Review: MistahNice – Schulz Nice – Untouchable Teamplayer



  • 01. Warm up (Intro)
    02. Wo ich bin
    feat. Sinetiq
    03. Hundert Prozent feat. Sinetiq, Referee & Lakmann One
    04. Curvoisier & Hennessy feat. Cue & Buhmann Bacarus
    05. Was du sagst feat. Alex Hope
    06. Halt feat. Asela
    07. 12 Munchies feat. Lakmann One
    08. Whiskybars feat. Sean Price
    09. Halftime (Skit)
    10. Die Seiten werden rar
    11. Himmel berühren
    feat. Magic Mess & Al Kareem
    12. Ihr Vögel feat. Opuz
    13. Das altbewährte Übel feat. 2Seiten
    14. Was juckt mich das feat. Terence Chill
    15. Psychiater feat. Lakmann One
    16. Wie die Welt feat. Sinetiq
    17. Overtime (Outro)


    Der ewige Backup-MC – das möchte wohl niemand sein. MistahNice jedoch droht, in genau diese Problematik hineinzulaufen, denn er ist den meisten wohl nur als Backup von Witten Untouchable oder Creutzfeld&Jakob bekannt. Wenig war zudem vorab über sein neuestes Werk "Schulz Nice – Untouchable Teamplayer", das über das Label Eartouch erschienen ist, bekannt. Deutlich ist jedoch: Eine Menge Features verspricht bereits die Tracklist des Albums. Fraglich bleibt dabei nur, ob der Künstler selbst es schafft, unter der großen Menge an Gästen herauszustechen und musikalisch von sich selbst reden zu machen. Wird ein Soloalbum mit derart vielen externen Beiträgen überhaupt den Ansprüchen an solch ein Release gerecht?

    "Das ist der 'Dog im Reservoir'-Shit/
    Ich mach' es klar mit Sinetiq und 'nem Arschtritt/
    "
    (MistahNice auf "Wo ich bin")


    Das Album startet mit einem inhaltlich nicht sonderlich aussagekräftigen Text, dem es dann aber auch an dem notwendigen musikalischen Ausgleich fehlt. Nach vorne gehen soll es, das tut es aber mit einem einfallslosen Synthie-Drum-Beat und teilweise Reimketten à la "Maus-auf-raus-Lauf" nur mäßig. Und damit wäre der gesamte Inhalt des Albums auch schon prinzipiell beschrieben. Es gibt zwar Tracks wie "Halt" oder "Die Seiten werden rar", in denen weitaus melancholischere Töne angespielt werden. Aber speziell der Text zündet schlicht und ergreifend in keinem Stück. Wird einmal Stimmung durch persönlichere Passagen erzeugt, ist diese durch klischeehafte Zeilen wie "Zu viel Leid, wohin ich seh', Leute geben nicht, sie nehm'n" (MistahNice auf "Halt") oder unsichere und völlig unpassende Hooks wie in "Die Seiten werden rar" schnell wieder dahin. Dem folgt die Reimtechnik, die sich äußerst negativ auf den Hörgenuss auszuwirken weiß. Ein immer wieder gleicher Flow mit gleichen Endungen, simpel wiederkehrenden Wörtern in der Reimkette und unnötigen Zweckreimen sorgen für raptechnisches Kopfschütteln – Oldschool hin oder her.


    "Ich glaub', irgendjemand liest meine Gedanken, ich kann Stimmen hören/
    Nimm mich an die Hand und du bist irreführend/
    Ich spüre den Wandel, ich hab' es im Gefühl/
    Ich kann bald den Himmel berühren/
    "
    (MistahNice auf "Himmel berühren")


    Und nun geht es doch einmal nach vorne. Ein kräftiger Posaunen-Beat, eine angenehme und sowohl textlich als auch musikalische passende Hook. "Himmel berühren", der stärkste Track des Albums. Er kann es also doch und die Features Magic Mess und Al Kareem offenbar auch – denn sie rappen versiert und passen zudem zueinander, ohne sich jedoch zu sehr anzugleichen. Leider wurde auch in puncto Features zu sehr in eine Richtung geschossen. Ganze zwölf verschiedene Gäste in 17 Stücken. Natürlich läuft der Langspieler unter dem Titel "Schulz Nice – Untouchable Teamplayer", doch als Interpret steht allein MistahNice auf dem Cover. Und ob Lakmann trotz seiner herausstechenden Leistungen auf diesem Album ganze drei Tracks grundlegend beeinflussen muss? Vielleicht wären weitere Solotracks auf diesem Werk die bessere Wahl gewesen. Zum einen, da sich ein Künstler in der Regel nicht groß weiterentwickelt, wenn er ständig an die Hand genommen wird. Zum anderen, weil sich wohl kaum ein Hörer mit gerade mal einem einzigen vollwertigen reinen Eigenwerk des Musikers zufrieden geben wird. Außerdem wären eine Menge Gäste entbehrlich: Opuz auf "Ihr Vögel" oder Terence Chill auf "Was juckt mich das" kommen von der stimmlichen Atmosphäre und den raptechnischen Fertigkeiten nicht an das Level des Protagonisten heran.


    "Nie wieder seh'n, was passiert, wenn man wegguckt/
    Nie wieder Jams in 'nem süffigen Drecksloch/
    Probleme, die komm'n und durchlaufen mein Blackbook/
    Für jede Notiz, die ich schrieb, gab's 'ne Rechnung/
    "
    (Lakmann One auf "Hundert Prozent")


    Der ein oder andere Lichtblick darf dennoch nicht vergessen werden. Lakmann liefert, wie bereits angedeutet, drei äußerst solide Parts ab und drückt das Gesamtbild des Albums noch einmal ein ganzes Stück nach oben. Zudem wirken einige Tracks inhaltlich interessant im Ansatz, wie das gesellschaftskritische "Wie die Welt" oder der lustige, an Kindergartenlieder erinnernde Beat mit selbstironischen Texten auf "Whiskybars". Doch auch hier scheitert es wieder einmal an der letztlichen Umsetzung. Zu viele Fülllines schmälern jegliche gute Idee und lassen den Großteil der Texte viel zu erzwungen wirken, als dass sie wirklich Atmosphäre schaffen und den Hörer mitreißen können.


    Fazit:
    Leider ist man nach 17 Tracks nicht viel schlauer über den Inhalt und die musikalische Einordnung des Künstlers selbst. Ein wenig ist über die Person hinter MistahNice in dem ein oder anderen Track angedeutet worden, doch leider erfährt man auch genauso viel über all die Featuregäste, die auf diesem Album Platz gefunden haben. Es ist letztlich kaum gelungen, ein musikalisch homogenes Werk zu erzeugen, woran die hohe Anzahl an Gästen zwar maßgeblichen Anteil hat, der Mangel an raptechnischer Finesse und dem Biss von MistahNice selbst trägt jedoch auch in mindestens genauso schwerwiegendem Maß zu dem zersplitterten Gesamteindruck bei. Manchmal möchte man ihn nur an die Hand nehmen, denn den meisten Hörern werden wohl viele Einfälle gekommen sein, wie er es hätte besser machen können. Schade, denn "Teamplayer" als Verheißung auf dem Cover passt. MistahNice nicht.



    (Max)

    [REDBEW]1552 [/REDBEW]

    Bewerte diese CD:
    [reframe]reviewthread.php?reviewid=1552 [/reframe]
    [azlink]MistahNice+%96+Schulz+Nice+%96+Untouchable+Teamplayer [/azlink]

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!