Syriza / Griechenland

  • Denke, man kann nach dem sicheren Wahlsieg (unklar ist wohl noch, ob sie die absolute Mehrheit bildet) der linken Syriza-Partei mal einen Sammelthread für Syriza, seine Gegner und überhaupt Griechenlands Politik machen. Hab mich mit Syriza und Griechenland nie besonders beschäftigt, aber finde es grundsätzlich gut, dass eine linke (also richtig linke, SPD zählt für mich z.B. nicht) Partei demokratisch in die Regierung gewählt wurde. Bin mal gespannt, wie sich die Situation entwickeln wird und ob das umstrittene Parteiprogramm realistisch ist. Syriza ist jetzt quasi der Hoffnungsträger der linken Parteien (wahrscheinlich auch generell linker Ansichten) und je nachdem wie sie sich anstellen, werfen sie entweder ein gutes oder schlechtes Licht auf diese.

  • Auf jeden Fall! Ich hoffe, die setzen ihre Versprechen nun auch um und geben der Politik die Gestaltungshoheit wieder...der Hate gegen die Syriza hierzulande auf allen Kanälen ist ja schon wieder atemberaubend...aber kein Wunder, bei uns haben Marietta Slomka und Konsorten ja schon hochnervös mit den Augenbrauen gezuckt, als der "Sozialist" Francois Hollande gewählt wurde, der sich als ungefähr so links entpuppt hat wie Obama oder Schröder.


    Es ist jedenfalls ein hoffnungsvolles Zeichen, dass die Griechen die Linke so gestärkt und nicht den Rechtsextremen Zulauf gegeben haben, ähnliches könnte in Spanien vielleicht mit Podemos passieren. Warten wirs ab. Klar ist nur, dass der Druck auf Griechenland seitens der Troika nun noch höher wird, wird sich zeigen ob die Syriza Rückgrat hat.

  • Die KKE wird wahrscheinlich mittlerweile ein Statement veröffentlicht haben, in dem der Wahlsieg von Syrizia als Sieg des Opportunismus bezeichnet wird. Allein weil der Sieg von Tsirpas die KKE dazu zwingt sich selbst als maoistische Sekte zu entlarven, feier ich das schon hart.

  • der Hate gegen die Syriza hierzulande auf allen Kanälen ist ja schon wieder atemberaubend...aber kein Wunder, bei uns haben Marietta Slomka und Konsorten ja schon hochnervös mit den Augenbrauen gezuckt, als der "Sozialist" Francois Hollande gewählt wurde, der sich als ungefähr so links entpuppt hat wie Obama oder Schröder.



    Du liest nicht so viel Zeitung, hä?

  • Ganz lustig finde ich, dass Syriza jetzt mit den Rechtspopulisten als Juniorpartner koalieren möchte. In Deutschland wäre sowie undenkbar. Man stelle sich Linkspartei mit AfD vor :D

    »Genügte es früher, einen lyrischen Boxkampf abzuliefern, hat sich der Pöbel heute auf Gladiatorenduelle eingestellt. Irgendjemand muss "zerfickt" oder "vernichtet" werden, im Zweifel wird "die Karriere beendet".« (Redewendehammer)

  • Ganz lustig finde ich, dass Syriza jetzt mit den Rechtspopulisten als Juniorpartner koalieren möchte. In Deutschland wäre sowie undenkbar. Man stelle sich Linkspartei mit AfD vor :D


    Syriza ist ja auch selber sehr nationalistisch und patriotisch. "Links" und "rechts" schließen sich nicht immer aus.

  • Syriza ist ja auch selber sehr nationalistisch und patriotisch.


    Belege?


    "In Griechenland zeichnete sich damit eine problematische Konstellation ab. Die Unabhängigen Griechen schlugen im Wahlkampf nationalistische Töne an und forderten unter anderem, illegale Migranten auszuweisen. Syriza hatte sich dagegen deutlich für mehr Zuwanderung ausgesprochen. Übereinstimmung herrschte lediglich gegenüber den Geldgebern aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF): Griechenland brauche einen klaren Schuldenschnitt, forderten beide Parteien."


