Review: Punch Arogunz – Carnivora



  • 01. Carnivora
    02. Das bin ich
    03. Rede nicht mit mir
    04. Steilkurve
    05. Dagobert Duck
    06. King
    07. Whatsapptumor (Skit)
    08. Opferjunge
    09. Modelscout
    10. Auf mein Gesicht (Skit)
    11. Ich steh auf sie
    feat. Oddl
    12. Auf und ab
    13. Wellen schlagen
    14. Genau so
    15. Nicht mehr der Selbe
    16. Meine eigene Richtung


    Viele haben lange auf sein Album gewartet, andere wiederum wollen nach jüngsten Singles und dem HB-Sampler gar nichts mehr von ihm hören. Die Rede ist von Punch Arogunz, dessen Debütalbum "Carnivora" bereits im Sommer letzten Jahres angekündigt wurde. Jetzt, ein halbes Jahr später, ist die Platte des selbsternannten "Wolverine des Deutschraps" endlich erschienen. Wobei das Cover und der Name eher auf einen Wolf als auf einen Superhelden schließen lassen ... Und früher hat Punch Arogunz tatsächlich einiges an Beute im VBT gerissen. Als regelmäßiger Teilnehmer von 2010 bis 2013 hat er vor allem im VBT 2012 viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Und ich persönlich würde sagen, seine Runden damals konnten tatsächlich so einiges. Nach "Ein Punch reicht" ging es dann auch langsam in eine neue Richtung: Warum nicht auch Geld aus seinem Hobby machen? Allerdings fügte Cashinello sich gerne etwas zu sehr in die ihm zugeschriebene Rolle des geldgierigen Rappers ein. Und spätestens mit dem Signing bei Baba Saads Label Halunkenbande schlug das Wohlwollen von vielen Seiten in Hate um. Trotzdem steht hinter ihm eine beachtliche Fanbase, die mit "Carnivora" jetzt endlich ein offizielles Debütalbum von ihrem Helden bekommt. Eine gewisse Skepsis aufgrund seiner musikalischen Entwicklung bleibt bei mir jedoch nach jüngsten Video-Singles bestehen. Hören wir mal, ob sich der vermeintliche Wolverine mit diesem Release als Alphawolf oder doch eher als Jungtier herausstellt ...


    Begrüßt werden wir auf der Platte jedenfalls direkt mit dem Titeltrack. Macht schon gut was her: Beat stimmig, hier Battlestimmung, da Doubletime. Punch, wie man ihn kennt. Das zieht sich nur leider nicht durch die komplette Platte. Bereits der zweite Track erinnert von der etwas überheblichen Art her mehr an Labelkollege EstA, als an den rotzfrechen VBTler von damals. Man bekommt also auf den immerhin 16 Tracks – zwei Skits inklusive – nicht ausschließlich altbekannten "Auf die Fresse"-Rap zu hören, aber das wäre vielleicht auch etwas eintönig. Auf "Carnivora" wirkt es hingegen stark so, als wolle der Hohenkirchener aus dem ihm zugeschriebenen Battle-Image jetzt endgültig herausbrechen. Etwas komisch, dass der Mann, der 2012 beim Battlen ein Blutbad versprach, jetzt melancholische Zeilen kickt und Party-Hits liefert. Allerdings hat er früher bereits ähnliche Tracks gemacht. "Traumfrau" auf der Doppel-CD "Battledynamik" zum Beispiel war ja auch nicht ganz übel. Völlig neu ist diese Schiene also nicht, von daher kann er auch behaupten:


    "Das bin ich und endlich kann das ganze Volk seh'n/
    Ich muss das nicht tun, doch ich mach' es trotzdem/
    Vielleicht werd' ich eines Tages damit Gold geh'n/
    Ich muss das nicht tun, doch ich mach' es trotzdem/
    "
    (Punch Arogunz auf "Das bin ich")


