Interview: Rockstah


  • Denkt man an Rockstah, dann denkt man automatisch auch an Videospiele, elektronische Beats und Sneaker. Ein bisschen ließ sich der Heustenstämmer – jawohl, nicht Rodgau und auch nicht Frankfurt – Zeit, bis er sein nächstes Album veröffentlichte. Sein letztes Release "Pubertät" ist geprägt von Gitarrenbeats und auch das Nerdthema rückte eher in den Hintergrund. Ob das Oberhaupt der Nerdy Terdy Gang wohl erwachsener geworden ist, was sein Lieblingssneaker ist und was aus seinem Kindheitstraum des Astronautenberufs wurde, verriet er uns im Interview.


    rappers.in: Auf dem Splash! 2013 durften wir mit dir schon über dein Album "Pubertät" reden. Damals sagtest du, dass der Sound darauf nicht mehr so elektronisch sein wird, da du auch mit einer Band zusammengearbeitet hast. Was genau war dir bei der Entstehung zu "Pubertät" persönlich wichtig und wo liegen in deinen Augen die Unterschiede zum 2010 erschienenen Album "Nerdrevolution"?


    Rockstah: Bei "Nerdrevolution" hat sich wirklich gar keiner Gedanken über den Sound gemacht. Das Album basiert nur auf den entsprechenden Themen, den Klang hatte man erst einmal gar nicht im Blick. Zu der Zeit hat Sam, der das Album produziert hat, ausschließlich elektronisches Zeug wie Calvin Harris gehört. Deshalb hatte das Album auch einen sehr elektronischen Einfluss. Als wir dann über das nächste Projekt geredet haben, habe ich erst mal geschaut, was ich alles gehört hatte – nicht nur musikalisch gesehen, sondern auch thematisch. Letztendlich war das dieses ganze blink-182- und anderes Gitarrenzeug, weil ich davon schon immer Fan war. Dann habe ich mir überlegt, dass es geil wäre, meinen eigenen Gitarrensound zu schaffen – einfach aus Elementen, die man selbst mag, aber ohne dabei wie die anderen Gitarren-Rapalben zu klingen. Wir haben einfach gebastelt. Daraus entstand dann dieser "A-Taste"- und "Klick Deine Mutter"-Sound und daran haben wir uns auch stark orientiert.


    rappers.in: Abgesehen davon, dass du persönlich der "König der Nerds" geblieben bist: Gibt es vielleicht auch einen gemeinsamen Nenner bei den beiden Alben?


    Rockstah: Der gemeinsame Nenner ist natürlich die Thematik, obwohl die bei "Nerdrevolution" noch viel überspitzter war. Da wurde noch viel mehr mit dieser Nerd- und Geekpeitsche auf die Hörer eingedroschen. Ich glaube, "Pubertät" ist in der Hinsicht lustigerweise reifer geworden, weil es unterschwelliger ist. Ich hasse dieses Wort, aber es ist alles irgendwo "nerdy", aber trotzdem nicht mehr so direkt ins Gesicht geklatscht. Auf der Platte kommt das Wort "Nerd" zum Beispiel gar nicht vor. Was irgendwo auch viel natürlicher wirkt, als zu sagen: "Ja, ich bin übrigens auch ein Nerd und ich bin voll uncool." Das ist zwar so, muss ich aber nicht die ganze Zeit erwähnen.


    rappers.in: Und abgesehen von dem Nerdthema? Gibt es da noch einen gemeinsamen Nenner oder würdest du sagen, dass es das ist, was sich wirklich konstant als einziges durch die beiden Alben zieht?


    Rockstah: In der Musik kann die Gemeinsamkeit nicht liegen. Bei der ersten Platte hatten wir uns noch nichts Großartiges vorgenommen. Da hieß es einfach: "Wir machen jetzt Beats." Das neue Album ist eine komplett andere Komponente, weil es einen eigenen Sound hat. Gemeinsam haben die beiden Platten nur die Person, die Ästhetik und das Thema.


    rappers.in: Würdest du sagen, dass du diese Herangehensweise gebraucht oder dir mehr aufgezwungen hast?


