Interview: Dirty Maulwurf


  • Spätestens seit dem vergangenen Videobattleturnier auf rappers.in dürften sich viele Deutschrap-Fans, die sich mit dem Format beschäftigen, fragen, wer eigentlich hinter dieser ominösen Stormtrooper-Maske steckt und was genau es mit dem augenscheinlichen Fable für "Star Wars", Arroganz und dreckige Erdwühler auf sich hat. Einen kleinen Einblick gewährt der Berliner MC DirtyMaulwurf auf seiner in diesem Jahr veröffentlichten EP "Trap braucht kein Abitur". Seltsam, räumt er in unserem Interview doch ein, selbst sein Abi gemacht zu haben ... Wie er sich zu weiteren Themen wie seiner musikalischen Karriere, seinem Soundbild und dem Konzept, das hinter seiner Kunstfigur steckt, äußert, könnt Ihr im Folgenden nachlesen.


    rappers.in: Im Mai dieses Jahres ist deine Debüt-EP "Trap braucht kein Abitur" erschienen. Im Zuge dessen würden wir gerne mal wissen: Hast du denn eigentlich selber Abitur?


    DirtyMaulwurf: Ist vielleicht ziemlich fake von mir, aber: Ja, ich hab' Abitur. Der Titel hat mir einfach gefallen und hat auch nichts mit meiner persönlichen Schullaufbahn zu tun.


    rappers.in: Hat die Anlehnung des Titels auf BSHs "Rap braucht kein Abitur" da einen tiefergehenderen Sinn?


    DirtyMaulwurf: Die Aussage von Hengzt hat sich seiner Zeit ja mehr auf "Studentenrapper" bezogen. Mein Titel bezieht sich eher auf die Tatsache, dass lauter hängengebliebene Jugendliche ernsthaft denken, dass es irgendwen interessiert, wie viele Silben ein Reim hat und dass eine Punchline erst dann zählt, wenn vorher acht Zeilen mit dem gleichen Reim kamen. Eine Entwicklung, die alles furchtbar langweilig und einheitlich macht. Sowas braucht kein Mensch – das wollte ich damit aussagen.


    rappers.in: Bist du jemand, der sich auch über Kommentare dieser Art im Netz aufregt?


    DirtyMaulwurf: Ich les' mir eigentlich keine fremden Kommentare durch und unter meinen Videos ist sowas ja kein Thema. Aber die Tatsache, dass es Rapper gibt, bei denen es um nichts als "Pattern" geht, zeigt ja, dass es offensichtlich eine Hörerschaft dafür gibt. Das allein ist traurig genug.


    rappers.in: Denkst du nicht, dass verschiedene Subgenres im Bereich Rap nebeneinander "friedlich koexistieren" können?


    DirtyMaulwurf: Es herrscht einfach zu wenig Gleichgewicht, aber das würde jetzt glaub' ich zu weit führen. Es gibt einfach zu viele, die denken, dass es 2014 etwas besonderes ist, einen 16er auf den gleichen Reim zu schreiben ...


    rappers.in: Was müsste ein Rapper denn an sich haben, damit du ihn als "gut" bezeichnen würdest?


    DirtyMaulwurf: Er muss Kreativität zeigen. Dabei ist es egal, in welche Richtung er soundtechisch geht. Ich will nicht das Gefühl haben, dass ich die Zeile schon zum zehnten Mal höre. Wenn er dann noch halbwegs ausstrahlt, dass er von sich selbst überzeugt ist, hat er die wichtigsten zwei Kriterien für mich erfüllt.


    rappers.in: Wir würden gerne etwas über den Charakter "DirtyMaulwurf" an sich erfahren – war das mitsamt Maske und der Art, wie du rappst, von Anfang ein durchdachtes Konzept?


    DirtyMaulwurf: Das war eher spontan. Ich hab' in der Quali 2012 nicht mal selbst gerappt. Ich war eigentlich nur der Typ, der im ersten Video rumhampeln sollte. Was sich dann daraus entwickelt hat, war alles ungeplant. Davor habe ich halt nur Beats gemacht. Aber mit Rap hatte ich nichts zu tun und wollte es eigentlich auch nicht.


    rappers.in: Hilft es einem denn in Sachen Taktgefühl, wenn man vor den ersten Raps schon Beats gebaut hat?


    DirtyMaulwurf: Im Prinzip hilft es schon. Aber dass Takt treffen noch nichts mit Flow zu tun hat, hab' ich auch gemerkt ...


    rappers.in: Wie lange hat es denn gedauert, bis du von deiner eigenen Musik sagen konntest: "Das könnte jemand feiern"?


    DirtyMaulwurf: Zu dem Zeitpunkt, als es rauskam, fand ich immer, dass etwas feiernswert war. Aber im Nachinein betrachtet bin ich mit allem, was nach dem letzten VBT kam, relativ zufrieden. Hier und da würde ich heute Betonungen anders setzen.


    rappers.in: Wie bist du denn in diesen Trap-Bereich reingerutscht? Hast du dich auch mal in anderen Bereichen versucht oder das noch vor?


    DirtyMaulwurf: Ich hab' einfach das gemacht, was ich auch gern höre. Auf etwas anderes hab' ich im Moment überhaupt keine Lust. Jeder, der mal Retrogott gehört hat, versteht, warum ...


    rappers.in: Gab es dabei Vorbilder, die dich in dieser Stilrichtung geprägt haben?


