Nico Suave – Unvergesslich


  • 01. Hochhinaus feat. Matteo Capreoli
    02. Auf der Suche
    03. Avi Song
    04. Wie Könige
    feat. Nima
    05. Walking feat. Samy Deluxe & Daniel Nitt
    06. So sieht's aus feat. Nosliw
    07. Gedicht feat. Flo Mega
    08. Kaos
    09. Gebor'n
    feat. Xavier Naidoo
    10. Die Art
    11. Unvergesslich
    12. Danke
    feat. Xavier Naidoo
    13. Ich hol mir was mir zusteht (Outro)


    "Warum bin ich so vergesslich" ist und bleibt wohl die bis dato bekannteste Zeile von Nico Suave. Der gebürtige Mindener MC startete zur Jahrtausendwende mit den Hamburgern Samy Deluxe, Dendemann, Jan Delay und Co. durch, und ihre Songs liefen damals auf den Musikkanälen in "Heavy Rotation". Hamburg war damals eine absolute Hochburg im Rap, doch seit dem sind nun viele Jahre vergangen und mittlerweile existieren so einige Rapper, die zu dieser Blütezeit gerade erst geboren wurden. Zur damaligen Zeit ging es beim Rap nicht um Doubletimes oder Reimketten, sondern um etwas, dass viele heutzutage allerhöchstens nur noch als "Style" bezeichnen würden: Flavour. Nun persifliert der Mann mit der gelben Trikotfarbe seinen Klassiker "Vergesslich", indem er sein neues Album "Unvergesslich" nennt. Leider habe ich mittlerweile vielen Größen von damals abschwören müssen, da sie in meinen Augen eben diese Lockerheit von damals verloren haben. Deshalb, das muss ich zugeben, gehe ich diese Review mit etwas Angst an: Ist Nicos alter Rapstil mittlerweile, genauso wie die reinen Musikkanäle, von der Bildfläche verschwunden, oder ist das Album dann doch suavelicious? Uff. Beim ersten Blick auf die Tracklist bin ich dann doch ein wenig erschrocken: Von 14 Tracks hat Suave immerhin ganze sieben beziehungsweise acht Features. Meine Befürchtungen werden hiervon erst einmal ein wenig bestätigt, angesichts so vieler anderer Künstler auf einem Album. Zum Glück kommt es aber nicht auf die Anzahl der Features an, sondern wie man sie in die Tracks einbindet.


    "Heute sind wir erwachsene Männer und Frauen/
    Viele blicken in den Spiegel, aber erkennen sich kaum/
    Ich renne dem Traum hinterher – der Erfolg gibt mir recht/
    Ich berühr' die Wolken, wenn ich rap'/
    "
    (Nico Suave auf "Hochhinaus")


    Fürs Erste ist die Angst verflogen, denn gleich auf dem ersten Song "Hochhinaus" kommt Nico mit dem Flavour, mit dem ich ihn in Erinnerung hatte. Zu diesem gewohnt runden Rap kommt dann noch Matteo Capreoli hinzu, der eine gelungene Hook beisteuert. Anstatt wie in der "guten alten Zeit" klingt der Beat zwar modern und poppig, weiß aber sehr zu gefallen. Inhaltlich geht es um Vergleiche von damals zu heute: Darum, was sich bei Suave getan hat, seit er seine Heimat Minden verließ und nach Hamburg zog, bis hin zum Zeitpunkt, zu dem er "Unvergesslich" ins Presswerk abgeschickt hat.


    "Was auch immer vor mir liegt, ich will es seh'n, und jeder Schritt tut weh, aber scheinbar sehn' /
    Ich mich nich' nach 'nem neuen Leben so wie Frauen, die die Pille nehm'/
    Und ich wähl' nie den Mittelweg, nie den Ausweg, nie den leichten Weg/
    Ich such' meinen Weg und wenn er mal nicht weitergeht, dann Dadaratam/
    "
    (Samy Deluxe auf "Walking")


    Dieser Featurepart von Suaves altem Kollegen Samy Deluxe verdeutlicht ziemlich genau, wieso ich anfangs solche Angst davor hatte, das Album zu starten: Samy flext zwar beeindruckend schnell und taktsicher über den Beat und rappt somit eigentlich alles andere als wack, aber kommt insgesamt textlich mit nichts außer leerem Gerede und bringt dies – meinem Geschmack nach – mit stillosem Rumgeflexe herüber. Das, wofür ich die Jungs um den Wickeda MC früher so beneidet und auch geliebt hatte, ist anscheinend leider nur noch Suave erhalten geblieben.
    Kommen wir zu meinen zwei persönlichen Highlights von "Unvergesslich": "Wie Könige" feat. Nima stellt für mich eine wundervolle Kombination aus wunderschönem, souligen Gesang, einem poppigen R'n'B-Beat und chilligem Rap mit Message dar, bei dem es um diese eine besondere Nacht geht, in der man sich auf einer Partytour oder sonstwo, unantastbar fühlt. Das andere Highlight ist für mich "Danke" feat. Xavier Naidoo, bei dem es um Suaves verstorbenen Vater geht. Ich bin zwar weder gefühlsduselig noch stehe ich auf deepe Tracks, doch wenn man spüren kann, wie Nico Suave beim Rappen mit den Tränen ringt, fällt es mir schwer, es ihm nicht gleichzutun. Egal wie oft ich den Song höre, ich bekomme jedes mal eine Gänsehaut – bei Zeilen wie "Bei unserem nächsten Treffen feiern wir beide" ist das aber auch kein Wunder. Flavour mit Gefühl.


    Fazit:
    Insgesamt wird es "Unvergesslich" eigentlich nicht gerecht, nur zwei Highlights zu nennen. Doch ein ganzes Album (oder selbst, wenn es nur die Hälfte der Tracks sind) als Favoriten aufzuführen, würde den Begriff dann doch ad absurdum führen. Nico Suave hat all meine Ängste widerlegt und zu einem sehr guten Gefühl umgekehrt. Vor allem hat er mit dem Album aber eines geschafft: Weiterentwicklung, ohne dabei an Klasse einzubüßen. Wären die Beats nicht so poplastig, würde ich denken, ein alter Langspieler sei remastert worden. Selbst die große Anzahl an Featuregästen hat sich beim Hören des Albums sogar als positiv erwiesen – mal abgesehen von Samy Deluxe' Part –, da die Gäste vorwiegend in den Hooks und Bridges anzutreffen sind und die Tracks mit eingängigen, melodischen Gesängen gekonnt abrunden. Auch wenn ich die "modernen Ansprüche" eines Raphörers miteinbeziehe, so habe ich bezüglich der Flows oder Reime absolut nichts zu bemängeln – wobei Suave auch damals schon einer der besseren MCs war. Letztendlich muss ich sagen: "Super, Nico!" Das Album ist zwar vielleicht nicht im wortwörtlichen Sinne "unvergesslich", wird aber für lange Zeit in meiner Playlist bleiben.


    Cr0c


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