    Rockstah: Erzwungen ist bei der Platte Gott sei Dank nicht so viel ... Also, was heißt erzwungen, auf der Platte ist gar nichts erzwungen! Ich habe noch nie einen Song geschrieben, weil ich mir selbst dachte, dass ich das jetzt tun muss, damit sich irgendwas ändert. Ich habe immer das gemacht, worauf ich Bock hatte, und wenn ich sowas wie "Astronaut" schreibe, finde ich es halt geil. "Pubertät" hat jetzt auch nicht so ein Riesenkonzept gebraucht. Das Album gab mir einen riesigen Spielplatz, auf dem ich machen konnte, was ich wollte – egal, ob frech oder ernst, man kann da alles unterbringen. Es hat keinen roten Faden, es ist einfach nur eine große Spielwiese.


    rappers.in: In deinem Track "Astronaut" singst du in der Hook die Zeile: "Wenn ich morgen groß bin ... nein, das wird nie passieren." Siehst du dich also selbst noch als ein Kind? Wie äußert sich das abseits von deiner Leidenschaft zum Zocken?


    Rockstah: Ich bin auf jeden Fall ein Mensch, der ganz schlecht mit diesem ganzen Erwachsenenkram umgehen kann. Damit meine ich sowas wie Steuern beziehungsweise diese ganze Bürokratiescheiße. Das ist so fernab von mir, das finde ich ganz schlimm. Ich hab' für meine Ausbildung auch zweieinhalb Jahre lang in einem Büro gearbeitet und das war die Hölle. Damals sagte ich auch, dass ich das nicht machen möchte. Ich sage aber auch nicht, dass ich noch 40 Jahre lang von Rap lebe, dann reich bin und mir eine Villa kaufe. Mir ist klar, dass das nicht auf ewig währt und ich damit auch nicht der reichste Kerl werde, aber es geht ja auch gar nicht nur um Rap, sondern um die Freiheit auf allen möglichen Ebenen und sich rausnehmen zu können, das zu machen, worauf man Bock hat. Zum Beispiel auch mal um elf oder zwölf Uhr aufstehen zu können. Das ist so ein Luxus, den ich gerne beibehalten würde und wenn ich in zwei Jahren keine Musik mehr machen sollte, dann mache ich halt irgendwas anderes. Und wenn ich doch irgendwann einen normalen Job haben sollte, dann muss er mir so viel Spaß machen, dass das einfach kein Problem wird. Das klingt ein bisschen wahnsinnig, weil viele sagen, dass man sich irgendwann einer Struktur unterwerfen muss, aber ich will diese Struktur nicht und ich verstehe auch nicht, wieso ich mich ihr unterwerfen sollte. Ich weiß nicht, ob der Mensch vor Millionen von Jahren dafür gemacht wurde, in einer einheitlichen Struktur zu leben und irgendwann nur noch zugrunde geht – denn von der Sorte gibt es ja tausende Menschen. Auch wenn ich alte Freunde sehe, die genauso alt sind wie ich und mir sagen: "Ich arbeite jetzt in einer Bank, bin seit vier Jahren verheiratet und habe zwei Kinder" – Alter, was?! Ich hab' heute morgen im Bett Kellogg's gegessen und bin erst um zwölf Uhr aufgestanden. Das ist einfach was anderes, aber in meinen Augen viel schöner. Ich habe wohl irgendwo dieses "Peter Pan-Syndrom", könnte man sagen. Die Angst vor dieser ganzen Welt da draußen und dem Alltag.


    rappers.in: Würdest du sagen, dass das bei dir eher Angst ist oder du einfach keinen Bock hast?


