01. Unsere Lieder
02. Ruffnecks
03. Die Schlechten sterben nie
04. Guantanamo
05. Ayran & Döner
06. Großes Herz feat. Duzoe
07. Rauschgift
08. Schweinerock feat. AudioMax & K-Gunn
09. RUFF
10. Kerosin
11. Steig in den Van feat. zero/zero
12. Fahne hoch
13. Over & out feat. Antihelden
14. Generation FdR
15. Wir sind schuld feat. Blokkmonsta & Schwartz
16. Hoffnung
17. Adios Amigos feat. Cunthunt777 & Slamcoke
Seit nunmehr einer knappen Dekade sorgt der Name Ruffiction Productions im deutschen Rap-Untergrund für Furore. Hierbei gelang es dem Label, durch einen konstanten Output eine stetig wachsende Fanbase um sich zu scharen, die dem Künstlerkollektiv bei ihrer neusten Veröffentlichung, dem Crewalbum "Ruffnecks", zu einem Top 20-Charteinstieg verhalf. Diese Veröffentlichung markiert nämlich die Gründung der Gruppe Ruffiction, die aus den Labelmitgliedern Crystal F, Arbok48 und Crack Claus besteht. Doch was ist das Geheimnis des Erfolgs von Ruffiction? Massenkompatibel ist die musikalische Vision der drei Rapper nämlich nicht gerade, denn sie fabrizieren klassischen Untergundrap und bewegen sich inhaltlich irgendwo zwischen dem klamaukigen Dadaismus der 257ers und den verstörenden Gewaltfantasien der Hirntot-Crew. Am ehesten erinnern die Songs jedoch an den Untergrundklassiker "Soziopath" von Hollywood Hank, denn das inhaltliche Spektrum umfasst eine comichafte Selbstinszenierung als asoziale, drogenabhängige und gewalttätige Misanthropen.
"Arbok48, seit über zehn Jahren Rapper/
Ich kill' deine Slut mit meiner Axt und nutz' die Schreie als Backup/
Jede Nacht reißt der Wecker mich wieder raus aus meinem Ego/
Und ich werd' laut zu Ted Bundy und einem Abbild von Necro/"
(Arbok48 auf "Unsere Lieder")
Bereits der erste Track von "Ruffnecks" offenbart jedoch die großen Schwächen der Platte. So fällt gleich auf, dass zwar alle Beteiligten ihr Handwerk verstehen, jedoch unterschiedlich versierte Rapper sind. Während Crystal F und Arbok mit ihren Fähigkeiten durchaus zu überzeugen wissen, fällt Crack Claus deutlich hinter seinen Bandkollegen zurück und zieht sowohl technisch als auch inhaltlich den Kürzeren. Das Problem ist hierbei nicht, dass die Qualität eines Rappers anhand seiner technischen und lyrischen Fähigkeit bemessen werden soll, aber durch die unterschiedlichen Level der Protagonisten bleibt auf jedem Track eine gewisse Diskrepanz zurück, die manche Strophen redundant erscheinen lässt. Zum anderen wird deutlich, dass leider allen Mitgliedern von Ruffiction der nötige Charme fehlt, der die Werke von Genrevertretern wie etwa Favorite oder Hollywood Hank so besonders macht. So wirken die vermeintlichen Tabubrüche stets bemüht und die comichaften Überzeichnungen betreffend Drogenkonsum, Intimpartnerschaften, Gewaltausbrüche wirken derart konstruiert, dass es schwer fällt, das Gehörte ernst zu nehmen. Natürlich geht es in erster Linie um Entertainment, jedoch ist Authentizität im Sinne von "Der weiß, wovon er redet" beinahe unabdingbar. Unter diesem Gesichtspunkt wirken die Lieder auf "Ruffnecks" manches Mal, als würden ein paar Typen, die ein bisschen zu viel Eminem gehört haben, versuchen, etwas Vergleichbares nach einer Art Checkliste nachzuahmen. Hier noch eine Drogenreferenz, da noch eine Schimpftirade und fertig ist das Untergrundbrett.
"Sie nennen es Menschheit, ich nenn' es Krankheit/
Ich habe nichts in meinem Leben außer Angstschweiß/
Denn meine Jugend war geprägt von Hass und Panikattacken/
Mein Psychiater versucht, aus Antworten Fragen zu machen/"
(Crystal F auf "Generation FdR")
Während ein Großteil der Songs eine recht lose Aneinanderreihung von Punchlines ist, welche übrigens in den seltensten Fällen wirklich originell erscheinen, ordnen sich die Inhalte mancher Lieder gewissen Konzepten unter. Da wäre zum Beispiel "Steig in den Van", der zwar ein ganz nette Idee verfolgt, jedoch, wie es für Storyteller nicht gerade selten ist, einen geringen Wiederhörwert hat. Die stärksten Momente auf "Ruffnecks" sind tatsächlich "Generation FdR" sowie "Hoffnung", auf denen die Rapper einen Blick auf den Menschen hinter der Rapperfassade zulassen. Doch sind selbst diese zugegebenermaßen rar gesäten Glanzmomente selten wirklich beeindruckend. Die Featuregäste sind durchgängig passend gewählt, haben sie doch alle eine mehr oder weniger ähnliche Vorstellung davon, wie deutscher Rap zu klingen hat, jedoch sticht keiner der Parts besonders hervor und so wirken die Beiträge, abgesehen davon, dass sie ein wenig Abwechslung in die Sache bringen, selten wirklich bereichernd.
Fazit:
Auch wenn "Ruffnecks" die bisher erfolgreichste Veröffentlichung von Ruffiction ist, so ist es mit Sicherheit nicht ihre beste. Auf den Soloalben der Künstler machen diese durchgängig eine bessere Figur als auf "Ruffnecks". Hinzu kommen die Beats, die so auf gefühlt jedem Untergrund-Hardcore-Rapalbum zu finden sein könnten. Das Hauptproblem ist jedoch, dass es Ruffiction zu keinem Zeitpunkt schaffen, eine eigene künstlerische Identität zu entwickeln. So wirkt alles, als hätte man es irgendwo schon einmal gehört und "Weed" auf "Speed" zu reimen ist nun mal auch das "Haus/Maus" des Drogenraps. Nach Auseinandersetzung mit der Platte frage ich mich dann, warum ich ein Album hören sollte, welches zu keinem Zeitpunkt an die Qualität des 7 Jahre alten "Soziopath" heranreicht, obwohl es so offensichtlich versucht, in die gleiche Sparte zu schlagen.
(disdi)
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