Review: Kraftklub – In Schwarz



  • 01. Unsere Fans
    02. Alles wegen Dir
    03. Wie ich
    04. Zwei Dosen Sprite
    05. Schüsse in die Luft
    06. Für immer
    07. Mein Rad
    08. Vorm Proberaum (Skit)
    09. Blau
    10. Hand in Hand
    11. Meine Stadt ist zu laut
    12. Schöner Tag
    feat. Casper
    13. Deine Gang


    Bonus-Tracks:
    14. Weit weg
    15. Gestern Nacht
    16. Irgendeine Nummer


    Da es für mich bis nach Karl-Marx-Stadt nur ein Katzensprung ist, sind mir die fünf Mitglieder der Chemnitzer Formation Kraftklub nicht erst seit deren Teilnahme am Bundesvision Song Contest bekannt. Denn das erste Release ("Adonis Maximus") ist tatsächlich bereits vier Jahre her und kam bei der breiten Masse noch nicht so an. Dafür wurden sie aber hierzulande schon bei einer Handvoll Kennern als "Geheimtipp" gehandelt. Schließlich war die Kombination aus Indierock und Rap – beim ersten Album meiner Meinung nach treffend als "Roap" bezeichnet – damals etwas angenehm anderes. Zumal sie sich nicht zu schade waren, ihre erste Single "Zu jung" schamlos inklusive einiger schiefer Töne zu releasen, was auch noch mal von einer gewissen Sympathie zeugte. So ist es nur wenig verwunderlich, dass sich kürzlich am 20. September neben mir noch rund 9.999 andere Fans bei einem spontanen Gig in Chemnitz einfanden und den Klängen des neuen Albums "In Schwarz" lauschten. Doch begeistert das neue Album noch so wie die ersten, im Hobbykeller entstandenen Songs oder sind Kraftklub am Ende Opfer dessen, was sie selbst besingen?


    "Unsere Fans haben sich verändert/
    Unsere Fans haben sich verkauft/
    Unsere Fans sind jetzt Mainstream/
    Für unter Hunderttausend stehen die erst gar nicht auf/
    "
    (Karl Schumann auf "Unsere Fans")


    Felix begrüßt uns jedenfalls gewohnt aufgedreht und schließt nebenbei an das erste Lied des vorangegangenen Albums an. Damals ging es um ihren angehenden Hype, den sie noch nicht fassen konnten, diesmal um den vorherrschenden Hype um sie – was standardmäßig ja bedeutet, dass sie gewissermaßen im Mainstream angekommen sind. Das klingt etwas selbstverliebt, wenn man das von sich selbst behauptet, wird aber durch die eingenommene, umgekehrte Sichtweise zu einem durchaus eigenständigen Stück Lyrik, welches sich von der Masse abhebt. Nebenbei startet man damit gut in die Platte, denn auch auf den restlichen Tracks erwarten einen noch einige erfrischend andere Texte, gepaart mit dem altbekannten Indierock der Band. Selbiger wird nach wie vor verkörpert durch Karl und Steffen an den Gitarren, Till am Bass und Max am Schlagzeug.


    Doch so schön es auch ist, wenn die Besetzung einer Band gleich bleibt: Der Sound hätte deswegen nicht auch der gleiche bleiben müssen. Während "Mit K" in meinen Ohren zu Unrecht von manch einem aufgrund von Eintönigkeit kritisiert wurde, wirken die Tracks auf "In Schwarz" vom Soundbild her doch teils sehr ähnlich. Das Gute hingegen ist, dass die simplen Gitarrenriffs aber auch sehr eingängig sind und immer eine gewisse Partystimmung verbreiten. Indierock eben, wie man ihn sich wünscht und von Kraftklub kennt. Unterstützt wird er von ein paar simplen "Oh"s und "Ah"s als Backgroundgesang in Tracks wie "Blau" oder "Wie ich". Damit allerdings trotzdem ein wenig Abwechslung reinkommt, zeigen die fünf Chemnitzer auf "Schöner Tag", was sie in Richtung Metal so drauf haben. Und auch einige ruhigere Lieder wurden wieder kreiert. So wird, nachdem man "vorm Proberaum (Skit)" darauf hingewiesen wurde, man könne ja eine Country-Gitarre einbauen, dies drei Tracks später in einem ruhigen Lied über die hiesigen Clubs scheinbar auch getan. Kurzum klingen die Tracks also vom Grundton her ähnlich, aber durchhören kann man das Album trotzdem, ohne dass einem dabei langweilig wird – vorausgesetzt, man löscht den eben genannten, zwei Minuten langen Skit aus der Playlist, der mich nur beim ersten Hören ein wenig amüsieren konnte.


