Review: Mädness – Maggo



  • 01. Maggo
    02. Wir machen's immer noch
    feat. Kamp
    03. Lästermaul
    04. Ich sterbe für HipHop
    feat. Yassin
    05. Häng ab feat. Kamp
    06. Wachtraum


    Gude! So würde ich Euch wohl begrüßen, wäre ich auch aus Hessen. Kann ich von mir nicht behaupten, dafür aber Mädness. Und genau dieser hat mal eben eine neue EP gedroppt. Nachdem sage und schreibe 4 Jahre vergingen, als hätt er nix getan, außer mal eben seine eigene Biermarke zu kreieren. Doch wer kennt den Darmstädter denn überhaupt (noch)? Obwohl er schon reichlich Output gebracht hat, mit Savas chillte und ein Marcus Staiger ihm einst den Titel "Kompletter MC" gab, war er immer nur ein Geheimtipp in der Szene. Doch wer ihn aufgrund seiner musikalischen Werke nicht kennt, der sollte zumindest den "Moderator" in ihm kennen, vorausgesetzt man war damals auf dem Splash!. Kurz und knapp taucht er keinesfalls aus dem Nichts auf, und doch kann er nach der langen Pause sicher zu Recht behaupten:

    "Kids halten mich für 'nen uralten Knacker/
    Während Rapmedien mich wieder zum Newcomer machen/
    "
    (Mädness auf "Maggo")


    Diese zwei Zeilen reichen auch aus, um zu merken, in welche Richtung sein Rap geht – kritisch, selbstironisch und humorvoll. Mit "Maggo" stellt sich uns de Gude vor, erzählt uns von seinem Werdegang und lässt auch blicken, was dieser etwas komische Name des Werks überhaupt bedeutet. Und musikalisch wird er auch passend mit Pauken und Pfeifen unterstützt, wodurch er sich einen würdigen Wiedereinstieg in das Rapgeschäft bereitet. Es handelt sich zwar nur um sechs Tracks, teils aus den vergangenen Jahren zusammengesucht, aber mit der EP will der Mittdreißiger auch nur ankündigen, dass er wieder da ist.


    Genau das macht Marco mit diesem Werk auch ganz gut. Denn inhaltlich wird uns hier jede Seite des Multitalents geboten, vom Representer über den tiefgründigen MC bis zum relaxten Dude. So bekommt der Hörer auf "Wir machen's immer noch" von Mädness und Kamp auf ruhigem Beat zu hören, warum die beiden vom Rap einfach nicht ablassen und sich daran auch nichts ändern wird. Nachdem man sich nun ausführlich represented hat, kann man ja jetzt auch zeigen, welche Ansichten man von dies und jenem so hat. Was uns zum zweiten Akt führt, auf dem es um mal mehr, mal weniger tiefgründige Aussagen über die Szene geht. Während es sich auf "Lästermaul" hauptsächlich um die Überflüssigkeit von Beef dreht, kommt danach eine großartige Hymne an den Old School HipHop, wortgewaltig unterstützt von Yassin. Wie ernst man die darin vorhandene Kritik an der New School nimmt, ist allerdings jedem selbst überlassen. Zeit, um darüber nachzudenken, bekommt man dann während dem Abschluss der EP, denn die letzten zwei Tracks sind eher ruhig und beinhalten weniger tiefer gehenden Inhalt. Kamps zweiter Gastbeitrag wirkt zwar textlich fast zu hingerotzt, aber das reißt Mädness mit seinen "fantagelben Zähnen" schon wieder raus. Zu guter Letzt wird einem noch nahe gelegt, einfach mal im "Wachtraum" durchs Leben zu gehen und damit dann auch wieder in selbiges entlassen.


