Review: DaJuan – Cali



  • 01. Ey yau
    02. California
    03. Boom Boom (Bang Bang)
    04. Age Eleven
    feat. Hundertgramm
    05. Wooha (Die Gang ist am Start)
    06. Skit
    07. Einmal ist keinmal
    08. Jojo
    09. Keiner
    10. Happy
    feat. Cro
    11. Was weiß ich
    12. Irgendwann


    Bonus-Track:
    13. Sucht & braucht


    Chimperator, Chimperator, Chimperator. Das sind die drei ersten Assoziationen, die den Meisten in heutigen Tagen wohl bei dem Namen DaJuan in den Kopf schießen. Dabei ist der Stuttgarter Rapper (noch?) nicht einmal bei dem Erfolgslabel gesignt – zugegeben, die meisten Anzeichen deuten augenscheinlich auf einen anstehenden Vertrag hin. So muss man beispielsweise den Chimperator-Newsletter abonnieren, um das neue "Cali"-Mixtape von eben besagtem Künstler sein Eigen nennen zu dürfen. Die vielen ungeklärten Begebenheiten um ihn herum, Chimperator-Signing oder nicht – vielleicht macht gerade diese Ungewissheit jenen aufstrebenden Musiker derart interessant. Aber aus welchen musikalischen Kreisen kommt dieser junge Mann überhaupt? Und worauf läuft das Projekt DaJuan hinaus? Vorab sei zu sagen, dass hier kein Amateur am Werk ist. Mit 14 Jahren lernte der Interpret erste Instrumente zu spielen, bis er sich als langjähriger Cro-Weggefährte auf einigen Tracks mit dem Platin-Rapper einen Namen machte. Bleibt nur die Frage, ob das Debüt diese Erfolgswelle mitnimmt oder der Fels ist, an dem sie zerschlägt.

    "Ich seh' das Rapding als Berufung, mach' Rap wieder cool und/
    Hab' trotzdem ganz and're Dinge vor mit meiner Zukunft/
    Und wenn ich dann ans Mic step', mein' Text einrapp'/
    Hören Leute es im Loop und rasten alle aus, hammerharter Sound/
    "
    (DaJuan auf "Ey yau")


    Auf entspannten Boom bap-Electro-Instrumentals führt uns der junge Musiker durch das 13 Anspielstationen umfassende Mixtape. Sei es der dunkelste Bass oder die leichteste Sampleproduktion – all dies steht ihm ungemein. Egal, ob Way-above-Stimmeinsatz oder die vom Protagonisten selbst viel beschriebenen Doppelreime: DaJuan hat mit einer derart sommerlich-luftigen Auswahl seiner musikalischen Untermalungen ins Schwarze getroffen. Wen wundert es, kommen doch viele Produktionen vom Rapper selbst oder dem kommerziell eindrucksvoll erfolgreichen Labelkollegen Cro. Speziell bei der nicht verkennbaren Anzahl relativ inhaltsloser und doch unterhaltsamer Stücke wird die Symbiose zwischen Instrumental und Rap wichtig und deutlich. "Ey yau", "Wooha (Die Gang ist am Start)" oder "Keiner" würden aufgrund der Themenlosigkeit wohl kaum funktionieren, wenn die Sommerstimmung dank der erwähnten Vorteile nicht vorprogrammiert wäre. Interessant vor allem, da sich DaJuan oft als flowtechnisch variabel erweist. In "Jojo" vermag er stellenweise fast eins zu eins wie Lance Butters zu klingen, während in den meisten anderen Tracks langgezogene Silben und ausgezerrte Vokale kaum zu finden sind. So ist raptechnisch viel dabei und auszumachen – eben nicht nur der erwartete, Cro-orientierte Sommervibe, sondern auch ein weitaus aggressiverer und arroganterer Rapanteil. Dennoch braucht der Fan der leichten Ohrwürmer nicht schmollen, denn natürlich ist Cro dabei. Und wie.


    "Girl, ein Blick hat schon gereicht und ich denk' nur noch an uns zwei/
    Ist eigentlich nicht so meine Art, dass ich dich frag'/
    Doch wie wär's mit uns zwei? Noch ein, zwei Drinks und wir geh'n heim/
    Sie sagt: 'Träum weiter', doch ich glaub', dass sie mich mag/
    "
    (Cro auf "Happy")


    Die Hook mit absolutem Hitpotenzial hatte sich wohl jeder Fan des Raop gewünscht – und Cro enttäuscht nicht. Klasse vor allem, da beide inhaltlich ebenso zu überzeugen wissen. Statt einen flachen Song für sonnige Tage zu kreieren, ist eine äußerst interessante Story entstanden vom Hals-über-Kopf-Verlieben, Realitätsverlust und der Konfrontation mit der echten Clubwelt. Man fühlt mit den Kunstfiguren, denn wer kennt sie nicht, die seichtig-leichten Hits über Liebe auf den ersten Blick. Oder, um es auf die etwas rauere Art auszudrücken: Bitches klären im Club. DaJuan und Cro hingegen zeigen authentisch und verständlich, wie es meistens wirklich ist und wohl auch den meisten schon erging, wenn sie mit einer Attitüde wie die beiden Rapper einen Eroberungsversuch der weiblichen Gefühlswelt zu starten versuchten. Deutlich weniger unterhaltsam ist das zweite Feature gelungen: Hundertgramm reiht sich auf eine völlig andere und leider oft DaJuan selbst herunterziehende Weise als Cro neben dem Gastgeber auf dem nostalgischen und Rap gewidmeten "Age Eleven" ein. Er erzählt teils mit dem Musiker übereinstimmende Geschichten, teils abweichende Storys über die ersten Schritte als Raphörer und schließlich die eigenen Anfänge mit Rap. Solche Texte über die Musikrichtung selbst – zwar mit musikalischem Können präsentiert – gibt es zu Genüge, und zwar weitaus origineller. Dennoch macht das Können, das der Interpret nicht nur als Techniker und Texter, sondern eben als Vollblutmusiker auf diesem Mixtape zeigt, Eindruck und unterhält immer wieder – auch auf den zahlreichen Solotracks.