    "Ich hatte mal ein Rad, ein wunderschönes Rad/
    Mit einem wunderschönen Sattel und 'nem wunderschönen Rahm'n/
    Damit bin ich weit weit gefahr'n, in den drei Jahr'n war ich glücklich/
    Ich brauche keine Gänge und kein Rücklicht/
    "
    (Felix Brummer auf "Mein Rad")


    Während die Instrumentale nicht von allzu großer Weiterentwicklung zeugen, kommt Frontmann Felix dafür mit umso innovativeren Texten daher. Mit Witz, Seitenhieben gegen Klischees und neuen Herangehensweisen an altbackene Themen wissen viele Titel der 16 Stücke umfassenden Tracklist textlich sehr zu überzeugen. So ist das eben zitierte Stück auf den ersten Blick vielleicht "kein Liebeslied", auf den zweiten aber handelt es sich bei dem Rad um eine etwas andere Metapher für die kürzlich Verflossene. Dabei werden derlei Konzepte immer mit Liebe zum Detail umgesetzt und auch Anspielungen auf Bands wie "Die Ärzte" (" Schüsse in die Luft") oder auch ihre eigenen ersten Lieder fallen dem aufmerksamen Hörer sicher des Öfteren auf. Besagtes "Schüsse in die Luft" beinhaltet außerdem im Refrain eine amüsante Parodie auf die oft verwendeten Schussgeräusche im Gangsterrap und ist inhaltlich eine ansprechende Ode an die Motivationslosigkeit der heutigen Gesellschaft. Kurz gesagt serviert Felix Brummer reife, abwechslungsreiche Texte mit Hooks, die man wieder mitgrölen kann, selbst wenn man nicht "blau" ist. Manchmal wirkt das zwar etwas zu poppig, wenn beispielsweise nach einem etwas erzwungen harten Part von Casper die weichgespülte Hook einsetzt. Kann man jedoch verzeihen, da auch hier Wert auf das Gesamtbild des Tracks gelegt und dieser Kontrast bewusst eingebaut wurde. Klar, der Gesang ist generell noch ein wenig Geschmackssache, aber zum einen gehört das zum Stil von Kraftklub, zum anderen klingt er in meinen Ohren definitiv besser als auf ihrem ersten Release.


    "Richtig spitze der Tag, find' ich schön, dass du fragst/
    Nimm meine Hand, wir gehen auch Tauben vergiften im Park/
    Dann in die Garage, so ganz im Anzug, im Cabrio/
    Radio laut, Stickstoffmonoxid auf und lach' mich tot/
    "
    (Casper auf "Schöner Tag")


    Fazit:
    Schlussendlich hatten Kraftklub es sicher nicht leicht, an den Erfolg des ersten Nummer-eins-Albums anzuschließen. Doch die Fans, die sie vor allem wegen ihres Indierock-Sounds lieben, haben sie definitiv auf ihrer Seite. Denn die diesmal immerhin knapp 60 Minuten knüpfen diesbezüglich nahtlos an den Vorgänger an und verbreiten wieder gute Laune. Manch einer wird vielleicht gerade dieses Festfahren auf einen Musikstil – wie ich selbst – als etwaigen Kritikpunkt sehen, aber diejenigen sollten sich durch die textliche Weiterentwicklung von Felix samt der sangesstarken Unterstützung durch Karl gut wieder zufrieden stimmen lassen. Spätestens der kürzlich erneut erreichte Platz eins der Albumcharts unterstreicht den Erfolg des aktuellen Albums zusätzlich. Gönnen kann man ihnen das auf jeden Fall, denn nach wie vor heben sie sich enorm vom Rest der Deutschrap-Landschaft ab und bringen frischen Wind in die Szene – obwohl mancher HipHop-Head und Freund übertriebener Flows sie nicht zu selbiger zählen wird ...



    Lukas Päckert (FlatDieter)

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  • Kann man eigentlich nichts hin zu fügen.

    +They always expect the Monster. And It's always just some bloke.
    There ain't no monsters. There's no great saving grace.
    No us and them. There's just us. - Hellblazer+

  • Gefühlt EIN Track, gesplittet auf 15 Teile... kurzweilig hörbar und auch vereinzelt die Tracks hier und da, aber als Gesamtalbum zu wenig Abwechslung als das ich das nochmal komplett durchhören würde.


    7/10



    PS: Erstes Album deutlich besser! :thumbup:

  • Sehr gutes Album. Mann kann gut dazu abgehen.



    Review ist wirklich gut. :thumbup:

    Zitat

    Ich hab' während der Schwangerschaft Mama in den Bauch getreten
    Denn ich wollt' so schnell wie möglich raus, um mein' Traum zu leben

    :king:

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