Review: Lucky Looks – Endlich Superstar



  • 01. Mainstream
    02. Radio im Cabrio
    03. Summer is gone
    feat. Enceo
    04. RTL 2 Statist
    05. An Tagen wie diesen
    06. Hilfe
    07. Nachträgliches Valentinstagsgeschenk
    08. Superstar


    Wenn man sich in der heutigen Rapszene so umschaut, kommt man leider nicht um die Feststellung, dass wir einen Boom an Image-Rappern haben. Ob man sich nun als Hipster samt Vollbart präsentiert oder sich ganz klassisch das Gangster-Image samt Straßenslang zu eigen macht – Rap mit Image sieht man immer öfter, was dem ein oder anderen manchmal schlecht aufstößt. Zu Unrecht muss man sagen. Denn es gibt immer noch einige Rapper der HipHop-Szene, die einfach "real" bleiben und ihr Leben in ihre Texte packen. Einer davon ist Lucky Looks, der sich nach seinem Wirken in der RBA und dem vor einiger Zeit erschienen Album "Rotznase" nun "endlich Superstar" nennen kann. Doch hat er sich diesen Titel wirklich verdient?


    "Wer ist so dumm und hört meine Musik?", trällert Lucky uns direkt auf dem ersten Track ins Ohr. Gewohnt rotzfrech gibt es hier eine kleine Ode an den "Mainstream". Leider in Form eines Mainstream-Tracks, der mir musikalisch eher missfällt, denn in der Hinsicht erinnert er an einen der nervigen Pophits im Radio. Das Ganze passt aber sowohl zu dem ironischen Inhalt von Track eins als auch zu dem des darauffolgenden Titels. Glücklicherweise zieht sich dieser Sound nicht durch die komplette EP, im Gegenteil: Die Beats werden raptypischer, nicht so gezwungen fröhlich und der gewohnt selbstironische Lukas kommt wieder zum Vorschein. Gleichzeitig wird die Grundstimmung aber ein Stück ruhiger und ernster, was allen voran am fast immer persönlich wirkenden Inhalt der acht Tracks liegen mag.


    "Ich hab' immer noch keinen Führerschein, das ist leider kein Witz/
    Doch genieße diesen Augenblick vom Beifahrersitz/
    Das Leben beginnt, heute wird's Zeit/
    Das Handtuch vergessen, doch die Freunde dabei/
    "
    (Lucky Looks auf "Radio im Cabrio")


    Nach dem anfänglichen Pop-Schock, der für die Rotznase eher untypisch ist, wird man mit "Summer is gone" dann gleich wieder zufriedener gestimmt. Denn hier hört man den ruhigeren, nachdenklichen Lucky und neben ihm gleich den einzigen Featuregast der EP, Enceo. Mit einer gewissen Kritik gegenüber sich selbst lassen die beiden kurz Abschnitte ihres Lebens Revue passieren und zeigen dabei, dass sie nach wie vor vom Klang und Rap her sehr stark miteinander harmonieren. Danach geht es weiter mit kleinen Einblicken in Lukas' Leben. Unter anderem erzählt er davon, inwiefern sein Alltag an "RTL 2 Statisten" erinnert oder warum er gerade der ist, der er heute ist. Und obwohl man meinen könnte, nur aus dem eigenen Leben zu erzählen könnte eintönig werden, ist dies keineswegs der Fall – stattdessen zaubern mir die Tracks durch die entsprechende Prise Humor meist ein Lächeln auf die Lippen. Sogar das Liebeslied "Nachträgliches Valentinstagsgeschenk" ist teils zwar sehr schnulzig, aber allein durch den einleitenden "Gesang" wirkt es im selben Moment ebenso witzig. Dennoch wurde die Sache mit besagtem Gesang auf dem Release beinahe zu sehr ausgereizt, denn wie Lukas schon selbst am Anfang des eben genannten Tracks zugibt: Singen ist nicht seine Stärke. Dafür geht sein gewohnt "rotziger" und flowsicherer Rap umso besser ins Ohr, auch wenn da für die Technikfans abgesehen von stellenweisen Reimketten nichts Außergewöhnliches dabei ist.


    "Cool, du hast 'ne PS 4/
    Darf ich mal zu dir/
    Wir spielen Blinde Kuh, rat' mal, was passiert/
    Ich sag nur kalt, kälter, ganz kalt/
    "
    (Lucky Looks auf "RTL 2 Statist")


    Lassen wir die ein oder andere Hook also als Geschmackssache stehen und widmen uns der dazugehörigen musikalischen Untermalung. Neben den Stammproduzenten Buskapé und Minhtendo sind diesmal noch Adam Mack, Jolly und Loopkingz INSTRMNTLS am Start. Letzterer dürfte manchen noch durch seine Mitarbeit an Punch Arogunz' Album bekannt sein und Jolly hat seinerseits bereits auf "Rotznase" einen Beat beigesteuert. Bei acht Titeln erscheinen fünf Producer natürlich recht viel – trotzdem gibt es keinen Beat, der völlig aus der Reihe tanzt. Nur "Summer is gone" hat ein überraschend ruhiges Instrumental, ist aber ebenso mein persönlicher Favorit der EP, denn hier wird auf eine Hook fast völlig verzichtet und stattdessen von Buskapé ein Sample eingespielt. Dabei handelt es sich um eine Frauenstimme, die sich äußerst passend in die Stimmung der einfach gehaltenen Gitarrenklänge einfügt, obwohl man den Inhalt ihrer Worte nicht verstehen kann. Auch sonst finden Gitarre und Klavier öfters Verwendung in den Instrumentalen und bilden mit langsamen, aber teils kraftvollen Drums ein gutes Gesamtbild, welches mich stellenweise an den Soundtrack von älteren Hollywood-Filmen erinnert. Und genau dieser eigene Stil entschädigt mich dann wieder ein Stück für die kleinen Patzer in diesem Release.


    "Aber jetzt Spaß bei Seite/
    Ich unterschreib' keinen Vertrag mehr, ich will gratis bleiben/
    Dieses Jahr kommt mein Free-Release drei/
    Und wie ich Euch kenn', juckt es wieder kein Schwein/
    "
    (Lucky Looks auf "Superstar")


    Fazit:
    Hätte man also dieses Klangbild komplett durchgezogen, wäre die EP wohl ein würdiges Nachfolge-Werk zum vorangegangen Debütalbum geworden. So hingegen stören der Gesang und der Popsound anfangs leider den Hörgenuss und zudem bleiben die regen Zusammenhänge, wie sie bei "Rotznase" vorhanden waren, leider aus. Aber der Hörer und Fan bekommt definitiv einen Lucky Looks, wie er ihn kennt und liebt. Rotzfrech, real, verliebt in die Musik und das Ganze for free. Gerade darum sollte man nicht lange zögern. Denn nicht oft findet man einen so sympathischen Rapper mit einem ganz eigenen Stil und frei von jedem Image. Untermalt von mal mehr, ganz zu Beginn mal weniger schönen Beats, überbrückt die kleine EP sicher gut die Zeit bis zu seinem nächsten Release mit Buskapé, welches auch noch dieses Jahr erscheinen soll. Und Lukas: Lass den Gesang dort bitte wieder weg, ja?



    Lukas Päckert (FlatDieter)

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