Celo & Abdi – Bonchance



  • 01. Kickstart
    02. Amo aller Amos
    03. Erster Atemzug
    04. Bonchance
    05. Ticker Chromosom
    06. Verfolger
    07. Schlaghammer
    08. Gargoyles
    09. Schnelles Geld
    10. Heckmeck
    feat. Haftbefehl & Xatar
    11. Chabula
    12. Karawane
    13. Marifet
    14. Letzter Atemzug

    15. Tollwut (Bonus Track)
    16. Nullfünfkriege feat. Hanybal (Bonus Track)
    17. Blendoui feat. Olexesh & Veysel (Bonus TracK)



    "Bis hierher lief's noch ganz gut." Das Zitat aus dem Film "Hass", aufgegriffen von Celo & Abdi auf ihrem letzten Album "Akkupunktur", eröffnet die neue Platte der Frankfurter. Außerdem passt es auf die Situation der beiden Azzlacks wie die Faust aufs Auge: Mietwagentape, Hinterhofjargon, Akkupunktur – ein Mixtape, zwei Alben, mit denen die beiden ihre Existenzberechtigung im Game mehr als deutlich untermauert haben. Die sympathischen Frankfurter haben bisher mit keinem ihrer Releases enttäuscht, ihr Debüt zählt zu einem der besten Deutschrapalben der letzten Jahre, mit Akkupunktur gelang der Einstieg in die Top 3. Mit ihrer neuen Scheibe wollen Celo & Abdi an die bisherigen Erfolge anknüpfen. In diesem Sinne: "Bonchance".


    Mit "Kickstart" geben die "Amo aller Amos" direkt die Marschrichtung vor. Den Hörer erwartet der typische multilinguale Straßensound mit dem scheinbar so einfachen und doch genialen substantivischen Erzählstil – soweit keine Überraschung. Doch dann kommt "Erster Atemzug" und der Hörer wird aus dem Tickeralltag zurück zum Anfang mitgenommen. Neben Celos erstem Kontakt mit der Waage nach der Geburt wird auch Adbis Überlebenskampf als Frühchen nachvollzogen. Dabei wird die Notwendigkeit von einer großen Portion "Bonchance" im Leben genauso deutlich wie die Tatsache, dass Celo & Abdi zu den besten Storytellern im Deutschrap gehören. So werden neben der Ghettoromantik, die das Drogendealen im großen und kleinen Stil mit sich bringt, auch die negativen Begleiterscheinungen wie Verfolgungswahn auf den Punkt gebracht.


    "Handeln mit verbotenen Betäubungsmitteln wie du siehst/
    Machen dich schizophren, auch wenn du nicht konsumierst/
    Bitte glaub mir doch, diese Frau, der ich Stoff verdiggert hab/
    Ist mit Sicherheit vom Drogendezernat, oh my god/"

    (Celo & Abdi auf "Verfolgers")


    Genau in diesem Punkt grenzen sich die beiden Frankfurtern von der breiten Masse im Straßenrap ab, denn während andere Künstler meist Drogendealen als coolen Freizeitspaß verkaufen wollen, stellen Che&A diesen Lebensstil in all seinen Facetten dar und zeigen die Gründe auf, aus denen aus vielversprechenden Talenten keine Fußballstars, sondern Knastbrüder werden. Dabei erheben sie jedoch nie den Zeigefinger und maßen sich auch kein Urteil an. Zu aktuellen politischen Themen wird sich weniger ausführlich geäußert als noch in der Vergangenheit, obwohl einzelne Facetten der aktuellen Spaltung der Gesellschaft aufgegriffen werden. Das Potential, das von PEGIDA bis zu umstellten Flüchtlingsheimen ausgeht, wird dabei aber leider nicht vollständig ausgeschöpft.


    "Ist es Wahnsinn oder Realität?/
    Hau den Clip ins Magazin und schieß auf die AfD/[…]
    On contrôle la zone, No Man's Land, Deutschland brennt/
    Guck doch selbst, PEGIDA a.k.a. Walking Dead/
    "
    (Celo auf "Tollwut")


