Review: Chakuza & RAF Camora feat. Joshi Mizu – Zodiak (Premium-Edition)



  • 01. Intro
    02. Bombe
    feat. Joshi Mizu
    03. Ruhe nach dem Sturm
    04. F-V-K-K
    05. Endlich alt
    06. Alles raus
    feat. Joshi Mizu
    07. R.A.G.E.
    08. Kopf der Boss
    feat. Joshi Mizu
    09. Klepto feat. Joshi Mizu
    10. Ein Herz für Hater feat. Joshi Mizu
    11. Der Wahrheit feat. Joshi Mizu


    Bonus-Tracks:
    12. B.F. Allstars 3 feat. Bizzy Montana, Marc Reis, Pirelli & Massiv
    13. Zodiak feat. Joshi Mizu
    14. Brot & Diamanten


    15. Danke


    Es ist 2014 und deutscher Rap scheint nach langer Zeit die Aufmerksamkeit zu genießen, für die Jahre lang gekämpft wurde. Mediale Berichterstattung, Charterfolge und Stammplätze in Radio-Wiedergabelisten sind schon lange keine Seltenheit mehr und spiegeln die Präsenz in der heutigen Gesellschaft wieder. Genau jene Präsenz erlebten die langjährigen Freunde RAF Camora und Chakuza durch vergangene Werke, besonders durch ihre jeweils letzten Soloalben "Hoch 2" und "Magnolia". Ausgedrückt wird diese gesellschaftliche Aufmerksamkeit durch feste Plätze in den Top Ten der Charts, ausverkaufte Touren durch die Republik oder durch gewonnene Awards in verschiedenen Kategorien. Nun möchte man meinen, dass solche Erfolge Künstler zu Höhenflügen anregen oder arrogant wirken lassen, doch das genaue Gegenteil soll durch ihre neueste Kollaboration bewiesen werden. "Zodiak", so der Name des Albums, stellt laut Eigenaussage eine Rückkehr zu den Wurzeln und den Anfängen der Künstler dar. Ob diese Rückkehr nun einen Fortschritt in der künstlerischen Entwicklung darstellt oder aber mühselig Aufgebautes dank eines Rückschritts zerstört, steht als Frage im Raum, während zeitgleich die ersten Töne von "Zodiak" erklingen.


    "Viele war'n beeindruckt, haben 'Magnolia' gehört/
    Den guten Eindruck von 'Magnolia' wird 'Zodiak' zerstör'n/
    "
    (Chakuza auf "Intro")


    Die ersten Zeilen ertönen und alle Fragen, welche zu Beginn noch präsent waren, sind verschwunden. Schnell wird klar, dass es zumindest den Künstlern herzlich egal ist, ob das Projekt nun als Fort- oder Rückschritt angesehen wird. Vielmehr vermittelt der erste Eindruck das Gefühl, als ob Chakuza und RAF Camora dieses Projekt wirklich aus dem einen, wohl unglaubwürdigsten Grund in der Musikindustrie machen: weil sie Lust darauf haben. Wer auf solch einer Produktion eine thematische Vielfalt erwartet hat, die das Rad oder vielmehr das Geschäft neu erfindet, wird mit einer Enttäuschung konfrontiert. Allerdings sollte man sich im Klaren darüber sein, dass das wohl nie die Absicht oder gar den Sinn und Zweck der Zusammenarbeit dargestellt hat. Neben den obligatorischen Titeln, die beweisen sollen, dass man selbst der Beste aller Zeiten ist, verpackt in allerlei witzigen und kreativen Formen des Prollraps, werden zu aller Überraschung auch vermeintlich ernstere Themen angesprochen. Beispiele dafür sind unter anderem "Endlich alt", worauf die Interpreten aus Sicht ihres Rentner-Ichs ihr Leben reflektieren, oder auch der Titel "Brot & Diamanten", welcher sich mit Dankbarkeit sowie Zufriedenheit im Leben auseinandersetzt und diese Gefühle in ein etwas anderes Licht rückt. Auch wenn die auf den ersten Blick ernsteren Passagen keinesfalls einen Störfaktor darstellen, wird für eine glaubwürdige Ernsthaftigkeit zu sehr in seichtem Wasser gefischt; das eigentliche Ziel einer humoristischen Betrachtung schimmert immer wieder durch.