    Rockstah: Bestimmt wird auch irgendwann der Punkt kommen, an dem ich dann Bock darauf habe. Aber momentan nicht. Ich habe auch noch so viel mit mir selbst auszumachen ... Um eine Familie zu gründen, muss man dafür bereit sein. Da kann man kein Alter vorgeben. Das muss man selbst für sich fühlen und vielleicht sage ich in fünf Jahren, dass ich das fühle. Bis dahin habe ich vielleicht doch irgendwie mal eine Frau getroffen, die nicht scheiße ist, und sage mir dann, dass ich mit der doch Kinder haben möchte. Ich finde, man muss sich in allem, was man tut, sicher sein, egal, ob es im Job ist oder bei was anderem. Es ist jetzt natürlich nicht so, dass ich nur daheim sitze und Kellogg's fresse – ich arbeite auch megaviel, nur eben an anderen Sachen. Ich versuch' einfach, meine Kreativität zu fördern und ich bin in den letzten Jahren, auch durch mein Umfeld, viel kreativer und freier geworden. Es ist mir wichtiger, die Leute zu unterhalten als irgendwo zu sitzen und Däumchen zu drehen.



    rappers.in: Hat dich der eigentlich negative "richtige Tobiasmusik"-Kommentar unter deinem Video zu "Astronaut" eigentlich irgendwie beeinflusst? Auf Twitter und deiner Facebookseite sieht man, dass du und deine Fans das wirklich feiern. Du hast sogar letztens überlegt, ein T-Shirt dazu zu designen.


    Rockstah: Das T-Shirt ist schon in Auftrag gegeben! Negativ hat es mich überhaupt nicht beeinflusst, es ist einfach der witzigste Kommentar der Welt. Es ist ja irgendwie wahr, aber irgendwie auch Quatsch. Das ist halt auch ein so geiles Wort: "richtige Tobiasmusik". Klar kommt es von Haftis "Muck nicht uff, du Tobias", aber würden die Leute immer so kreativ haten ... Ich kann ja über gewisse Sachen einfach lachen. Zum Beispiel auch über Kommentare wie: "Der sieht aus wie der fette Mark Wahlberg." Das ist so ein witziger Satz, da habe ich auch sehr gelacht! "Tobiasmusik" war natürlich als Hate gemeint, aber es passt ja. (lacht) Der Typ muss jetzt einfach damit leben, dass aus diesem Wort Millionen gemacht werden.


    rappers.in: Um auf den Traumberuf des Astronauten zu sprechen zu kommen: Es gab da eine kleine Diskussion mit der Berliner Gruppe SDP, die dir vorgeworfen hat, du hättest eine Zeile aus einer Hook übernommen. Sind dir solche Bemerkungen grundsätzlich egal? Wie handhabst du für dich angreifende Bemerkungen jeglicher Art?


    Rockstah: Ich fand das von SDP nicht so schlimm. Die haben ja auch das Video gepostet. Natürlich war es ein dummer Zufall, aber ich hör' die nicht und bin auch nicht mit deren Musik vertraut. Ich kenn' von denen vielleicht zwei bis drei Lieder. Die Musik ist einfach nicht so mein Ding. Ist ja auch nicht schlimm, aber die ganze Sache war einfach ein saublöder Zufall.


    rappers.in: Sind dir solche Bemerkungen grundsätzlich egal?


    Rockstah: Die Bemerkung war mir nicht egal. Wir kennen doch alle das Internet – da kommen wieder fünf Millionen Stimmen auf, dass das geklaut wurde. Ich bin einfach nur kein Fan von Rechtfertigungen. Ich habe dazu ja einmal einen Post gemacht und damit war auch alles gesagt. Dann haben die ihren Beitrag auch wieder gelöscht und alles war gut. Klar ist das ein blöder Zufall, aber das hatten wir jetzt auch nicht das erste Mal. Gibt ja noch jemanden, der seine Platte "Astronaut" genannt hat, und der fragte auch, ob ich mich dadurch inspirieren lassen habe. Aber: Nein, man, wir haben wohl einfach alle den gleichen Gedanken.


    rappers.in: Das ist ja vor allem auch noch der Kindheitstraum Nummer eins: Astronaut zu sein.


