Aggro Berlin - Aggro Anti Ansage Nr.8
01. 5 krasse Rapper (Kitty Kat, B-Tight, Sido, Fler, Tony D)
02. 100 Metaz (Tony D)
03. Aggro Berlin Ding (Sido, Fler, Tony D, B-Tight)
04. Scheiss egal (Kitty Kat, B-Tight, Sido, Tony D)
05. So is es (Sido, Fler)
06. Pussy (Kitty Kat)
07. Leute reden (Fler)
08. Blas mir ein (Sido)
09. Anti Ansage (Kitty Kat, B-Tight, Godsilla, Fler)
10. Tony ist das (Tony D)
11. Sexy (Sido, B-Tight)
12. Wenn sie kommen (Godsilla, Fler)
13. Absturz (B-Tight, Harris)
14. Fiesta (Kitty Kat, Tony D)
15. Undissbar (Frauenarzt)
16. Meine Jungs (Kitty Kat)
17. Silla Instinkt (Godsilla)
18. Du bist scheisse (Sido)
19. Diese Stimme (Kitty Kat,Fler,Tony D)
20. Egoist (B-Tight)
21. Beweg dein Arsch (Sido, Tony D, Kitty Kat)
22. Auf die Fresse (Kitty Kat, B-Tight, Sido, Fler, Tony D)
23. A.G.G.R.O. Outro (Tony D)
Was muss man noch zu Aggro Berlin sagen? Eigentlich dürfte die ambitionierte Mannschaft, inklusive einer Dame, jedem auch nur in irgendeiner Form mit Rap in Verbindung stehenden Hörer ein Begriff sein. Aggro Berlin, das sind: B-Tight, Tony D, Kitty Kat, Fler und zu guter Letzt: Sido. Der Name des Releases ist mittlerweile Programm. Gespannt macht mich Kitty Kat, die bei den Vorgängern dieser Reihe noch nicht mit von der Partie war.
Von Interesse dürften auch die vorab genannten Features sein: Godsilla, Ozan, Harris, Frauenarzt und MC Basstard - plus ein ominöses Scooter-Feature. Was uns da wohl erwartet? Die Boxen werden es uns zeigen.
Track eins trägt den passenden Titel "5 krasse Rapper". Die ganze Labelbande ist beteiligt und uns wird klassischer Representer-Rap geboten. Der Beat ist bei weitem nicht so kraftvoll, wie man es von einem Release dieses Kalibers erwartet hätte, aber erfüllt seinen Zweck. Tony D liefert einen guten Job in der Hook ab, seinen Part hätte er sich und uns hingegen vielleicht ersparen sollen.
"Eins - für die Atzen, zwei - für die Nutten/
Drei - für die Straße, vier - Kette putzen/
Fünf krasse Rapper machen den Tag zur Nacht/
Mach Platz, Wichser, für die Ansage Acht/"
("5 krasse Rapper")
Die neueste Aggro Ansage ist, ganz nach Sampler-Manier, eine Mischung aus Großkollabo-Tracks und Solosongs der einzelnen, beteiligten Künstler. Tracks wie "Aggro Berlin Ding" oder "Scheiss egal" schließen thematisch nahtlos an das Intro an. So verhält es sich eigentlich mit nahezu allen Kollabo-Tracks, auf denen alle Labelkünstler vertreten sind.
Interessant und vor allem differenzierter wird es bei einem Blick auf die, von den Künstlern im Alleingang abgelieferten Klangwerke. Kein Geringerer als Sido liefert in diesem Zuge "Du bist scheisse", einen Disstrack gegen EGJ`s Kay One, und "Blas mir ein" ab. Doch kein orales Gegenstück zu dem legendären "Arschf*cksong" erwartet uns auf "Blas mir ein", sondern eine Art charmanter, verbaler Mittelfinger an alle Moralapostel und Personen, die ihm gegenüber einen gesteigerten Mitteilungsbedarf haben. Rübergebracht in einer verachtend-humorvollen Tonlage, ist dieser Track als Anspieltipp zu bezeichnen, auch wenn der Beat sehr einfach gehalten ist.
"Ich bin kein Doktor, kein Professor und kein Tutor/
Ich war auch nie der Streberjunge aus dem Schulchor/
Ich war der eine, der dir immer was besorgt hat/
Der, der sich geprügelt hat nach Schulschluss auf dem Sportplatz/"
("Blas mir ein")
Überrascht bin ich besonders von Godsilla`s Beiträgen auf "Wenn sie kommen" mit Frank White aka Fler und "Silla Instinkt". Auch wenn bei letzterem die verhältnismäßig guten Parts durch die Hook im Gesamtbild geschmälert werden, liefert der Südberliner eine gute Leistung ab, was Flow und Reimtechnik betrifft.
