Review: Farid Bang – Killa



  • 01. Farid Bumaye
    02. Lutsch
    03. King & Killa
    feat. Kollegah
    04. Killa
    05. Mütter in der Trennungsphase
    06. #Moroccogang
    feat. La Fouine
    07. Ohne Bang feat. Julian Williams
    08. Dein Weg
    09. Comet (Skit)
    10. Banger Musiker
    11. Goodfellas
    feat. Bushido
    12. Bitte Spitte Toi Lab
    13. Disco MMA
    feat. KC Rebell & Summer Cem
    14. Maskuliner feat. Majoe
    15. Zeitmaschine feat. Julian Williams


    Kaum ein anderer Rapper hat in der letzten Zeit so viel für seine Aufmerksamkeit getan wie Farid Bang. Seien es eine Vielzahl von Videoblogs oder der Beef mit Flers Label Maskulin – an dem Düsseldorfer kam man in den hiesigen Rap-Medien kaum vorbei. Nicht wenig von all dem war sicherlich Teil einer Marketing-Strategie, die sein neues Werk "Killa" noch erfolgreicher machen sollte als sein letztes Solo-Release, welches auf Platz drei der deutschen Charts einstieg. Dies ist mit Platz eins gelungen. Die Frage, die sich nun stellt: Kann Farid solo genauso überzeugen, wie mit dem Kollabo-Album "JBG 2" und seinem Kumpanen Kollegah oder scheitert er bei dem Versuch, seine Stellung als Solo-Künstler zu legitimieren?


    "Was für Haschisch deal'n, red nicht von Muskeln, Hure/
    Du drückst die 110? Vielleicht beim Bullenrufen/
    Und ich kau' dran, heute gibt es Austern/
    Du siehst meinen Rücken und hältst mich für 'nen V-Mann/
    "
    (Farid Bang auf "Lutsch")


    Die Erwartungen, die man vor allem inhaltlich im Vorfeld an dieses Album stellt, können relativ schnell umrissen werden und finden sich auch praktisch eins zu eins erfüllt wieder. Bizeps-Rap, Punchline-Rap oder "Ich stelle Dinge mit deiner Mutter an"-Rap, man mag es nennen wie man will, aber mittlerweile sollte das Image, das sich der Düsseldorfer mühevoll aufgebaut hat, bekannt sein. Hinsichtlich seines Auftretens und seiner Wortwahl finden sich keine signifikanten Änderungen auf der neuen Platte. Enorm wichtig für seinen Rap sind die Punchlines. Ohne ein paar Wortwitze, bei denen man um die Ecke denken muss, verliert Farid seinen Reiz. Er weiß das und deshalb finden sich selbstverständlich auch auf "Killa" sehr viele dieser Wortspiele. Grundsätzlich wird er diesbezüglich seiner Rolle als Unterhalter gerecht, einige der Zeilen sind jedoch weniger raffiniert konstruiert und mehr leicht verständlich als durchdacht. Sicherlich sind auch ein paar Ausnahmen zu finden, bei denen sich der Hörer ein Schmunzeln nicht verkneifen kann, doch es reicht einfach nicht etwas wie "mein Album fickt Mütter wie Stiefväter" zu bringen (Farid Bang auf "Goodfellas"). Negativ anzumerken ist ebenfalls, dass viele der Punchlines so wirken, als wären sie einfach in irgendeine beliebige Strophe eingebaut worden, weshalb einigen Tracks der schlüssige Zusammenhang innerhalb der Strophen fehlt. Was als zusätzlicher Kritikpunkt noch anfällt, ist, dass die Strophen der Tracks inhaltlich generell oft viel zu ähnlich sind und die feine Nuance, die den Imagerap hier attraktiv machen kann, fehlt.


    "Ey, sei mal ehrlich, willst du Farid oder Farid Bang?/
    Und wärst du bei mir, stehe nicht hinter dem Farid 'Bang'?/
    Ich machte Schluss mit dir in Spanien, du warst mir fremd/
    Und wärst du immer noch bei mir ohne das bare Geld?/
    "
    (Farid Bang auf "Ohne Bang")


