Review: Kico – Reboot



  • 01. Intro
    02. Status Quo
    feat. SadiQ
    03. Wo bist du hin
    04. Hol tief Luft
    05. Skit (Was kannst du eigentlich?)
    06. Bis die Vögel zwitschern
    feat. Happy Beckmann
    07. Hängen
    08. Schlechter Freund
    09. Was wäre wenn
    feat. Battleboi Basti
    10. Rap und nichts feat. Pimf
    11. Für mich
    12. Reboot (Outro)


    Schon seit 2008 sieht man den kleinen Kerl mit dem großen Grinsen und der Cap, die niemals fehlen darf, durch das VBT springen. 2009 durfte er sogar den Siegerpokal mit nach Hause nehmen. Genauso lang wie sein Sieg ist auch sein letztes Release her, denn die neueste von bisher zwei EPs releaste Kico vor immerhin fünf Jahren. Seinem Ursprung, der KWU-Connection, ist er nach wie vor treu geblieben, trotz des kürzlichen Signings beim noch relativ jungen Label Made Music. Nun gibt es endlich sein erstes Release über ebendiese Plattform. Mit dem "Reboot Tape" startet der Kasseler neu in sein Rapper-Dasein außerhalb der Battlerunden und macht sich schon mal warm für das geplante Album. Doch kann er nach dem Druck auf den "Neustart"-Knopf raptechnisch überhaupt noch überzeugen, ohne dabei einen realen Gegner vor sich zu haben?


    Begrüßt wird man jedenfalls direkt von einem sehr ambitionierten Kico, auch wenn dieser etwas düster wirkt. Man merkt, dass er Bock hat, aber den Hörer erst mal langsam vom Battlen an seinen eigenen Stil heranführen will. Denn wenn sich nach dem "Intro" dann alles um seinen "Status Quo" dreht, geht der Beat straight nach vorn und der Rap direkt in die Fresse. Die Hook lässt aber schon erahnen, dass es eigentlich woanders hingeht. Zuvor muss man sich jedoch noch durch den Gastpart von SadiQ hören, der zwar stilistisch zum technoartigen Beat passt, mir jedoch durch seine ungewöhnliche Betonung der Silben das Zuhören und vor allem das Verstehen sehr erschwert. Danach geht es dann direkt in die bunte Vielfalt des Neustarts. Denn trotz einer Spielzeit von gerade mal 30 Minuten schafft es Kico, sich selbst von den verschiedensten Seiten zu beleuchten. Vom gekränkten Verliebten bis hin zum faulen Hänger.


    "Das sind zwei Welten – Status quo/
    S zum Q, K zum O/
    Jeder muss alleine bestehen/
    Woll'n wir mal sehen, wohin die Reise so geht/
    "
    (Kico auf "Status Quo")


    Obwohl es daraufhin thematisch sehr abrupt vom Pöbeln hin zur verflossenen Liebe geht, bleibt der Übergang zwischen den Tracks überraschend stimmig. Denn "Wo bist du hin" wirkt inhaltlich nicht wie nerviges Nachtrauern; vielmehr erscheint es so, als akzeptiere der 22-Jährige die Trennung auf eine teilweise schon arrogante Art. Auch sonst schafft man es, zwischen den größtenteils selbstkritischen Songs gekonnt ein paar Stimmungsmacher einzubringen, ohne dass es gleich deplatziert wirkt. Nicht zuletzt wegen der herrlichen Ironie, mit der Kico beinahe jedes Thema des Tapes angeht, hört man ihm durchgehend gerne zu. Selbst der eingeschobene "Skit (Was kannst du eigentlich?)" brachte mich nach mehrmaligem Hören immer noch zum Grinsen. Und auch die tiefgründigeren Tracks wie "Schlechter Freund" stehen dem Interpreten gut zu Gesicht und wissen einen in ihren Bann zu ziehen. Man nimmt Timo durch entsprechenden Einsatz der Stimme auch den etwas bedeutungsschwereren Inhalt ab, wenn er zum Beispiel auf "Wo bist du hin" immer fordernder klingt. Es erscheint zwar immer noch viel zu gelassen vorgetragen, aber das fällt nicht zu negativ ins Gewicht. Dafür macht sich seine angenehme und markante Stimmfarbe schließlich umso besser beim "Hängen". Selbiger Titel mausert sich durch seinen Reggae-artigen Touch und die amüsanten Lines sowieso zu meinem persönlichen Favoriten des Tapes.


    "Ich kann so nicht weitermachen und dennoch mache ich so weiter/
    Mann, ich bin gefangen auf der Couch, aber mach' mir nichts draus, weil ich hier kein' anderen reinlass'/
    Nur der Alk ist am Start zur Zeit, er sagte 'Ja' als ich fragte: 'Willst du mein Kater sein?'/
    Und dummerweise vertrag' ich kein', was soll ich sagen? – It's a hard knock life/
    "
    (Kico auf "Hängen")


