01. Sexualethisch desorientiert
02. Bleib in der Schule
03. Falsche Band
04. Koks auf Hawaii
05. Russisch Tourette
06. Poo-Tang Clan
07. Dicks sucken
08. Damals in der Schule
09. Neongrüner Auswurf
10. Die Traubenstampferin
11. Raus aus meiner Kneipe
12. Forgot about Tai
13. Mensch ohne Grund – Vortex
Es ist schon etwas her, dass "Crackstreet Boys 2" die Aufmerksamkeit der deutschen Rapszene auf sich zog – und anschließend die der BPjM, der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, welche für den berühmt-berüchtigten Index verantwortlich ist. Abgesehen von ebendieser Prüfanstalt zeigte sich die große Mehrheit jedoch begeistert vom Album der Boy-Band, welches als absolut stimmiges Gesamtwerk mit vielen Lachern und Ohrwürmern aufwarten konnte. Musikalisch wie textlich war das Album hervorragend. Nachdem bis auf vier Titel sämtliche Tracks von "CSB 2" indiziert worden waren, fürchteten viele, der Nachfolger würde etwas zurückhaltender ausfallen. Warum fürchteten? Weil es gerade der böse, ungezogene Humor war, der Sudden, Alligatoah, Timi und Basti einen enormen Zuwachs an Fans bescherte. Es stellt sich also die Frage, ob diese Befürchtungen wahr geworden sind, oder ob "Crackstreet Boys 3" an seinen starken Vorgänger anknüpfen kann.
"Endlich wird wieder mit den Fäusten gefickt/
Denn trotz Indizierung enttäuschen wir nicht/
Verbietet meine Songs und verbietet meine Band/
Doch ich ziehe nach den Gigs weiter Teenies in den Van/"
(Basti auf "Sexualethisch desorientiert")
Basti liefert mit diesen ersten vier Zeilen des Albums direkt eine Teilantwort. Seine Aussage kann man durchaus unterschreiben. Rein darauf achtend, wie viel wieder jenseits der Grenze des guten Geschmacks stattfindet, steht "CSB 3" dem zweiten Teil in nichts nach. Denn statt das Angebot, eine Nase Speed zu ziehen – ja, allein das ist für die meisten von uns vermutlich nicht gewöhnlich – einfach durch ein simples "Ja" anzunehmen, antwortet man als echter Crackstreet Boy: "Kacken Bären in den Wald, ist der Papst pädophil?" (Timi auf "Sexualethisch desorientiert"). Alles dreht sich um illegale Substanzen, Sex, Gewalt, Exzesse jeglicher Art und Hemmungslosigkeit in ihrer reinsten Form. Eingewebt wird dieses Grundrezept in unterschiedlichsten Zusammenhängen. Einmal dreht sich alles nur um Stuhlgang ("Poo-Tang Clan"), mal um das Quälen des eigenen Körpers durch Überstrapazierung ("Neongrüner Auswurf") oder ein andermal um die Schulzeit ("Damals in der Schule"). Witze, die so weit unter der Gürtellinie angesiedelt sind, dass sie eine erneute Indizierung praktisch sicherstellen, sucht man auch auf "CSB 3" nicht vergebens: Tiefsinnige Fragen wie "In ihre Fotze passt 'ne ganze Flasche rein, wie könnte diese Kleine nicht erwachsen sein?" (Basti auf "Falsche Band") findet man wie Sand am Meer. Die inhaltliche Richtung, die das Album einschlägt, ist also schon einmal umrissen. Sie liegt prinzipiell nahe an der des Vorgängers. Trotzdem entfaltet dieses Release nicht die gleiche, positive Wirkung – zumindest was mich persönlich angeht. Tracks wie "Poo-Tang Clan" sind zwar ganz nett und bringen den Zuhörer sicherlich auch beim ersten Mal zum Grinsen, aber nach dem fünften, sechsten Hören wird es dann doch langweilig, unzählige aneinandergereihte Wortspiele über Stuhlgang zu hören. Was "CSB 2" so genial machte, war in meinen Augen unter anderem, dass die Jungs von Trailerpark zu ihrer Asozialität zeitgleich immer eine gewisse Finesse demonstrierten, die ich auf dieser Platte weitestgehend vermisse. Ich habe mehr das Gefühl, dass man einfach irgendeinen Kontext gesucht hat, in dem man dann wieder ein bisschen eskalieren kann, ohne dabei auf die kleinen Details zu achten, die "CSB 2" so langlebig machen. Die Texte auf "CSB 3" sind zwar zum größten Teil ebenfalls lustig, aber mehr auch nicht.
