Interview: Caz


  • Als Hendrik Lamar nahm Caz an unserem letzten Videobattleturnier teil und schaffte es dort bis in die Playoffs – doch mit seinem Battlecharakter möchte er nun fürs Erste abschließen. Nach dem Freedownload-Mixtape "Ohne künstliche Zusätze" und der jüngst erschienenen Unplugged Variante dieses Releases liegt für den aus dem Stuttgarter Raum stammenden Newcomer nun erst einmal die Produktion eines ersten, richtigen Albums im Fokus. Wann und wie dieser Langspieler erscheinen wird, ist allerdings noch unklar – aber Fans können sich in der Zwischenzeit ja mit "OKZ" und "100% OKZ", der Unplugged EP, begnügen ... und unser Interview lesen, das wir kürzlich mit Caz führten.


    rappers.in: Wir würden das Interview gerne mit deiner Person an sich beginnen und wollen zunächst ein wenig mehr über die Vergangenheit von dir und deinem Alter Ego Hendrik Lamar erfahren. Kannst du uns kurz die musikalischen Vorgeschichten dieser beiden Charaktere aufzeigen?


    Caz: In der siebten Klasse hat's mit 13 Jahren angefangen, durch einen Kumpel, der sich damals DeyRapper genannt hat. Ich weiß nicht, ob euch Kwick noch was sagt – dadurch haben wir den kennengelernt, sind nach Mögglingen bei Aalen gefahren und dann irgendwann auf die RBA gestoßen. Da hatte ich dann auch mein erstes Battle. Ich kann mich auch noch ganz genau an die Jury erinnern. Die haben geschrieben: "Man sollte in der RBA endlich mal eine Altersbeschränkung einführen." (lacht) Damals waren wir richtig schlecht, aber das ist ja selbstverständlich – wir waren 13. Im Jugendhaus in Bietigheim haben wir angefangen, ein paar Sachen aufzunehmen. Und ... sagen euch Silv-R und DaJulezSteilz noch was? Ich weiß gar nicht mehr, wie deren EP hieß – das ist echt peinlich, weil ich die damals totgehört habe. Das war auch meine erste Deutschrap-EP, davor hab' ich immer nur Eminem gehört. Da war ich so 13, 14. Mit 15 Jahren hab' ich das Rappen dann wieder gelassen, weil ich dachte, dass das sowieso nichts wird. Ich hatte gleichzeitig ja auch Schule und irgendwie wurde das alles immer unwichtiger. Mit 18 kam ich dann auf jeden Fall für zwei Wochen ins Krankenhaus. Da hatte mich ein Kumpel besucht, der meinte: "Was hältst du eigentlich davon, wenn wir wieder mit Rappen anfangen? Lass' mal was schreiben." Das war Ende 2010. Dann haben wir uns spontan übers Smartphone im Krankenhaus ein Mic bestellt und, nachdem ich rausgekommen bin, bei mir zuhause eine provisorische Booth gebastelt. Das war Anfang 2011, die Zeit während des VBTs mit Weekend und Lance Butters. 2012 hab' ich dann selbst mal mitgemacht, aber das hat noch keinen Mensch interessiert – da war ich sogar im 64stel gegen Leram. Ich hab' mir diese alten Sachen erst letztens wieder angehört – das ist echt krass, wie sich alles in einem Jahr geändert hat. Vom VBT '12 bis zum VBT '13 hab' ich mich mindestens um 150 Prozent verbessert, weil ich die Routine erst bekommen hab'.


    rappers.in: Aber du bist ja damals trotzdem ins 64stel gekommen ...


    Caz: Ja, aber das war wahrscheinlich auch, weil ich gegnerbedingt viel Glück hatte. Ein richtiges Problem beim VBT 2012 war, dass mein Stimmeinsatz echt schrecklich war. Als ich dann meine Maske aufgesetzt habe, hab' ich die Runden aus dem Jahr davor auf privat gestellt. Ich wollte ja nicht, dass man mich sieht – das wäre zu einfach gewesen.


    rappers.in: Wie bist du darauf gekommen, als Hendrik Lamar teilzunehmen?