    "Ah, mein tiefgelegter Rollstuhl ist der Shit/
    Ich drück' 'nen Knopf, man bringt mir Bockwurst und Pommes frites/
    Wischt alles weg, was ich kotze oder piss'/
    "
    (RAF Camora auf "Endlich alt")


    Unabhängig von der Thematik der Titel präsentieren sich die beiden Wahlberliner, Hauptfeature Joshi Mizu sowie die übrigen Gäste in möglichst arroganter und selbstbewusster Manier, sodass die Künstler gerade durch ihr Auftreten und ihre Selbstdarstellung überzeugen können. Allerdings birgt gerade jener Pluspunkt das wohl größte Manko von "Zodiak": Die Art und Weise, wie etwas gesagt wird, verschleiert im Falle der meisten Titel den lyrischen Balanceakt, welchen die Musiker wiederholt darbieten. So fühlt man sich als Hörer teilweise zwischen sympathisch simplem Humor und beschämtem Lächeln und Nicken hin- und hergerissen. Zu oft entsteht durch diesen Zwiespalt der Eindruck, als hätten die Künstler schlicht und ergreifend nicht alles aus sich herausgeholt. Oder zumindest nicht genug, um gänzlich zu überzeugen. Vielmehr wird der Anschein eines sehr unbeschwerten und spontanen Entwicklungsprozesses erweckt, welcher mit einer gewissen Portion Gleichgültigkeit im Bezug auf die Wirkung einiger Textpassagen einhergeht. Lässt man das Konzept von "Zodiak", die puristische Rückkehr zu den Anfängen der Künstler, außen vor, bleibt der Wunsch, dass sie sich – insbesondere für den Feinschliff einiger Stellen – etwas mehr Zeit genommen hätten. Denn oftmals sind Punchlines, die im Studio begeistern, und Punchlines, welche die breite Masse mitreißen, zwei verschiedene, wenn auch leicht zu verwechselnde paar Schuhe.


    "Wenn ich lächle auf 'ner Party, ein paar Schnitten zuwinke/
    Verdeck' ich damit, dass ich heimlich in den Swimmingpool pinkle/
    "
    (Chakuza auf "Ruhe nach dem Sturm")


    Der größte Vorteil des Albums spiegelt sich in den vielseitigen Produktionen wieder, welche in den meisten Fällen von Chakuza und RAF Camora persönlich geschaffen wurden. Diese hautnahe Verbindung zwischen Instrumentierung und Rap lässt die Interpreten durchweg stimmig wirken und setzt sie bestmöglich in Szene.
    Jene musikalische Untermalung variiert hierbei von ruhigen, fast schon entspannenden Melodien ("Ruhe nach dem Sturm", "Endlich alt") bis hin zu druckvollen und mitreißenden Auskopplungen, welche zum Kopfnicken anregen ("Bombe", "F-V-K-K"). Unabhängig von der Stimmung der einzelnen Songs, findet sich eine Gemeinsamkeit in der Tatsache, dass die meisten Tracks auf ihre eigene Art und Weise düster, aber auf keinen Fall bedrückend wirken. Besonders Fans der älteren Werke der Künstler, wie zum Beispiel RAF Camoras "Therapie"-, oder Chakuzas "Suchen und Zerstören"-Reihe, werden ihren Gefallen an dem "Zodiak"-Klangbild finden, da es deutliche Parallelen zieht, diese allerdings in ein moderneres Gewand hüllt. So ist die Energie, welche in der Instrumentierung der älteren Werke allgegenwärtig war, auch auf diesem Album präsent und reißt den Hörer wortwörtlich mit. Der einzige Unterschied liegt in der Tatsache, dass die Produzenten in den letzten Jahren keinesfalls untüchtig waren und durch den Gebrauch von aktuellen, modernen Skizzen mit der Zeit gehen, ohne dabei zu sehr von dem gewünschten Resultat abzuweichen. Oder um es in RAFs Worten zu sagen: "Was für 'ne Bombe – was für 'ne Granate dieser Beat" ("Bombe").