    Es muss jedoch festgehalten werden, dass hier auf unfassbar hohem Niveau gemeckert wird, denn "Bonchance" ist von Anfang bis Ende einfach nur stark. Die Azzlack-typischen Lyrics haben es dabei zurecht einmal mehr ins Feuilleton der Süddeutschen Zeitung und der ZEIT geschafft. Hierdurch wird einmal mehr klar, dass Celo&Abdi nicht irgendwelche Gangsterrapper sind, sondern neben Haftbefehl wohl am meisten Potential mitbringen, auch noch in Dekaden als Referenz für Deutschrap zu gelten. Hierfür sind Form und Inhalt gleichermaßen verantwortlich, denn auch wenn die Masse an politisch und gesellschaftlich relevanten Themen abgenommen hat, so fährt "Bonchance" in dieser Hinsicht doch immer noch wesentlich schwerere Geschütze auf als derzeitige Releases gleicher Größenordnung. Hinzu kommt noch, dass sich Produzent M3 auf dem Tape ein Denkmal geschaffen hat: So ist keines der beigesteuerten Instrumentals ein Ausreißer, vielmehr knüpfen die Beats aneinander an und ergeben einen perfekt ausproduzierten Soundteppich, ergänzen sich ähnlich grandios wie Celo & Abdi selbst. Trotzdem hat jeder Beat für sich das Potential zum zeitlosen Klassiker, so werden sowohl die nachdenklicheren Tracks wie auch die harten Representer passend untermalt, ob nun die frühe Singleauskopplung "Schlaghammer" mit Beginner-Sample oder einer der vielen Höhepunkte des Albums – "Heckmeck". Die einzigen Features auf der offiziellen Trackliste, Xatar und Ziehvater Haftbefehl, ergänzen das Duo hier perfekt und zeigen die gesamte Bandbreite der Azzlackelite auf. Ein Track, der zusammen mit M3's Instrumental den Hörer ohne Zähne zurücklässt. Ein textlich knallharter und technisch souveräner Part jagt den nächsten, unterbrochen nur von einer eingängigen Hook, bei der sich einerseits die Unterschiedlichkeit der Rapper ausdrückt, diese Mischung aber zu einem in sich wunderbar homogenen Endprodukt führt.


    "Schnappmesser, Butterfly, Sprungklingen und Macheten/
    Mit Buschschere komm ich an bei Stress, ihr kleinen Hurensöhne/
    OFC Hooligan, asoziale Randgruppe/
    Azzlack die Mannschaft, der Rest kann Schwanz lutschen/
    "
    (Haftbefehl auf "Heckmeck")


    Was "Bonchance" zur wirklich absoluten Perfektion fehlt, ist dieser eine Track, der den Hörer nicht mehr los lässt, der auch in 10 Jahren untrennbar mit dem Album assoziiert wird, ein Track á la "Wir waren mal Stars". Außerdem erreicht keiner der Tracks eine gesellschaftliche Relevanz wie einst "Parallelen", "Besuchtstag" oder "In meinem Land", die wohl die vorher genannten Kriterien erfüllen. Doch glücklicherweise müssen sich Celo & Abdi nicht an sich selbst, sondern am Rest der Szene messen, warum sollte man die beiden für ihre eigenen großen Fußstapfen bestrafen. Somit ist ein Track wie "Chabula", auch wenn er in Sachen gesellschaftlicher Relevanz nicht an "Parallelen" anknüpfen kann, absolut hochklassig, auf Dauerrepeat und längst nicht alleine auf "Bonchance".


    Fazit:
    Es gibt Alben, die würde man am liebsten nach spätestens drei Tracks ausmachen, müsste man keine Review schreiben. Es gibt Tapes, die man nach einmaligem Hören nicht unbedingt erneut anmachen würde, müsste man keine Review schreiben. Dann gibt es noch Alben, bei denen lediglich das Intro verrät, dass man den Longplayer schon wieder durchgehört hat, weil man beim Zuhören die Zeit vergisst und (fast) alles passt. "Bonchance". Celo & Abdi und nicht zu vergessen M3 haben ein Gesamtwerk geschaffen, das zwar zum Großteil mit knallhartem Straßenrap glänzt, jedoch über die Grenzen des Genres hinaus geht und das Zeug zum zeitlosen Deutschrap-Klassiker hat.



    (Claude Gable)


    [redbew]1898[/redbew]


    Bewerte diese CD:
    [reframe]reviewthread.php?reviewid=1898[/reframe]

  • bei so einer bewertung muss ich es mir wohl einmal anhören.

    [FONT=Impact][size=24]Ayy, none of us would be here without cum[/SIZE][/FONT] [size=14]Disgusting to see u throw your trash outside on the ground.. who do you think you are? Put that damn trash in ur pocket or ur car - Lil B 🙏 She licks my bum and pays my bills... we both are human and cuties - Lil B [/SIZE]
  • Album ist defintiv gut, ohne Frage. Aber nach all diesen "Klassiker"-Gerede, auch vor Release, hatte ich deutlich höhere Erwartungen.. Leider nicht erfüllt worden.

  • Bisschen arg hoch lobgepriesen vom Claude aber Album is schon gut. 4-4 1/2 Mics wären m.E. angemessen.

    all y'all records sound the same
    I'm sick of that fake thug, R&B-rap scenario, all day on the radio
    Same scenes in the video, monotonous material

  • das sprech ich ja extra an. Du kannst die Jungs halt nicht nur an sich selbst messen...


    Ja, is auch nur meckern auf hohem Niveau. Habs halt echt nur an denen gemessen, und ich fande das hier dieser Azzlack-Zwang zu "gezwungen" eingesetzt wird, als übertriebenster Azzlack-Fan fand ichs dieses mal teils sogar bissl anstrengend denen zu folgen.
    Welcher isn dein Lieblingstrack aufm Album wenn man fragen darf? Meiner ist "Amo aller Amos", da stimmt einfach alles, und "Schlaghammer", das "Hammerhart"-Sample von Jan Delay kommt ziemlich mies :thumbup:

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