    Caz: Irgendwann saß ich besoffen mit ein paar Kumpels zusammen und wir haben gesagt: "Ey, einer von uns macht beim VBT mit und die anderen unterstützen das." Dann hab' ich gesagt, dass ich derjenige sein werde. Also hab' ich mir überlegt, wie ich das am besten mache. Was dieses "Hendrik Lamar" angeht ... Ich hatte keine Ahnung wie viele RBA-Accounts. Mehrfachaccounts kamen da nie gut an, also wurden mir die immer wieder gelöscht – aber ich Asi hab' halt immer wieder 'nen neuen gemacht und wusste irgendwann nicht mehr, wie ich mich nennen soll. (lacht) Dieses "Hendrik Lamar" war zuerst eigentlich nur ein Witz, aber irgendwie kam's dann doch gut an. Ist aber auch immer lustig, wenn die Leute sagen: "Ey, wie kann er sich Hendrik Lamar nennen, er kann doch nicht den Namen dieses Rappers so kaputt machen." Die Idee war halt einfach nur ein Witz. Und was die Maske mit Paint angeht: Ich wollte eigentlich immer nur die eine benutzen. Dann hab' ich gemerkt, dass die Quali gar nicht so schlecht ankam, obwohl das nur ein iPhone-Video war. Mein Plan war eigentlich, einfach nur One-Take-Videos zu machen, bis ich rausflieg'. Aber irgendwie hat mich dann doch die Lust gepackt und wir haben uns gesagt, dass wir mal ein paar Schnitte machen.


    rappers.in: Wenn wir das Thema um Caz und Hendrik Lamar jetzt noch etwas näher beleuchten: Was genau sind die Parallelen und die Unterschiede zwischen den beiden?


    Caz: Hendrik Lamar ist sozusagen gestorben – das war so eine Sache fürs VBT. Sollte ich aber mal wieder bei so etwas mitmachen, hab' ich mir gedacht, dass ich den als meinen Battle-Alter Ego benutze und Caz die normale Musik macht. Vor Hendrik Lamar kannten mich die Leute ja nicht und dachten, dass er voll der Oldschool-Battlerapper sei. Aber eigentlich hab' ich nie wirklich Battlerap gemacht. Normalerweise mach' ich mehr diesen nachdenklichen Scheiß – es fällt mir viel einfacher, etwas zu schreiben, das mich beschäftigt. Dieses Battlezeug war auf jeden Fall eine schöne Abwechslung, aber ich finde, dass ich das gar nicht so gut kann. Viele Leute haben ja auch geschrieben: "Deine VBT-Runde hör' ich mir lieber als Lied an als als Battlerunde."


    rappers.in: Reden wir mal über dein aktuelles Release: Du hast Ende letzten Jahres deine EP "Ohne künstliche Zusätze" veröffentlicht. Was genau ist denn eigentlich "ohne künstliche Zusätze"? Du selbst, weil du jetzt ohne Maske rappst? Oder bezieht sich der Titel auf deinen Rap? Oder auf etwas ganz anderes?


    Caz: Im Endeffekt bezieht sich der Titel darauf, dass ich keine Scheiße erzähle, sondern, was in meinem Leben passiert. Das, worüber ich nachdenke. "Ohne künstliche Zusätze" ist einfach so gemeint, dass ich nichts dazuerfinde, sondern sage, was ich denk' und wie mein Tag abläuft. Ich sag' zum Beispiel einmal: "Ich kiff' den ganzen Tag", und das stimmt halt auch. Ich übertreib' da nicht. (lacht) Das ist das gesamte Prinzip der EP: zu erzählen, ohne irgendeinen Scheiß dazuzuerfinden. Einfach das zu sagen, was ich denke. "Ohne künstliche Zusätze" kann man aber auch auf die Beats beziehen: Die sind immer ohne viel Schnickschnack oder irgendwelche Effekte. Einfach machen – das ist das Prinzip der EP.



    rappers.in: Würdest du dir persönlich denn auch Rapper "mit künstlichen Zusätzen" anhören? Beispielsweise einen Imagerapper?