Selbiges kann man von Tony D und Kitty Kat leider nicht behaupten, die es auf Tracks wie "100 Metaz" oder "Pussy" nicht verstehen, aus Sido´s Schatten herrauszutreten - sicher auch eine Geschmacksfrage in Reinform. Lediglich "Diese Stimme" der beiden mit Fler und MC Basstard, eine Abhandlung über Stimmen im Kopf, hat einen gewissen Unterhaltungswert. Für mich der beste Tony D-Part der gesamten Ansage.
"Wem das Blut gehört, kann ich dir nicht sagen/
Das Haus ist zerstört, hol vier Leichenwagen/
Wir beide haben - jetzt ein Geheimnis/
Ich geh nach Hause, wasch die Hände und dann wein ich/"
("Diese Stimme")
"Leute reden", Fler`s Solotrack, weiß durch einen druckvollen, technoiden Beat zu überzeugen. Thematisch und technisch aber kein besonderer Höhepunkt der achten Ansage. B-Tight und Harris beschreiben auf "Absturz" sozusagen die Wirkung einer Groupiedame, die sich, vornehm ausgedrückt, "etwas" übernommen hat, auf ihre Umwelt. Amüsant hierbei ist nicht nur der Text, sondern auch das unterhaltsame Outro des Tracks.
Was ich von "Undissbar" halten soll, weiß ich nicht so wirklich. Frauenarzt berappt hier in einfachster Art einen, nur geringfügig noch schlichteren Beat. Prädikat: Einmal hören, Kopf schütteln und dann am besten gekonnt von der CD kratzen. Zur Verdeutlichung ein Textauszug:
"Ich komm zu meiner Show im Clownskostüm/
Und mache Party mit den Atzen - aber übertrieben!/
Deine Gangsterfreunde sehen mich böse an/
Ich hampel auf der Bühne wie ein Hampelmann/"
("Undissbar")
Hinter "Beweg dein Arsch" verbirgt sich das eingangs erwähnte Scooter-Feature, bestehend aus einem Vocalsample. Also kein H.P. Baxxter - ob das schade ist, sei dahingestellt. Dennoch trägt das Sample zur Atmosphäre des Tracks bei, Tony D macht hier wieder einmal, was er am besten kann: die Hook. Der Part von Kitty Kat ist auch weitestgehend akzeptabel, insgesamt ein positiver Song, der von Motivationsparolen geprägt ist.
Der vorletzte Anspieltitel "Auf die Fresse" ist ein echter Höhepunkt. Alleine der Beat für sich stehend ist es wert, gehört zu werden. Sehr treibend und episch. Durchgängig gut hörbare Parts, und im Falle von Tony D und Kitty Kat hilft der Beat kurz aus. Fler versucht sich mit Erfolg an einem Doubletimepart - gelungen im Sinne von "on point". Die Hook ist genau das, was man von einer Aggro Ansage erwartet. Mein absoluter Anspieltipp Nummer eins.
Fazit:
Die Aggro Anti Ansage Nr. 8 glänzt nicht durch Hightech-Rap oder eine bis aufs Letzte durchdachte Konzipierung des Ganzen. Doch das muss und will sie ja auch nicht. Hier und da gibt es Höhepunkte, sonst ein gesundes Mittelfeld und auch einige Ausfälle - so ist das bei einer Vielzahl von unterschiedlichen Künstlern wohl. Die große Hauptfrage ist: Wer kann sich neben Aggro Berlins Leitfigur Sido behaupten? Auf ihre ganz eigene Art eigentlich alle, selbst im Falle von Tony D und Kitty Kat. Auch wenn Letztere wohl einen starken, oft verteufelten Frauenbonus benötigt. Im Großen und Ganzen ist einer der Vorzüge der Aggro-Künstler, dass sie sich in irgendeiner Form einen Ansatz von Humor bewahrt haben. Und genau das ist es, was Sido immer wieder so hervorstechen lässt: seine charmant-humorvolle Art. Aber dies ist nun mal ein Gesamtwerk. Besonders enttäuscht bin ich von den Beats. Sicher sind sie nicht statisch und gleichartig, doch auch nicht auf dem erwarteten Niveau einer solchen Großproduktion. Vorzüge und Nachteile neutralisieren sich im Falle des achten Teils der Saga nahezu. Ein Reinhören ist er allemal wert.
Media:
(Akfone)
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