    Und so bewegt sich Punch textlich zwischen seinem altbekannten Battlerap, persönlichen Tracks mit Realtalk, Representern und etwas deeperen Themen. Schnell merkt man, dass das scheinbar eine ziemlich bunt zusammengewürfelte Mischung ist. Und tatsächlich handelt es sich um sehr unterschiedliche Themen, welche nicht einmal durch eine Art roten Faden zusammengehalten werden. Das wird teilweise sogar auf direkt aufeinanderfolgenden Tracks deutlich. Während im ersten Titel erzählt wird, wie es Benjamin vor seinem Hype ging, dass alles "nicht besser oder schlechter, aber anders als heute" war (Punch Arogunz auf "Genau so"), dreht sich im darauffolgenden "Nicht mehr der Selbe" alles um ehemalige Depressionen. Darum, wie er gegen sie ankämpft und sie besiegt. Dass er all das erlebt hat, was er in seine Texte packt, mag zwar für den Hörer durchaus in sich stimmig sein und plausibel wirken, aber ist so gegensätzlich, dass es nur schwer passt. Nun, nicht jedes Album braucht ein Konzept, doch das ist nicht der einzige Makel. Denn jegliche deepen Tracks wirken enorm aufgesetzt. Jedes Mal versucht Punch zwar, intelligent und tiefsinnig zu sein, doch es fehlt an Authentizität. Es geht alles in die Richtung: "Du bist wie ich", "Wir sind es, die etwas verändern und bewirken" (Punch Arogunz auf "Wellen schlagen"), "Mir ging es so dreckig" ... Klar, sowas wird heutzutage von vielen Rappern immer wieder aufgegriffen, aber wenn man das tut, dann wenigstens ansprechend. Er passt stimmlich einfach schwer dazu und man hat immer das Gefühl, es fehlt das gewisse Etwas. Kaschiert wird das Ganze von ein paar Wie-Vergleichen oder Reimen, gerne auch mal mit einer Doubletime-Passage – diese nutzt er jedoch meist nur, damit mehr Inhalt in die Zeile passt. Allen voran die fast immer furchtbar deplatzierten Wie-Vergleiche sorgen hier wiederholt für Fremdscham: "Ich steh' auf Frauen, die nicht ganz dick sind wie Penisprothesen" (Punch Arogunz auf "Ich steh auf sie") – was leider nicht so wirklich in den Kontext passt. Zum Glück wird man zumindest durch ein paar wenige Battletracks wieder zufriedener gestimmt. Insgesamt wirken diese dann doch harmonischer und Doubletime-Parts, wie man sie auf "Dagobert Duck" bewundern kann, sind nicht nur sauber und gut verständlich, sondern dort auch angebracht. Ähnlich verhält es sich auch mit den Representern und interessanten Offenbarungen über Punchs Leben. Das wirkt schon authentischer, die unpassenden Vergleiche bleiben jedoch auch hier bestehen.


    "Ganz normaler Kreislauf, deiner kollabiert/
    Während mein Album totgehatet wird, bleibt deines ignoriert/
    Bei mir wird weiter diskutiert, du willst die Nummer eins sein im Turnier?/
    Ich will mit meiner Stimme geile Weiber stimulier'n/
    "
    (Punch Arogunz auf "Opferjunge")


    Immerhin passen die Instrumentals der Tracks zu den Themen. Bis auf vier Songs wurde "Carnivora" komplett von Ayfa Music produziert. Alles in allem kann selbiger durchaus hörbare Beats bauen, immerhin tut er dies auch schon einige Zeit für die Halunkenbande. Größtenteils wirken die Instrumentals zwar sehr plastisch, sind geprägt von Synthesizern und derben Bassdrum-Einsätzen, aber sie gehen einem doch gut ins Ohr und eine gewisse Abwechslung kommt schon rein. Schließlich müssen sie auch so grundverschieden sein wie die textlichen Inhalte. Außerdem helfen da noch drei Gastproducer – neben Loopkingz INSTRMNTLS und Tayfun Kaan hat auch SiNCH, der für seine Produktionen für Savas bekannt sein dürfte, ein Instrumental beigesteuert. Diese drei weisen doch einen stark differenzierten Stil zum Mainproducer auf. Vor allem Loopkingz INSTRMNTLS' Beat zu "Carnivora" wirkt sehr gelungen und läutet die Platte mit interessant gewählten Vocals im Hintergrund ein. Wenn man sich also nicht an einer ordentlichen Portion hauptsächlich elektronischer Sounds stört, ist die musikalische Untermalung ganz in Ordnung, wenn auch nicht gleich etwas Weltbewegendes. Passt auf jeden Fall stilistisch zum Interpreten, worauf bei sowas ja auch das Augenmerk liegt. Und dann wären da noch die Skits. Dabei handelt es sich zwar nur um Gespräche, in denen uns unter anderem ein besoffener Tumor wenig logisches Geplapper entgegenbringt, aber beide zaubern dem ein oder anderen Hörer sicher ein Grinsen ins Gesicht. Kann man skippen, muss man aber nicht. Was man aber zeitweise doch lieber skippen möchte, ist "Steilkurve". Warum? Weil Ayfa Music hier einen Beat produziert hat, der aufgrund des verwendeten Samples von Willow Smith stark nerven kann. Die Mädchenstimme, welche permanent im Hintergrund zu hören ist, macht einem das Konzentrieren auf den eigentlichen Text so schwer, dass am Ende hauptsächlich sie und nicht der Track im Kopf bleibt.