    Caz: Ja, klar. Es geht ja auch darum, dass viele Rapper nicht über ihr Leben erzählen, sondern über einen Film. Und ich schau' mir ja auch gerne Filme an. Da weiß ich auch, dass das nicht das echte Leben ist. Ich bin zum Beispiel einer der größten Haftbefehl-Fans und er sagt ja auch selbst: "Was ich rappe, ist oft nur ein Film." Das müssen die Leute halt verstehen. Ich hör' mir echt gerne alles an, was gut ist und hab' damit kein Problem.


    rappers.in: Die "OKZ"-EP wurde erst vor wenigen Tagen noch einmal als Unplugged Version veröffentlicht. "100% OKZ" enthält allerdings nur vier Titel – wie hast du speziell diese Tracks ausgewählt? Und wie bist du auf die Idee für dieses Projekt gekommen?


    Caz: Das sind meine drei persönlichen Lieblingstracks von "OKZ" und ein Bonustrack, der ganz neu ist. Und wie ich auf die Idee gekommen bin, ist auch eine lustige Geschichte. (lacht) Wir waren an Silvester bei einem Kumpel in Stuttgart und haben da halt was getrunken und uns unterhalten. Mit dem kam ich irgendwie ins Gespräch und da fiel mir ein, dass er doch Gitarre und alle möglichen Instrumente spielt. Also hab' ich einfach aus der Situation heraus den Vorschlag gemacht, das mal durchzuziehen. Am nächsten Tag haben wir einfach schon damit angefangen und ein paar Tage später standen schon Ideen. Das ging eigentlich richtig schnell – gar nicht groß gedacht, einfach gemacht.


    rappers.in: Du hast gerade gesagt, dass du die drei Tracks von "OKZ" für die Unplugged Version ausgewählt hast, weil es deine persönlichen Lieblingstracks sind. Was macht den Bonus-Song so besonders, dass er sich da einreihen kann?


    Caz: Der liegt mir echt am Herzen. Da hab' ich von meinem Kumpel ein Grundgerüst mit Gitarre und ein paar Drums bekommen und einfach angefangen, darauf loszuschreiben. Der Track heißt "Tausendmal" und in der Hook frag' ich zum Beispiel: "Wie oft waren wir schon breit? Und wie oft waren die Tage nicht so leicht?" ... und so weiter. Da hab' ich mir gedacht: Dieses "Wie oft?" ist die Frage und der Titel vom Track die Antwort.


    rappers.in: Und wie hat sich die Arbeit gestaltet? Ist es schwerer oder leichter, Songs unplugged aufzunehmen? Hast du besondere Unterschiede bei der Aufnahme festgestellt?


    Caz: Die Sache ist: Es war für mich was ganz Neues. Ich hatte sowas zuvor nie gemacht. Einfacher macht's die Sache halt, dass es die Tracks schon vorher gab und ich die Texte auswendig kannte. Ich musste nichts mehr schreiben. Aber es war sehr schwer, den Stimmeinsatz richtig hinzubekommen, weil alles etwas ruhiger und atmosphärischer ist. Es ist alles leer – man muss mit der Stimme so viel machen und der Beat unterstützt dich nicht mal eben hier und da. Man muss echt drauf achten, dass am Ende alles schön klingt – einen Patzer an irgendeiner Stelle kann man nicht mit einem Effekt retuschieren, weil alles immer eine Spur ist. Deswegen heißt die Unplugged EP auch "100% ohne künstliche Zusätze" – weil's dieses "OKZ"-Prinzip ist, nur mit noch weniger künstlichen Zusätzen. (lacht)


    rappers.in: Du legst ja generell großen Wert auf richtige Betonungen in der Stimme – ist dir das alles dadurch etwas leichter gefallen? Anderen Rappern würde das sicher schwerer fallen ...


