Review: 3Plusss – weniger



  • 01. ok
    02. janein
    03. bittedankesehr
    04. hypemichmal
    05. jugendvonheute
    06. washook
    07. meskalinboogie
    08. freestyle2008
    feat. donetasy
    09. nixzufeiern


    "Wer rastet, der rostet" – getreu diesem Motto veröffentlichte der aus Essen stammende Rapper 3Plusss vor Kurzem die Free-EP "weniger". Dabei ist es nicht mal ein halbes Jahr her, dass er mit seinem zweiten Soloalbum "Mehr" auf Platz 24 der deutschen Charts einsteigen konnte. Nach einem Konzeptalbum war es für den "Kindskopf" nun an der Zeit, aus bindenden Strukturen auszubrechen und ein Werk, frei aus dem Bauch heraus, zu gestalten. Laut eigener Aussage ist folglich eine Vielzahl an "dummen Sprüchen" zu erwarten, wodurch die EP stark an den Stil von Meskalin Maskulin, dem gemeinsamen Projekt von ihm und donetasy, angelehnt sein soll. Für die nächsten knapp 23 Minuten stelle ich mein Verständnis von guten Manieren also etwas in den Hintergrund und schaue, ob mich am Ende des Ausflugs in die unbekümmerte Welt des Rappers der "meskalinboogie" packt oder es letztendlich "nixzufeiern" gibt.


    Der Opener "ok" macht unmittelbar deutlich, welchen Weg 3Plusss auf "weniger" eingeschlagen hat – er hat Wort gehalten und präsentiert dem Hörer den altehrwürdigen Meskalin Maskulin-Charme. Lässig und völlig ungeniert flowt er über den von einer Bassgitarre geprägten, jazzig klingenden Beat und imponiert durch eine witzige Zeile nach der anderen. Dabei zeichnet ihn die Prägnanz seiner Worte aus, welche als Resultat aus seinen ausgefallenen Reimen hervorgeht, wenn er beispielsweise auf "duschen mit Klamotten" "kugelsichere Socken" reimt. Eine dahintersteckende Essenz darf zwar stark angezweifelt werden, dennoch setzen sich aufgrund der Besonderheit seiner Worte viele seiner Ausführungen unweigerlich in den Köpfen der Hörer fest. Neben diesem Aspekt ist die authentische Vortragsweise seine größte Stärke. Während vermeintlich lustige Lines bei seinen Kollegen oftmals sehr verkrampft und erzwungen wirken, klingen sie bei 3Plusss ungekünstelt und spiegelbildlich für seinen Charakter. Bei ihm scheint es so, als würde er jedes Wort mit einem breiten Grinsen auf den Lippen und einem Augenzwinkern vortragen.


    "Du bist voll der Produzent, ich mache keine Beats/
    Und wenn doch, dann laut und scheiße, damit du Spasti dich verziehst/
    Yeah, ich sitze den ganzen Tag zuhause und hör' Platten/
    Die ich deinem DJ klau', damit er aufhört sie zu cutten/
    "
    (3Plusss auf "ok")


    Stets mit Humor im Gepäck, flaniert der MC über den jeweiligen Beat und verteilt provokante Sentenzen, die allen spießbürgerlichen Mitmenschen wohl übel aufstoßen dürften. Kaum verwunderlich, so ist er doch schließlich "endlich ein Rapper, der eure Mutter fickt". Obwohl der ein oder andere Reim etwas boshaft und arrogant anmutet, erhält man von 3Plusss zu keinem Zeitpunkt einen unsympathischen Eindruck, viel mehr trifft sogar das Gegenteil zu. Er ist ein Künstler, der sich selbst nicht zu ernst nimmt und sich durchaus auch mal selbst auf die Schippe nehmen kann. Betrachtet man jeden der Songs für sich allein, gibt es maximal wenige Feinheiten zu kritisieren, da sich die Reime durchgehend auf hohem Niveau bewegen sowie äußerst originell sind, seine Technik einwandfrei ist und die Beats, bei denen es sich um eine Auswahl an Ami-Instrumentalen handelt, einzeln gesehen ebenfalls ansprechend produziert sind. Die meisten Produktionen sind sehr an die Stilrichtung des Jazz angelehnt und werden hauptsächlich von Bassgitarren, einfachen Drums und oftmals von einsetzenden Blasinstrumenten bestimmt, die überwiegend im Loop ablaufen. Auf die Dauer gleichen sie sich allerdings viel zu sehr, sodass ich im Nachhinein nicht sagen könnte, welches Instrumental zu welchem Lied gehört.


