Review: Brisk Fingaz - Einzelkämpfer



  • Tracklist:


    01. Spiegelglatze feat. Later & DJ CSP
    02. Das Leid/The Light feat. Azad & Kool G Rap
    03. Vergiss Mich Nicht feat. Chakuza
    04. So Leicht feat. Snaga, Pillath & Blaze
    05. Das Ist Echt feat. Timecy & Damion Davis
    06. Jetzt Oder Nie feat. Franky Kubrick & Jonesmann
    07. Eine Kugel feat. Massiv
    08. Blutiges Spiel feat. Donato & Menoosha
    09. One In Your Life feat. Freestyle (The Arsonists)
    10. Schon Wieder Über Liebe feat. Curse
    11. Wies Läuft feat. Griot
    12. Schicksal feat. Godsilla
    13. Wer Es Will feat. Jeyz, Sera Finale, Morlockk Dilemma & Jonesmann
    14. Mein Kampf feat. Manuellsen
    15. Vertauschte Vorzeichen feat. Morlockk Dilemma & DJ CSP
    16. Leben feat. Trauma & Germany


    Ende 2008 erschien Brisk Fingaz' Album „Einzelkämpfer” über Bozz Musik. Nachdem er mit seinen Beats auf Releases in quasi ganz Rapdeutschland vertreten ist, hat er auch in den USA inzwischen als Produzent einen Fuß am Boden. Dies ist bereits die zweite LP des begehrten Beatbauers.
    Ein Produzentenalbum mit einer ellenlangen Featureliste „Einzelkämpfer” zu nennen, ist an sich pure Ironie. Doch Brisk Fingaz kommt nach 13 Jahren als Produzent und acht aktiven Jahren im Hiphop zu folgender Aussage: „Am Ende hast du in diesem Spiel nur wenige Freunde. Am besten, du gibst möglichst wenig aus der Hand, behältst die Kontrolle und machst, so viel es geht, selbst.“*
    Das könnte eine Erklärung für den Titel sein, allerdings bleibt für mich die Frage, ob 25 Künstler auf 16 Tracks dieses Thema stimmig umsetzen können.
    Am spannendsten ist vor dem ersten Hören für mich, nach welchen Kriterien Brisk Fingaz seine Gäste eingeladen und den Beats zugeordnet hat. Denn, dass er ein sehr guter Produzent ist und für sein eigenes Album wohl kaum mittelmäßige Restinstrumentals ausgewählt hat, steht für mich außer Frage. Doch verkörpern auch die Interpreten die Atmosphäre, die ich mir vorstelle, wenn ich einen für mich durchaus pathetisch angehauchten Titel wie „Einzelkämpfer“ lese?


    So fällt natürlich mein erster Blick auf die Liste der Featuregäste, die Brisk über seine Beats rappen lässt. Und nicht nur die vertretenen Namen und die damit verbundene Internationalität seiner Armee, auch die Konstellationen auf den verschiedenen Tracks versprechen Spannung. Ungewöhnliche, doch bei genauem Hinsehen gar nicht abwegige Kombinationen gehen über Städte-, Länder- und szeneinterne Grenzen hinaus und führen Künstler aus unterschiedlichsten Ecken zusammen. Alles im Namen der Rapmusik. Nicht sehr einzelkämpferisch. Hält man sich die dazugehörigen Personen jedoch vor Augen, wird schnell klar, warum Brisk Fingaz sie gewählt hat. Denn jeder verkörpert etwas Starkes, Unabhängiges, Unkonventionelles. Und sei es nur ihr Image. Viele der Gäste sind wahre Kriegsveteranen, jeder von ihnen ein mehr oder weniger gestandener Rapsoldat.


    Schon nach dem ersten Durchhören des Albums wird klar: Einen Totalausfall wird man hier, meiner Meinung nach, nicht finden, eher im Gegenteil. Jeder der Rapper bringt eine zumindest ausreichende Leistung, einige glänzen sogar besonders.
    So gibt sich Old School-Legende Kool G Rap gemeinsam mit Azad auf „Das Leid/The Light“ die Ehre. Das hat etwas von der Zusammenkunft alter Männer, die durch das Schwelgen in vergangenen, besseren Zeiten fast wieder jugendlich-frisch wirken, obwohl vor allem Azad die Gegenwart sehr beklagt. Trotzdem soll der Song vom „Leid ans Licht“ führen, eine typische Kopf-Hoch-Hymne also.

