01. Kamikaze
02. Farbenmeer
03. Durch die Stadt
04. Kein Morgen feat. Richter
05. Ciao feat. Richter
06. Ciao (Remix) feat. Liont & Kayef
Versucht man, als Mensch in seinem Leben neue Wege einzuschlagen, ist die Resonanz meist zweigeteilt: Auf der einen Seite hagelt es häufig verheerende Kritik, welche mit Prognosen des Scheiterns und Hiobsbotschaften einhergeht. Währenddessen wird auf der anderen Seite oftmals der Mut und die Einstellung gelobt, etwas Neues auszuprobieren, um sich von alltäglichen Grenzen und gesellschaftlichen Paradigmen loszusagen. Diesen Zwiespalt musste der 23-jährige Künstler Metrickz am eigenen Leib erfahren, als er sich entschloss, seinen musikalischen Werdegang ohne den Einfluss von Dritten, das heißt ohne Label, Management oder Vertrieb, zu bestreiten. Mit seinem Debütalbum "Ultraviolett" löste er einen regelrechten Hype um seine Musik aus – doch kann die Nachfolger-EP "Kamikaze" den hochgestochenen Erwartungen gerecht werden oder ist der Titel wörtlich zu nehmen?
"Und kann schon sein, ich kam auf MTV und Viva/
Doch vor 'Ultraviolett' war'n alle weg wie Valentina/
Zwischen Trümmern und dem Rauch hier/
Habt ihr noch nie an mich geglaubt – ihr steht vor einem Synthesizer-Raubtier/"
(Metrickz auf "Kamikaze")
Musikalisch bleibt sich Metrickz auf der sechs Titel starken Auskopplung treu und knüpft nahtlos an das Klangbild von "Ultraviolett" an. Poppige und von Synthesizern dominierte, heitere Melodien treffen auf Dubstep-Elemente, welche durch ein hohes Tempo stets eine nach vorne treibende Grundstimmung vermitteln. Der ausführende Produzent X-plosive, welcher bereits für namhafte Künstler in Deutschland und Übersee gearbeitet hat – wie zum Beispiel Bushido oder Nicki Minaj – setzt den Sprechgesangsartisten durch dieses Klangbild passend und stilecht in Szene, ohne den Hörer durch zu viel Experimentierfreudigkeit zu verschrecken. Jene angenehme Inszenierung erweckt den Eindruck einer sehr ungezwungenen und fast schon symbiotischen Verbindung zwischen der musikalischen Untermalung und dem Musiker, die durch die selbstbewusste Darstellung und das generelle Auftreten Metrickz' nur verstärkt wird.
Trotz des durchweg angenehmen Klangs, welcher den ein oder anderen Ohrwurm erzeugt – besonders hervorzuheben sind hierbei die Titel "Farbenmeer" oder "Ciao" –, verbleibt Kritik in der fehlenden Abwechslung. Vor allem bei mehrmaligem Anhören entsteht eine Monotonie durch die vielen Gemeinsamkeiten der verwendeten Elemente, der vermittelten Stimmung und der allgemeinen Instrumentierung der Anspielstationen. Diese wird zwar in keinster Weise als störend empfunden, sorgt aber dafür, dass das Werk nach einiger Zeit nur noch gewissermaßen vor sich hinplätschert, ohne die mitreißende Überzeugungsarbeit zu leisten, durch die es vor allem am Anfang Interesse weckte.
"Ciao zu den Sorgen – guten Morgen, heile Welt/
Es geht nie mehr zurück, nur nach vorn über die Well'n/
Komm, wir laufen Richtung Norden – immer weiter durch die Welt/
Es fehlt nur noch ein Stück und es gibt keinen, der uns hält/"
(Metrickz auf "Ciao")
Lässt man die musikalischen Aspekte außer Acht, offenbaren sich weitere Kritikpunkte im textlichen und thematischen Facettenreichtum der EP. Meist behandeln die Songs eine "Carpe diem"-Thematik, welche mit seicht gehaltenen Texten maßgeschneidert für sommerliche Klänge ist, aber eine berührende Tiefe oder gar eine emotionale Verbundenheit gänzlich missen lässt. Ein perfektes Beispiel hierfür ist der Titel "Kein Morgen", auf dem sich Metrickz und Featuregast Richter zwar technisch souverän präsentieren, aber durch bekannte Phrasen ein bereits abgenutztes Konzept weiter schmälern: "Man sagt die Guten sterben jung – doch die Besten sterben nie" (Metrickz auf "Kein Morgen").
Einzig die Anspielstation "Durch die Stadt" erweckt in diesem Zusammenhang größeres Interesse, da sie inhaltlich an den Titel "Valentina" aus dem Jahr 2013 anknüpfen soll. In jenem Song verarbeitete der Protagonist seine verflossene Liebe und gab klare Einblicke in sein sowohl von Sehnsucht, als auch von teils einsichtiger Akzeptanz geprägtes Gefühlsbild. Doch zugegebenermaßen erliegt auch dieser Nachfolger dem Schicksal unzähliger Fortsetzungen und bleibt verglichen mit seinem Vorgänger schlicht und ergreifend hinter den Erwartungen zurück. Auch wenn weder dem Hauptakteur noch seinen Gästen technische Makel vorzuwerfen sind, führen sie meist nicht mehr als ein gesundes Grundverständnis ihrer Fertigkeiten vor, während auf Finessen sowie auf abwechslungsreiche Feinheiten gänzlich verzichtet wird. Bedauerlicherweise reicht diese solide Präsentation nicht aus, um fehlende Innovationen und mangelnden Ideenreichtum zu kaschieren. Zu oft verfallen die Künstler in reizlose Phrasendrescherei oder trüben mit simplen Vergleichen das Gesamtbild, sodass das Endresultat passagenweise langwierig oder gar unauffällig wirkt.
"Ich find' es schade, dass wir heute nicht mehr reden/
Tut mir leid, dass du deswegen aus den Wolken fällst wie Regen/"
(Metrickz auf "Durch die Stadt")
Fazit:
Obwohl "Kamikaze" wörtlich genommen Schaden über den Musiker sowie den Hörer bringen würde, kann ich dieser Sichtweise in unserem Fall nur bedingt zustimmen. Zwar weist das Endresultat Schwächen in den textlichen und thematischen Aspekten auf, welche durch die Technik der mitwirkenden Künstler nicht überstrahlt werden können, aber vielleicht sollten diese Faktoren nie im Vordergrund stehen. Verglichen mit den früheren Werken Metrickz' hat der Künstler sich zwar in den aufgeführten Kritikpunkten verbessert, die Makel aber noch nicht neutralisiert. Hervorzuheben ist vor allem eine lyrische Steigerung, da auf die Vielzahl oft zwanghaft wirkender Vergleiche – welche speziell "Ultraviolett" prägten – verzichtet wurde. Das Resultat dieser Veränderung mag zwar noch nicht das sprichwörtlich Gelbe vom Ei sein, allerdings lässt es einige Stellen persönlicher und für den Hörer geradliniger erscheinen. Am Ende des Tages liegt der wirkliche Pluspunkt der EP, wie auch schon bei dem Debütalbum, in den sauberen und stimmigen Produktionen, den eingängigen Ohrwürmern und schlicht und ergreifend an dem Hang zur Musik, der wohl jeden Hörer für eine gewisse Zeit mitreißt.
Lukas Maier (Maierstro)
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