Review: Dexter – Palmen & Freunde



  • 01. Orbit feat. Jaques Shure
    02. Geht gut feat. Chefket
    03. Kraut im Papier feat. Sonne Ra & Jaques Shure
    04. F.U. Nachricht feat. Fatoni
    05. Chardonnay feat. Jaques Shure & Maniac
    06. Dies das feat. Audio88 & Yassin
    07. Kurz pissen feat. Morlockk Dilemma
    08. Fahrtwind feat. Jaques Shure
    09. Doobies feat. Mädness
    10. Record Money feat. Maniac
    11. Pilzesammeln beim Atomkraftwerk feat. Roger, Jaques Shure & Juke
    12. Roll auf feat. Döll & Waldo The Funk
    13. Flugzeug feat. Jaques Shure & Maniac


    Bonus-Track:
    14. WSP ist die Klikk feat. Maniac, Jaques Shure, Waldo The Funk & Dennis Da Menace



    "Palmen & Freunde" heißt das neueste Werk des wahrscheinlich coolsten Kinderarztes Deutschlands. Der Titel klingt nach Urlaub, Sonne und Strand mit den Liebsten. Wer den Platin-Beatgott Dexter kennt, erwartet also direkt die typischen Oldschool-Instrumentals, die den Hörer allein durch die Sampleauswahl zum Zurücklehnen und Entspannen einladen. Doch etwas ist dieses Mal anders: So zeichnet der Heilbronner auf "Palmen & Freunde" nicht nur für die Instrumentierung verantwortlich, sondern greift auch selbst zum Mikrofon. Ein Blick auf die Tracklist verrät außerdem, dass das Wort "Freunde" kein Lückenfüller im Albumtitel ist. Pro Track ist mindestens ein Featuregast vertreten, der sich neben Dexter ans Mic traut und über die Beats des derzeit wahrscheinlich größten Oldschool-Produzenten Deutschlands rappt. Was Letzterer mit ein paar Samples zustande bringen kann, wurde bereits umfassend zur Schau gestellt. Ob der Zenit überschritten ist oder ob Dexter an die gewohnte Qualität anknüpfen kann, wird "Palmen & Freunde" zeigen.


    "Ich kill' dich aus dem Offbeat/
    Gestern ging ich Gold mit 'nem Poplied/
    Ich sage nicht, dass ich der Boss bin/
    Auch wenn ich es nie wollte: Heute kann ich dir mein Platin übern Kopf ziehen/
    "
    (Dexter auf "Orbit")


    Bereits der erste Titel "Orbit" mit Jaques Shure bestätigt sämtliche Erwartungshaltungen. Von LP-Knistern begleitet, loopt Dexter ein Bläsersample und beginnt nach einem kurzen Intro, bestehend aus den Worten "Palmen" und "Freunde", zu rappen. Dass Gold und Platin Dexter nicht einfach so zugeflogen sind, wird dem Hörer Beat um Beat aufs Neue bewusst. Für "Palmen & Freunde" hat der Heilbronner 14 Instrumentals gezaubert, die perfekt zusammenpassen und für die wohl selbst ein Martin Stieber seine Seele verkaufen würde. 15 Jahre Erfahrung sind hörbar. Alle Beats tragen gleichermaßen zu der unverwechselbaren, sommerlichen Atmosphäre des Albums bei, bleiben für sich aber durchweg individuell. Im Vergleich zu vielen anderen Konzeptalben entsteht zu keinem Zeitpunkt der Eindruck, alles würde sich gleich anhören. Außerdem bleibt man von Ausrutschern verschont, die vermuten lassen, dass es ein Track nur auf das Album geschafft hat, um die Spielzeit zu strecken. So viel zu den Beats. Doch hat ein Produzent dieses Kalibers überhaupt noch genug Ressourcen, um halbwegs anständig zu rappen? Dexter gibt mit etwas Augenzwinkern die Antwort auf diese Frage und auf Kritik an seinem Rapstil auf "Kraut im Papier" selbst:


    "Dein Homie kennt einen, der einen kennt/
    Der wieder einen kennt, der scheinbar besser als Dexter rappt/
    Doch dieser eine, der einen kennt, der wieder einen kennt/
    Hat in seinem scheiß Bauch jetzt ein Messerset/
    "
    (Dexter auf "Kraut im Papier")


    Außerdem stellte der Heilbronner vor Kurzem auf Facebook klar, die Diskussion, ob er rappen könne oder nicht, sei völlig sinnlos. Für "Palmen & Freunde" absolut zutreffend. Denn ein Album, das wie kaum ein anderes von den Beats getragen wird, verlangt keine raptechnischen Glanzleistungen. Doch letztendlich gibt es nicht viel zu entschuldigen, denn Dexter rappt eigentlich sehr solide. Die Texte sind nach eigenen Angaben teilweise über lange Zeit beim Produzieren mit anderen Künstlern entstanden und wurden nun auf dem aktuellen Release für die Öffentlichkeit zugänglich. Thematisch bewegt sich Dexter hier zwischen Battlerap, Weed und Trashtalk – nichts Weltbewegendes, nichts, was den Hörer aus dem Sommerfeeling zurück auf den harten Boden der Realität schleudert. Also genau die richtige Wahl für ein Sommeralbum. Auch die Featureparts ziehen die Qualität der Platte nicht nach unten. Im Gegenteil: Mit Morlock Dilemma, Audio88 & Yassin stehen drei gestandene Rapper vor dem Mic und sorgen mit "Kurz pissen" und "Dies das" sicher für die Highlights auf dem durchweg starken Release. Die restlichen Featuregäste um Jaques Shure begleiten Dexter seit geraumer Zeit, sind mit dem Kinderarzt teilweise durch enge Freundschaften verbunden und als Dexter-Fans bekannt. Hierdurch wird einmal mehr die Atmosphäre eines Beisammenseins mit guten Freunden bei bestem Wetter gestützt.


    "Jaques, Dex, WSP/
    Machen Ausflüge am Sonntag, essen Oliven und Käse vom Buffet/
    "
    (Dexter auf "Chardonnay")


    Wie bereits erwähnt, reichen Dexters Rapskills für ein Sommeralbum absolut aus und auch die Themenwahl bedient genau das gewünschte Genre. Es gilt allerdings anzuerkennen, dass der Pädiater in Sachen Rap von seinen Featuregästen ein ums andere Mal in den Schatten gestellt wird, obwohl diese selbst das Rad nicht neu erfinden. Ein wenig mehr thematische Relevanz und ein Dexter, der sein Handwerk in Sachen Rap etwas besser beherrscht, hätten "Palmen & Freunde" sicher unsterblich gemacht.


    Fazit:
    "Palmen & Freunde" hat das Zeug zum "all time favorite" für laue Sommerabende oder als Stimmungsaufheller für depressive Wintertage. Dexter zeigt einmal mehr, dass in ihm ein unfassbar guter Produzent steckt, der genau weiß, was er tut. Mit "Palmen & Freunde" bekommen nicht nur Oldschool-Freunde ein Tape, das auf sehr hohem Niveau sehr großen Hörgenuss bietet. Sorgfältig ausgewählte Featuregäste runden das Album ab und machen es zu einem großartigen Gesamtkunstwerk. Fehlende thematische Breite und Rap, der andernorts bereits ähnlich und besser zu hören war, sorgen für kleine Kritikpunkte.



    (Claude Gable)



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  • Hab jetzt mal reingehört, zu viele schlechte Features, hätte Dexter alleine gerappt wär es definitiv besser gewesen. Beats sind teilweise auch nicht so ganz mein Geschmack. Hätte 1-2 Mics weniger gegeben

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