Review: Automatikk – Jenseits von Eden 2



  • 01. Intro
    02. Kingz
    03. Panzafaust Flow
    04. Ghettopräsident 3
    feat. Kurdo & Massiv
    05. Flatrate Stress
    06. Dennis
    feat. Sarah Ann
    07. 110
    08. Bis die Kasse stimmt
    feat. Celo & Abdi
    09. Testosteron
    10. Aboo
    feat. Eko Fresh
    11. Julia
    12. Nein
    13. Uppercut
    feat. Akez
    14. Mördersound feat. Jasko
    15. Pump die Hantelbank 2
    16. Rin Rin Rin
    17. GTA
    18. Yolo
    19. Killakollabo
    feat. V.A.


    Wenn Du (so wie ich) aus Nürnberg kommst und gefragt wirst, ob aus Deiner Stadt irgendwelche Rapper stammen, die man auch im Rest der Republik kennt, gibt es eigentlich nur eine Antwort. Denn auch wenn sich hier durchaus ein paar Deutschrap-Vertreter finden lassen, so sind es – egal, ob man sie mag oder nicht – doch die Brüder Rokko81 und Atillah78 aka Automatikk, mit deren Namen die meisten HipHop-Fans dann auch außerhalb der Nürnberger Stadtgrenzen etwas anfangen können. Ob man den Namen des Duos nun lieber möglichst leise nuschelt oder mit stolzgeschwellter Brust herausposaunt, liegt am Musikgeschmack des Einzelnen, kann wohl aber auch ganz einfach mit einem Blick in das neueste Werk der beiden Rapper, "Jenseits von Eden 2", beantwortet werden.


    "Spieglein, Spieglein an der Wand/
    Wer hat den geilsten Sixpack und die Pump in der Hand/
    Wer zieht sein Shirt aus und die Girls fall'n in Ohnmacht/
    Und alle Hater sagen: 'Oh man'/
    "
    (Atillah78 auf "Kingz")


    Kaum verklingt das "Intro", das klarstellen soll, dass Atillah und Rokko keine Schwätzer, sondern Macher sind, ernennen sich die Brüder auch schon direkt zu den absoluten "Kingz". Bereits hier kann der Hörer relativ klar ausmachen, wie ihm das Gesamtwerk des Duos gefallen wird, da ein Großteil der Tracks auf "Jenseits von Eden 2" aus finsteren Representertiteln mit reichlich harter Straßenattitüde besteht. Düstere Beats mit dumpfem Bass und donnernden Drums dominieren die Atmosphäre des Albums, auf dem hauptsächlich geprahlt, geprotzt, geschossen und gepumpt wird. Wer an recht plumpen Zeilen wie "Ich trinke Cola durch die Nase, Schlampen werden nass und feucht" nur schwer Gefallen findet, wird sich auf eine Vielzahl von lyrischen Durststrecken gefasst machen müssen. Die Beats, mal mit surrenden Synthies versetzt, mal mit Pauken und Trompeten zum epochalen Sound gepusht, werden von Automatikk nämlich mit Vorliebe für kompromisslosen Straßenrap genutzt. Egal, ob sie mit Jasko gemeinsam "Mördersound" produzieren, vollgestopft mit "Testosteron" vor der "110" fliehen oder ihren "Panzafaust Flow" zum Besten geben, bleibt inhaltlich doch ein starkes Gefühl der Redundanz. Allzu oft gibt man sich dabei mit einem sehr simplen, stumpfen Textniveau zufrieden. Stellvertretend für den Gesamteindruck soll hier eine Zeile von Atillah78 auf "Flatrate Stress" stehen: "Euer Rap ist nicht mal Scheiße wert, als ob ihr Scheiße wärt". Punchlines und Vergleiche wirken oftmals schon recht ausgelutscht und altbacken, so als hinkten die Brüder ihrer Zeit gerade ein wenig hinterher. Vielleicht wird auch aus diesem Grund noch gegen "Yolo" gewettert, während der Rest der Szene die Anti-Hipster-Yolo-Swag-Texte mittlerweile schon ad acta gelegt hat. Dass ein paar Leute ihr Fett wegkriegen müssen, ist klar, doch stellt sich die Frage, ob es sich dabei um tatsächliche, gerechtfertigte Antipathien handelt. Denn wenn unter anderem Cro, Sierra Kidd, Lance Butters, MC Fitti, Jan Delay, Money Boy sowie Joko & Klaas gedisst werden, riecht dies teilweise doch stark nach sinnlosem Namedropping.