    Rockstah: Ja. Den gab es auch einfach schon vor uns allen – vor SDP, vor KaynBock und vor Rockstah. Ist aber auch einfach ein geiler Job!


    rappers.in: Das glaub' ich gar nicht mal so ...


    Rockstah: Ja, ich habe letztens diese "Big Bang Theory"-Folge geguckt, in der Howard im Weltall ist, keinen Bock mehr hat und Bernadette auf der Erde einen Stift für ihn vor der Webcam fallen lassen muss und ihm voll einer abgeht, weil er keine Schwerkraft mehr kennt.


    rappers.in: Vor allem, wenn du dir überlegst, dass Astronauten das Laufen wieder neu lernen müssen, wenn sie zurück zur Erde kommen. Mit 45 Jahren nochmal neu laufen lernen zu müssen, weil du an Muskeln verloren hast ...


    Rockstah: Ehrlich? (lacht) Ich glaube, der Beruf ist sehr anstrengend, aber irgendwo auch total faszinierend und romantisch. Durch den Weltraum gleiten, alleine mit der Rakete. Wie in dieser Kinderserie, die wir alle immer geguckt haben: "Adolars phantastische Abenteuer", wo der Junge mit seinem Hund und seiner Rakete immer in den Weltraum fliegt. Deswegen wollte ich Astronaut werden. Nicht wegen der ganzen Tests, bei denen es dich rumwirbelt und du dann hochgeschossen wirst und drei Jahre lang deine ganzen Muskeln abbaust. Hättest du das einem Kind gesagt, hätte keiner mehr Bock gehabt! (grinst)


    rappers.in: Laut eigenen Angaben hat bei "Pubertät" das letzte Mal dein eigenes Produzententeam mitgearbeitet. Wie kam es zu dieser Entscheidung und wie wird der Entstehungsprozess eines Albums in Zukunft aussehen?


    Rockstah: Dazu kam es, weil wir uns nicht mehr verstehen und es jetzt Zeit ist für neue Gesichter. Ich habe gerade diesen Silkersoft entdeckt – ein leicht gehypeter Produzent, der auch live bei uns mit dabei ist. Der wird beim nächsten Album mitproduzieren. Und dann gibt es noch zwei bis drei andere, die noch nicht spruchreif sind. Wir sind gerade noch am Zusammenstellen, aber leider ist das mit dem alten Team nichts mehr. Das ist aber auch alles kein Krieg, man hat sich einfach sattgesehen. Ist im Prinzip wie eine Beziehung: Man ist fünf, sechs Jahre zusammen und irgendwann geht es dann nicht mehr. Ist schade, aber es geht weiter für alle Beteiligten.


    rappers.in: Fiel dir diese Entscheidung denn schwer? Schließlich haben dich diese Menschen ja auch jahrelang begleitet.


    Rockstah: Natürlich, so eine Entscheidung fällt immer megaschwer. Das ist so ein Thema, das mich Monate von meiner Zeit und Kraft gekostet hat. Ich trenne mich nie gerne von Menschen, aber manchmal muss es sein, so schwer es auch ist. Es ging einfach nicht mehr ... leider.


    rappers.in: Du warst lange Zeit ohne ein Label im Rücken aktiv, doch neuerdings stehst du bei dem Label Embassy Of Music unter Vertrag, über das auch dein Album veröffentlicht wurde. Merkt man große Unterschiede zwischen dem neuen Album und deinem Arbeiten "aus dem Zimmer heraus"?