    Caz: Das denk' ich auch. Ich hatte diese Unplugged EP ja auch schon direkt am nächsten Tag angekündigt, weil ich mir dachte, dass das stimmlich ganz gut passen würde. Ich wollte mich nicht überschätzen, hab' mich aber auch nicht unterschätzt, weil ich mir schon sicher war, dass das cool kommen wird. Die Musik besteht halt hauptsächlich aus einer Gitarre und ab und zu aus Drums. Eine Mundharmonika ist auch dabei, zum Beispiel bei "Fremdschaft". Das ist auch alles echt schön geworden, wenn man sich mal selbst loben darf. (lacht) Zu "Mickey Mouse Club" wird es auch ein Video geben. Da haben wir mal versucht, etwas professioneller an die Sache zu gehen. Dieses Lana Del Rey-Sample in der Hook hab' ich zum Beispiel übersetzt und von einer Sängerin namens Vanessa Gentile einsingen lassen.


    rappers.in: Eine deiner Singles zu "OKZ" war der Song "Fremdschaft", der vom Auseinanderleben früherer Freunde handelt. Dieses Thema würden wir gerne mal in Bezug auf deine musikalische Laufbahn setzen: Mit wem hast du in den letzten Jahren so zusammengearbeitet und wohin haben sich diese Zusammenarbeiten bis heute entwickelt?


    Caz: Lustigerweise sind das einfach dieselben. Von Anfang an dabei waren Zetka und Lucky Looks, Zetka hat mir im 32stel zum Beispiel eine Hook gemacht – mit denen hab' ich angefangen. Dazu kamen von denen, mit denen ich richtig aktiv Musik mache und zu denen ich auch Kontakt habe, vielleicht Mauli und Sidhstl. Mit denen telefonier' ich auch wirklich einmal die Woche und wir wollen uns bald mal treffen, wenn ich nach Berlin gehe und meinen Cousin besuche, Sid war schon zu Besuch da. Der kam von außerhalb dazu. Von meinem Freundeskreis dabei sind noch RIN – der hat vor zwei Jahren angefangen – und BAUSA. Den BAUSA hab' ich auch erst vor zwei Jahren an Silvester kennengelernt. Ein Kumpel, mit dem ich schon ewig befreundet bin – der Wortlos, der hat das Cover zu "OKZ" gemacht – kannte den schon seit der Grundschule. Der hat mich gefragt, ob BAUSA kommen könnte, weil wir Silvester bei mir gefeiert haben. Ich meinte eben: "Ja, warum nicht?" Dann hat er sich ein paar Sachen von mir angehört und meinte, wir könnten ja mal zusammenarbeiten und so hat sich das ergeben. RIN war schon immer ein guter Freund von mir – der hat auch immer mitbekommen, dass wir bei mir aufnehmen und da Sessions abhalten und so hat sich das halt ergeben. Also ... Es ist eigentlich niemand gegangen, ich hab' mich mit niemandem zerstritten. Es sind nur Leute dazugekommen.


    rappers.in: Viele Rapper setzen sich selbst immer gewisse Ziele oder haben Ansprüche, etwas Bestimmtes mit ihrer Musik zu erreichen. Auf was genau arbeitest du hin?


    Caz: Das muss die Zeit zeigen. Aber ich unterschätze mich da auch nicht – wenn ich ein Album mache, muss ich mir dafür Zeit lassen. Die "Ohne künstliche Zusätze"-EP ist innerhalb von zwei Monaten entstanden und wenn ich jetzt ein Album mache, dann richtig. Ich werd' nicht sagen, dass ich gleich charte, aber wenn Gott so will, wird es schon gut ankommen. Bis jetzt ist auch jedes Feedback recht positiv gewesen und ich denke, wenn ich mich ernsthaft ans Album setze und die richtigen Leute produzieren, ist das nochmal ein riesiger Schritt nach vorne. Kann echt groß werden, aber muss nicht. Aber ich sag' nicht nein, wenn's funktioniert. (lacht) Ich werd' mich auf jeden Fall nicht verstellen und mach' weiter wie bisher. Der Sound wird viel besser, aber von den Themen und Inhalten wird sich da nichts ändern.



    rappers.in: Stichwort Feedback: Wenn man sich Kommentare in Foren oder auf YouTube zu deinen Tracks durchliest, sieht man ziemlich oft das Wörtchen "dope" da stehen ...


