1. Intro
2. Gerüchte 2.0
3. Killemall
4. Elysium
5. Friedhof der Kuscheltiere feat. Azad
6. Hardline
7. Ich repräsentier feat. Hanybal
8. König im Schatten
9. Paranoia
10. Tunnelblick
11. Wenn ich
12. Geboren und gestorben hier feat. Credibil
13. Menace To Society
14. Nachtschicht 3.0
15. Licht
16. Tödliches Versprechen
Knapp fünf Jahre mussten ins Land ziehen, bis Fans von Manuellsens Raps wieder ein klassisches Rapalbum geliefert bekommen. Während der Ruhrpotter sich mit diversen Gesangsprojekten die Zeit vertrieb, ging es in der Deutschrapszene ziemlich heiß her: Stadtverbote, rassistische Beleidigungen und Gewaltandrohungen gingen aber auch an Manuellsen nicht vorbei und mit "Killemall" verspricht er, auf Albumlänge mit allen abzurechnen, die ihm in den letzten Jahren auf die Nerven gegangen sind. Ob wir das wirklich hören wollen?
Das melodische Piano im "Intro" lässt mich erst mal verwundert sitzen, denn nach all den vorab getätigten Versprechungen bezüglich der Härte der Platte hätte ich einen anderen Einstieg erwartet. Kaum denkt man diesen Gedanken zu Ende, entwickeln sich aber auch schon die brachialen Synthies und Manuellsens tiefe, druckvolle Stimme erscheint, wirft mit Phrasen wie "Ich hab tausend mal gefragt und wurd' tausend mal gefickt/ Heut versau' ich euch den Spaß, ihr kriegt es tausendfach zurück"(Manuellsen auf "Intro") um sich und macht deutlich, worum es auf "Killemall" gehen wird. Als wären Cover und Titel nicht schon vielsagend genug. Es geht ähnlich weiter, denn "Gerüchte 2.0" ist eine Ansammlung sämtlicher Vorwürfe, die in jüngster Vergangenheit gegenüber Manuellsen geäußert wurden: Während er im ersten Part noch aus der Sicht eines Rapfans erzählt, klärt er im zweiten Part alle aufgestellten Behauptungen auf und macht bestmöglich klar, dass er sich nichts gefallen lässt.
"Yeah, Respekt, wenn du dich hochgepusht hast/
Aber nicht, wenn du dich hochgelutscht hast/
Ich trag meine Haut wie 'ne Krone, daran ist nichts falsch/
Die nächste Beleidigung, die endet mit 'nem Stich in Hals/"
(Manuellsen auf "Gerüchte 2.0")
Auf Tracks wie dem eher deepen "Könige im Schatten" zeigt der Rapper auch gerne noch sein Gesangstalent, was man bei der Brutalität und erschreckenden Kompromisslosigkeit des Albums stellenweise tatsächlich vergessen könnte, obwohl ein mit RnB Stimme gesungenes "Ich wünsche euch den Tod" (Manuellsen auf "Killemall") irgendwie ein bisschen paradox wirkt. "Menace to Society" ist vollgepackt mit Anspielungen auf den gleichnamigen Film und weitere Filmpunchlines finden sich, neben einem hervorragenden Gastpart von Azad – der die Lust auf dessen längst überfälliges neues Album "Nebel" noch erhöht – auch auf "Friedhof der Kuscheltiere". Der Track "Hardline" beginnt mit einem übermäßig stressigen Beat, dessen Instrumental zu Beginn leicht an einen schlechten Technotrack erinnert, nur, um sich dann in einen typischen amerikanisch inspirierten Gangsterrapbeat zu verwandeln. Die musikalische Untermalung der ganzen Platte wirkt generell wie eine Mischung aus klassischen Deutschrapinstrumentals und Trapbeats, was schon auf vielen aktuellen Releases versucht wurde, aber hier erstmals wirklich gut gelingt. Den perfekten Rundumschlag stellt "Tunnelblick" dar, denn es wird sich wohl kaum ein Rapper finden, der sich hier nicht irgendwann angesprochen fühlt und vor allem der erste Part ist vollgepackt mit Anspielungen an legendäre Straßenraptracks der Vergangenheit:
"Jetzt kommt mein Bezirk, Mois und der Rest kann gehen/
Ich feuer wild durch die Menge, treffe 6 von 10/
Das ist mein Block und ich erheb mich wie ein Phoenix/
Bandog-Flow, alles was sich mir in den Weg stellt, töt' Ich/
"M" macht wieder Jagd auf zugekokste Nutten/
Die denken, dass Carlo sie beschützt/
Warnung Mois, ich drück sie, friss deine eigene Medizin – Check/
Ich nehm dir Alles weg und du kannst nicht in den Krieg/"
(Manuellsen auf "Tunnelblick")
Fazit
Rappen kann er, singen kann er, gute Beats hat er auch, warum muss es dann so ein feindseliges Album werden? Natürlich hört man sich gerne mal einen Track voller Gepöbel und Abrechnungen an, aber ob ein Rundumschlag gegen Deutschrap auf Albumlänge wirklich sein musste, wage ich zu bezweifeln. "Killemall" klingt so, wie das Cover aussieht: dunkel und blutig, aber professionell, und qualitativ hochwertig produziert. Manuellsens tiefe Stimme ist natürlich Geschmackssache, aber wer etwas damit anfangen kann und nicht prinzipiell jede Form von RnB-ähnlichem Gesang als "weich" abtut, dem könnte "Killemall" in geringen Dosen ebenso zusagen wie solchen Leuten, die gerne von gefickten Müttern, Stichen und Schüssen hören. Für alle anderen gibt es immer noch das großartige Azad-Feature. Lieber Manuellsen, in Zukunft bitte wieder etwas weniger Gewaltfantasien und etwas mehr Musik, denn das kannst Du doch eigentlich ganz gut.
El-Patroni (David)
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