    Rockstah: Der größte Unterschied liegt einfach im Finanziellen. Nicht, dass ich jetzt geldgeil bin oder so, derzeit habe ich mit der Platte noch nichts verdient – ich verdiene mein Geld mit anderen Sachen. Wir wollten das Album einfach richtig aufziehen, die richtigen Fotos und diese Amazon-Box machen und schöne Videos drehen, ohne irgendwo anklopfen zu müssen. Was wir gebraucht haben, war im Endeffekt ein Label, das meiner Kreativität vertraut. Und in der Hinsicht war Embassy eine super Hilfe! Da wurde nicht viel gefragt, da wurde gesagt, dass wir über dies und das reden können und ich jenes machen kann, weil sie mir vertrauen. Das tat sehr gut. Natürlich haben wir auch einen Vertrieb und das Album steht im Laden. Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn du durch den Saturn läufst und die eigene CD da steht, aber ansonsten könnte ich mir auch vorstellen, irgendwann wieder eine Platte allein zu machen. So war das Ganze einfach sehr entspannt. Es gab auch viele Sachen, die ich nicht beachten musste, zum Beispiel das Aufstellen einer Kalkulation. Wie gesagt: Diese Bürokratie ist mir so fern ... Da muss ich sagen, dass hat Embassy alles ordentlich gepflegt gemacht, wofür ich ihnen auch dankbar bin. Das hätte ich nicht missen wollen bei "Pubertät".



    rappers.in: Wenn du rückblickend alle deine Releases betrachtest: Würdest du musikalisch alles noch mal genauso machen? Gibt es eventuell Tracks, die du aus heutiger Sicht nicht mehr auf das Gesamtwerk packen würdest?


    Rockstah: Bei "Pubertät" kann ich das tatsächlich noch nicht sagen, dafür ist das Ganze noch zu frisch. Die Platte mag ich auch einfach sehr gern. Bei "Nerdrevolution" fängt es aber dann schon an. Da würde ich bestimmte Sachen nicht mehr machen. Ich hab' zwar keine total schlimmen Sachen gemacht, bei denen ich mein Herz ausgeschüttet habe, aber natürlich hat man auch mal für Ex-Freundinnen Songs geschrieben, die es letztendlich nicht verdient hatten. Nicht nur auf "Nerdrevolution", sondern auch schon davor. Ich glaube, das gehört zu jedem Werdegang eines Künstlers, wenn er nicht gerade von null auf hundert geht. Obwohl ... Cro hatte auch beschissene Sachen, vorher. Ich denke, jeder von uns hat schon mal echt beschissene Songs gemacht. "Sportfreunde Lauter" hätte ich echt weglassen können. Eine so schlechte Platte ... Das liegt daran, dass die Umstände, als wir die Platte gemacht haben, einfach unterirdisch waren. Aufnehmen ohne Sound auf dem Headphone, richtiger Rotz. Keine Ahnung gehabt, wie man sich in der Gesangskabine verhält, und damals auch stolz darauf gewesen sein, dass man Parts stückelt. Ich habe mich in der letzten Zeit viel mit den alten Releases beschäftigt und das war so schrecklich. (lacht) Aber vielleicht muss sogar das sein.


    rappers.in: Manchmal muss man auch schlechtere Releases haben, um zu wissen, dass man bestimmte Sachen nie wieder tun wird ...


    Rockstah: Stimmt, aber das hat man immer im Leben. Manchmal muss man auch einen falschen Partner haben, um zu merken, dass man sich solche Menschen nicht mehr anlacht. Da gibt es einfach so viel.


    rappers.in: Allgemein wirkt es bei dir oft so, dass du viel über dich selbst lachen kannst und dich auch mal nicht allzu ernst nimmst. Findest du, dass das generell als Künstler wichtig ist und vielleicht auch ganz besonders für Musik?


