01. Old School Party
02. German Dream
03. Gheddo Reloaded feat. Sido
04. Real Hip Hop feat. Schwesta Ewa
05. Leichte Beute feat. Xatar
06. Orient Express feat. Sami Nasser
07. Fettsackstyle feat. Samy Deluxe
08. Nudeln mit Joghurt
09. Doppelleben
10. Es brennt feat. Brings
11. Was Lan?
12. GD 4 Life feat. Farid Bang & Summer Cem
13. Hallus & Muffins feat. DCVDNS
14. U-Bahn Ficker (Circus Halligalli-Special) feat. Joko & Klaas
15. Alta feat. MC Hassan
16. Wo komm ich her? (Deutscher Traum)
17. Das wird schon feat. Tim Bendzko
Im Jahr 2003 war Eko Fresh noch jung und brauchte das Geld. Zwar hatte der türkischstämmige Ekrem Bora aus Mönchengladbach zu dieser Zeit bereits mit dem "King of Rap" zusammengearbeitet, doch stand seine Karriere zeitlich gesehen noch in den Startlöchern. Einige Releases und eine Label-Gründung später nimmt der ehemalige Schuhverkäufer seine Fans und eine beeindruckende Anzahl namhafter Feature-Gäste mit auf die Reise zur Erfüllung seines "deutschen Traums". Schafft es der Deutschtürke mit seinem aktuellen Album an den Erfolg seiner letzten Platte "Eksodus" anzuknüpfen oder verkommt der "German Dream" zum Albtraum?
Nach dem Intro "Old School Party", das mit jeder Menge Cuts alter HipHop-Klassiker gespickt ist, gibt "German Dream" recht genau die Marschrichtung auf "Deutscher Traum" vor. Eko hat es von ganz unten nach ganz oben geschafft, was er nicht müde wird, dem Hörer mitzuteilen. Mehr oder minder bleibt er dabei realistisch oder holt etwas weiter aus als nötig. Zwischen relativer Armut und Ghettolifestyle werden dem Hörer verschiedene Versionen eines sozialen Aufstiegs präsentiert – so ist Eko wahlweise sorgenfreier Musiker oder ein Star, der mehr Money als Fußballprofis macht.
"Das geht von Köln Porz bis hin ins MV/
Ausm Gheddo raus, heute Business im Penthouse/
Du lebst im Block, das macht dich nicht als Mensch aus/
Weil du für die Scheiße nur ein bisschen Talent brauchst/"
(Eko Fresh auf "Gheddo Reloaded")
Dies geschieht mehrheitlich auf samplebasierten (Oldschool)-Beats oder auf String- beziehungsweise Piano-Beats, produziert von Crispy, Isy B, The Breed und Dr. Zorn, die hier alle saubere Arbeit abgeliefert haben. Die hochwertigen Instrumentals ergänzen sich zu einem angenehmen Mix und machen "Deutscher Traum" beattechnisch bereits zu einem soliden Album. Doch wie sieht es mit den Texten aus? Wer erwartet, dass 17 Tracks lang nur represented wird, der irrt. Zwar ist der soziale Aufstieg thematisch recht dominant, doch wird dies auf verschiedene Art und Weise transportiert – vom ehrlichen Storytelling-Track bis zum harten Battletrack zeigt sich Eko dabei recht vielseitig, aber leider nicht wirklich innovativ. Exemplarisch transportiert "Gheddo Reloaded" die alte, in letzter Zeit zu Recht vernachlässigte Ghettothematik, wobei weder Eko noch Featuregast Sido etwas bahnbrechend Neues beizutragen haben. Ebenso verhält es sich auf "Real Hip Hop", wo Eko bereits oftmals gehörte Lines und Vergleiche à la "Mein Album ist so hot, du findest es im Kühlregal" aneinanderreiht. Es lässt sich hierbei auch darüber streiten, ob Featuregast Schwester Ewa für "realen HipHop" oder viel mehr für den Tiefpunkt des Albums sorgt. Es fügen sich Tracks wie "Leichte Beute" und "Was Lan?" genau in das beschriebene Schema ein. Einzig "GD 4 Life" bildet eine bemerkenswerte Ausnahme bei den Representern, was vor allem daran liegt, dass Eko Fresh hier eine Message transportiert. So rühmt er sich als Wegbereiter des "Kanackenrap" und kann dabei, wie die Featuregäste Farid Bang und Summer Cem, sowohl technisch als auch inhaltlich überzeugen. Doch wie bereits erwähnt, wird nicht nur represented, sondern an anderer Stelle auch relevantere Themen aufgegriffen. Türkische Wurzeln und die Frage nach Heimat und die Identität als Deutscher oder Türke werden genauso thematisiert wie die NSU-Morde. Diese Aufteilung ist bestimmend für "Deutscher Traum". Gut die Hälfte aller Tracks sind recht belanglose Representer-Tracks, die weder durch Technik noch durch textliche Raffinesse glänzen. Angesichts der anderen Hälfte der Tracks ist dies sehr schade, denn Eko zeigt hier, dass er es wesentlich besser kann. Auf "Orient Express" setzt er sich mit seiner Herkunft auseinander und reflektiert die zwiespältigen Gefühle vieler Migranten, die sich zu dem Land hingezogen fühlen, dem sie oder ihre Vorfahren entstammen, dieses aber unter Umständen noch nie gesehen haben. Auf "Doppelleben" thematisiert er humorvoll dieses Leben zwischen zwei Gesellschaften. Der integrierte Deutschtürke, der kein Problem damit hat, "haram" zu essen, trifft hier auf den Türken, der der Kultur seiner Vorfahren treu bleibt. Das Leben zwischen zwei Freundeskreisen, in denen die jeweils anderen Verhaltensweisen akzeptiert beziehungsweise erwartet werden, pointiert Eko dabei sehr exakt und sorgt dabei für den ein oder anderen Lacher.
