlt mit den Fingerkuppeln die Beschaffenheit des Holzzargen, welcher vor langer Zeit noch so mit Leben gefüllt war.
    Er seufzt.
    So langsam verblassen die Erinnerungen an sein früheres Leben, es fällt ihm schwer sich das Gesicht seiner Frau vor Augen zu halten. Sein Blick schweift nochmal zurück zum Tisch.
    War es nicht erst ein paar Sekunden her, dass er sich das Hochzeitsfoto angesehen hatte?
    Der Rahmen zeigt nicht in seine Richtung und so begibt er sich weiter in Richtung seines alten Sessels. Hier verbrachte er die meißte Zeit des Tages.
    Neben dem Sessel stand sein Telefon, er mochte es und hasste es zugleich. Es war kein neumodisches Model wie es die Jugend heutzutage hatte.

    Es erinerte ihn an früher und für einen kurzen Wimpernschlag huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Doch so schnell es erschien, so schnell war es wieder fort.
    Er nahm die Staubschicht über den Hörer war. Zulange blieb das Telefon stumm. Zulange war er alleine. Zulange war er einsam.
    Er wusste das irgendwas passieren musste. Irgendwas musste sich ändern.
    Oder enden.
    Er fasste einen Entschluss. Adrenalin pumpte durch seinen Körper, selten war er so wach wie heute. Er wusste was zu tun war. Er war im Einklang mit sich selbst. Er war bereit.
    Heute würde er es beenden.
    Er ging, so schnell ihn seine alten Beine trugen, in Richtung seinens Schlafzimmers und sah die blaue Packung. Er nahm nichts anderes war. Das Blau durchbohrte seine Seele und vernebelte seine Gedanken. Er würde friedlich einschlafen, murmelte er während er die Schlaftabletten in seiner Handfäche zählte. Friedlich einschlafen.
    Er war bereit. Mit einer Handbewegung waren die Tabletten in seinem Mund verschwunden. Er hielt inne. Grunzte.
    Wie sollte er die Tabletten ohne Wasser runterschlucken?
    Noch mit den Tabletten in Mund begab er sich in Richtung seiner Küche, nahm sich ein Glas aus dem Wandschrank und hielt es unter den Wasserhahn.
    Während er darauf wartete, dass das Glas sich füllte, warf er einen Blick auf die Tageszeitung, das Titelbild war riesig und die Schrift stach hervor wie er es selten erlebt hatte.
    Er drehte die Zeitung in seine Richtung und konnte nun die Überschrift lesen.


    HUNGER GAMES

  • Überschrift




    „Mein Name ist Babsi und ich werde leben“


    Sie hatte diesen entschlossenen Blick während sie ruhig, beinah wie in Trance die Worte aussprach; obgleich der beängstigten Situation in der sie sich wiederfand wirkte sie ausgeglichen, beinah befreit. Ich habe nie etwas Vergleichbares gesehen oder auch nur davon gehört. Dies war aber auch mein erstes Jahr. Vor kurzen beendete ich meine Ausbildung und die 11. HungerSpiele sollten meine Feuertaufe werden. Unmöglich kann ich diese Spiele vergessen. Nie werde ich diesen Blick und diese Augen aus meinem Kopf bekommen.
    Sie stieg widerstandslos in den Lift, drehte sich um und es schien, als würde sie jeden Anwesenden direkt in die Augen blicken, während sie diesen Satz formulierte: „Mein Name ist Babsi und ich werde leben“. Das Blut in meinen Adern gefriert noch immer wenn ich nur an diesen Moment denke, an diese Energie die den Raum förmlich zu erdrücken schien. Und dann war da dieses Schaf. Keiner wusste was es mit dem Schaf auf sich hatte, besonders gefährlich wirkte es nicht, aber es wich nicht von Babsis Seite und folgte ihr in den Fahrstuhl. Es war ein wirklich obskurer Anblick.
    Dann setzte sich der Lift in Bewegung und verschwand. Und mit ihm Babsi.