    Der erwähnten Originalität seiner Formulierungen auf der einen Seite steht eine ermüdende Monotonie auf der anderen Seite gegenüber. Dies mag auf den ersten Blick etwas paradox erscheinen, lässt sich aber folgendermaßen erklären: Die neun Lieder sind jeweils in sich stimmig und kommen mit viel frischem Wind daher, hört man sie jedoch an einem Stück, verflacht dieser Effekt zunehmend zu einem lauen Lüftchen. Summa summarum klingt "weniger" nämlich wie eine Aufzählung lustiger Sprüche auf einen sich ungefähr alle zwei Minuten leicht ändernden Beat. Folglich bleiben Überraschungsmomente komplett aus, sodass die EP von Lied zu Lied berechenbarer und unspektakulärer wird. Zeilen wie die folgenden unterhalten nicht mehr sonderlich, wenn der grundlegende Tenor sich fast ausschließlich auf solche Aussagen beschränkt – die angesprochene Prägnanz der Worte kann daran auch nicht viel ändern, da diese durch Wiederholungen von Track zu Track immer mehr abhanden kommt.


    "Ich hab' kein Interesse zu reden/
    Meld dich, wenn du mir erlaubst, dir in die Fresse zu treten/
    "
    (3Plusss auf "nixzufeiern")


    Aus diesem abwechslungslosen Schema bricht 3Plusss nur ein einziges Mal kurz aus, als er auf "jugendvonheute" fragwürdige Verhaltensweisen der Heranwachsenden aufgreift und diese auf amüsante Art und Weise kritisiert beziehungsweise zerpflückt. Aufgrund der Abhandlung eines Themas und dem daraus hervorgehenden roten Faden erscheint dieser Track in einem ganz anderen Licht, obwohl er mit dem gleichen Humor aufwartet wie die restlichen Anspielstationen. Dieses Beispiel zeigt ganz illustrativ, dass Inhalt, in diesem Fall in Form von Gesellschaftskritik, und Klamauk sich nicht gegenseitig ausschließen müssen, sondern auch wunderbar zusammen funktionieren können. In diesem Punkt wurde eine Menge Potenzial verschenkt, da mehr solcher konzipierter Songs einen viel größeren Unterhaltungswert generiert hätten.


    "Das ist dein Leben, du lässt dir nicht reinreden/
    Ja, genau, halt die Fresse, du bist 13/
    Weil's dir nicht immer super geht und niemand dich so gut versteht/
    Hast du keine Depressionen, Bitch, das nennt man Pubertät/
    "
    (3Plusss auf "jugendvonheute")


    Fazit:
    3Plusss hat mit "weniger" eine EP kreiert, die bei Fans, besonders bei solchen der Meskalin Maskulin-Attitüde, großen Anklang finden wird. Für mich persönlich ist das Werk zu eintönig und unspektakulär geraten, da der Künstler stets nur eine Facette von sich preisgibt, die er dafür allerdings wie kaum ein anderer präsentieren kann. In Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei dem vorliegenden Veröffentlichung um ein kostenloses Release handelt, welches aus Spaß an der Sache und für seine Anhänger entstanden ist, ist es aber gelungen. Ich für meinen Teil hätte mir nichtsdestotrotz mehr Experimentierfreude gewünscht, vor allem was Variationen und Neuerungen bei den Instrumentals sowie den Thematiken anbelangt, die jeweils minutenlang vor sich hinplätschern.



    Maximilian Lipp (Maxkulin)

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  • Allein' für die tollen Texte hätt' ich ihm schon mindestens vier Mics gegeben, aber das mit der Eintönigkeit kann ich schon nachvollziehen. Mich hat die EP trotzdem sehr unterhalten und ist toll zum nebenbei Hören. Und dafür, dass sie kostenlos ist, ist sie echt super. Am besten find' ich "freestyle2008".

  • Fand die EP ziemlich nice, aber die Review triffts gut. Nachn paar Mal hören irgendwann flach aber trotzdem immer mal wieder gut.


    3 Mics find ich da eigentlich zu wenig, die Review klang für mich auch viel positiver.. 4 wären schon drin gewesen.

  • Wunderbare EP, mag beide Styles, Album und EP.

    +They always expect the Monster. And It's always just some bloke.
    There ain't no monsters. There's no great saving grace.
    No us and them. There's just us. - Hellblazer+

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