    Der nächste empfehlenswerte Anspielpunkt folgt direkt danach mit Chakuzas „Vergiss Mich Nicht”. Ein Track, der direkt unter die Haut geht. In seinem Text trägt er einen Kampf mit der gegen ihn gewendeten Welt des Musikbusiness aus. Klingt erst mal platt, tatsächlich aber schafft er es meiner Meinung nach, in jeder Zeile Emotionen zu transportieren.


    Seid ehrlich, ihr hasst mich/
    Ich hass euch auch/
    Ich hass euch so krass/
    Ich fall in Ohnmacht vor Hass/

    (Chakuza - „Vergiss Mich Nicht”)


    Selbst Massiv liefert auf „Eine Kugel“ einen, an seinem üblichen Standard gemessen, erträglichen Beitrag. Betrachtet man sein Image, wirkt er hier sogar beinahe authentisch, auch thematisch wird der Track, trotz - oder gerade wegen - Pathos bis zum Abwinken, dem Albumtitel gerecht. Und wie könnte es anders sein, verarbeitet er darin die Ereignisse des vergangenen Jahres, die darin gipfelten, dass der Rapper auf offener Straße angeschossen wurde. Ob das nun ein reiner Promomove war oder nicht - es scheint Massiv nachhaltig beeinflusst zu haben.


    Ich war am Boden, doch ich zwang mich, wieder aufzustehen/
    Eine Kugel nimmt mir nicht das Leben/

    (Massiv - „Eine Kugel”)


    Besonders hervorzuheben ist der Anspielpunkt „Schon Wieder Über Liebe“ mit einem überraschend erfrischenden Curse, dessen Part durch Ironie und energischem Flow regelrecht zum Strahlen kommt. Er schafft es hier wieder einmal bedingungslos, durch textliches und technisches Können seinen Platz in der oberen Liga des Rapgames zu rechtfertigen, streckenweise ist sein Plädoyer in sauberstem Doubletime vorgetragen. In der Hook greift er auf, wofür er in zahlreichen Songs von vielen belächelt wird:


    Oh shit, er rappt schon wieder über Liebe/
    Yeah, yeah, ich rap schon wieder über Liebe/
    Jedes Wort, jeder Satz, weil ich das hier liebe/

    (Curse - „Schon Wieder Über Liebe“)


    Insgesamt bietet „Einzelkämpfer” dem Hörer ein breites Spektrum an guten Representertracks wie „Wer Es Will” oder „Wies Läuft”, und sogar für Freunde des Storytellings liefert Morlock Dilemma auf „Vertauschte Vorzeichen” einen ebenso originellen wie sozialkritischen Beitrag.
    Besonders für Fans tiefergehender Worte beinhaltet das Album jede Menge Stoff und im Grunde versucht jeder der Tracks, eine Botschaft zum Hörer zu transportieren, was ab und zu sogar außergewöhnlich gut gelingt. So runden Trauma und Germany das Album zu guter Letzt mit „Leben” ab, ein eher philosophischer Track, der voller Selbstreflexion, Weisheiten und Gänsehautatmosphäre steckt.


    Das Leben sind die Erfahrungen, die prägen/
    Sind die Erwartungen auf Wegen/
    Sind die Sterne am Himmel, nach denen wir streben/
    Wie Wasser der Meere, kostbar wie Boden der Erde/
    Preis des Lebens ist das Leben, den ich zahle, wenn ich sterbe/

    (Germany - „Leben”)