    Babsi saß auf ihrem Platz und starrte angespannt auf den Stift in ihrer Hand, während sie sich tiefer in das Sitzpolster ihres Sitzes drückte. Sie befand sich im inneren eines Busses der sie sicher zur Arena bringen sollte. „Sicher“. Babsi musste kurz schmunzeln bei den Gedanken wie die letzten Tage jeder in ihrem Umfeld auf Ihre Sicherheit bedacht war, nur um sie an den wohl unsichersten Ort, den sie sich vorstellen konnte, zu transportieren. Pardon, deportieren. Babsi strich das Wort „transportieren“ aus ihrem Notizheft, dermaßen übertrieben bis es nicht mehr lesbar war, um es anschließend zu ersetzen. „Deportieren trifft es besser“ sagte sie mit leicht gereizter Tonlage und betrachtete den Knaben auf der Gegenüberliegenden Bus Seite. Er fühlte sich wohl bei etwas ertappt und wendete seinen Blick verlegen ab. Bei dem schwachen Licht konnte sie nur Konturen erkennen. Es schien als würde die dunkle Nacht in den Bus dringen, um das dunkelste im Menschen hervorzubringen. Vielleicht war das etwas Gutes, bedenkt man was bevorstand.


    Die Fahrt zieht sich nun schon 10 Minuten und die anfängliche Angespanntheit wich erst Langeweile, um sich dann in einem entnervten und auffällig lauten Luftausstoßen zu entladen. Babsi drückt ihren Körper aus der viel zu weichen Sitzbank und versucht sich umzusehen. Der Bus wirkte gespenstig, er wirkte trotz der ihr unbekannten Insassen von Menschlichkeit verlassen. Sie konnte nicht viel erkennen, zu dunkel war es im Bus und das wenige Licht, welches bis zu ihr und den anderen vordrang, war das blasse Licht des Mondes der in dieser Nacht, passend zum Anlass, einen leicht orangen Stich hatte. Es kam ihr merkwürdig vor, konnte sie doch gut im dunklen sehen. Ein letzter Versuch sich an das dumpfe Schwarz zu gewöhnen endete mit brennenden und tränenden Augen.
    Babsi rieb sich selbige und träumte einen Momentlang von Boracay, den weißen Sandstrand und das rauschen des türkisen Meeres. Für einen Augenblick schien es, als wäre sie tatsächlich dort. Sie spürte die warme Sonne auf ihrer Haut, den Sand zwischen den Füßen und sie roch das Meer...
    Entgeistert starrte sie wieder aus dem Fenster in die Dunkelheit und lauschte dem brummen des Motors. Sie konnte es noch nicht wissen, vielleicht erahnen, aber dieser Tagtraum würde für eine lange Zeit das schönste sein, was sie sehen und fühlen sollte.
    Nach weiteren 10 Minuten bog der Bus in eine Seitenstraße und die weitläufige Straßenbeleuchtung blendete sie. Babsi wurde aufmerksam und sah zum Mann auf der Sitzbank ihr Gegenüber. Dieses Mal konnte Babsi den Mann erkennen, sie konnte sein Gesicht sehen. Es war da, dann weg, wieder da und verschwand dann wieder in regelmäßigen Intervallen, bestimmt durch den Abstand der einzelnen Straßenlaternen und ihrer Lichtkegel. Sie konnte sanfte Gesichtszüge und neugierige Augen erkennen. Der Bus stoppte.


