Review: DirtyMaulwurf – Trap braucht kein Abitur



  • 01. Sorry
    02. MacGyver
    03. Zupati
    04. Geregeltes Leben
    05. Mauli
    06. Trashfilm
    07. Outro


    Seit Anbeginn der Zeit stürzt sich die Gesellschaft auf atypische Phänomene, welche durch Besonderheiten, Andersartigkeiten und allgemeine Unterschiede zum Gewohnten die Blicke der Massen auf sich ziehen. Diese Fokussierung der Interessen hat weder vor dem Internet und anderen Medien noch vor der Rapkultur und dem VBT der letzten Jahre Halt gemacht. Einer dieser Hypes, welcher zunächst durch einschlägige Gastauftritte – speziell bei der Crew "Wir vom Prenzlauer Berg" – und später durch eigene Turnierteilnahme entstand, war der um DirtyMaulwurf. Dank der als Markenzeichen genutzten Klonkriegermaske adrett gekleidet, feierten ihn seine Fans auf der einen Seite für teils trockenen, meist sarkastischen Humor, welcher durch die desinteressierte Haltung des Künstlers besonders in Szene gesetzt wurde. Im Gegensatz dazu warfen ihm Kritiker auf der anderen Seite eine grauenhafte Technik, plumpe und stumpf aneinandergereihte Phrasen sowie fehlenden Einfallsreichtum vor. Nun erscheint seine erste Publikation als Solokünstler namens "Trap braucht kein Abitur" – als Anlehnung an eine ältere Bass Sultan Hengzt-Veröffentlichung, welche als Titelbild eine Eigeninterpretation des Notorious B.I.G.-Debüts "Ready to die" ziert. Noch bevor das Werk zu ersten Tönen angesetzt hat, prägen diese offensichtlichen Seitenhiebe den Ersteindruck und so frage ich mich, ob die EP mehr zu bieten hat als Parodien – oder ob die Klonkriegermaske bereits das wahre Gesicht der Produktion verrät.


    "Sorry, deutscher Rap mag dich noch immer nicht/
    Mach dir nichts draus – jeder weiß, dass der behindert ist/
    Doch wenn du wieder mal allein in deinem Zimmer sitzt/
    Schreib bitte keinen Track darüber – bitte keinen Track/
    "
    (DirtyMaulwurf auf "Sorry")


    "Trap braucht kein Abitur" öffnet mit "Sorry" seine Pforten und liefert umgehend die erste Überraschung. Während mir DirtyMaulwurf zu VBT-Zeiten meist durch einen unzumutbaren Stimmeinsatz und offensichtlich beschränkte Fähigkeiten als Rapper im Gedächtnis geblieben ist, präsentiert er sich nun von Anfang an in einem anderen Licht. Entspannt, gelassen und fast schon leichtfüßig bewegt sich der Berliner über die verschiedenen Anspielstationen, wodurch sein früherer, zugegebenermaßen negativ behafteter Eindruck schnell in Vergessenheit gerät. Obwohl der Künstler in Sachen Technik wahrlich immer noch kein Virtuose seiner Zunft ist und er wohl niemals ein Paradebeispiel dieser Sparte darstellen wird, verbessert sich der Hörgenuss durch diese kleinen Details ungemein und lenkt den Fokus auf die zwei prägendsten Aspekte der EP: Humor und Stil. Ersterer begleitet den Hörer durch die gesamte Produktion und verschont dabei weder einzelne Individuen, noch missratene YouTube-Videos ("Zupati"), geschweige denn die gesamte HipHop-Kultur an sich, angefangen bei den Fans bis letztendlich hin zu den Musikern. Im Fall des Titels "Zupati", auf dem der Akteur den Verlauf eines für ihn ganz normalen, eskalativen Freitagabends beschreibt, werden sogar Originalaufnahmen des ursprünglichen Liedes namens "Zur Party" genutzt, um die Parodie gelungen zu vervollständigen. Hierbei werden primär Sequenzen des Beats sowie eine der weiblichen Refrain-Stimmen kopiert und sogar passend in die eigene Hook integriert, sodass der humoristische Aspekt verstärkt wird, ohne dabei das Soundbild zu stören.