    "Sie macht auf schüchtern und brav, Blümchen im Haar/
    Hat 'n festen Freund seit über zwei Jahr'n/
    Sie ist Daddys Prinzessin/
    Aber nur, bis sie mit ihren Mädels weggeht/
    "
    (DaJuan auf "Einmal ist keinmal")


    Und hier wird wohl eine der größten Neuheiten in Verbindung mit dem Rapper DaJuan deutlich: Der Mann unterhält allein auf eine individuelle und fortschrittliche Art und bleibt inhaltlich nahezu nichts schuldig. Egal, ob er Leichtlebigkeit kombiniert mit amerikanischem Lifestyle und ständigen anglizistischen Einschüben oder Storytelling mit dem gewissen Augenzwinkern liefert. Dass melancholische, traurige Liebeslieder nicht in das Repertoire des Neulings gehören und auch einfach nicht zur Atmosphäre seiner Musik passen, dürfte jedem Hörer, der diesen Mann auch nur ansatzweise irgendwo vorher mitbekommen hatte, klar gewesen sein. Auch Leute, die auf der Suche nach politischer Meinung, literarischen Anspielungen und gedankenverflochtenen Zeilen sind, werden mit dem Inhalt dieser Texte nicht glücklich. Dennoch wurde hier fast alles richtig gemacht. Konzeptsongs gibt es zuhauf, die Erzählungen wirken weder plump noch einfallslos und DaJuans leichte Vortragsweise tut ihr Übriges. Tracks wie "Boom Boom (Bang Bang)" oder "Einmal ist keinmal" stehen repräsentativ für genau diese inhaltlichen Finessen. Themen wie Verliebtheit oder Untreue, die die meisten partywütigen Jugendlichen betreffen mögen, bringt der Künstler auf den Punkt, ohne bei dem Hörer am Ende eines Songs den Eindruck zu vermitteln, irgendwas vergessen, nicht richtig verstanden oder einfach beiseitegeschoben zu haben. DaJuan nimmt sich selbst genauso wie alle um sich herum unter die Lupe, ohne zu kritisch, aber auch ohne zu oberflächlich zu sein.


    Fazit:
    Perfekter Sound für die warmen Tage also. So könnte man es unterstreichen, betrachtet man den Großteil der Produktionen. Dennoch ist dieses Mixtape noch viel mehr. DaJuan präsentiert sich selbst als ernstzunehmenden Künstler und tritt aus dem Schatten so mancher Person heraus. Vielleicht ist neben dem leicht misslungenen Track mit "Hundertgramm" nur zu kritisieren, dass an diesem Mixtape genau das fehlt, was ein Mixtape eben ausmacht. "Cali" hätte genauso gut als vollwertiges Album erscheinen können – Konzeptsongs, Ohrwurmhooks und vollwertige Rapparts gibt es zu Genüge. Ein wenig Verspieltheit und Abdriften von der üblichen Art und Weise hätte dem Debüt dieses Musikers gut getan, gerade um den Hörer versteckte Fähigkeiten und Goldstücke, die DaJuan vielleicht nicht einmal selbst erkannt hatte, identifizieren zu lassen. Sei's drum, die Homogenität und Professionalität im positiven Sinne sind diesem Werk einfach nicht abzusprechen. Eines wurde letztlich mehr als deutlich gemacht:

    "Und nein, ich bin nicht nur dieser Typ von Cro" (DaJuan auf "Jojo").



    (Max)



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    Einmal editiert, zuletzt von Max ()

  • Sehr gute Review, stimme ich auch mit überein. Definitiv nicht viel Inhalt, aber das ist man von DaJuan ja gewohnt. Es hört sich halt einfach saufresh an. Höre es seit Release auch regelmäßig. Und Hundertgramm als Feature find ich auch gut, weils irgendwie stimmig ist.


    Inhalt hat man halt nicht zu erwarten, die Review trifft es ganz gut. Wer auch immer da mit 1,3 Punkten gestimmt hat, kann ich nicht verstehen. Geht gut ins Ohr, fast jeder Track, auf jeden Fall extrem gelungen, hätte da auch ohne Bedenken Geld für ausgegeben. Noch besser als sein erstes Release

    Don’t give yourselves to these unnatural men - machine men with machine minds and machine hearts! You are not machines! You are not cattle! You are men!
    You have the love of humanity in your hearts! You don’t hate! Only the unloved hate - the unloved and the unnatural!

  • Zitat

    Original von AWESOMENESS
    der typ hört sich ja fast genauso wie lance butters an


    Dacht ich beim ersten Mal hören auch..


    fand den Typ eigentlich nie so fresh, auf Höhenangst hat mir sein Part allerdings voll gut gefallen. Vielleicht hör ich mal mehr rein, jetzt nachdem ich die Review gelesen hab bin ich eher geneigt mir mal bisschen mehr zu geben.

  • Einfach nur ein klasse Musiker, darf gern ein Album in gleicher Qualität nachlegen.

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