    Rockstah: Kanye West zum Beispiel dürfte nie selbstironisch sein – oder nur ein einziges Mal, dann wäre es wieder cool. Aber Kanye West ist genau so gut, wie er ist. Verrückt und größenwahnsinnig. In meinem Fall ist das ein Stilmittel, aber auch eine Therapie. Ich bringe die Leute damit gerne zum Lachen, aber ich wurde auch selbst immer damit konfrontiert. Wenn du mit deinen Schwächen offen umgehst, dann kannst du auch über andere Dinge leichter sprechen. Wenn du immer ein Außenseiter warst, kannst du später mit Selbstbewusstsein darüber reden. Und das habe ich einfach mit meiner Musik gemacht.


    rappers.in: Hast du eigentlich bewusst das Cover zu "Pubertät" gewählt oder bei Mama die Kinderbilder durchgeguckt und dir gedacht, wie gut das auf deinem Cover wäre?


    Rockstah: Dass es das Bild gab, wusste ich nicht mehr. Ich habe irgendwann, genau wie du es eben gesagt hast, zusammen mit der Manu von "Zirkuszirkus" mit vier oder fünf riesigen Umschlägen voll Bildern und Fotobüchern im Keller gesessen. Die haben wir dann angefangen zu sortieren. Ich habe mir genau so ein Bild gewünscht. Eines, auf dem ich richtig kacke aussehe und irgendwas Dummes mache. Dann kam irgendwann das Bild und wir dachten uns nur, dass es perfekt ist. Einfach ein Selfie, das ich irgendwann mit einer Einwegkamera geschossen habe, als ich 16 oder 17 war. Gigantisch! Wenn ich könnte, würde ich zurückreisen und mir da auf die Stirn küssen und sagen: Du bist ein Held! Aber vor zehn Jahren hätte ich das Bild niemandem gezeigt und heute steht es bei Media Markt. Das ist 13 Jahre her, da kann ich heute halt drüber lachen. Das können viele andere nicht über sich sagen. Tut der Sache aber auch ganz gut.


    rappers.in: Sicherlich arbeitest du schon an dem ein oder anderen Track für zukünftige Projekte. Kannst du uns bereits einen kleinen Einblick geben und verraten, wohin es mit deiner Musik soundtechnisch und inhaltlich gehen wird?


    Rockstah: Geplant habe ich gerade tatsächlich zwei Sachen, beides Solo-Releases. An ein Kollaboalbum glaube ich auch irgendwie nicht, weil Ahzumjot und ich schon so oft gesagt haben, dass wir zusammen ein Album machen ... Aber das wird wahrscheinlich nie passieren, weil wir keine Zeit haben. Ich habe auf jeden Fall diese zwei kleinen Projekte. Ob das auf ein Album kommt, weiß ich nicht. Aber es gibt momentan auch viele Sachen neben der Musik, ich habe noch ein paar andere Ideen. Ich habe noch immer dieses Buch hier rumliegen, mit dem ich 2014 gerne was machen würde. Da habe ich eine ganz schöne Idee. Dann noch den Podcast "Radio Nukular", der auch wichtig ist. Und eventuell gibt es noch die zweite Staffel der Kolumne auf Gameswelt. Und dann kommt noch die Tour ... Zur Musik gibt es zwei Grundideen, aber die sind in so einem Anfangsstadium, da will ich nichts verraten, weil am Ende vielleicht doch nichts dran gemacht wird. Dann wartet darauf ein einziger Fan und es passiert gar nichts. Ich hab' meine Ideen und wir warten mal ab. Das hat "Pubertät" auf jeden Fall mit sich gebracht: eine Struktur. Das hat davor wirklich gefehlt, aber mit einer schönen Struktur und einem guten Team aus Videomenschen, Fotomenschen und Produzenten kann man auch viel besser arbeiten. So kann ich auch wieder schneller und schöner Musik machen!


    rappers.in: Du bist ein bekennender Sneakerhead, wie man deinen Beiträgen auf Facebook oft entnehmen kann. Kannst du unseren Lesern zum Abschluss des Interviews einen kleinen Geheimtipp unter Sneakerfreaks geben? Vielleicht möchtest du ja deinen Lieblingsschuh oder ein Sammlerstück verraten, welches du gerne besitzen würdest.


