Review: KAAS - Der Garten der Liebe



  • 1. Das Geschenk
    2. Orsons Saustall feat. Maeckes und Plan B
    3. Was würde Jesus tun?
    4. Endlich Nichtraucher
    5. Arbeitslos
    6. Leute treffen

    7. - 14. Bonuslieder mixed by DJ Swed-Lu


    Yeah! Frieden, Liebe, Einhörner und Delphine! Eine Welle der Harmonie und Herzenswärme schwappt aus Baden-Württemberg direkt ins Ohr und flutet ganz Deutschland. Schuld an diesem Friede, Freude, Eierkuchen-Gesudel ist KAAS (Chimperator). Der selbsternannte „Katzenficker“ ist nicht nur mit vielen anderen zusammen einer der besten Rapper der Welt, sondern hat sogar eine ganz eigene Bewegung. Mit der „Garten der Liebe“-Mix-EP startet er sein „love movement brought to you by KAAS“, und wir dürfen bei dieser, äh, Zärtlichkeit dabei sein! Unterstützt beziehungsweise produziert wird er dabei von Tua (Track 1 und 2) und Christyle (Track 3 bis 6), beide bei Bassquiat, die einem beide mehr als nur ein Begriff sind. Tua hat selbst eben seine komplett selbst produzierte „Inzwischen“-EP releaset und Christyle war unter anderem schon auf dem „Optik Takeover Sampler“ zu hören. Gemischt wurde die Mix-EP vom Stuttgarter DJ Swed-Lu.


    Durch „Die Orsons – das Album“ hatte man ja schon eine gewisse Vorahnung, was KAAS da releasen wird, und wenn man die Playtaste das erste Mal drückt, erwartet man auch nichts anderes als ein „Hallo, lieber KAAS-Hörer und somit KAAS-Freund.“ Und man weiß, dass man wirklich, wirklich herzlichst und allerliebst auf der Mix-EP willkommen ist.


    Das geht auch drei Tracks lang gut. Im ersten Track überrascht mich der Nürtinger mit einem tollen Geschenk, das er in einem grünen Päckchen mit lila Band verpackt hat. Toll, ich freu mich wirklich, denn es sind diese detailgenauen Überflüssigkeiten im Text, mit denen man eigentlich nicht rechnet, die das Anhören zum Genuss machen. In „Orsons Saustall“ featuret er erwartungsgemäß Maeckes und Plan B und das Ergebnis ist auch ein typischer, meiner Meinung nach, unglaublich unterhaltsamer Orsons-Track. Man redet ein bisschen „Munz“, hackt ein bisschen auf dem „official leader of the Orsons“ rum und flowt gewohnt gut auf dem lustig dahinwackelnden Beat von Tua.


    Ich bin neu im Game, ich weiß nich', bei wem ich noch schleimen muss/
    Hallo Curse, hättest du vielleicht Lust, 'n Feature mit mir zu machen?/
    Kuckt mich an, ich bin jetzt einer von den Rapperaffen./

    („Orsons Saustall“ feat. Maeckes und Plan B)


    Ab dem dritten Track „Was würde Jesus tun?“ übernimmt Christyle das Ruder und das merkt man auch deutlich. Die Beats sind nicht mehr so verspielt, wirken etwas (aber wirklich nur etwas) düsterer bzw. melancholischer und KAAS passt Themen und Flow auch dementsprechend an.


    „Wenn der Stress zu viel wird, niemand hinhört/
    Was ist es denn, ich frage, was würde Jesus tun?/

    („Was würde Jesus tun?“)


    In „Endlich Nichtraucher“ erzählt er, wie er vom absoluten Ketten- zum eventuellen Nichtraucher wird. Weiter schildert er in den nächsten beiden Liedern vom Leben der Langzeitarbeitslosen ohne Geld und Freuden („Arbeitslos“) oder von Leuten mit hartem Leben und schweren Schicksalsschlägen(„Leute treffen“).


    Ich kann nicht mehr lachen, nichts ist witzig/
    Hartz 1, Hartz 2, Hartz 3, Hartz fick dich/

    („Arbeitslos“)


    Ich traf einen Mann, der mit 260/
    In der Stadt besoffen in 'ne Baustelle gebätscht is'/
    Jetzt sitzt er im Rollstuhl, gebrochen und hässlich/
    – Und die sagen mir, die Hölle kommt erst nach dem Tod/

    („Leute treffen“)


    Das Problem an den Liedern ist nicht, dass sie musikalisch oder technisch nicht gut wären. Aber KAAS hat sein Image vom verspielten, naiven Jungen, der die Welt mit Liebe überhäufen will, so tief im Nacken sitzen, dass er ohne Herzchen und Einhörner kaum eigene Schritte gehen kann. Es fällt schwer, ihm diesen Ernst abzunehmen, besser gesagt: Man versucht es erst gar nicht, weil man alles andere erwartet, nur nichts Ernstgemeintes. Auch fehlt ihm, zum Beispiel im Track „Arbeitslos“, die nötige Seriosität zum Thema, womit ich nicht meine, dass man sich über Arbeitslosigkeit nicht lustig machen darf. Nur wusste ich als Hörer nicht, ob ich jetzt lachen oder weinen sollte, und übrig blieb ein neutrales Etwas, mit dem ich nichts anfangen konnte (und Curse bestimmt auch nicht).