    "Links" und "rechts" schließen sich nicht immer aus."


    In fast allen Bereichen schon außer man hat eine sehr eigene Definition. Nationalismus und Gleichheit sind doch schon etwas widersprüchlich oder? Außerdem ist ein Teil der Syriza internationalistisch.

  • "Syriza-Führer Tsipras schägt “neue patriotische Allianz“ vor"


    ... was willst du für Belege? Die angestrebte EU- und Schuldenpolitik ist nichts anderes als nationalistisch.

  • Links und rechts schließen sich hinsichtlich der politischen Grundsätze natürlich schon aus, allerdings sind begrenzte Kooperationen deshalb möglich, weil sich die Feindbilder zum Teil ähneln...in Deutschland wird die NATO z.B. sowohl von den Rechten kritisiert, als auch von der Linken - wenngleich aus unterschiedlichen Gründen. Ähnlich ist es mit Europa: Die AfD polemisiert gegen Euro und Europa um ein nationalistisches Weltbild zu konstruieren während die Linke ebenfalls Kritik an Europa übt, aber nicht grundsätzlich sondern hinsichtlich der Ausgestaltung (Stichwort: geteiltes Europa, Macht der Troika, Austeritätspolitik usw.)


    Ich denke, dass Syriza grade in dieser Hinsicht mit den Rechtspopulisten kooperieren will, denn in diesem Fall deckt sich das mit deren Politik: Schluss mit Spardiktat und Erpressung seitens der Troika. Grundsätzlich werden sich die allerdings kaum nahekommen und ich hoffe (!), dass Syriza auch aufgrund der erheblich höheren Wähleranteile sich auch ansonsten auf keine Kompromisse o.Ä. einlassen wird und auch diese Patrioten-Sprache nicht übetreibt, da kriegt man dann halt schnell Applaus von der falschen Seite....was das angeht ist die Linke in der Tat in Deutschland wesentlich sensibler.

  • "Syriza-Führer Tsipras schägt “neue patriotische Allianz“ vor"


    ... was willst du für Belege? Die angestrebte EU- und Schuldenpolitik ist nichts anderes als nationalistisch.


    Es gibt relevante Unterschiede zwischen Patriotismus und Nationalismus

  • Rechts und Links sind keine systematischen, sondern historische Begriffe. Natürlich kann man heutzutage linke und rechte Positionen vereinen, deswegen sollte man die Begriffe lieber durch systematische ersetzen. Dj hat schon Recht, wenn er von nationalistisch spricht, aber entscheidend wird sein, was am Ende bei der Schuldenpolitik rauskommt. Und da ist es jetzt für eine Bewertung einfach noch viel zu früh, da kann von Renaissance bis Debakel alles geschehen.

  • Nein, gibt es nicht, alles längst soziologisch erwiesen.


    In der Realität verschwimmen oft die Grenzen aber natürlich gibt es Unterschiede. Dass sich Nationalisten gerne mal als Patrioten darstellen verändernt aber nichts an der Definition.

  • [...] Und da ist es jetzt für eine Bewertung einfach noch viel zu früh, da kann von Renaissance bis Debakel alles geschehen.


    Hab gestern ne interessante Diskussion gesehen (Presseclub). Dort wurde recht plausibel erklärt warum Tsirpas Wahlversprechen nichts als leere Worthülsen sind. Denn a) spricht er sich ja eindeutig für einen Verbleib in der Eurozone aus, heißt also er ist von den gleichen Geldgebern abhängig wie vor der Wahl. Und warum sollten EU-Kommission, EZB und IWF ihre Einstellungen ändern, die Probleme sind doch die gleichen. Außerdem benutzt er den Austritt als Erpressungsmittel, entweder wir treten aus und es wird richtig teuer oder wir bleiben und es wird nicht ganz so teuer für den Rest. Inwiefern diese Einstellung ihm eine günstige Position für weiter Verhandlungen verschafft, bleibt fraglich. Und b) selbst wenn Griechenland den Schuldenschnitt zugesprochen bekommt, würde sich an der desolaten Lage nichts ändern, da (laut Prognosen) Griechenland ca. 20 Jahre auf ihre ach so verhassten Geldgeber angewiesen ist, bis eine Stabilisierung eintritt.

