Review: Mach One – M.A.C.H.



  • 01. Intro
    02. Hier!
    03. M.A.C.H.
    04. Schwerelos
    05. Meine Jungs
    feat. Isar
    06. Kleiner dicker Bruder feat. Nico, Kev, Kser & Brkn
    07. Bekennerschreiben
    08. Schlaflied
    09. Brenn brenn
    feat. Trailerpark
    10. Was würde ich tun
    11. Klapp klapp
    12. Anni
    13. Neue Sonne
    14. So vergeht die Zeit
    feat. AKTEone


    Bis vor Kurzem war das Motto für Mach One sehr klar definiert: "Gut Ding will Weile haben". So lagen ganze sieben Jahre Produktionszeit zwischen seinen ersten beiden Soloalben. Da überrascht es dann schon, wenn – nicht einmal ein Jahr nach dem Release von "Meisterstück Vol. 2" – bereits die dritte Platte angekündigt wird. Natürlich stand das Release dieses Mal unter einem anderen Stern: Diese Motivationswelle ist wohl dem kommerziellen Erfolg geschuldet, nachdem der gefeierte Untergrund-Rapper plötzlich auf Platz 24 der Charts einstieg. Die Frage ist jetzt nur: Kann Mach One in so "kurzer" Zeit mit "M.A.C.H." ein Produkt abliefern, welches seinen Vorgängern in Nichts nachsteht?


    Man muss kaum lange suchen, um zu verstehen, was Mach One von all den anderen Rappern unterscheidet: Anstatt sich selbst für die harte Vergangenheit zu bemitleiden, macht er sich lieber darüber lustig. So kennt man Mach auch weiterhin, obwohl der Grundtenor von "M.A.C.H." im Vergleich zu vorherigen Releases sehr viel ernster geworden ist. Hauptsächlich produziert von KevBeats, Mike Martn, BRKN und Mach selbst, zeichnet sich die klangliche Untermalung grundsätzlich durch harte Drums und die sehr düster und melodisch klingenden Synthies aus. Die eher melancholisch gehaltenen Beats passen ebenfalls perfekt zur thematischen Bandbreite der Platte. So spricht Mach dieses Mal über die Deutschrapszene und disst ihre momentan hochgelobten Vertreter. Das Verkommen seines dreckigen und harten Kreuzbergs zum "Hipsterkiez" ("Meine Jungs") wird ebenfalls in einigen Tracks thematisiert. Da stört es in der Gesamtheit dann schon, wenn plötzlich harte Gitarrenriffs und fröhliche Pianosamples die bestehende Atmosphäre verändern beziehungsweise zerstören. So geschehen auf "Anni", einem Track, auf dem die Sunny aus Cros "Easy"-Video über ein ähnliches Sample plötzlich zum drogenabhängigen Junkie mutiert. Eine lustige Idee, die musikalisch und raptechnisch zwar ebenso stimmig wie das Original umgesetzt wurde, nach ernsten Thementracks allerdings an der komplett falschen Stelle auftaucht und einen aus der Stimmung des Albums herausreißt. Stimmig ist das so leider gar nicht.


    "Sie hätte grad 'nen Zwanni gebraucht (Wofür?)/
    Komm, ich hätte noch 'n Gramm zuhaus'/
    War gelogen, sie rastet aus/
    Doch sie lässt sich nicht abschütteln – kommt mit, ohne zu fragen/
    Hab mir 'n Burger gekauft und schon wollte sie blasen/
    "
    (Mach One auf "Anni")


