Kontra K – Aus dem Schatten ins Licht


  • 01. Aus dem Schatten… (Intro)
    02. Erfolg ist kein Glück
    03. Atme den Regen
    04. Bleib ruhig
    05. Kampfgeist 2
    06. Mein Herz
    07. Hassliebe
    08. Spring!
    09. Träume
    10. Eiskalt
    feat. Daniel Spencer
    11. Hassen ist leicht fest. Skinny Al
    12. Macht($$$)
    13. Karma
    14. Augen zu
    15. Disziplin
    16. Wir brennen
    17. … ins Licht (Outro)


    Eines kann man Kontra K bestimmt nicht unterstellen: Faulheit. Der junge Mann hat in den letzten Jahren nicht nur eine Firma für Industriekletterer gegründet, sondern auch mit erstaunlicher Regelmäßigkeit qualitativ hochwertige Musik veröffentlicht, die von Release zu Release mehr Verkäufe erzielen konnte. Dieser Fleiß machte sich spätestens 2014 mit dem Signing bei FOUR Music und der darauf folgenden "Wölfe EP", samt großartigen Videos, bezahlt. Der Hype ist vorhanden, das große Label ebenfalls – jetzt stellt sich die Frage, ob Kontra K mit seinem neuen Album den letzten Schritt aus dem Schatten ins Licht machen kann.


    Schon nach den ersten Tracks ist absolut klar, dass wir es hier mit dem rocklastrigeren großen Bruder der "Wölfe EP" zu tun haben, denn das Soundbild ist die logische Weiterführung dessen, wie sich Kontra K in den letzten Jahren entwickelt hat, und hebt sich von der Masse an Rapalben ab. Auf "Aus dem Schatten ins Licht" mischt sich Rock mit HipHop, ohne wie eines von vielen peinlichen Crossover Projekten oder wie der zweite Casper zu klingen, und alleine dafür sollte man schon Anerkennung aussprechen. Auf einigen Tracks findet man sogar Trapeinflüsse wieder, was auf dem Papier zwar aussieht, als würde es nicht auf ein Rap Album mit rockigen Passagen passen, aber erstaunlicherweise zählt "Spring!" – eben einer dieser mit Trap angehauchten Songs – zu meinen Favoriten auf "Aus dem Schatten ins Licht". Am besten lässt sich das Soundbild mit einer Zeile aus dem Track "Erfolg ist kein Glück" beschreiben: "Flügel wachsen einem nur, wenn man den Mut auch hat und springt". Genau diesen Mut haben Kontra K und seine Produzenten beim Erstellen des Klangteppichs bewiesen und er hat sich auf jeden Fall bezahlt gemacht, denn eine so ausgewogene Mischung aus klassischem HipHop Sound, Rockeinflüssen und den aktuell sehr beliebten 808 Drums, hätte weniger gekonnt umgesetzt auch daneben gehen können.


    "Wir fliegen zu hoch, streifen die Sonne/
    Verbrennen uns die Flügel, Abgrund wir kommen/
    Kosten verbotene Früchte und trommeln/
    Den verkommenen Rhythmus unserer Zeit auf brennenden Tonnen/
    "
    (Kontra K auf "Wir brennen")


    Auf eben beschriebenem instrumentalen Grundgerüst präsentiert Kontra K seine Texte, die fernab von Gangsterstorys und sinnbefreitem Gepöbel stattfinden, und sich lieber mit den essentiellen Dingen des Lebens und dem Kampf mit sich selbst befassen. Hier hören wir nichts von Nutten, Orgien, Partys oder dergleichen, und wenn der Rapper von Drogen redet, dann nur, um explizit und mehrmals zu erwähnen, dass er damit absolut nichts zu tun haben möchte. "Junkie? Kann sein, doch nur von diesem Lifestyle. Fitter als der Rest und jedes Team bildet 'ne Einheit"(Kontra K auf "Kampfgeist 2"). Einmal mehr geht Kontra K in der Rolle des Jungen von der Straße, der es dank Kampfsport und eisernem Willen von dort weggeschafft hat, auf und das ist der klare Themenschwerpunkt auf "Aus dem Schatten ins Licht". Zwei Worte stechen wie in Leuchtschrift aus beinahe jedem der Texte heraus und scheinen die Konstante in Kontra Ks Leben und Persönlichkeit zu sein: Disziplin und Loyalität! Natürlich birgt ein so beständiges, inhaltliches Konzept immer die Gefahr, langweilig zu werden, aber auf diesem Album ist das definitiv nicht der Fall, denn Kontra K weiß mit der deutschen Sprache durchaus umzugehen. "Aus dem Schatten ins Licht" ist sowas wie der Soundtrack, um in die Gänge zu kommen und ich habe permanent das Gefühl, von Kontra K angeschrien zu werden, dass ich sofort eine Runde um den See laufen soll … oder am besten gleich zwei – Motivationsmusik eben.