"Ich ducke mich aus Angst, sie würden mich entdecken/
Hurry um die Ecke, denn ich muss die Currywurst verstecken/
Oh, was' ein Zufall, wir sind toll integriert/
Autos und Fußball, ich bin voll interessiert/"
(Eko Fresh auf "Doppelleben")
Die NSU-Morde und die damit verbundenen Kränkungen der Opfer durch die Bezeichnung "Dönermorde" verarbeitet Eko Fresh auf "Es brennt". Dem Thema begegnet Eko als Quasi-Betroffener mit dem nötigen Ernst und zeigt sich weder polemisch noch rachsüchtig dem deutschen Staat gegenüber. Vielmehr hat er zum Ziel, den Familien der Opfer eine Stimme zu geben und setzt dieses Vorhaben sehr passend in die Tat um. Außerdem thematisiert er auch hier wieder den Grat zwischen den Kulturen und seinen Identitäten als "Kölsche Jung" und Immigrantensohn.
"Weißt du wie es ist? Dich lässt der Rechtsstaat im Stich/
Du hast knapp überlebt und sie verdächtigen dich/
Zehn Menschen tot, als die Behörde scheinbar schlief/
Irgendwie fies, dass man danach was von Dönermorden liest/"
(Eko Fresh auf "Es brennt")
Eko Fresh bewegt sich auf "Deutscher Traum" hauptsächlich zwischen zwei Extremen. Einerseits setzt er sich tiefgründig bis humorös mit aktuellen Themen wie der Integration und den NSU-Angriffen auseinander und trifft damit nicht nur den Zahn der Zeit, sondern zeigt auch, dass er sein Handwerk solide beherrscht – die durchgängig hochwertigen Beats sorgen dabei für ein rundes Soundbild. Andererseits hat sich die Thematik des sozialen Aufstiegs schon nach kurzer Zeit überholt und wird durch die Verwendung zielloser Battletracks zwar anders, aber nicht besser verpackt und verkommt im Gegenteil eher zur 08/15-Massenware – im Jahr 2014 ist es nun einmal schwer, sich mit Battletracks von der Masse abzuheben. Fun-Tracks wie "Fettsacksstyle", "Hallus & Muffins" oder "U-Bahn Ficker" brechen aus dem Schema aus, lockern die ernsten Themen immer wieder auf und zeigen im Gegensatz zu den zahlreichen Representer- beziehungsweise Battletracks wesentlich mehr Innovation. So wird auf "U-Bahn Ficker" ein Internetvideo aufgegriffen, welches auch in der TV-Serie "Circus Halligali" Erwähnung fand. Entsprechend konnte Eko die Moderatoren Joko & Klaas als Featuregäste gewinnen.
Fazit:
Angesichts des Albumtitels "Deutscher Traum" ist das Thema sozialer Aufstieg natürlich zentral auf Ekos neuestem Release. Gerade hier gelingt es ihm jedoch selten, seine Aussagen mit mehr als stumpfen Lyrics zu transportieren. Auf der Gegenseite hat er es geschafft, relevantere, schwierigere Themen auf einer wesentlich hochwertigeren Art und Weise seiner Zielgruppe zugänglich zu machen. Hätte Eko Fresh auf eine Handvoll Battle- und Representertracks verzichtet, wäre mit "Deutscher Traum" ein rundum solides und durchgängig feierbares Album entstanden.
(Claude Gable)
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