  • In der Realität verschwimmen oft die Grenzen aber natürlich gibt es Unterschiede. Dass sich Nationalisten gerne mal als Patrioten darstellen verändernt aber nichts an der Definition.


    Nein, Patriotismus und Nationalismus sind das selbe, ein Unterschied besteht nur in der Eigenwahrnehmung. Patrioten glauben, dass sie weltoffen und gemäßigt sind, obwohl sie die selben Positionen vertreten wie die Nationalisten. Die SZ hat vor ein paar Jahren mal eine schöne Zusammenfassung dazu geschrieben: Die Mär vom guten Patrioten
    [MENTION=256754]Ko.lipz[/MENTION] Ähnliche Befürchtungen habe ich auch gelesen, aber es besteht ja auch die Möglichkeit, dass er sich in der Realpolitik einer moderateren, realistischeren Position zuwendet, die dann für Griechenland sehr gut sein könnte. Das etwas gegen das Spardiktat getan werden muss, seh ich genauso. Deswegen warte ich mit einer Beurteilung lieber noch ab :)

  • Nein, Patriotismus und Nationalismus sind das selbe, ein Unterschied besteht nur in der Eigenwahrnehmung. Patrioten glauben, dass sie weltoffen und gemäßigt sind, obwohl sie die selben Positionen vertreten wie die Nationalisten. Die SZ hat vor ein paar Jahren mal eine schöne Zusammenfassung dazu geschrieben: Die Mär vom guten Patrioten


    Der Artikel sagt doch selber schon, dass es einen Unterschied gibt. Dass Patriotismus sich sehr leicht zum Nationalismus entwickeln kann, ist nicht wirklich ein Geheimnis und deswegen wird das auch so kritisch gesehen, aber Patriotismus an sich darf man nicht mit Nationalismus gleichsetzen.

  • Der Artikel sagt doch selber schon, dass es einen Unterschied gibt. Dass Patriotismus sich sehr leicht zum Nationalismus entwickeln kann, ist nicht wirklich ein Geheimnis und deswegen wird das auch so kritisch gesehen, aber Patriotismus an sich darf man nicht mit Nationalismus gleichsetzen.


    Zitat

    Doch eine solche Zweiteilung der Menschen in Patrioten und Nationalisten ist politisch motiviert - sie dient dazu, Patriotismus als wünschenswerte Eigenschaft propagieren zu können. Eine empirische Basis für den Unterschied zwischen Vorzeige- und Schmuddelbürgern gibt es jedoch nicht, wie neueste Untersuchungen zeigen (Wilhelm Heitmeyer: Deutsche Zustände, Folge 5. Suhrkamp, Frankfurt am Main, 2007).


    Lies doch, bevor du schreibst!


    Edit: Ist hier aber auch nicht das eigentliche Thema, wenn du weiterdiskutieren willst, schreib mir ne PN oder Kram den Nationalismus-Thread hoch.

  • Syriza ist ja auch selber sehr nationalistisch und patriotisch. "Links" und "rechts" schließen sich nicht immer aus.


    ja, gibt ja auch das bekannte hufeisenschema:

    http://de.wikipedia.org/wiki/P…s_Spektrum#Hufeisenschema

    »Genügte es früher, einen lyrischen Boxkampf abzuliefern, hat sich der Pöbel heute auf Gladiatorenduelle eingestellt. Irgendjemand muss "zerfickt" oder "vernichtet" werden, im Zweifel wird "die Karriere beendet".« (Redewendehammer)

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