    Die Gefahr inhaltlicher Monotonie versucht der Banger Musik-Anführer mit radikalen Einschnitten zu unterbinden. Den – sagen wir mal – "bemerkenswertesten" Versuch dieser Art stellt wohl der Konzeptsong "Killa" dar. Die Strophen wurden komplett mit Autotune bearbeitet und machen ihn absolut unhörbar. Die Idee dahinter ist, wie der leidende Hörer nach den vorhergehenden Qualen im Outro des Songs erfährt, dass Farid demonstrieren wollte, wie man rappt, "wenn man 'n 38er Bizeps hat" (Farid Bang auf "Killa"). Diese Parodie ist jedoch insofern misslungen, als dass das Konzept nicht für den Lacher am Ende sorgt, den es eigentlich hervorrufen will und muss. Andere Einschnitte sind nachdenkliche Songs, die sich zum Beispiel mit der bekannten "Will sie mich nur wegen des Fames?"-Thematik beschäftigen. Wer ein derart oft behandeltes Thema erneut aufgreift, muss dem Hörer etwas bieten, das genau diesen einen Track besonders macht, sei es eine nicht vorhergesehene inhaltliche Entwicklung, ein besonders signifikanter Beat oder sei es auf technischer Ebene. All dies findet sich hier jedoch nicht in ausreichendem Maße. Auf "Der letzte Tag deines Lebens" gab es mit "Keine Träne", auf "Banger leben kürzer" mit "Teufelskreis" ebenfalls ernste Songs, die eher im Gedächtnis blieben, als die tiefgründigen Songs auf "Killa". Denn man bekommt das Gefühl, dass die Figur Farid Bang nur in dem ihr angedachten, relativ eng gesteckten Bereich des Deutschraps wirklich funktioniert. Dort wird man schließlich gut unterhalten – wenn man den Humor teilt. Das Gesamtpaket aus Inhalt, Klangbild und vor allem auch seiner unverwechselbaren Stimme wirkt eben dann besonders stimmig, wenn er den aggressiven, asozialen Macho darstellt. Farid Bangs Herangehensweise an Rap ist nun mal eine, die den Fokus auf Ausstrahlung, Betonung und eine allgemein ins Asoziale tendierende Härte legt. Warum sich an Dingen versuchen, die einem nicht so liegen, wenn das bekannte Rezept funktioniert?


    "Straight Gee, mit Bullen hab' ich nie kooperiert/
    Du warst eine Frau, doch hast dich zu 'nem Nico operiert/
    "
    (Farid Bang auf "Bitte Spitte Toi Lab")


    Unvermeidbar bei der Besprechung des Albums ist ein Blick auf die Technik. Der Düsseldorfer ist kein Flow-Gigant, aber diese Erkenntnis ist nicht neu. Die persönliche Entwicklung des Künstlers ist jedoch in jedem Fall positiv zu bewerten. Auf diesem Album wirkt sein Rap noch einmal ein gutes Stück sicherer als auf den Vorgängern und auch die eher selten vorkommenden Doubletime-Passagen sind überraschend solide gerappt und helfen zum Beispiel dabei, die aufbrausende Härte, die repräsentiert werden soll, zu unterstreichen. Schade ist nur, dass diese Demonstrationen weder auf diesem Album noch bei seinem Rap allgemein Standard ist, bereichern würde es diesen ungemein. Eine extra Erwähnung muss hier ein bestimmtes Rap-Stilmittel erhalten, welches der Banger im deutschsprachigen Raum geprägt hat wie kein anderer: den Spit. Auch wenn es langsam schwierig wird, nachzuvollziehen, um das wievielte "Bitte Spitte" es sich mittlerweile handelt, es gehört einfach eines auf dieses Album. "Bitte Spitte Toi Lab" ist als Gesamtwerk wirklich positiv hervorzuheben und stellt den besten Track auf dieser LP dar; nicht nur wegen des Spittens, sondern auch wegen der Hook, in der Farids Stimme zu der Aggressivität aufläuft, nach der ein solcher Track verlangt. Gleichzeitig profitiert jene Hook von dem schön anzuhörenden Reimschema, welches sie noch einmal eingängiger macht. Das Spitten ist Farids Steckenpferd und es wirkt so, als fühle er sich hier auch am Wohlsten. Dass er die Betonungen beim Spitten mittlerweile sehr gelungen platziert, verwundert auf Grund seiner Erfahrung in diesem Bereich kaum.


    Eine zentrale Rolle im Konzept des Banger-Raps übernehmen die Beats. Sie unterstützen den Künstler und kreieren die enorm wichtige Atmosphäre. Diese sind auf dieser Platte so wie erwartet: Es ist der typische Banger-Sound, der hier wirklich solide ausproduziert ist. Keiner der Beats wirkt so, als sei er in Kürze entstanden – ganz im Gegenteil. Dramatische Chorgesänge im Hintergrund und ein treibender Bass in typischer Farid-Manier waren schließlich zu erwarten. Der Sound erinnert insgesamt stark an "JBG 2" – ist vielleicht noch ein kleines bisschen elektronischer und in der hier vorliegenden Form definitiv passend zur Stimmung, die verbreitet werden soll. Man bekommt den Eindruck, dass auf den aggressiven, nach vorne preschenden Tracks der Album der Sound gefunden wurde, der ideal zu dem Düsseldorfer passt. Dies fällt auch im Vergleich zu den vorherigen Solo-Releases auf: Alles wirkt ein bisschen reifer und noch mehr auf den Künstler abgestimmt. Es stellt sich jedoch ein zentrales Problem dar: Bis auf die Ausnahmen, welche die nachdenklichen Tracks darstellen, sind die hinterlegten Beats komplett austauschbar. Die daraus resultierende Monotonie hinsichtlich des Klangs schmälert den Wiedererkennungswert der Tracks merklich. Wegen eines besonders lange im Ohr bleibenden Beats wird keiner der Anspielpunkte in Erinnerung bleiben. Einzig "Maskuliner" stellt diesbezüglich eventuell eine Ausnahme dar, da der Beat hier besonders imposant und einprägsam ist.