    Doch bei einem Produzentenalbum liegt natürlich ein wesentlicher Schwerpunkt des Bewertungsmaßstabes auf dem Gesamtkonzept und der Produktion.
    Und hier hat Brisk Fingaz ganze Arbeit geleistet. Seine Instrumentals bilden eindeutig den roten Faden des Albums. Durchgängig gute, atmosphärische Beats unterstützen das Szenario der Zusammenkunft eigenständiger Einzelkämpfer, die zusammen, Seite an Seite, in den Krieg gegen Unverständnis und Verkennung ihrer Qualitäten ziehen.
    Insgesamt ist auffällig, wie passend die Rapper zu den jeweiligen Beats zugeordnet wurden, es entsteht ein perfektes Zusammenspiel der Künstler. Ich würde sogar soweit gehen und Brisk Fingaz die Fähigkeiten eines Malers zugestehen, denn seine Instrumentals lassen Bilder und ganze Szenen entstehen - so sehr verkörpert jeder einzelne Beat zusammen mit den Rap- und Gesangparts das Thema des Einzelkämpfers.
    Man hat wirklich das Gefühl, dass hinter dem Gesamtkonzept, hinter jedem einzelnen Song, eine von allen Seiten beleuchtete und wirklich ausgearbeitete Idee steht, die sowohl von Seiten des Produzenten als auch von Seiten der Künstler so präzise wie möglich umgesetzt wurde.


    Fazit: Ein sehr gutes Rapalbum, ein noch besseres Produzentenalbum. Lediglich das Titelthema ist an sich im Rap weder neu noch besonders innovativ umgesetzt worden, doch manchmal zahlt sich auch Altbewährtes aus. Es wird nicht plump oder allzu pathetisch, obwohl keine wesentlich neuen Botschaften in die Welt hinausgetragen werden. Es geht ums Kämpfen, ums Fallen und wieder Aufstehen, um das Beweisen der eigenen Persönlichkeit. Es scheint, als wäre jeder Move im Musikbusiness, gar im Leben an sich, ein kleiner Kampf, den jeder alleine austragen muss.
    Klar ist mir auf jeden Fall am Ende dieser Review, warum er die einzelnen Künstler ausgewählt und auf sein Album geholt hat. Denn jeder verkörpert auf seine eigene Weise den Einzelkämpfer.
    Kurz: Ich bewerte das Album mit 5 Mics, da es musikalisch einwandfrei ist, die Rapper sich zum Großteil mehr als solide präsentieren und ein paar echte Highlights dabei sind. Bemerkenswert gut harmonieren jeweils Rapper und Beat miteinander.
    Um dem Album als Produzentenalbum gerecht zu werden, habe ich meinen Bewertungsmassstab an der Umsetzung der Gesamtidee angesetzt. Und das ist insgesamt sehr gut gelungen, allerdings ist klar, dass bei einer derart langen Liste verschiedener Interpreten höchstens ein paar der Tracks dauerhafte Anspielpunkte bleiben. Alles in allem für mich eines der besten deutschen Produzentenalben der letzten Jahre!



    (pollyssima)


    *Quelle: http://www.myspace.com/briskfingaz

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  • das bei guten beatproducern immer so strange rapper drauf sein müssen.
    massiv,griot, germany, donato...


    sind schon ein paar gute drauf.
    dennoch wünsch ich mir das producer mal ausschleßlich rapper mit skills drauf packen und nich nur überwiegend die bekannten leute aus der szene an deren fame man sich somit quasi noch ein stück hochziehen kann.


    naja


    die tracklist läd zu 50% zum runterladen ein.
    gut gemacht herr fingaz !

  • sehr geiles album, sogar massiv konnte ich mir antun^^
    "vertauschte Vorzeichen", "Vergiss mich nicht", "schon wieder Liebe" und "wer es will" sind meine favs, echt schöne sachen


    schöne review, verdammt metaphorisch aber keineswegs zu dick aufgetragen^^


    9.8^^

  • is ein cooles ding auf jeden :D


    meine favoriten track,s


    3. brisk_fingaz - vergiss mich nicht feat.chakuza


    4. brisk fingaz - so eicht feat.snaga pillath und blaze(hammer track :sound:hab denn beat :D
    8. brisk fingaz - blutiges spiel feat.donato und menoosha


    12. brisk fingaz - schicksal feat.godsilla


    13. brisk fingaz - wer es will feat.jeyz sera finale morlockk dilemma und jonesmann


    14. brisk fingaz - meinkampffeat.manuellsen(geht so aber noch fav track)


    15. brisk fingaz - vertauschte vorzeichen feat.morlockk dilemma und dj csp



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    http://www.myspace.com/anatomyrap


    http://www.rappers.in/Anatomy

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