"Was ein großes Häufchen/
Ich und meine Gang fürchten weder Kot noch Teufel/"
(Basti auf "Poo-Tang Clan")
Eine Ausnahme stellt hierbei vor allem "Dicks sucken" dar. Auch dieser Text spielt mit Tabus und ist anstößig: "Jesus Christus hat schon damals in 'nem Swingerclub erwähnt: Wenn ein Mann dir auf die linke Backe schlägt, musst du sein' Pimmel sucken geh'n!" (Alligatoah auf "Dicks sucken"). Doch gleichzeitig ist der – zugegebenermaßen sehr spezielle – Humor der vier Künstler schön verpackt in unzählige lustige Stellen, die zusammen ein stimmiges Gesamtwerk ergeben. Was dem Track dann noch die Sahnehaube aufsetzt, ist die Alligatoah-Hook. Wer sonst schafft es, dass man sich draußen an der Bushaltestelle dabei erwischt, wie man "Lass uns doch Dicks sucken, wo ist das Problem?" vor sich hersummt? Dass es sich bei Alligatoah um einen begnadeten Rapper und Sänger handelt, ist längst kein Geheimnis mehr. Dies zeigt er auch hier, denn auf "CSB 3" glänzt er wieder mit Ohrwurm-Hooks erster Güteklasse. So zum Beispiel auf "Bleib in der Schule", welches als erste Singleauskopplung schon auf dem diesjährigen Splash!-Festival zum Besten gegeben wurde und die Massen begeisterte. Mit den Hooks sind wir schon bei der Frage angelangt, wie "CSB 3" musikalisch daherkommt. Die Mischung macht's, sagt man ja bekanntlich. Für Trailerpark heißt das: mal etwas Dubstep-lastiges, hier etwas Poppiges und dort wieder eine sehr rockige Untermalung. Das Album ist in der Hinsicht keine große Überraschung. Was jedoch fehlt, sind die Beats, die auch nach langer, langer Zeit noch im Gedächtnis der Hörerschaft bleiben werden. Auf "CSB 2" war zum Beispiel der geniale "Fledermausland"-Beat zu finden. Ein ähnliches Kaliber vermisse ich auf diesem Release leider. Somit kann die Platte auch in musikalischer Hinsicht nicht die Erwartungen erfüllen, welche sich nach dem starken Vorgänger zwangsläufig gebildet haben.
Technisch sind alle Crew-Mitglieder absolut solide. Sie versuchen nicht, sich durch komplexe, verschachtelte sprachliche Konstruktionen zu profilieren. Dennoch können auch Rapfans, die Wert auf guten Flow legen, reinen Gewissens zu dieser Platte greifen. Sudden, Alligatoah, Timi und Basti sind allesamt erfahrene Rapper, was man ihnen auch zu jeder Zeit anmerkt. Jeder von ihnen bringt eine eigene Note in das Gesamtpaket Trailerpark mit ein. Diese Harmonie zeigt sich vor allem bei den berühmten Live-Auftritten der Band. Auch die aktuelle Veröffentlichung bietet eine super Grundlage, um die Fans live zum Kochen zu bringen und für Eskalation zu sorgen. Das ist vermutlich eine der größten Stärken des Trailerparks. "CSB 3" wird dieser sicherlich nicht im Wege stehen.
Fazit:
Die vier Tunichtgute tun, was sie am besten können: provozieren. Sie legen keine Scheu an den Tag, auch dieses Mal die Aufmerksamkeit der BPjM zu erregen und sich somit vermutlich ein weiteres Mal auf dem Index zu verewigen. Fans der asozialsten Boyband Deutschlands werden wieder auf ihre Kosten kommen. "Crackstreet Boys 3" leidet letztlich vor allem unter seinem Vorgänger. Der Vergleich ist nicht zu vermeiden, da beide Alben in genau dieselbe Richtung zielen. Hier finden sich leider einige Anspielstationen, die aufgrund mangelnder textlicher oder musikalischer Finesse nicht überzeugen können. Tracks wie "Bleib in der Schule" oder "Falsche Band" demonstrieren jedoch, dass die Jungs aus dem Trailerpark wissen, wie man hemmungslose – und dennoch sehr humorvolle – Texte zu tollen Rapsongs und auch Ohrwürmern macht. Und das haben sie auch hier wieder unter Beweis gestellt. Um etwaigen Fehlkäufen vorzubeugen, sei noch einmal explizit mit Alligatoahs eigenen Worten betont:
"Wenn Du einer dieser Menschen bist/
Der, wenn Not am Mann ist, nicht mal seine Schwester fickt/
Und ein Pisse-Cocktail für Dich sehr befremdlich ist/
Sind wir die falsche Band, die falsche Band für Dich/"
(Alligatoah auf "Falsche Band")
(GameofMo)
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