    Ohne ein Wort zu verlieren stiegen alle Insassen aus dem Bus. Babsi fand sich auf einem gut ausgeleuchteten Platz, vor einem sich imposant aufbäumenden Bauwerk wieder. Es wirkte fremd und fehl am Platz. Die Fassade war zerklüftet und hinter den wenigen Fenstern wachten aufmerksame Augen über jedes Muskelzucken. „Folgen sie mir… bitte“. Babsi drehte sich um und erblickte einen untersetzen alten Herrn der in Begleitung von einem Dutzend bewaffneter Wachleuten war. Unter ihnen schien auch der Mann aus dem Bus zu sein, doch das kümmerte Babsi nicht weiter. Die Gruppe setzte sich in Bewegung und in Begleitung des Mannes gingen sie durch den Eingang ins Innere einer gut gesicherten Anlage. Babsi holte tief Luft und versuchte sich auf das wesentliche zu besinnen um möglichst ruhig und gelassen zu wirken.
    Sie kamen in einer großen Halle in der sich das Echo ihrer Schritte verlor. Als sie zum Stillstand kamen war es gespenstig still. „Ähm entschuldigen Sie. Sir… ich hätte da eine Frage“ Babsi trat vorsichtig aus der Gruppe und ging auf den alten Mann zu. Dieser schien nicht erfreut über den forschen Vorstoß und grummelte ihr ein liebloses „was ist denn jetzt noch“ entgegen. „Mein Schaf. Ich würde gerne, nein ich will erfahren wo mein Schaf sich in diesem Moment aufhält!“ Ungläubig kniff der Mann die Augen zusammen „Ihr Schaf?“ „Genau, mein Schaf. Es geht mir etwa bis zu den Knien, ist weiß und hat wolliges Fell. Halt ein Schaf“. Der Mann fühlte sich auf den Arm genommen und wurde lauter „ich weiß nicht wo ihr scheiß Schaf ist. Und jetzt Schluss damit!“ Babsi spürte wie Wut aufstieg und machte einen weiteren, dieses Mal schnelleren und größeren Schritt auf den Mann zu.
    Ihr Schaf wartet auf sie im Abfertigungszimmer, wenn sie mir folgen möchten bringe ich sie jetzt genau dort hin“. Babsi blieb stehen und drehte sich um. Eine Frau im weißen Kittel, Mitte 30 stand hinter der Gruppe und richtete ihre Brille. „Wollen wir?


    Babsi folgte der Frau. Sie wirkte müde und hatte eine Ausstrahlung, die jedem klar machen sollte was sie von anderen, in ihren Augen niederen Menschen hält. Immerhin weiß sie wo mein Schaf ist dachte sie. Sie gingen einen schier endlosen Flur entlang, links und rechts vereinzelte Türen ansonsten kalt und leer. Vor ihr die Frau und hinter Ihr die drei Wachen.
    Die Frau blieb vor einer Tür stehen, öffnete diese mit der Magnetkarte um ihren Hals und trat, gefolgt von Babsi und den Wachen, hinein. „Ihr Schaf wird gleich zu Ihnen gebracht, wenn sie in der Zwischenzeit so nett währen und sich umziehen könnten“. Die Frau deutete auf eine Umkleidekabine. „Ihren Kampfanzug finden sie dort drinnen“. Babsi fühlte sich merkwürdig. Ihr Schaf wird gleich zu Ihnen gebracht, eigentlich mochte Sie das Schaf gar nicht. Sie hatte nur das Gefühl, sie würde es nochmal brauchen.


    Babsi trat aus der Kabine. Ihr Blick wanderte durch den Raum und blieb beim Schaf stehen. Da ist es, mein… Schaf. „Bitte hier hinein und auf das Signal warten. Ertönt das Signal schließen sich die Türen und dieser Lift bringt sie in die Arena. Ich wünsche Ihnen viel Glück“. Die Frau schien gestresst und blickte auffällig oft auf ihre Uhr. „Na machen sie schon“. Babsi tritt vor und stellte sich widerstandslos mittig in den Lift, das Schaf folgte ihr und legte sich rechts neben ihr auf den Boden. Dann war es so weit, Babsi vernahm einen lauten Signalton und die Tür schloss sich. Einmal tief einatmen, einmal tief ausatmen. Sie versuchte sich zu beruhigen und wiederholte die Prozedur. Einmal tief einatmen, einmal tief ausatmen. Es brachte nicht viel, sie konnte nichts gegen das Herzklopfen tun. Babsi dachte nach: OK, was soll ich tun -Einmal tief einatmen, einmal tief ausatmen. Sie blickte auf den Boden zum Schaf. „Irgendeinen Vorschlag? Keiner? Dachte ich mir schon“.
    Der Signalton verstummte, was Babsi noch nervöser machte. Sie löste den Blick vom Schaf und schaute in den Raum vor sich. Sie fixierte nichts, keinen Gegenstand, kein Gesicht, sie blickte einfach in die Leere. „Mein Name ist Babsi und ich werde leben“. Sie wusste nicht warum sie es gesagt hatte, doch es gab ihr Kraft und das Gefühl bereit zu sein. Dann setze sich der Lift in Bewegung…




  • Rechtschreibfehler sind von irgendjemandem gemacht, von allen übersehen oder so gewollt!







Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!