    "High in den Nachtbus, bereit für den Absturz/
    Zupati? Zupati – Zupati? Genau/
    "
    (DirtyMaulwurf auf "Zupati")


    Als Stichelei gegenüber der deutschen Raplandschaft bietet DirtyMaulwurf neben vermehrt alleinstehenden Seitenhieben den Titel "Trashfilm" dar, seines Zeichens eine Anspielung auf den Kool Savas-Klassiker "Rapfilm". Jene Eigeninterpretation sticht dadurch heraus, dass der Artist durch den Gebrauch unterschiedlicher Samples in offenem Diskurs mit verschiedenen Künstlern steht und diese Runde sowohl dafür nutzt, sich sowohl Tipps für seine Karriere einzuholen als auch um sich in fast schon preisgekrönter Manier über einzelne Personen lustig zu machen. Dabei erscheint es vollkommen irrelevant, welche Bedeutung und welchen Stellenwert jene Ziele in der heutigen Kultur inne haben. Vielmehr nimmt die selbstgefällige Arroganz, der Hauch von schwarzem Humor und die von oben herabsehende Betrachtungsweise, welche DirtyMaulwurf an den Tag legt, jeglicher Ernsthaftigkeit den Wind aus den Segeln. So kommt man als Hörer kaum umher, sich darüber zu amüsieren, wie alle Bestandteile des Leitbildes HipHop mit einem Augenzwinkern charmant durch den Kakao gezogen werden.


    "Achte auf dein Hinterbein – denn es könnte Shiml sein/
    Wow, hast du Asthma oder soll das witzig sein?/
    "
    (DirtyMaulwurf auf "Trashfilm")


    Der zweite Aspekt, der Stil, steht in enger Verbundenheit mit der Instrumentierung des sieben Titel starken Werks, für die sich "Dieser Morten", unter anderem bekannt durch die Zusammenarbeit mit Künstlern wie Grüne Medizin oder Kontra K, verantwortlich zeigt. Getreu dem Titel der EP werden nur Produktionen aus der Trap-Sparte zum Besten gegeben, welche sowohl in ihrem Tempo als auch durch den Gebrauch von verschiedenen Samples und der allgemein vermittelten Stimmung variieren. "Hörst du das? Es ist dieser Morten an der Vuvuzela" (DirtyMaulwurf auf "MacGyver"). Auch wenn die versprochene Vuvuzela nur kurzzeitig ertönt, beschreibt die gewählte Wortwahl wohl am besten, worauf man sich als Hörer einzustellen hat: musikalische Neugier und instrumentale Experimentierfreudigkeit, ohne dabei zu sehr von den amerikanischen Einflüssen und dem Konzept des Titels abzuweichen. Im Falle von "TBKA" wechseln die Klangbilder von ruhigen und entspannten Tönen ("Geregeltes Leben") über energische Passagen ("Zupati") bis hin zu eindringlichen Kombinationen der verschiedenen Stilrichtungen ("Mauli"). Durch diese Vielfalt innerhalb des Subgenres Trap entsteht zu keinem Zeitpunkt der Eindruck von Einfallslosigkeit oder gar die Empfindung von Monotonie innerhalb der untermalenden Melodie. Maßgeblich dazu beitragend ist vor allem der Protagonist der EP, welcher mit abfälliger Arroganz, ungezwungen und teilweise sogar maßgeschneidert über seine Faibles Alkohol, Rap und Sportwetten philosophiert, wodurch für gewisse Ohrwürmer gesorgt ist. Die trockene und direkte Art und Weise, wie diese verschiedenen Themen präsentiert werden, ist wohl das Geheimrezept des Werks. Anstelle von kniffligen Wortspielen und komplexen Vergleichen steht vor allem textliche Eindeutigkeit, überraschende Direktheit und ein somit leicht zugängliches Gesamtprodukt mit viel Liebe zum Detail im Vordergrund. Besonders hervorzuheben ist in diesem Fall der Titel "Mauli", der für mich in allen klangtechnischen Belangen das Highlight des Releases darstellt, ohne dabei auf treffenden Humor oder die passende Repräsentation des Künstlers zu verzichten.