    Der Sound der Platte ist so dunkel geworden, dass sich sogar ein "Schlaflied" auf "M.A.C.H." findet. Doch erholsam und einschläfernd ist das keineswegs, denn erst, wenn es für den Kreuzberger ins Land der Träume geht, holen ihn die vergangenen Probleme des Alltags wieder ein. Wenn der frischgebackene Papa also seinem neugeborenen Kind ein Wiegenlied vorspielt, dann vielleicht nicht diese Eigenkomposition, wo nur die eingängige Hook an echte Kinderlieder erinnert. Dafür dürfte der Track selbst aber für seine eingefleischte Hörerschaft zu einem der besten der Platte zählen. Zu sehr ziehen die Parts einen in den Bann, wenn sich die Gewissensbisse wieder in der Traumwelt melden, weil Mach tagsüber einem einsamen Jungen gewaltsam das Geld aus der Tasche zog. So druckvoll geflowt und mit der lässig eingesungenen Hook stellt "Schlaflied" nicht nur musikalisch, sondern auch raptechnisch einen tollen Kontrast dar, der speziell durch die Umsetzung absolut großartig wirkt. Ähnlich intensiv geht es auf "Bekennerschreiben" zu, in dem er sich die Mitschuld für das Hängenbleiben der Jugend und "Deutschrap mit Gangsterzeilen" gibt.


    "Ich fand den Hamburg-Party-Kackrap von damals zum Kotzen/
    Wollte Poprap-Spasten aus dem Radio boxen/
    Kool Savas erklärte euch alle zu schwulen MCs/
    Ich saß mit Arzt im letzten Loch – kleine Studio-Gees/
    2 Live Crew und Eazy-E gegen Bo und Beginner/
    Ihr wolltet feiern, doch wir wollten nur die Wohnung zertrümmern/
    "
    (Mach One auf "Bekennerschreiben")


    Bei Mach One gilt eben immer noch ein Grundsatz: Message vor Technik. So bewegt sich der MC in Sachen Reimen zwar stets lediglich im zwei- bis dreisilbigen Bereich, ist hierbei aber immer so ausdrucksstark wie kaum ein anderer. Das macht ihn auch aus, schließlich "muss ein Rapper zu der Scheiße stehen, die er verzapft" ("So vergeht die Zeit"). Wenn er nun also auf "Klapp klapp" verkündet, deutscher Rap müsse wieder "hart und echt sein", dann ist Mach One selbst derjenige, der den ersten Schritt in diese Richtung geht. So kommen dann Tracks wie "So vergeht die Zeit" zustande, auf dem er über "diesen einen, der in irgendeinem Battle irgendwann einmal der Beste war" herzieht und Prinz Pi kurzum an den Kopf wirft, er sei "immer schon ein Stück Scheiße gewesen". Egal, ob eher subtil oder, wie bei letzterem Beispiel, äußerst offen und direkt: Bei "M.A.C.H." hat man das Gefühl, beinahe die halbe Rap-Szene bekomme ihr Fett weg. Wenn das dann alles noch so intensiv gerappt ist wie bei ihm, wird man unglaublich unterhalten und bekommt ein optimales Bild von der Rap-Welt eines Mach One, der wieder zurück zum alteingesessenen Untergrund-HipHop will. Was diese Tracks ausmacht, ist der Fakt, dass dies zu keinem Zeitpunkt wie Promo-Beef wirkt. Mach One hat ein wirkliches Problem mit den genannten Musikern und das merkt man. Einziger Nachteil daran: Der Kreuzberger zeigt sich hier teilweise so selbstreflektiert und stark, dass kaum ein Feature auf seinem Niveau spielt. Lediglich Nico von K.I.Z. und Alligatoah von Trailerpark können dank ihres Wortwitzes und ihrer Technik überzeugen und auf dem hohen Level mithalten.


    "Ich war der bärtige Typ in der Unterhose mit dem Schild 'Das Ende naht'/
    Der, als kein Ende kam, die schändliche Tat in die eigenen Hände nahm/
    [...]
    Der Terrorist wird folglich auch dein Haus zerstören/
    Um dann zu sagen: 'Ihr wolltet ja nicht auf mich hören!'/
    Ich hör' aufs Feuer, nur es glüht so hart/
    Man sagt: Kaliba, du ... du ... du Pyrokrat!/
    "
    (Alligatoah auf "Brenn brenn")


