VBT-Portraits: Frank Hemd

  • Es ist wieder soweit: Das VBT steht im Viertelfinale, langsam haben sich die Besten der Besten des diesjährigen Teilnehmer gefunden und nach einigen großartigen Duellen geht es nun endgültig in den finalen Kampf um den Turniersieg, den Flug nach Miami und die Alben-Produktion. Grund genug also, die acht Charakter, die im Viertelfinale noch übrig geblieben sind, ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen und sie Euch einmal detailliert vorzustellen: Immerhin sind ja nicht nur ihre Battles interessant, sondern auch ihre bisherige musikalische Leistung, ihr Stil, ihre Diskographie. Was macht diese Rapper aus? Warum waren sie bislang so erfolgreich im Turnier? Was gibt es von ihnen sonst noch zu hören? Diese Frage sollen die VBT-Portraits nun klären, indem wir uns einmal ausführlich Zeit nehmen, um den Werdegang, den Stil und ein besonders hervorstechendes Release zu besprechen. Immerhin ist VBT ja kein reines Battle-Event, sondern auch eine Talentschmiede für Newcomer und aufstrebende Musiker. Was die letzten Acht dieses Turniers in petto haben, werden wir nun also genauer unter die Lupe nehmen.


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    Werdegang


    Irgendwie ist es schwer nachzuvollziehen, woher dieser Frank Hemd eigentlich gekommen ist. Gut, einen RBA-Account besitzt er seit 2010, im VBT 2013 hat er sich auch kurz blicken lassen, wobei sich in beiden Turnieren nicht unbedingt abgezeichnet haben dürfte, was da derzeit im VBT passiert. Das gelungene Erstlingswerk, hörig auf den Titel "Frank Hemd geht ab wie alte Klebezettel" war leider in den Weiten des Internets schon nicht mehr so recht auffindbar und demnach nicht mehr hörbar, weswegen der irgendwie etwas schräg anmutende Typ aus der Entry der Reimliga, der 2013 schon in der zweiten Vorrunde das Feld räumen musste, nicht unbedingt die erfolgversprechendsten Voraussetzungen mitzubringen schien, als sich der Kieler im letzten Jahr für den Funtrack-Contest unserer Seite anmeldete. Umso überraschender war es demnach auch für alle Beteiligten, als dieser mit einer Mischung aus musikalischer Versiertheit, einem komplett durchgeknallten Stil und beeindruckend kreativen Konzeptrunden einen Durchmarsch sondergleichen veranstaltete, der ihn letzten Endes fast konkurrenzlos zum hochverdienten Turniersieg führen sollte.


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    Trotz alledem brauchte auch Franks diesjähriges Turnier eine gewisse Aufwärmphase, bis es für ihn wirklich in Fahrt ging: Gleich zwei mal ging es ihm in den frühen Runden nur haarscharf nicht an den Kragen, als er sich sich in der zweiten Vorrunde und im 64tel-Finale lediglich über den Uservote zum Sieg im Battle durchringen konnte. Dies darf man ihm allerdings nicht zu negativ auslegen, denn der sehr ungewöhnliche Flow plus der teils ans Waghalsige grenzende Experimentierfreude in Lines, Beatpicks und Rundenkonzepten stießen nun mal teils einfach etwas zu unorthodox bei unbehelligten Jurymitgliedern auf, so dass diese sich reflexartig wohl lieber an das gewöhnlichere Produkt geklammert haben. Als er dann aber die frühe Turnierphase überstanden hatte und sich langsam aber stetig eine steigende Beliebtheit seinerseits in der Community abzeichnete, ging sein Turnier wie aus heiterem Himmel in einen Lauf über, den in dieser Form im VBT beispiellos erscheint. Mit Sinny (zum Battle und Vis (zum Battle) überwand er routinierte wie versierte Battlerapper mit für ihn typischen Rundenkonzepten und einer gehörigen Portion Style und Witz, der wirkliche Hype kehrte dann aber erst ein, als er mit Vitality eine musikalisch durchaus talentierte Rapperin erst aus dem Rampenlicht drängen konnte und sie dann spätestens mit der beispiellosen Rückrunde komplett aus dem Turnier gefegt hat. Da ist diese Formulierung auch keinen Deut zu hoch gegriffen, denn in diesem Duell zeigte sich Frank Hemd als absolute Übermacht und veröffentlichte einen Traumkonter, der sich ohne Frage in die besten Rückrunden der Turniergeschichte einreihen wird (zum Battle). Auch ein gut aufgelegter Falk mit starker Hinrunde konnte ihm eine Runde später nicht wirklich gefährlich werden (zum Battle), sodass er sich zum jetzigen Stand mit Cleptomatic ein herausragend starkes Battle um den Halbfinaleinzug liefert. Bei all diesem beeindruckenden Erfolg im Turnier hinterlässt es den Hörer durchaus enttäuscht, dass seine Diskographie bislang noch in den Kinderschuhen steckt. Doch Abhilfe steht in Aussicht: Ein Album – Sommer 2015; Ich schätze, keiner von uns hat da große Zweifel daran, dass es sehr gut werden wird.
    Ein kleiner Geheimtipp ist die noch wenig virale Vorrunde drei mit großartigem Instrumental von Hausproduzent Razzia, die für jeden Fan und Sympathisant eindeutiges Pflichtprogramm darstellen sollte:


