Review: Pedaz und Blut&Kasse – 100% Macher



  • 1. Geheimrezept
    2. 100% Macher
    3. Wer flüstert, der lügt
    4. Gardemaß
    feat. Twin
    5. Sorgenfrei feat. BRKN
    6. Urlaub woanders feat. Macloud
    7. Tauben und Ratten feat. RAF Camora
    8. Heute so, Morgen so feat. Jonesmann, BRKN & Silvio Vincent
    9. Zwei Deutsche, ein Gedanke
    10. Wir drehen am Rad
    feat. PA Sports
    11. 300% Original feat. Fard
    12. Zuviel für einen Kopf feat. Witten Untouchable & Macloud
    13. Träum weiter
    14. Unendlich


    Heute haben wir es mit einer etwas selteneren Art des Deutschrap-Langspielers zu tun: dem Kollabo-Album. Neben Beef und Rumgedisse schließen sich doch immer wieder zwei Rapper zusammen, um gemeinsam Musik zu machen. Es gibt zwei Entstehungswege für so ein Kollabo-Album: Entweder kommen die Künstler aus dem gleichen Umfeld, machen womöglich schon länger gemeinsame Tracks und ziehen die logische Konsequenz. Bei Pedaz und Blut&Kasse dürfte es sich allerdings um den zweiten Weg handeln, denn der Ruhrpott und Würzburg liegen ja doch ein paar Kilometer auseinander. So lernte man sich über den ein oder anderen Rapper kennen, hörte das vorherige Release des jetzigen Partners und kam dann, wie Pedaz sagen würde, zum Schluss: "Dat passt." Für den Albumtitel wurden kurzerhand die Namen der letzten Alben der beiden verbunden, für die Produktion wurde sich eine Woche im Studio eingeschlossen und schon ging's los.


    "Wir kommen von 'Wat, wer bist du denn?', zu 'Komm, lass' ma' featuren'/
    Von abhängen in Buden zu Songs bringen am Fließband/
    MCs haben's versucht, aber hören auf zu flowen/
    Denn ich hab' sie verbrannt, Alter – Burnout Syndrom/
    "
    (Blut&Kasse auf "Geheimrezept")


    Im Intro wird – normal – erst mal der Rest der Szene als "krank" bezeichnet. Klar, mit dem anderen Rapper wurde sich zusammengeschlossen, der ist aber auch neben den Features auf dem Album der einzige, den man sich anhören kann – außer sich selbst natürlich. Beide MCs zeigen hier schon, was sie jeweils zu einem besonderen Rapper macht. Pedaz rappt konsequent mit dreckigem Ruhrpott-Slang durch. Dazu kommt eine sehr prägnante und charakteristische Aussprache und Ausdrucksweise. Die hat er mit BK gemeinsam, der ebenfalls eine ganz eigene Art hat, wenn es ums Flowen und die Betonung der Worte geht. Und genau das sind auch die starken Aspekte von "100% Macher": Battletracks und Representer. Tracks, in denen Pedaz Punchlines und gute Vergleiche auf den Beat rotzt und in denen Blut&Kasse Flowvariaton nach Flowvariaton aneinanderreiht, zum Beispiel am Ende jeder Zeile mit der Stimme hochgeht oder Pausen und Reime unkonventionell anordnet. Und trotzdem passt alles perfekt aufs Instrumental.