    "Wir sind deine Peiniger/
    In meiner Welt liegt der Wert einer Frau bei 'nem Dreißiger/
    An die Clubrapper verteilen wir Schusstreffer/
    Joe Pesci und De Niro, wir sind Goodfellas/
    "
    (Farid Bang auf "Goodfellas")


    Auch die Features seien hier erwähnt: Bushido knüpft nahtlos an die Härte seines letzten Releases an, was natürlich gut in das Konzept von "Killa" passt. Die beiden Rapper harmonieren durchaus: Sie repräsentieren in ihren Tracks eine sehr ähnliche Attitüde und profitieren beide von ihren markanten Stimmen. Der Sound des Kollabo-Tracks erinnert an das erst kürzlich erschienene "Gangsta Rap Kings". Kollegah an Farids Seite zu hören ist natürlich nichts Neues mehr, doch warum soll man als bewährtes Team nicht einen Track auf dieser Solo-Platte zum Besten geben – vollkommen legitim. Leider bleibt Kollegah hinter seinen Möglichkeiten zurück. Aus der mittlerweile beachtenswert großen Menge an Tracks der beiden sticht "King & Killa" nicht heraus. Die restlichen Gastbeiträge bleiben wenig bis gar nicht in Erinnerung. Dass einige von ihnen in Form von Gesangshooks eingebaut wurden, ist auch nicht verwunderlich – das geschah schließlich bereits auf früheren Releases.


    Fazit:
    "Killa" ist keine Überraschung. Es steht Farid Bang drauf und es ist Farid Bang drin. Als Banger-Album ist es definitiv gelungen, einige der Anspielpunkte zeigen, dass sich Farid im Vergleich zu früheren Alben ein nicht unbedeutendes Stück weiterentwickelt hat: Die Gesamtatmosphäre ist stimmiger und er besinnt sich auf diesen Tracks seiner Stärken. Hier ist der Entertainment-Faktor am Höchsten und diesbezüglich steht "Killa" seinen Vorgängern in nichts nach. Diesen großen Pluspunkten für das Album steht jedoch entgegen, dass die soeben gelobten Tracks auf "Killa" nicht in der großen Mehrheit sind. Neben den starken Nummern stehen eben auch einige Songs, die wenig bis gar nicht nachwirken und sich in keiner Form besonders auszeichnen. Es sind einige Titel dabei, die in meiner Fitnessstudio-Playlist landen und ihren Zweck bestimmt erfüllen werden. Fans des Humors und Fans der Attitüde werden "Killa" wahrscheinlich mehr abgewinnen können und durchaus auf ihre Kosten kommen. Sie bekommen schließlich ihren Banger, wie sie ihn kennen. Die vermutlich großen Unterschiede bei der Rezeption des Albums liegen schlicht und ergreifend darin begründet, dass der Künstler und sein Rap seit jeher polarisieren. Die eigene Meinung hierzu wird man nach dem Hören von "Killa" vermutlich nicht ändern – es ist eben 100 Prozent Farid Bang.



    GameofMo

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  • Zitat

    Original von cj96
    killa: 3.5/6
    zodiak: 4/6


    merkt ihr selbst, oder?


    Waren unterschiedliche Redakteure, daher kann man das nicht vergleichen.



    Die ca 10 Lieder, die ich bisher gehört habe würden ca 3/6 bekommen. Leider variiert das Niveau innerhalb des Albums ziemlich stark. Mütter in der Trennungsphase war z.B. unfassbar scheiße, während Farid Bumaye oder bitte spitte ganz cool waren.

  • Fürn Farid Album is das ganz stabil, man wird nicht enttäuscht und bekommt ein paar starke Tracks und nen Haufen Mist.. Komplett lächerlich das ständig so zu fronten, aber hier wird ja auch Zodiak gefeiert.

  • Zitat

    Original von MS191990


    Waren unterschiedliche Redakteure, daher kann man das nicht vergleichen.


    achso, naja
    rechtfertigt es mmn trotzdem nicht ganz. man kann doch ruhig auch mal dazu stehen, wenn ein album zu 90% aus lyrischem abfall besteht. dann könnte man auch gleich bei 3 mics anfangen.

  • auf dem Album ist iwie kein Track den ich mir öfter anhören würde,bei z.B. Bossaura gibt es Tracks wie Jetlag,Mondfinsternis,Billionaires Club und Bossaura die ich immer wieder höre weil die herausstechen aber bei Killa fehlt mir so ein Track.

  • also ich muss dazu sagen, ich hab nur die single-auskopplungen gehört , aber auf diesen auskopplungen, vorallem bei "dein weg" und "zeitmaschine" hat farid schon wie ein behinderter spast geklungen.

  • Ich finde das Album jetzt auch nicht großartig, aber es gibt eben auch ein paar echt geile Tracks. Würde es also nicht als Flop oder so bezeichnen, kann man sich schon gut geben.

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