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    Stil


    Frank Hemd ist als Rapper sehr schwer zu umreißen. All die Verrücktheiten und der Humor sind aus einer derartigen Vielzahl an einzigartigen und präzise gezielt eingesetzten Elementen zusammengesetzt, dass sich der Charakter, so ansprechend und intuitiv er auch auftreten mag, gar nicht so leicht fassen lässt: Hüpfen in den einen Clips noch in infantilen Tierkostümen verkleidete Damen Zähne putzend durchs Bild, während Frank selbst kindlichen Wortschatz und Grundschulweisheiten für Rapbattles kultiviert, umgibt er sich in der nächsten Sequenz wiederum mit finster drein blickenden Anzugträgern und spittet abstrus konstruierte Reimketten als eine komplett überzeichnete Persiflage auf HipHop-Klischees. Als wären diese beiden Pole und die daraus entstehende Spannung nicht bereits interessant genug, werden in der nächsten Runde wieder Cloudrap-Beats in trippige Soundgewänder konvertiert, psychedelische Videooptiken gezeichnet und dabei aktuelle Varianten der Drogenmusik gleichzeitig zur annähernden Perfektion ausgeführt und dennoch wieder in ironischen Untertönen auf ganz eigene Art und Weise unterwandert. Je mehr man sich auf all diese verschiedenen Stilblüten, auf die zunächst so unvereinbaren Kontraste einlässt, desto stimmiger und logischer erscheint das immer detaillierter gezeichnete Bild des Künstlers und mich beschleicht immer sicherer der Verdacht, dass Frank Hemd "den Geilem" nicht weniger als eine abstrakte Karikatur einer Karikatur darstellen will, die trotz aller Variabilität immer auf den gleichen Nenner zurückzuführen ist. Auf verschiedenste Arten musikalisch talentiert breitet er seine ureigene Attitüde auf jedem Instrumental aus und auch der lyrische Aspekt stützt meine These: Wo andernorts immer noch Wie-Vergleiche und Metaphern als dominante Stilmittel von Battlerap wahrgenommen werden stehen bei Frank Metahumor und Verballhornung der (Rap-)Sprache auf dem Plan. Pointensetzung wird mit einer virtuosen Handhabung von Wortwahl zwischen Anglizismen und Neologismen plus perfekt kalkulierter Kontrolle und Lenkung der Erwartungshaltung des Hörers komplett auf den Kopf gestellt, wodurch der Humor jedes einzelne Mal unerwartet und um eine andere Ecke daherkommt. Bricht man es herunter, kommt Frank Hemd mir wie ein verrücktes humoristisches Genie vor, das zahllose Facetten und Aspekte aufgreifen kann und trotzdem immer noch eine grundlegende Realness aufzeigt, wodurch er im Battle nahezu unangreifbar wird. Ich bin gespannt, ob es im kommenden Turnierverlauf jemanden geben wird, der die richtigen Mittel finden wird, um dieses Konzept adäquat anzugreifen, und natürlich auch, wie Frank sich in Zukunft noch weiterentwickeln wird.


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    Frank Hemd: FTC-Gott EP



    01. Yo
    02. Work it
    03. Bosshafter Hurensohn
    (Kollegah feat. donetesy)
    04. Doubletime Grüntee Flows


    "FTC-Gott EP" von Frank Hemd auf seiner Homepage zum Download


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    Frank Hemd auf Facebook
    Frank Hemd auf YouTube

  • Schon heftig, dass er dieses Jahr fast wieder in VR2 geflogen wäre.
    Wärn uns wahrscheinlich wie 2013 eine Menge legendärer Runden entgangen.

  • Ich will halt gar nicht wissen, wer alles krasses in den Vorrunden geflogen ist, ohne dass wir das mitbekommen haben

  • Wenn ich bedenke, dass ich damals in der VR2 nach paar Battles dachte, dass ich genug Runden bewertet habe, dann aber nochmal eine Stunde Zeit und Langeweile hatte und Franks Battle gegen N-Q serviert bekommen habe, danke ich Gott für diese eine Stunde :D

  • Ich will halt gar nicht wissen, wer alles krasses in den Vorrunden geflogen ist, ohne dass wir das mitbekommen haben


    Kann Hackface Duckface und Reimchirurg empfehlen.
    Kenny Kansas und Erasik zwar nicht in den Vorrunden geflogen und auch schon etwas bekannter, aber auch zu empfehlen. Gibt bestimmt noch mehr.


    EDIT: Wer aus der Redaktion hat diesen wunderschönen Artikel geschrieben?

  • Kann Hackface Duckface und Reimchirurg empfehlen.
    Kenny Kansas und Erasik zwar nicht in den Vorrunden geflogen und auch schon etwas bekannter, aber auch zu empfehlen. Gibt bestimmt noch mehr.


    EDIT: Wer aus der Redaktion hat diesen wunderschönen Artikel geschrieben?


    Ich tippe auf Cuttack. Ders auch in den Youtube-Comments gut am Penis-Streicheln

  • Hoffentlich werde ich jetzt nicht totgehatet, aber warum heißt es Frank Hemd den Geilem und nicht Frank Hemd dem Geilen? :D

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