    Caz: Ja, ist doch voll das gute Wort! (lacht) Aber viele schreiben auch – was mich heutzutage allgemein nervt – sowas wie "Klingt wie der" oder "Klingt wie 'ne Mischung aus den beiden". Da denk' ich mir immer: Lasst doch jeden sein Ding machen und wenn die Leute das feiern, ist's doch cool. Wenn jemand einen anderen wirklich richtig krass nachmacht, checkt man das doch auch – da muss man nicht hundert Kommentare drunter schreiben. Das find' ich zum Beispiel schrecklich und das ist mir auch bei mir schon aufgefallen. Bei mir kommt oft – das find' ich aber auch irgendwie positiv – sowas wie: "Klingt wie MoTrip", oder: "Klingt wie Karuzo". Zumindest bei den VBT-Runden ist mir das sehr aufgefallen. Und dann dachte ich mir: Okay, wenn jeder sagt, ich kling' wie ein anderer, bin ich halt 'ne Gesamtmischung aus allen. Ist doch auch gut, oder nicht? (lacht) Ich mach' das schon so lange und hab' mir auch nie groß was abgeguckt – meine Stimme ist so, wie sie ist. Soll ich mir jetzt extra eine Piepsstimme zulegen, damit das niemand mehr sagt? Jetzt nicht nur auf mich bezogen, sondern allgemein. Aber sowas wie "dope" les' ich natürlich immer gern. Auch die Bewertungen auf YouTube – "Fremdschaft" hat inzwischen so 1.750 Daumen hoch und 26 runter. Da fühlt man sich bestätigt in dem, was man macht. Ich denke mal, dass die Leute gerade bei "Fremdschaft" auch einfach die Situation verstehen – das ist nichts Fremdes, was ich da erkläre.


    rappers.in: Und wie würdest du persönlich deinen Musikstil bezeichnen? Oder passt "dope"?


    Caz: Ja, natürlich. (lacht) Ich bin immer selbst mein größter Kritiker. Und ich finde, wenn man sich nicht selbst genug kritisiert, sondern immer zu toll findet, wird man auch nicht besser. Aber ein gesundes Selbstbewusstsein gehört schon dazu – ich würde nicht sagen, dass ich schlecht bin, sonst würd' ich's auch nicht machen. Ich weiß schon, was ich kann, aber eine gewisse Bescheidenheit und Selbstkritik finde ich immer angebracht. Man will ja auch immer besser werden. Wenn ich mir jetzt die "OKZ"-EP anhöre, denk' ich mir auch bei manchen Tracks schon: Hätt'ste vielleicht mal als Freetrack rausbringen können oder gar nicht. (lacht) Aber "dope" kann man schon dastehen lassen. Sagen wir: "Dope mit einer gewissen Selbstkritik".


    rappers.in: Du hast gerade gesagt, dass du öfter mal mit Karuzo oder MoTrip verglichen wirst – aber zwischen welchen Acts würdest du dich selbst einordnen?