    "Wieder von vorn, erst im Grenzbereich lernt man sich kennen/
    Du allein dein größter Feind, also rausgehen und rennen/
    Renn bis die Lunge explodiert – Neid kennen wir nicht/
    Denn es gibt immer einen, der noch härter trainiert/
    Es liegt an dir, wie viel Willen und Kraft du investierst/
    Wie viel Liebe, wie viel Zeit, denn keiner kämpft, um zu verlieren/
    "
    (Kontra K auf "Kampfgeist 2")


    Auf der "Wölfe EP" hat Kontra K bereits seine Vorliebe für angesungene Hooks gezeigt und führt auch dieses Konzept auf seinem vierten Soloalbum fort, was leicht in Richtung Pop geht, aber nicht nach Plastiksound oder gar Kitsch klingt. Trotzdem bestimmt ein gefundenes Fressen für die FOUR Musik Hater, die dem Label einmal mehr unterstellen werden, seinen Künstlern einen massentauglicheren Style zugunsten von höheren Chartplatzierungen und horrenden Geldbeträgen aufzuzwingen, aber für den, der Kontra Ks Musik über die Jahre verfolgt hat, ergibt dieser Schritt einfach Sinn und mal ehrlich: Wenn man nur lange genug Negatives sucht, findet man immer etwas! Was mir besonders auffällt, ist der stakkatohafte Flow in einigen Tracks: Da werden die Wörter sehr abgehackt betont und im ersten Moment verstehe ich nicht so ganz, was Kontra K damit bezwecken will, aber man gewöhnt sich schnell daran und eigentlich ist es, genau wie die beiden Featuregäste, eine willkommene Abwechslung auf einem doch sehr langen, aber keineswegs langweiligen Album.


    "Der Himmel in grau, dunkle Wolken ziehen auf/
    Ich atme den Regen, ertrage das Leben/
    Der Himmel in grau, wäscht den Dreck von meiner Haut/
    Nur an Tagen wie diesen brechen meine Wurzel den Beton wieder auf/
    "
    (Kontra K auf "Atme den Regen")


    Fazit:
    Der Rockeinfluss und der stellenweise eigenwillige Flow machen "Aus dem Schatten ins Licht" zu einem Album, das eben nicht klingt wie viele andere. Wir haben hier eines dieser Alben, an dem man viel kritisieren kann, wenn man es denn möchte: Manchem mag es zu rockig sein, andere werden aus Prinzip ein Problem mit den angesungenen Hooks haben und wieder andere könnten Kontra K eine gewisse textliche Eintönigkeit unterstellen. All das sind Kritikpunkte, die man zwar nachvollziehen kann, die ich aber absolut nicht unterschreiben würde, denn "Aus dem Schatten ins Licht" ist in erster Linie ein Album, das durch seine Ehrlichkeit und seinen Mut zu etwas anderen Produktionen besticht. Ein hängengebliebener 90er Jahre HipHop Dogmatiker, der selbst Bushido als Newschool bezeichnet und seit Torch keinen Deutschrap mehr gefeiert hat, wird auch an Kontra K mit Sicherheit keine Freude haben. Ebenso verhält es sich mit den Reimsilbenzählern und Wie-Vergleich-Fetischisten, aber jedem anderen kann ich nur empfehlen, sich "Aus dem Schatten ins Licht" zumindest anzuhören, denn es ist ein sehr gut produziertes Album mit ehrlichen Texten und grundsolidem Rap.


    El-Patroni (David)


    [redbew]1781[/redbew]


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  • Wird schwer, einen anderen Anwärter auf den Titel "Album des Jahres" neben dieses Werk zu stellen.

  • Wir haben den verfickten Februar, erstmal abwarten was noch kommt, vorallem weil Genetikk noch sicher releasen wird, es mal wieder Zeit fürn neues SSIO Album ist, Hafti sicher auch nochmal was raushaut und evtl auch wieder was neues von Kolle kommen könnte.

  • Wird schwer, einen anderen Anwärter auf den Titel "Album des Jahres" neben dieses Werk zu stellen.


    Auf jeden Fall ist das Album sehr gut geworden und ist bisher definitiv eines der Highlights des Jahres. Aber man sollte nicht vergessen, dass das Jahr noch lange ist und auf uns noch ein Genetikk, ein SSIO und (das ist das beste) ein F.R. Album erwartet. Außerdem hatten wir mit Amnesia meiner Meinung nach schon ein Album, welches noch besser als dieses hier war.
    Trotzdem ein grandioses Album und eine Bereicherung für Deutschrap.
    Ich bin schon mal gespannt auf die CCN3 Kritik. Ich hoffe ja auf 1mic :D

  • Manchmal finde ich Kontra K's Art zu rappen irgendwie anstrengend, aber die Botschaft in seinen Texten macht es tausend Mal wieder gut. Auch die instrumentals finde ich auf dem Alum gut gelungen - aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache...

  • Bin etwas enttäuscht vom Album. Ein paar Tage versucht, es mir komplett zu geben. Aber bei mir trägt sich die Thematik einfach nicht komplett. Das wird ja auch in der Review angesprochen: Im Grunde gehts immer um die 3 gleichen Themen. Find ich etwas schade, vor allem weil ich ein paar Tracks wirklich sehr nice finde und perfekt zum Trainieren oder so hören könnte. Vielleicht erwarte ich auch inhaltlich zu viel, aber naja. Ist auch nicht so schlimm, aber da hatte ich mir vielleicht auch anfangs zu viel versprochen.

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