    "Ich schmeiß' 'ne Runde – Gewinn auf meinem Konto/
    Es ist ganz normal – Männer trinken keinen Cosmo/
    Ich kauf' einen Mauli – wer ist dieser Beck's Ice/
    Bloody Mary ist kein Drink, sondern eine Frechheit/
    "
    (DirtyMaulwurf auf "Mauli")


    Fazit:
    Selten ist mir ein Werk aufgefallen, welches nachvollziehbarerweise komplett unterschiedlich aufgenommen werden kann. "TBKA" hängt von einer Vielzahl von Präferenzen ab, welche alle Einfluss auf den persönlichen Geschmack des Hörers nehmen. Zum einen liegt es an der Sparte der Trap-Produktionen und ihrem gewollt künstlichen und teilweise plastischen Klang und zum anderen an der Art und Weise von DirtyMaulwurf, seinem Image, seiner Attitüde und letztendlich auch an seinem musikalischen Stil. Wer keinen Gefallen an diesen Punkten gefunden hat, wird vermutlich für alle Zeit auf Kriegsfuß mit "Trap braucht kein Abitur" stehen. Allerdings birgt das Endprodukt für alle anderen sehr saubere und begeisternde Produktionen, trockenen sowie polarisierenden Humor und einen Künstler, der vorhandene Defizite weitestgehend durch sein Auftreten ausgleicht. Kritik verbleibt neben den technischen Makeln lediglich in geringer Form an dem Titel "Geregeltes Leben", welcher zwar alleinstehend überzeugt, verglichen mit den anderen Anspielstationen aber hinter dem Niveau der EP zurückbleibt. Einzig die Sorge, dass manche Witze nach einiger Spielzeit alt werden und sich somit recht schnell zu einem Dorn im Auge wandeln, verbleibt gegen Ende von "Trap braucht kein Abitur". Doch bis dahin hinterlässt mich diese Veröffentlichung in freudiger Erwartung und der Hoffnung auf zwei Dinge: ein Album sowie Sportwetten-Tipps von DirtyMaulwurf.



    Lukas Maier (Maierstro)

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  • Zitat

    Original von Vyer
    Ich feier Olli Banjo zwar nicht wirklich aber so im Vergleich..... ernsthaft? :suspekt:


    Ich mein hey, Hinterhofjargon hat hier 2,5 bekommen^^ Die Reviews sind eigentlich nur embarrassing. Entweder gnadenlos überhyped oder von Leuten wie Robbe totgehatet. Hat Robbe eigentlich je nen VBT-Rapper rezensiert? Oder ist der für die migrantische Rapfraktion reserviert?

  • Langsam macht ihr euch echt lächerlich, so einem Album 5 Mics zu geben.

  • maulwurf bekommt nach kürzester zeit eine vollkommen überzogene review und leute wie slowy (nur als beispiel) werden einfach nicht beachtet. an dieser stelle auch noch mal ein fick dich an proripper, der mir zugesagt hatte ihm wenigstens eine news zu widmen.

  • Auch wenn ich die Wertung hier ebenfalls nicht nachvollziehen kann (anhand des Bildes das ich mir anhand der Auskopplungen machen konnte).


    Hört doch mal auf hier Reviews bzw. Wertungen verschiedener Alben zu vergleichen, vor allem wenn die Reviews von verschiedenen Redakteuren stammen. Das ist so sinnlos, jeder Redakteur hat andere Ansprüche, Maßstäbe, Geschmäcker... =/
    Ist genauso hanebüchen wie die Forderung nach Objektivität.


    Wenn der gleiche Redakteur total willkürlich Wertungen verteilen würde, ok...aber so?

  • Zitat

    Original von aLIEN..
    Naja, immerhin ist Mauli besser als Cro, der bald wahrscheinlich auch 5+ kriegt.


    Diese Aussage wage ich doch stark zu bezweifeln.. Außer du kommst jetzt mit Fakten um die Ecke, die mich absolut umhauen.

  • Zitat

    Original von Ferkix


    Diese Aussage wage ich doch stark zu bezweifeln.. Außer du kommst jetzt mit Fakten um die Ecke, die mich absolut umhauen.


    Sorry, Mauli, Trashfilm und Outro halt ich für doper als alles was Cro jemals hervorgebracht hat. Ich denke nicht, dass man Leute, die diesen Spasten hören umstimmen kann. Das is was substanzielles, was Leute unterscheidet die ihn feiern und die ihn nicht feiern.

  • Zitat

    Original von aLIEN..
    Naja, immerhin ist Mauli besser als Cro.


    hahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahaha

  • Zitat

    Original von aLIEN..


    Sorry, Mauli, Trashfilm und Outro halt ich für doper als alles was Cro jemals hervorgebracht hat. Ich denke nicht, dass man Leute, die diesen Spasten hören umstimmen kann. Das is was substanzielles, was Leute unterscheidet die ihn feiern und die ihn nicht feiern.


    "kollegah ist der beste rapper der welt"

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