    Caz: Ich finde, Karuzo ist so der typische Rapper, aber ich nicht. Ich versuche, viel musikalisch zu machen und Genetikk geht eher in Richtung Joey Bada$$ – straighter Rap. Und mit MoTrip will ich mich gar nicht vergleichen, weil er unfassbar krass ist. Da passt alles zusammen und ich bin auch sehr gespannt auf sein Album. Deswegen ... Ich will mich eigentlich auch gar nicht in irgendeine Kategorie packen. Ich mach' einfach mein Ding und was dabei rauskommt, kommt dabei raus. Es kann auch sein, dass ich in zwei Jahren eine Indie-Rock-Platte mach', wenn ich Bock drauf hab'. (lacht) Glaub' ich zwar nicht, aber das kann sich vom einen auf den anderen Tag ändern.


    rappers.in: Könnte man dir dann vorwerfen, dass du deinen eigenen Stil vielleicht noch gar nicht gefunden hast?


    Caz: Nee, mittlerweile nicht mehr. Es war eine Zeit lang so, aber momentan empfinde ich das gar nicht mehr. Ich würde eher sagen, ich bin so vielseitig, dass ich machen kann, worauf ich Bock hab', und es hat trotzdem das Potenzial, cool zu werden.


    rappers.in: Und was, würdest du sagen, ist für dich dann der Inbegriff von gutem Rap?


    Caz: Hörbarkeit ist das Wichtigste.


    rappers.in: Bei welchen Rappern hast du das zum Beispiel?


    Caz: Haftbefehl, Celo & Abdi, BAUSA, MoTrip ... Jetzt will ich keinen vergessen. Es gibt viele ... gehen auch Amirapper? Dann Kendrick Lamar, Joey Bada$$, Ab-Soul ... Das ist so die Ecke. Ich hör' mir auch gerne Sachen von Kollegah an – es kommt auf die Tracks an. Oder Olexesh – bis jetzt hab' ich den nie gefeiert, aber diesen "Purple Haze"-Track fand ich richtig fett. Sobald ihr mal in BAUSA reingehört habt, wisst ihr auch, was ich meine – das ist einfach etwas völlig Neues. Seine Stimme ist Zigaretten und Whiskey, das kann man nicht anders beschreiben. (lacht) Ansonsten höre ich wenig Deutschrap. Vieles, was rauskommt, hör' ich nur, um es mir anzuhören, aber dabei bleibt nicht viel hängen.


    rappers.in: Jeder Musiker wird von bestimmten Einflüssen anderer Künstler geprägt. Deshalb würden wir jetzt gerne mal ein wenig über deinen Geschmack im Bereich Rap reden. Mit welchem Album kannst du dich selbst am besten identifizieren?


    Caz: Mit meinem eigenen. (lacht) Das ist schwer, weil ich mir Sachen nicht anhöre, um mich damit zu identifizieren, sondern um es zu genießen und zu feiern, wenn ich mit den Jungs chill'. Und wenn ihr "identifizieren" sagt, dann geht das nur mit meinem eigenen Zeug, weil das zu 100 Prozent ich bin. Und ich denk' mal, jeder ist ein Individuum und macht seine Sachen für sich.


    rappers.in: Zum Abschluss darfst du all den Rap-Newcomern da draußen jetzt noch einen Tipp geben, wie man sich und seine Musik von "künstlichen Zusätzen" am besten befreit!


    Caz: Man sollte schreiben, was man denkt – einfach das, was einem durch den Kopf geht. Man kann auch Geschichten erfinden, wenn man gerade einen Film gesehen hat und da immer noch drin ist – man kennt das ja, wenn man gerade aus dem Kino kommt. Das alles zusammen ergibt eine gute Mischung. Persönliche Erfahrungen und alles, was im Kopf drin ist – aber das ist ja auch nicht jedermanns Sache, sein Inneres so nach außen zu tragen. Man kann auch über jemand anderen reden, also nicht aus der Ich-Form heraus, aber eigentlich sich selbst meinen. Im Endeffekt: "Ohne künstliche Zusätze" ist einfach, man selbst zu bleiben und sich keinen Kopf darum zu machen, was die Leute hören wollen. Sondern es so zu machen, dass man zu 100 Prozent dahinterstehen und sagen kann: "Das kommt von mir und dafür schäm' ich mich nicht."



    (Florence Bader & Pascal Ambros)

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