    Rockstah: Was ich dieses Jahr so schön fand und das auch, glaube ich, kaum einer geblickt hat, sind diese ganzen "Nike Air Tech Challenge"-Geschichten. Da gibt es auch jetzt diese ganzen "Tech Challenge 2"-Modelle wie den "French Open" oder "Australian Open". Das sind so schöne und vor allem bequeme Schuhe! Die sind jetzt gar nicht so super gehyped, kann man sich aber mal angucken. Aber so einen richtigen Holy Grail ... Hmm. Ich freue mich wahnsinnig, dass Jordan einen 6er Black Infrared zum Black Friday macht, das ist echt ein richtiges Highlight. Ich habe mich aber auch schon krass auf den 6er Carmine gefreut. Ansonsten war der Schuh im Jordan-Bereich, den ich besitzen wollte, der 11er Space Jam ... den ich jetzt auch habe. Mein krassester Holy Grail, der aber auch in mein Nerdsein eingeht, ist tatsächlich der Nike Air MAG, der "Zurück in die Zukunft"-Schuh. Wenn du den jetzt kaufst, kostet der 8.000 US-Dollar.


    rappers.in: Also ähnlich teuer wie der Nike Air Yeezy.


    Rockstah: Ach, der Yeezy ist ein scheiß Hypeschuh! Das ist kein hässlicher Schuh und ich mag den eigentlich auch, aber ich würde mir, denke ich, auch keinen holen, wenn ich wollen würde. Den tragen auch wahnsinnig viele Kiddies. Nicht, weil sie den Schuh schön finden, sondern, damit sie vor ihren ganzen coolen Hipsterfreunden angeben können. Aber den Air MAG, den raffen die ganzen Kiddies gar nicht, die haben gar keinen Bezug zu "Zurück in die Zukunft" mehr. Das ist ein viertelhoher Schuh und der leuchtet. "Ja, klasse", denken die sich da nur. Ich habe auf der Gamescom einen gesehen, der hatte den an! Der war als Marty McFly verkleidet, hatte eine rote Weste, ein Hoverboard und den scheiß Schuh an. Ich hab' dem dafür fast die Füße abgehackt. Das war krass, läuft der einfach auf der Gamescom mit den Dingern rum ... aber ist geil! Ist ja nicht mal ein hübscher Schuh, aber es ist der Schuh zum Film. Als Kind dachte man sich nur: "Wow, der Schuh schnürt sich von selbst! Irre!" Eines Tages hole ich mir den.



    (Kristina Scheuner)

  • der typ ist einfach super nett.


    hätte ihn gerne wieder auf der gamescom getroffen.


    einzige was mir an ihm nicht gefällt ist das er die xbox for der playsi sieht - aber ist halt geschmackssache :P


    fand auch nerdrevolution von den themen her besser (selber gamer 4 life) - aber die musikalische entwicklung - mit hook, bridges, gesang, etc. hat er richtig gut gemacht. freu mich auf ein neues release in 2 jahren oder so - gute musik braucht halt zeit (zu jaw schaue)


    interview gefällt auch - fand das alles sehr rund. und er hat ziemlich ausführlich geantwortet - was manche ja echt garnicht machen.

  • gute musik braucht halt zeit (zu jaw schaue)


    interview gefällt auch - fand das alles sehr rund. und er hat ziemlich ausführlich geantwortet - was manche ja echt garnicht machen.[/quote]


    Stimme da zu sympathischer Kerl und auch gute Musik, wenn auch jetzt nicht mein favorite Artist.



    Den JAW Vergleich kann ich aber überhaupt nicht zustimmen, qualitativ hochwertiger wurde der Sound zwar, allerdings kam das feeling von den früheren Alben nicht rüber.
    Dennoch JAW sollte mal wieder was machen!

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