RAF Camora – Die schwarze EP


  • 01. Intro
    02. Schema A
    03. Legende
    (feat. RAF 3.0)
    04. Walhalla
    05. Schwarze Wolke
    06. Trauer


    Die letzten Jahre liefen durchaus gut im Hause Camora. Schon stolze dreimal platzierte er Langspieler in den Top Ten, sei es das mit Chakuza und Joshi Mizu veröffentlichte Kollaboprojekt "Zodiak", sein Soloalbum "RAF 3.0" oder nicht zuletzt auch sein als RAF 3.0 publizierter Longplayer "Hoch 2", mit dem er sogar die Spitze der deutschen Albencharts erobern konnte. Des Weiteren folgte die Gründung seines Indie-Labels Indipendenza, bei dem mit Joshi Mizu und Sierra Kidd zwei weitere namhafte Artisten unter Vertrag stehen. Jetzt begibt sich also nach längerer Zeit wieder RAF Camora persönlich ans Mic, der vor einem nächsten Album allerdings noch eine EP vorschickt, die auf die schlichte Bezeichnung "Die schwarze EP" hört. Nun gilt es also herauszufinden, ob diese schon für sich allein überzeugen kann oder ob man als wenig gediegener Hörer doch lieber auf das kommende Album zurückgreifen sollte.


    "Diese EP ist für die wahren Fans, die warten bis 2016/
    Sechs Tracks – RAF Camora-Sound, direkt aus dem Herzen/
    Sound für die wahren Fans, behalt sie in Ehren/
    Denn bald schmilzt die Atmosphäre zu schwarzer Materie/
    "
    (RAF Camora auf "Intro")


    Rein musikalisch bleibt RAF dabei seiner Linie treu. Die Instrumentals liefern schwerfälligen, sphärischen und epochalen Synthiesound, welcher seiner tiefen, druckvollen Stimme den perfekten Raum zur Entfaltung bietet. Die daraus resultierende Atmosphäre wurde mit meist wohldosierten Flangern, Hall und anderen Stimmbearbeitungsprogrammen in Hooks und in den Parts weiter ausgearbeitet und dann in Stimmung und Inhalt der Tracks gekonnt ausgespielt. Dadurch avanciert die musikalische Facette zu einem der deutlichen Stärken des Miniwerks, die dabei das typische Repertoire eines RAF Camora bemühen – verschiedenste melodisch und melancholisch eingesetzte Synthesizer reichen sich routiniert die Hand mit Trap-Einflüssen, Gitarrensamples und dezent eingearbeiteten Hintergrund-Vocals. Der einzige Ausbruch aus diesem Grundgerüst ist der Track "Legende", auf dem er seinem Alter Ego RAF 3.0 mit einem Ausflug in Rythmen aus Reggae und Dancehall Tribut zollt, ohne dabei schwerwiegend vom roten Faden seiner EP abzuweichen.
    Um diese musikalische Abweichung jedoch wirklich nachvollziehen zu können, sollte man allerdings wissen, dass RAF 3.0 sein in dieser musikalischen Sparte agierendes Alter Ego darstellt, das auch auf der Trackliste als Feature angegeben ist. Und diese Eigenschaft findet sich immer wieder auf dem Miniwerk: Wiederholt tauchen Bilder und Aussagen auf, die an Ereignisse seines Lebens oder Motive seines bisherigen Schaffens anknüpfen. So verpasst ein Hörer, der sich bislang noch nicht wirklich mit dem Rapper auseinandergesetzt hat, einen nicht unerheblichen Anteil der inhaltlichen Ebenen. Dabei muss sich auch eben dieser textliche Aspekt nicht verstecken. Zwar erfindet RAF Camora das Rad mit Sicherheit nicht neu, beweist aber zwischen aus der nordischen Mythenwelt entlehnten Motiven, Schilderungen seines Liebesleben und schlichten Representern über die Rapszene einmal mehr ein Händchen für Storytelling, Bildsprache und den Aufbau von Atmosphäre. Lediglich die teilweise doch etwas überflüssigen Spits und weit hergeholten Wortspiele trüben den Gesamteindruck unterm Strich ein wenig, da sie durch ihre arge Konstruiertheit gewollt lustig wirken und damit selten ins Restkonzept passen wollen.


    "Ihre alten Freunde kennen sie nicht mehr/
    Sie sind umgeben nur von Ja-Sagern, englisch wie yeah/
    Wären sie fair, wär ich auf der Vanity Fair/
    Für sie sind alle Rapper Aliens, als wär E.T. Fler/
    "
    (RAF Camora auf "Trauer")


    Fazit:
    Insgesamt lässt sich sagen, dass RAF Camora hier einmal mehr souverän und routiniert sein musikalisches Programm abspielt. Düsterer, sphärischer Sound, durch perfekt passende Samples abgerundet, gibt die Grundlage für einen gut aufgelegten RAF, der seine tiefe und energetische Stimme wunderbar dazu zu benutzen weiß, atmosphärische Storyteller und Representer zum Besten zu geben. Damit geht er zwar keine nennenswerten neuen Wege, liefert aber genau das, wonach sich eingefleischte Fans schon sehnlichst die Hände reiben dürften und überbrückt die Zeit bis zum nächsten Release zumindest ein wenig. Sollte man sich also zu dieser Gruppe zählen, darf man bei der "Schwarzen EP" beherzt zugreifen. Sollte man allerdings nicht zu dieser Gruppe gehören, verpasst man jedoch auch nicht allzu viel, wenn man bis zum Album 2016 wartet.


    (Yannik Gölz)


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    pocky bloom gravity boy

    Einmal editiert, zuletzt von Up ()

  • Über den Sound, Beats und Untermalung braucht man bei RAF ja gar nicht erst sprechen, immer großes Kino. Finds aber auch thematisch diesmal stark, v.a. "Schema A" und der Track mit dem 3.0 Part stechen richtig krass raus. Nochmal n Brett zum Ende des Jahres.

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