    "Man gibt mir keinen Beruf wegen der tätowierten Arme/
    Doch das juckt mich nicht, denn ich bin in der Rapublik gechartet/
    Sogar Hater geben Props – so, als hätten sie's erwartet/
    Doch das juckt mich nicht, als wäre ich allergisch gegen gar nix/
    "
    (Punch Arogunz auf "Steilkurve")


    Sowohl Beats als auch Lyrics sind also nichts Überragendes und thematisch sehr wechselhaft. Lässt man jedoch mal die Tatsache außer Acht, dass die Texte meist inhaltslos sind, bleibt zumindest eins: die Hooks. Punch schafft es in wirklich jedem der Tracks, einen Ohrwurm zu kreieren, den man nur schwer los wird. Und dabei trällert er die Hooks fast ausschließlich selbst. Nur zweimal wird er von einer unbekannten Frauenstimme und von Oddl unterstützt. Ein Begriff ist letzterer Gast den meisten sicher maximal durch seine bisher erschienenen EPs oder die Feature-Hook für Duzoe im VBT, sonst hat man nur wenig von ihm gehört. Und ebendieser Oddl haucht uns eine Hook ins Ohr, die einem das Gefühl gibt, der Mann habe durchaus Potenzial. Leider bleibt es auch bei diesem einen Gastauftritt. Zumindest ein, zwei Gäste mehr hätten die Platte vielleicht noch etwas stimmiger gemacht. So aber bleibt nur ein Punch Arogunz, der sich relativ gut in die allgemein bekannte Szene einfügt, statt sich selbst kompromisslos treu zu bleiben und vielleicht etwas Neues, Eigenes zu bringen. Denn auf seinen früheren Releases hatte er auch schon ein paar Tracks ohne Battlethematik, die was hermachten. Nur, dass man ihm die auch geglaubt hat – diese hier kaufen ihm wohl nur eingefleischte Fans ab.


    Fazit:
    Besagte treue Fans hat Punchinello wahrscheinlich nicht enttäuscht mit seinem Debütalbum, denn denen liefert er im Endeffekt ein taugliches Gesamtpaket: Ohrwürmer, Punchlines und ein bisschen was, wo sie sich verstanden fühlen. Er orientiert sich eben – logischerweise, schließlich mag er ja sein Geld – am Musikgeschmack der breiten Masse. Ich hingegen finde, er hätte sich vielleicht lieber etwas mehr Zeit lassen und nicht zu viel erzwingen sollen. Denn dann hätte er auch ordentlich was erzählen und mehr Herzblut reinstecken können. Vielleicht hätte man ihm dann nicht nur drei, vier Tracks abgekauft. Aber er interessiert sich "nicht für diese rappers.in-Kids" oder diese "HipHop-Seiten-Berichte" (Punch Arogunz auf "Dagobert Duck"). Schade, vielleicht würde er dann ein wenig Kritik von aufmerksamen Hörern für zukünftige Releases mit einfließen lassen. Denn durch den Stil von "Carnivora" bleibt seine zweifelsohne relativ starke Raptechnik leider auf der Strecke und für mich vom Album beziehungsweise vom alten Punch Arogunz somit nicht viel zurück. Außer, dass ich nun weiß, dass er überhaupt nicht für Armani arbeitet und auf nicht ganz dicke Frauen steht.



    Lukas Päckert (FlatDieter)



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  • Zitat

    Original von Waldog
    total voreingenommene und oberflächliche Review.


    hier mal eine objektive:
    [YOUTUBE]ArYVzYirpMU&feature=youtube_gdata_player[/YOUTUBE]


    Wo hast du sowas her :suspekt:

  • Zitat

    Original von Waldog
    total voreingenommene und oberflächliche Review.


    hier mal eine objektive:
    [YOUTUBE]ArYVzYirpMU&feature=youtube_gdata_player[/YOUTUBE]


    der typ hat kontaktlinsen.. und er trägt ultraschwule handschuhe.

  • Zitat

    Original von Waldog
    total voreingenommene und oberflächliche Review.


    hier mal eine objektive:
    [YOUTUBE]ArYVzYirpMU&feature=youtube_gdata_player[/YOUTUBE]


    Haha ach du Scheiße... was ist das bitte für ein unglaublicher Hurensohn?


    Zur review: Ganz okay, wobei ich nicht verstehe, wo der typ eine "starke raptechnik" haben soll. Der ist bestenfalls leicht überm Durchschnitt und ein bisschen doubletime macht noch lange keinen guten techniker aus einem.

  • Zitat

    Original von Ende


    Haha ach du Scheiße... was ist das bitte für ein unglaublicher Hurensohn?


    Zur review: Ganz okay, wobei ich nicht verstehe, wo der typ eine "starke raptechnik" haben soll. Der ist bestenfalls leicht überm Durchschnitt und ein bisschen doubletime macht noch lange keinen guten techniker aus einem.


    "Ich würde mich nicht als Fan bezeichnen, auch wenn ich seine Cap trage, sein T-Shirt trage und mir das Album 3 mal gekauft habe"
    haha zu gut :thumbup::D

  • Finde Dagobert Duck ganz cool. Rest ist nicht mein Fall. Schade, wie gesagt, er hat mMn Potenzial.

    you son of a bitch, she said, I am
    trying to build a meaningful
    relationship.


    you can't build it with a hammer,
    he said.

  • Zitat

    Original von Waldog
    [YOUTUBE]ArYVzYirpMU&feature=youtube_gdata_player[/YOUTUBE]


    Gewalt wär hier ausnahmsweise angebracht

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