    DirtyMaulwurf: Ich hab' in der Produktionszeit sehr viel Juicy J gehört. Ich würde aber nicht sagen, dass man das stark raushört. Ansonsten hab' ich viel mit MarvinGame im Studio gechillt, wodurch wir uns gegenseitig viel gehört und vielleicht auch beeinflusst haben.



    rappers.in: Du schaffst es wie nur wenige Rapper, gespielte Arroganz wunderbar an den Hörer zu vermitteln. Ein deutsches Sprichwort besagt: "Wer unverschämt ist, der kommt am weitesten". Denkst du, das macht einen Teil deines Erfolgsrezepts aus?


    DirtyMaulwurf: Das mag sein, aber über Rezepte hab' ich mir bisher keine Gedanken gemacht. Ich finde es einfach lustig, ab und zu Seitenhiebe zu verteilen. Deshalb feiern auch alle das "Sonny Black"-Album von Bushido so. Er pöbelt dabei ja halb Deutschland an.


    rappers.in: Feierst du denn besagtes Album? Und wie suchst du dir deine "Opfer" für Seitenhiebe aus?


    DirtyMaulwurf: Ja, auf jeden Fall. Es ist kein besonders langlebiges Album, aber das Entertainment und die Atmosphäre sind schon einiges wert. Das mit den Seitenhieben ergibt sich meistens spontan, wenn wir im Studio an Songs arbeiten und irgendwelche neuen Videos von schlechten Rappern rauskommen oder wir über alte Trashklassiker stolpern.


    rappers.in: Apropos Studio: Du hast recht ironische Texte und die Rapper, die dich umgeben, einen recht ähnlich Style. Ist das grundsätzlich deine Art, durch die Welt zu gehen?


    DirtyMaulwurf: Ironie ist schon ein sehr fester Bestandteil meines Umgangs mit anderen Menschen beziehungsweise Freunden von mir. Und so klingt die Musik dann auch, wenn wir zusammen rappen. Auf Solo-Songs reiß' ich mich meist noch ein bisschen mehr zusammen, aber im Wesentlichen ist Ironie mein stetiger Begleiter.


    rappers.in: Kommen wir mal zu deinem Verständnis zu HipHop. Du hast genau ein wichtiges Lebensereignis auf Facebook verzeichnet: Am 20. November 2013 hast du "HipHop gefühlt", indem du "auf eine aufgenommene Beatbox gerappt hast" ...


    DirtyMaulwurf: (lacht) Legendärer Abend! Ja, ab und zu gehen wir mit den Jungs in kleine HipHop-Läden und machen Cyphers kaputt. Das ist richtig HipHop. Leider kann man sowas immer nur alle paar Monate machen, weil man sonst nicht mehr reinkommt.


    rappers.in: Wie läuft so ein Abend denn ab? Was treibt Ihr da?!


    DirtyMaulwurf: Na ja, Cyphers sind ja bekannt für ihre schlechten, aber dennoch selbstüberzeugten Rapper. Wir gehen dann dort hin und rappen einfach absichtlich noch schlechter. Ab und zu merken Rapper, dass wir sie verarschen, aber die meisten fühlen sich nur angespornt und rappen dann selbst sogar noch schlechter. Riskant wird es erst, wenn der DJ bockig wird. Dann wird einem schon mal das Mic weggenommen oder man kriegt Hausverbot.


    rappers.in: Bist du eigentlich mit Rap aufgewachsen? Welche Musik hast du in deiner Kindheit und Jugend gehört?


    DirtyMaulwurf: Das war schon viel HipHop. Aber mit Deutschrap hab' ich erst ab K.I.Z. so richtig angefangen. Ich hab' natürlich die alten Bushidosachen und Aggro Berlin mitbekommen, aber wirklich gefeiert hab ich erst K.I.Z. Als "Hahnenkampf" rauskam, hab' ich die entdeckt und mir dann die ganzen alten Sachen reingezogen – und alles was seitdem kam sowieso.


    rappers.in: Wagen wir einen kleinen Blick in die Zukunft: Hast du dir ein bestimmtes Ziel gesetzt? Eine EP hast du schon releast, aber steht nun eventuell auch ein Album oder ähnliches an?


    DirtyMaulwurf: Ich arbeite grade an meinem Soloalbum, stehe aber noch ziemlich weit am Anfang ... Mal gucken, wann das fertig wird. Da will ich noch keine Prognose wagen. Aber ja, ich bleib' auf jeden Fall dran.


    rappers.in: Zum Abschluss darfst du gerne noch ein, zwei Worte an unsere Leser wenden ...


    DirtyMaulwurf: Bleibt real und direkt!



    (Florence Bader & Pascal Ambros)

  • Zitat

    rappers.in: Apropos Studio: Du hast recht ironische Texte und die Rapper, die dich umgeben, einen recht ähnlichen Style. Ist das grundsätzlich deine Art, durch die Welt zu gehen?


    just for the record


    Ich mochte den dude eigentlich nie so wirklich, aber so ne Cypher wo komplett abgekackt wird würd ich mir schonmal gönnen.


    Zitat

    DirtyMaulwurf: Bleibt real und direkt!


    wordddd

  • Maske-VBT-Rapper. Aber hatte ja 5 Mics bekommen, also anscheinend irgendwo was gutes dran.

  • Zitat

    Original von Cameoo


    just for the record


    Ich mochte den dude eigentlich nie so wirklich, aber so ne Cypher wo komplett abgekackt wird würd ich mir schonmal gönnen.



    [YOUTUBE]OG1yX7NgMcI[/YOUTUBE]

  • wie ihr alle nur nachlabert. korrekter typ bla.

    »Genügte es früher, einen lyrischen Boxkampf abzuliefern, hat sich der Pöbel heute auf Gladiatorenduelle eingestellt. Irgendjemand muss "zerfickt" oder "vernichtet" werden, im Zweifel wird "die Karriere beendet".« (Redewendehammer)

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