    "Hallo Rokko, hallo Atillah, ich hoffe, es geht euch beiden gut/
    Ihr seid die Besten, für mich gibt es keine and're Crew/
    Ich schreibe euch und meine Backen, sie erröten, denn/
    Es ist mir peinlich, doch ich bin euer größter Fan/
    "
    (Rokko81 auf "Dennis")


    Warum sich statt all dem Hass nicht lieber mal der Fanliebe widmen? Die Briefe von "Dennis" sind immerhin voll des Lobes für Automatikk. Leider antworten diese nicht gleich, weswegen der enttäuschte Fan verzweifelt und vom Zorn zerfressen einen Autounfall baut. Mag dem ein oder anderen vielleicht bekannt vorkommen, ist aber durchaus so beabsichtigt, da Rokko und Atillah hierfür Eminems Hit "Stan" ins Deutsche übersetzten. Ob man es jetzt Kopie oder Hommage nennen will, ist zweitrangig, denn zumindest bringt der Titel erste Abwechslung in das Album. Gut, auch die Liebesgeschichte von "Julia" mag nicht sonderlich innovativ sein, doch muss man den Jungs von Automatikk in jedem Fall zu Gute halten, dass der Wille zum nachdenklichen Storytelling da ist. So wie man ihnen auch nicht absprechen kann, dass sie sich mit Eko Fresh gemeinsam nicht dem doch recht komplexen Themenblock der "Türken in Deutschland" gewidmet hätten. Mit Ekos Part hat das Album so ein besonderes Highlight erhalten, das auch im Vergleich zu den Featureparts von Kurdo und Massiv auf "Ghettopräsident 3" und Celo & Abdi auf "Bis die Kasse stimmt" noch hervorsticht. Ob Automatikk nur mit Gastbeiträgen glänzen können? "Nein". Zwischen all den wütenden Tracks der Nürnberger wirkt "Nein" mit durchaus berechtigter Kritik an Gesellschaft, Jugend und dem fragwürdigen Verhalten vieler Internetuser geradezu überraschend besonnen, bevor zum Ende des Albums hin noch mal Vollgas gegeben wird. Die Hook von "Rin Rin Rin" mag zwar nicht sonderlich gelungen wirken ("In deiner Mutter war'n wir drin, drin, drin/ Rokko, gib' mir mal die Chainsaw – Rin Rin Rin"), doch feuern die Brüder dafür gnadenlos mit beeindruckend guten Doubletimepassagen um sich. Wem das noch nicht reicht, für den gibt es zum Abschluss von "Jenseits von Eden 2" noch die "Killakollabo", die nebst Automatikk sage und schreibe 39 weitere, mal mehr, mal minder bekannte Rapper auf einem Track vereint und dem Album einen interessanten, wenn auch sehr gedehnten Endpunkt verleiht.


    Fazit:
    Wer sich eher dem Rap mit Tiefgang und Aussage verschrieben hat, der sollte auf die Frage nach Acts aus Nürnberg lieber auf ein paar kleinere Namen zurückgreifen, während die Fans von hartem Sound mit derben Texten durchaus mit den beiden "Brüdern aus der Südstadt" prahlen dürfen. Die Ghettoattitüde zelebrieren sie immerhin bestens und auf mindestens einem Track beweisen sie zudem ihr gewaltiges Doubletime-Talent. Wäre der ein oder andere Straßenrap-Titel gegen eine weitere, solch technikfixierte Nummer ersetzt, eine Handvoll der besonders plumpen Zeilen gestrichen und den nachdenklicheren Tracks etwas mehr Aufmerksamkeit beigemessen worden, würden Automatikk und "Jenseits von Eden 2" sicherlich für den Großteil Nürnbergs als Aushängeschild in Sachen Deutschrap herhalten können.



    Wobo Solagl (Daniel Fersch)

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    [azlink]Automatikk – Jenseits von Eden 2[/azlink]

  • Größter Witz des Jahres. Diese "Stan" Kopie ist so was von lächerlich.

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