    Dagegen sind die Bonustracks wieder ein Volltreffer. KAAS rettet die Welt von Nürtingen aus, KAAS knallt Hirsche, KAAS ist ein Engel mit großen Flügeln, KAAS schaut Pornos, KAAS entdeckt gefälschte Pumaschuhe… und ich glaube, ich will KAAS´ Freund sein! Die Texte sind derart verspielt und mit einem Auge fürs Detail, dass ich mich am liebsten reinlegen möchte. Die Beats sind solide und abwechslungsreich, manchmal brachial, manchmal seichter, aber immer passend. Der einzige Wehrmutstropfen ist, dass der „Garten der Liiiiiiieeebe“-Übergang im Minutentakt schon nach kürzester Zeit nervt. Aber wenn das alles ist, dann ist es eigentlich nichts. Denn:


    Mann, ich liebe dich, dich, der hier grade zuhört/
    Und ich will, dass des bisschen der neue Trend wird/
    Hoffnung, Liebe und Frieden, der in dein Herz dröhnt/
    Und die Menschheit is' endlich gerettet dank ,Der Garten der Liebe'/

    („Bonuslied 2“)


    Fazit:
    Nach dem ersten Hören ist man vielleicht noch etwas unentschlossen, was man denn jetzt genau von diesem Werk denken soll. Immerhin fehlen sowohl Delphine als auch Einhörner und auch Blauwale kommen nicht vor. Für mich persönlich war es eine Mix-EP, bei der ich anfangs noch die Stirn gerunzelt habe, aber nach und nach die Mundwinkel hoch und zwei Daumen nach oben hielt. Oder anders ausgedrückt: Man muss sich halt reinhören. Die Beats taugen und das schöne Zusammenspiel von Beat und Rap bringt mich ins Schwärmen.
    Die ernsteren Tracks auf der Mix-EP sind ein Manko, aber vielleicht sollte man auch aufhören, von KAAS immer die Rolle vom soften Tierfreund und Glücksbärchi zu erwarten, die er bei den Orsons übernommen hat. Andererseits ist es aber genau dieses Image, das ihn so einzigartig macht, ihn aber leider auch daran hindert, seriös zu wirken. Wenn die Mix-EP vielleicht manche nicht befriedigen wird, sie macht sicher Lust auf mehr. Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt, in welche Richtung er mit dem Album „Amok Zahltag : D“ zielt, das im Februar erscheinen wird. Um KAAS´ Frage am Ende noch zu beantworten: „Was soll ich denn machen, damit ihr mich beachtet? Soll ich eure Mütter beschimpfen, ihr scheiß Hurensöhne?“ – Nein, nein, rette einfach die Welt! Das reicht auch!



    (Benedikt Dirschl)

    [REDBEW]185 [/REDBEW]

    Bewerte diese CD:
    [reframe]reviewthread.php?reviewid=185 [/reframe]
    [azlink]KAAS+-+Der+Garten+der+Liebe [/azlink]

  • Zitat

    Der selbsternannte „Katzenficker“ ist nicht nur mit vielen anderen zusammen einer der besten Rapper der Welt, sondern hat sogar eine ganz eigene Bewegung.


    also dann ist er auf jedenfall die weltweite nr.1.

  • Die EP ist meiner Meinung nach der Burner. Kann der Review beim Song "Arbeitslos" zustimmen, jedoch nicht, wenn es um "Leute treffen" geht. Meiner Meinung nach sorgt Kaas dort gerade durch seinen Style (der mir hier eher nüchtern und sachlich vorkommt) für eine besondere Wirkung des Tracks (deshalb mein Favorit neben Bonustrack 5). Aber gut das ist sicher Ansichtssache. ;)

  • Zitat

    Original von Cop Dickie
    Finde die Ep sehr schwach. Aber mich kotzt dieser Orsons Style sowieso an.


    beim ersten punkt kann ich dir zustimmen
    nur der track saustall gefiel mir, weil ich mir, wie schon gesagt, die orsons als gruppe besser geben kann, als solo-kaas oder -mäckes...
    gute review, trotz meinundsunterschiede;)

  • Is auf jeden fall rap der ma innovativ is...sein style is sick!!! :smoke:
    Ich mag den track "leute treffen" sehr! trifft in kurzen sätzen hart die realität!

    "Komme geflogen wie eine Airline - sprenge deine Cypher und bring alle zum wein´"

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!