    "Heads sind lautstark am Schreien, denn die Krone ist im Sektor/
    Musste Aufwand betreiben – Oberlichtprojektor/
    Ey, der Große ist in Bestform/
    Sogar Omas erwachen aus dem Koma, wenn der Typ rappt, yoah/
    "
    (Pedaz auf "100% Macher")


    Also, Battletracks und Representer haben die beiden drauf. Anders sieht es da allerdings bei den Thementracks aus. Da gibt es zum Beispiel etwas über "Urlaub woanders", darüber, nach oben zu kommen, egal, wie "dreckig" die Leute dort auch sind ("Tauben und Ratten") oder die altbekannten Hater ("Heute so, Morgen so"). Die meisten Erzählungen sind nichts Neues und wirken wie schon einige Male gehört. Gebunden an ein Thema können sich die MCs nicht so austoben wie beim einfachen Aneinanderreihen von Lines und so geht auch diese Stärke verloren. Dazu kommt dann eine der großen Schwächen der Platte: die Beats. Diese kommen unter anderem von KD-Supier, Joshimixu und Johnny Illstrument und erstrecken sich von Trap-Anleihen über Boom bap-Produktionen bis hin zu klassischen "Deutschrap-Straßenbeats". Aber verschiedene, vielfältige Ansätze gibt es. Trotzdem wirken die Instrumentals nicht innovativ. Bis auf einige Ausnahmen kommt kaum Hörgenuss auf. Wenig organischer und viel elektronischer Sound, der standardisiert wirkt und so nicht begeistern kann. Blut&Kasse fasst es auf "Gardemaß" ganz gut zusammen: "Beats sind egal, ich hab' mies Material". Das merkt man leider, auch wenn die Zeile natürlich anders gemeint ist. Die Features auf "100% Macher" stechen weder besonders heraus, noch ziehen sie das Gesamtbild des Albums runter. BRKN, Jonesmann und RAF Camora liefern gelungene Gesangshooks. Fard und PA Sports bringen solide Parts – sie können meiner Meinung nach im Gegensatz zu Pedaz und BK nicht durch einen besonderen Flow oder Lyrics aufwarten. Die Jungs von Witten Untouchable bleiben leider etwas hinter den Erwartungen zurück. Trotzdem ist "Zuviel für einen Kopf" zum Ende noch mal ein Highlight der Platte.


    Fazit:
    Pedaz und Blut&Kasse sind ohne ein großes Konzept an ihr Kollabo-Album rangegangen. Das ist an sich gar keine schlechte Idee, kommen die beiden MCs doch auf Battletracks und Representern am besten, wenn der Essener dreckig seine Lines auf den Beat spuckt und der Würzburger die Musikalität reinbringt und seine Flows über das Instrumental gleiten, wie er will. Das Problem ist eben die musikalische Untermalung, die mit den Raps der Interpreten nicht mithalten kann und so längeren Hörgenuss verhindert. Auch die Thementracks hätte man für meinen Geschmack einfach weglassen können. Am Ende bleibt zu sagen, dass Pedaz und Blut&Kasse definitiv besondere, weil eigenwillige und talentierte Rapper sind und richtig starke Songs machen können – auf Albumlänge ist da allerdings noch viel Luft nach oben.



    (Alexander Hollenhorst)

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  • Pedaz hat doch einfach nur nen Sprachfehler.


    Zitat

    sehr prägnante und charakteristische Aussprache und Ausdrucksweise.



    Was ein Euphemismus.





    BK ist ein extrem talentierter Dude und Pedaz hat schon auch seine Daseinsberechtigung, aber das Album wirkt stellenweise einfach hingerotzt. Keine Ahnung wie lange die Produktionsphase war, dass klingt aber nicht nach mehr als vielleicht 2 Wochen.
    Es fehlt inhaltlich komplett die Tiefe, meiner Meinung nach reicht es einfach nicht mehr nur noch Battlerap zu sein. Rap hat sich weiterentwickelt.
    Für mich ist das 0815 Battlerap mehr nicht, BK ist stellenweise ein Lichtblick.


    Holle ist ein Fan oder?

  • Album ist nicht schlecht, beileibe nicht. Aber teilweise sind die Tracks so undurchdacht, wo man eben genau merkt, dass der Entstehungsprozess nicht lang gedauert hat. Schade eigentlich, da die beiden Soloalben verdammt viel von dem gezeigt haben, was beide drauf haben.

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