    "Vielleicht sollte man's versuchen/
    Einfach akzeptieren, wie es einem halt zu gut geht/
    Probleme gibt es immer, man muss sie nur suchen/
    Jede Party is' für'n Arsch, wenn dir barfuß der Schuh drückt/
    "
    (Mädness auf "Wachtraum")


    Thematisch und lyrisch konnte mich die EP insofern voll und ganz überzeugen und stimmte mich ein wenig traurig, da es nach 20 Minuten schon vorbei war. Doch auch beattechnisch kann das kleine Werk durchaus überzeugen, wie bereits beim Titeltrack angeführt. Ebendieser kommt dem ein oder anderen vielleicht auch schon durch das Beattape von Labelkollege Gibmafuffi bekannt vor. Weitere Klangteppiche wurden von DJ Resist und Kollege Schnürschuh, welchen man wohl als Mädness-Stammproducer bezeichnen könnte, zusammengewebt. Dabei schaffen alle drei sehr atmosphärische Instrumentale, die wirklich sehr zur Stimmung der einzelnen Tracks passen. So kommen auf der erwähnten HipHop-Hymne sehr aggressive und harte Synthie-Klänge zum Einsatz, während im "Wachtraum" eher ruhigere Synthies, dafür aber tiefe, nicht allzu schnelle Bässe eine entspannte Stimmung schaffen. Absoluter Favorit bei den Instrumentalen ist meinerseits "Häng ab", da dort die Vocals so grandios in die Lines und die Melodie eingebunden wurden, wodurch der Beat enorm eingängig ist. Auch wenn man nicht gleich bemerkt, dass die Vocals das "ab" am Ende der einzelnen Lines darstellen. Nur Track Nummero drei ist etwas verbesserungswürdig, denn da hätte man vielleicht den Beat etwas minimaler halten können, um die Lyrics besser in den Vordergrund zu rücken. Doch jedes Release braucht auch Ecken und Kanten.

    "Denn keiner nimmt mir meinen HipHop, den einen HipHop/
    Ich mein' nich' dein' HipHop/
    'Eine Liebe' klingt zwar geil, doch auch leicht schizo/
    Deshalb geb' ich dir 'n Rat: 'Bicycle'/
    "
    (Mädness auf "Ich sterbe für HipHop")


    Dazu kommt noch, dass Mädness scheinbar nicht mehr zu sehr auf Technik versteift ist, wodurch sein Rap auch gelassener und angenehmer klingt als früher. Denn "Doubletime braucht zu viel Lines, Frankfurt hat ja auch nur eine Zeil'", daher kann man auch selbst mal darauf verzichten. Sein Humor ist dafür gewohnt amüsant und die hessischen Phrasen versüßen einem zusätzlich nochmal das Zuhören, zumindest wenn man den Dialekt liebt.


    Fazit:
    Kurzum ist "Maggo" für mich eine großartige kleine EP geworden, die ich wohl noch oft im Auto loopen werde. Dope Beats, die teilweise was von der angenehmen Schlichtheit einer 80er Serien-Melodie haben, Texte, die mir ein Lächeln auf die Lippen zaubern, und Features, die fast ausnahmslos zum Stil des Hauptinterpreten passen. Stellenweise vielleicht nichts Revolutionäres, aber grandios umgesetzter Old School HipHop. Die Platte sitzt, passt und hat Luft nach oben, was auch angebracht ist, wenn dann noch ein Album nachkommt. Is' de Gude, Babe.



    Lukas Päckert (FlatDieter)

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    Bewerte diese CD:
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    [azlink]Maedness – Maggo[/azlink]

  • Dieter bester Mann! Sehr gut geschrieben, kann ich nur so unterstreichen.
    5,5 Mics gehen auch voll klar :thumbup:


    e: Bin mir aber ziemlich sicher, dass es Staiger war, der ihn als kompletten MC betitelt hat

    "There ain't many like me not too many like me
    Too many wanna be like me it's not likely"

  • Zitat

    Original von Belgier
    Dieter bester Mann! Sehr gut geschrieben, kann ich nur so unterstreichen.
    5,5 Mics gehen auch voll klar :thumbup:


    e: Bin mir aber ziemlich sicher, dass es Staiger war, der ihn als kompletten MC betitelt hat


    Uiuiui. Grad nochmal geschaut, da hab ich wohl kurzerhand was durcheinander gebracht. Peinlich, aber danke für die Props und für den Hinweis, habs gleich geändert! :)

  • Zitat

    Original von Yourfather
    ich glaube, dass sowohl wachtraum als auch lästermaul hier etwas weird interpretiert wurden :o


    e:
    war gestern schlecht drauf, wollte niemanden blöd anmachen. :) ist eine coole EP!


    Kein Thema, steht dir doch frei es anders als ich zu interpretieren.
    Wobei ich ja auf Wachtraum gar nicht näher eingegangen bin.

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