01. Intro
02. Endlich Erwachsen
03. Das Leben ist schön
04. Jennifer feat. Serk
05. Halt stop feat. Sido
06. Die Freaks kommen um Mitternacht
07. Weck mich nie wieder auf feat. Yasha
08. Frauen und Rabauken
09. Anbeginn der Zeit
10. Feier mich bankrott
11. Ich seh gut dabei aus feat. Die Atzen & Serk
12. Heimbring feat. Serk
13. Vier Jahre
So richtig begeistert war die Allgemeinheit ja nicht, als sich langsam herauskristallisiert hat, dass BSH, ehemals Bass Sultan Hengzt, mit seinem aktuellen Album eine poppige Richtung einschlagen wird. Zu groß war die Angst, dass er damit den Kommerz ins Auge gefasst hat und versuchen könnte, auf den aktuellen Trendwellen mitzuschwimmen. Allgemein beschwört der Begriff Pop bei vielen Musikfans schon die Bilder von billigen, synthielastigen und repetitiven Musikvideos auf VIVA herauf und so kann man es wohl niemandem verübeln, dass man einen ehemaligen "Rüpelrapper" mit dieser Art Musik nicht unbedingt identifizieren kann. Nun gilt es herauszufinden, ob sich alle schlimmen Vorahnungen bestätigen und BSH mit seiner neu gebildeten Miniband um Serk und Robert Philip nur ein Popalbum für die berüchtigte schnelle Mark gemacht hat oder ob doch mehr in diesem Release steckt.
"Ich hab' wieder mal verpennt, das fehlte gerade noch/
Ach egal, ich hab' doch eh gar keinen Job/
In meinen Briefkasten guck' ich erst gar nicht/
Da krieg' ich Panik – Rechnungen, yeah/"
(BSH auf "Das Leben ist schön")
Zunächst: BSH hat sich von seiner alten Attitüde nicht großartig abgewandt. Zwar gehört der "Hurensohn" nun nicht mehr zum guten Ton, aber abgesehen von den Tatsachen, dass eine KiKA-Version seiner Tracks nun mit deutlich weniger Peep-Tönen auskommen würde und dass sich seine Themenpalette etwas mehr in Richtung Mainstream verschoben hat, ist er im Großen und Ganzen durchaus der Alte geblieben. Er nähert sich seinen Themen mit einer großen Prise Humor an und berappt Alltagsthemen wie das weibliche Geschlecht ("Jennifer", "Frauen und Rabauken", "Heimbring"), seine Lebenslage ("Endlich Erwachsen", "Anbeginn der Zeit") und Clubbesuche ("Die Freaks kommen um Mitternacht", "Feier mich bankrott", "Ich seh gut dabei aus"). Auf einen inhaltlich tiefgreifenden Track, auf dem mit lyrischer Finesse und stilistischem Feingefühl philosophische Fragen beantwortet werden, wartet man zwar vergebens, aber auch in thematisch engen Bahnen funktioniert das Album. Natürlich ist es inhaltlich relativ belanglos und wird in keiner Weise große Nachwirkungen auf die Rapszene haben. Doch auch ohne deepe Tracks, großartiges HipHop-Gefühl und überraschende Themen klingt die Platte durch die Bank weg verdammt gut.
Das liegt aber neben einem gut aufgelegten Hengzt vor allem an den großartigen Produktionen. In einem harmonischen Zusammenspiel aus E-Gitarren, Bassläufen und vereinzelten Bläsern entstehen poprockige Beats, die zwar vermutlich weder Musikprofessoren noch Jazzfans imponieren werden, aber durch treibende Rythmen und eingängige Melodien immer wieder zum Kopfnicken verleiten. Auf der daraus resultierenden lockeren, entspannten Atmosphäre kann BSH seine Stärken wunderbar ausspielen und rappt ungezwungen und humorvoll. Auch hier gilt: Technikfanatiker kommen nicht unbedingt auf ihre Kosten, denn auf dieser Ebene sind die Texte denkbar simpel aufgebaut. Der Fokus wurde auf das Wichtigste gerichtet: den Inhalt. Und der ist durchgehend stimmig. Gute Laune, Sorgen werden mit Humor aufgegriffen und damit ihrer schwerwiegenden Bedeutung beraubt und die schlechten Seiten des Lebens mit Witz relativiert. Allgemein sollte man erwähnen, dass Hengzt hier ein unglaublich gutes Gefühl für humorvolle Lines beweist und es immer wieder schafft, den Hörer zum Schmunzeln zu bringen.
"Ich hab' mir vorgenommen, mein Leben zu ficken/
Indem ich anfang', jeden Abend Jägermeister in mein' Schädel zu kippen/
Ich hätte gerne was studiert, doch versteh' leider nix/
Wir sind die Generation "
(BSH auf "Die Freaks kommen um Mitternacht")
Fazit:
Im Großen und Ganzen ist die Schreckensmetamorphose zum kommerziellen Poprapper ausgeblieben. Klar, das Soundbild ist wahnsinnig poppig und es ist auf keinen Fall das, was man als tiefgründiges Underground-Kunstwerk bezeichnen würde. Aber: Es ist kein wesentlich anderer Bass Sultan Hengzt, der sich uns hier präsentiert. Sein Auftreten ist selbstironischer, weniger ernst und die Anzahl an Schimpfwörtern wurde auf das für ihn wohl kleinstmögliche Niveau gedrosselt. Man sollte sich natürlich bewusst sein, dass man hier keine "Berliner Schnauze" mehr vor sich hat. "Endlich Erwachsen" ist nun mal ein gerapptes Popalbum, aber dafür ein ziemlich gutes und eben eines von Bass Sultan Hengzt, was sich vor allem in den Texten, die wirklich Spaß machen, ausdrückt. Seine Entwicklung wirkt authentisch. und das Album erfüllt seinen Zweck, denn es vermittelt gute Laune und hat einen schönen Klang. Und darauf kommt es unterm Strich an.
Yannik Gölz (Cuttack)
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