    Fazit:
    "M.A.C.H." steht für 14 gut produzierte Tracks mit gefühlten 14 Ohrwurm-Hooks und toll geschriebenen Parts. Technikfanatikern und Silbenzählern sei vom Kauf herzlichst abgeraten, da diese nicht unbedingt auf ihre Kosten kommen werden. Wer aber seine Werke im typischen Stil mit fröhlichem Berliner Dialekt mochte, wird hier wieder seinen Spaß haben. Zwischen Party- und Thementracks, die mal mehr, mal weniger ins Gesamtkonzept passen, kommt Mach immer cool auf den teilweise selbst produzierten Beats, die immer großartig die Stimmung untermalen können. Wenn der ein oder andere Feature-Gast dann dieses hohe Niveau nicht halten kann, mindert das die Gesamtleistung nur minimal. Nur das mit der Cover-Gestaltung ... Das sollten wir meiner Meinung nach lieber noch mal üben.



    Sven Aumiller (TagTiC)

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    Bewerte diese CD:
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  • Hammer Album :thumbup:
    Aber die Hook von "Kleiner dicker Bruder" zwingt mich leider jedes Mal zum skippen, obwohl ich die Parts feier


    Btw keine Ahnung was das Problem mit dem Cover sein soll, ich find's geil!

  • Zitat

    Original von Toastradamus
    "Technikfanatikern und Silbenzählern"


    Solche Leute ham sowieso 'n Problem.


    :thumbup:

  • Ganz cool das Album. Ich find auch das das Cover Style hat.

    +They always expect the Monster. And It's always just some bloke.
    There ain't no monsters. There's no great saving grace.
    No us and them. There's just us. - Hellblazer+

  • meisterstück vol.2 hat mir deutlich besser gefallen, find nur den titeltrack wirklich cool. vllt war ein jahr doch etwas kurz, um ein wirklich fettes ding auf die beine zu stellen. naja bekennerschreiben, kleiner dicker bruder, sowie das trailerpark feat sind schon ganz in ordnung.

  • Klasse Album!
    Ich persönlich kann es komplett im loop laufen lassen, ohne auch nur einen Track skippen zu müssen.
    Die Musikvideos sind diesmal besonders stark gelungen und wurden auch zu den richtigen Tracks gemacht :thumbup:

  • Richtig dopes Teil, die Kritik am Cover versteh ich überhauptnicht.
    Das einzige was mich am Album stört ist die Hook in "Neue Sonne". Wechselt von druckvoll zu total lasch.

  • Also ich finde das ganze Technisch echt nicht schlecht. Teilweise richtig starke Reime. Ansonsten ist das ganze top produziert, textlich unterhaltsam und auch die Tracks mit mehr Aussage sind nicht unnötig pseudo deep verpackt. Allgemein trägt der Sound dazu sehr viel bei. Ein, zwei Lieder mehr hätten aber nicht geschadet. Meine Lieblings Lieder sind "Schlaflied" und "Neue Sonne".
    :sound:

  • :suspekt:


    kritik am cover? nun gut kann ich nicht nachvollziehen.


    kann bei mir im loop laufen ohne probleme. trailerpark feat finde ich schwach, ein bisserl zu viel hipster-zeug.

  • Ich hab den Kauf nicht bereut. ein wirklich sehr gut album, was man sich gut geben kann. Gute Parts, und viele gute hooks. Anni war der einzige song der mir nicht gefallen hat. aber jedem seinen Geschmack ;) Ansonsten kann ich nur sagen -> Top Album.

  • Zitat

    Original von xfelalx
    :suspekt:


    kritik am cover? nun gut kann ich nicht nachvollziehen.


    kann bei mir im loop laufen ohne probleme. trailerpark feat finde ich schwach, ein bisserl zu viel hipster-zeug.


    Ich find das, was ich vom Album kenne im Großen und Ganzen auch ganz gut, nur das Trailerpark Feature war wirklich enttäuschend. Besonders das von Alligatoah hat mich net so sehr geflasht, wie ich es mir erhofft hatte.

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