    Nach Reggae klingt dieser Titel vor allem aufgrund des Beats, der im Hintergrund durchgehend mit Xylophon-ähnlichen Tönen unterlegt ist, die einfach eine gewisse relaxte Atmosphäre schaffen. Der Text dazu tut sein Übriges. Doch auch für die klangliche Unterlegung der anderen Tracks muss sich das breit gefächerte Producerteam nicht verstecken. So zeigt sich neben Made Musics Producer Marq Figuli, dem VBT-Kollegen Sera One und DJ Alex Austin auch "Geil wie Sau"-Member Creepa für die Produktion des Tapes verantwortlich. Zusammen haben sie eine äußerst stimmige musikalische Untermalung gezaubert. Eben genannter Creepa zum Beispiel kann bei der Produktion von "Rap und nichts" durch ein zwar einfach gehaltenes, aber sehr melancholisch klingendes Gitarrenriff überzeugen – in Kombination mit den kurz eingespielten Samples einer "wehklagenden" Frauenstimme passt es perfekt zur vorherrschenden Thematik. Das Bemerkenswerte dabei ist: Obwohl eben nicht alle Instrumentals aus nur einer Hand stammen, wirken sie, als wäre genau das der Fall. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sehr viel mit leicht ähnlichen Synthesizerklängen und einer ordentlichen Portion Bassdrum und Snares gearbeitet wurde. Trotzdem sind die Beats sehr abwechslungsreich, da zusätzlich mit einigen unterschiedlichen Instrumenten gearbeitet wurde; von Klavierpartituren über Gitarrenriffs bis hin zu einer Rassel auf "Hol tief Luft". Zwar ist da für mich jetzt kein Beat dabei, der mich vom Hocker haut, aber sie gehen trotzdem alle recht gut ins Ohr. Außerdem wirkt es nie eintönig, was wahrscheinlich der etwas größeren Anzahl an Producern zu verdanken ist.


    Kico profitiert also von seinem hörenswerten Beatgeschmack und einer ansprechenden Rapweise – aber wie sieht es denn mit den Features aus? Die sind nur da vertreten, wo sie auch hundertprozentig dazupassen. So hört man unter anderem Battleboi Basti auf "Was wäre wenn", einem Titel über das wieder jung beziehungsweise lieber bereits volljährig Sein, Pimf auf "Rap und nichts" und bei Happy Beckmann geht es um übermäßigen Alkoholkonsum. Einwandfrei gewählte Unterstützung also, nur leider enorme Geschmackssache durch ihre sehr eigenen Stile. Somit gefallen mir zwar ein Großteil der Features, aber für manch einen könnten sie nur schwer ertragbar sein, gerade die Kinderstimme von BBB oder die Betonung des anfangs bereits erwähnten SadiQ. Zumindest raptechnisch muss sich weder einer der Gäste, noch der Interpret selbst viel vormachen. Alle flowen locker über die Beats, halten sich aber mit überkrassen Reimtechniken und Doubletimes eher zurück. Wäre allerdings auch nirgendwo angebracht gewesen und ist für ein gutes Release nicht vonnöten. Außer natürlich, man hätte lieber den alten Battlerapper Kico gehört.


    "Ich bin am Start, so kurz für 'ne Minute/
    Denn den Hype macht die Autokorrektur zu einer Hupe/
    Ich steh' nicht gern im Mittelpunkt, ich tanze aus der Reihe/
    Alle Augen auf mich, denn ich tanze besonders scheiße/
    "
    (Pimf auf "Rap und nichts")


    Fazit:
    Dieser Punkt ist auch der einzige, den Fans dem Tape ankreiden könnten. Kico geht eben mit großen Schritten vom Battle-Charakter weg und bootet neu zu einem ernstzunehmenden Künstler, der genau diesen alten Stil ablegen möchte. Und das gelingt ihm auch. Das Tape hat mich sehr unterhalten und lässt sich durch teils chillige Beats, die nie überladen wirken, auch prima nebenbei hören. Man sollte nicht zu tiefgründige oder nachdenkliche Inhalte erwarten, denn die findet man hier eher weniger, aber Ironie und humorvolles Entertainment stehen Kico auch viel besser. Er fährt hier noch nicht zu groß auf, aber zeigt, dass er es auch außerhalb des Battleraps echt drauf hat und auch ein facettenreiches Album raushauen kann. Man darf also gespannt sein, ob das nach dem erfolgreichen "Reboot" dann auch in die Tat umgesetzt wird.



    Lukas Päckert (FlatDieter)

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    Bewerte diese CD:
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  • So'n Mittelding.. Nicht schlecht, aber auch nichts, was mich jetzt übel vom Hocker haut. "Flugmodus" hat mir als Appetizer auf ein Album recht gut gefallen, mal schauen, was er daraus macht.

  • Zitat

    Original von bill trumendous
    "feat. happybeckmann". "feat. battleboi basti" und "creepa" hält mich davon ab, reinzuhören. ist das album wirklich so gut?


    würde mir den track mit pimf mal geben.

  • War eher wenig begeistert, solides Teil, aber ganz sicher keine 4,5/6, also bitte... vll. ist das Problem auch, dass das Intro bereits der beste Track ist und es dann gezwungenermaßen abwärts geht, aber wie gesagt, trotzdem solide.

  • Zitat

    Original von NateH8red
    Ein Release von nem ehemaligen VBTler, das hier gut wegkommt. Bin überrascht.


    e: Ob nun gerechtfertigt oder nicht.


    naja also die djin und sorgenkind alben waren ja wohl sehr gut.
    3plusss auch sehr solide.

  • Die bisherigen Videoauskopplungen waren eigentlich ganz vielversprechend. Werde nachher mal bei iTunes reinhören.

    "Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger." - Kurt Tucholsky

  • im fazid zu behaupten er wolle sich von dem battlerap ding distanzieren und dann aber features wie BBB und Happy Beckmann nicht in diesen Kontext zu bringen finde ich schon sehr komisch. ich finde die wertung auch sehr hoch angesetzt wenn ich mir andere reviews durch lese...


    Meine Meinung ist, dass es schon alles solide gerapt ist, kico halt. Mehr aber leider auch nicht, da fehlt das salz in der Suppe. punkt.

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