    Neben den eingängigen Produktionen sind vorallem die Refrains des Albums positiv zu erwähnen. Dabei ist es irrelevant, ob sie von den Interpreten gesungen oder als Gruppe, meist unterstützt von Indipendenza-Kollege Joshi Mizu, gerappt werden. Stets wirken die Hooks ebenso harmonisch wie auch stilecht und passend zum Titel abgerundet. Interessant sind hierbei vor allem die sehr unterschiedlichen Klangspektren der Stimmen, welche durch den spielerischen Einsatz innerhalb der Gruppe eine interessante und vielfältige Abwechslung darbieten. Diese tonangebende Präsentation, kombiniert mit den jeweiligen Instrumentals und dem souveränen Auftreten als Crew, sorgt dafür, dass textliche Schwächen schnell verziehen, aber am Ende des Tages nun mal nicht vergessen werden.


    "Ich geb' euch alles, was ihr wollt, außer Respekt/
    Liebe ist out wie euer Sound – wiedergekaut/
    Ich geb' euch alles, was ihr wollt, außer Respekt/
    Kann Euch Spinnern nicht trau'n – entfolgt bitte meinem Twitter-Account/
    "
    (RAF Camora & Chakuza auf "F-V-K-K")


    Fazit:
    Ein Album, welches lange erwartet wurde, hat mit hohen Anforderungen zu kämpfen und wird diesen aufgrund einer utopisch hohen Erwartungshaltung nur selten gerecht. Jenes Problem durchleidet auch "Zodiak" für mich. Versuche ich, das Projekt objektiv zu betrachten, bleibt ein erstklassig produziertes Album mit hervorragendem Klangbild, welches textlich gesehen schwankt und, anstatt ein konstant hohes Niveau zu halten, zuviele Abweichungen bereithält. Am Ende des Tages verbleibt ein Werk, das problemlos in allerlei Lebenslagen gehört werden kann und eingefleischten Fans sicherlich viel Freude bereitet. Allerdings wird dem Gelegenheitshörer wohl schlicht und ergreifend das gewisse Etwas fehlen, welches "Zodiak" von anderen Produktionen unterscheidet, sich abhebt und dadurch vollends zu begeistern weiß.



    Lukas Maier (Maierstro)

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  • Hab irgendwie zu viel erwartet nach der Intro-Auskopplung, die im Endeffekt mit das Beste am Album war.


    Ist irgendwie an den eigenen Erwartungen dann gescheitert auf Albumlänge, Review triffts ganz gut. Hätte aber noch n kleines bisschen schlechter gewertet

  • Das Album ist der Beweis, dass absolut standardisierter Standardrap auch richtig gut sein kann. Sehr atmosphärisch, viele gute Lines drin etc. Reißt natürlich keine Genrebäume aus, ist für mich aber ein 4/5-Album.


    "Du stehst ganz allein da wie die Band ohne Roses" :thumbup:

  • Gute Review
    Fand die Konstellation eigentlich ganz gut,gab auch gute Tracks aber die Jungs sollten schleunigst wieder an ihren Solo-Alben arbeiten ( Raf / Chakuza)



    Wann kommt eigentlich eine Review zu "Killa" oder "AMG" , wenn ich fragen darf

  • es sind ein paar richtig krasse songs drauf, bei denen für mich persönlich alles passt, vom beat bis zur hook :sound:
    aber leider nicht alle...
    4/6 entspricht im großen und ganzen auch meinem eindruck :D

  • finds auch gut...würd 4,5 von 6 geben

    “We had two bags of grass, seventy-five pellets of mescaline, five sheets of high powered blotter acid, a salt shaker half full of cocaine, and a whole galaxy of multi-colored uppers, downers, screamers, laughers... and also a quart of tequila, a quart of rum, a case of Budweiser, a pint of raw ether and two dozen amyls.
    Not that we needed all that for the trip, but once you get locked into a serious drug collection, the tendency is to push it as far as you can.”

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