Wer gewinnt das Turnier? 4
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LeRoy (1) 25%
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Puncherfaust (2) 50%
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Kuhru (1) 25%
Hallo! Wie der Threadtitel schon andeutet, ist dies ein Thread für einen, ach was, für den Kurzgeschichtenwettbewerb auf Rappers.in.
Hier können wir erstmal den Modus besprechen, Juroren finden und Teilnehmer sich anmelden lassen. Der Startpost wird dann Stück für Stück editiert.
Lasset die Geschichten beginnen!
Modus:
Erstens: Den Umfang werde ich mit einem Maximum von 3 Seiten bei Word belegen. Das ist viel und sollte euch nicht einschränken, aber denkt bitte an die Armen Juroren, die das alles lesen müssen.
Zweitens: Wenn eure Geschichte fertig ist, postet ihr sie hier, ich editiere sie dann in den Startpost.
Drittens: Ihr habt ab heute 5 Tage Zeit, Limit ist also Mittwoch, der 19.2. um 18:00.
Viertens: Zu und für die Juroren sage ich später noch was.
Fünftens: Da wir mittlerweile sehr viele sind, überlege ich, drei Stufen zu machen. Also 25 -> 10 -> 3.
Fünftens: Das Thema lautet Abend. Ob ihr das als zentrales Motiv oder nur als zeitliche Gegebenheit nutzt, bleibt völlig euch überlassen, aber so viel Challenge muss sein.
6. Mein Computer macht in letzter Zeit ein paar Sperenzchen. Wenn es etwas länger dauert, übt euch bitte in Geduld.
Kurzgeschichten der früheren Runden könnt ihr euch im R.in-Literaturarchiv anschauen.
Teilnehmer:
Claude Gable
Kuhru
Puncherfaust
Chilled Sky
Belgier
Syndrom82
LeRoy
Peckard
4got10
Madvillain
der mit dem R Hundertmark
Sechsminus
Betaville
SamMylia
Gotflow
PeasOut
Sen no Rikyu
Just_for_Fun
Kühlschrank
StayReal
Schnabeling
Realisator3000
Jury:
(Diddi)
(Der Rudi)
Cuttack
ytkm
MaryJJ
Nereid
Tecnik
Eichel One
Rewdee
Runde 2: Freiheit
Freiheit. Ein großes Wort ohne Sinn. Die Idee von einer Wahl. Jedes Lebewesen hat wohl den Drang nach Freiheit. Ich habe das schon in jungen Jahren gemerkt, als ich Käfer in eine Pappbox packte, mit einem Loch darin, gerade groß genug zum Entkommen. Manche Käfer fanden den Ausgang nicht. Verstehe einer, wie das gehen soll, ich habe es damals nicht verstanden. Ich habe irgendwann 16 Käfer beisammen gehabt, die jeweils 1x entkommen waren aus einer Pappbox. Ich ließ dann immer 2 Käfer gegeneinander antreten. Wer als erster entkam, war der Sieger. Den Verlierer zerdrückte ich. Ich hatte schon als Kind keinen Ekel vor organischen Flüssigkeiten. Am Ende hatte ich dann einen Sieger. Diesen stach ich mit einer Nadel auf und hing ihn mit einem Rahmen in mein Zimmer. Ich nannte ihn Ferdi. Ferdi war damals mein Lieblingsfilm, die Zynik an der Namensgebung war mir damals nicht bewusst.
Susanne lernte ich in einer Tierhandlung kennen. Meine Leidenschaft für präparierte Insekten hatte sich die Jahre gehalten. Mein Haus war voll davon. Ich hatte begonnen, alle einheimischen Insekten selbst zu präparieren. Ich habe das in kurzer Zeit perfektioniert. Das wichtigste war, dass man unvorbereitet zustach. Das mag sich seltsam anhören, aber fast alle Insekten können einen Cocktail von schädlichen Chemikalien ausschütten, wenn sie den Tod kommen sehen. Susanne wusste das nicht. Sie schien auch nicht sonderlich daran interessiert gewesen zu sein. Sie machte sich an meiner Hose zu schaffen. Ich schlug ihr ins Gesicht. Sie fiel leicht benommen zu Boden. Meine Gedanken fokussierten sich augenblicklich. Seit Karin hatte ich viel gelernt. Mein Haus war zwar eine neue Herausforderung, aber ich war darauf vorbereitet. Den Keller hatte ich für eine solche Eventualität vorbereitet. Susanne hatte ich mir zwar nicht ausgesucht, aber es war auch egal. Bei Schlampen darf man nicht zögern. Hätte sie wenigstens Interesse geheuchelt, wäre sie heute noch am Leben.
Doch ich greife voraus. Ich schleppte Susanne in den Keller, fesselte sie am Boden und ließ sie liegen. Sie sah aus wie eine Raupe. Die Tür ließ ich auf. Ich ließ ein Loch in ihrer Pappbox. Ich schaute, wie sehr ihr Drang nach Freiheit war.
Zur Tür kam sie nicht mehr. 3 Tage später war sie tot, keinen Meter weit weg von der Stelle, wo ich sie abgelegt hatte. Ich hing sie an den Heizungsrohren auf. Aus der Raupe wurde ein Schmetterling.
Mein Name ist Jean. So nennt mich zumindest das gemeine Volk. Die Arbeiter, Zigeuner und Scharlatane dieses Viertels. Mir dünkt, sie wissen nicht um den Wert meiner Kunst und treffen mich ihre Blicke, wird es zur todtraurigen Gewissheit. Wäre in ihnen nur Leere zu sehen, bestünde womöglich sogar die Möglichkeit, diese zu füllen. Es ist jedoch eine überbordende Gleichgültigkeit, welche von der Iris bis zur Retina regiert und, wie mir scheint, bereits mit der Übernahme der Lider liebäugelt. Nicht verwunderlich also, dass das Schwarzsehen beinahe schon zum guten Ton gehört.
Wie Sie bereits bemerkt haben, neige ich zu ausschweifenden Gedanken, welche selten ein Ziel und niemals einen Weg verfolgen. Entschuldigen Sie diese Eigenschaft, auch wenn ich, um ehrlich zu sein, ein wenig stolz darauf bin. Nun denn, zurück zur Geschichte.
Dann und wann ruft man mich also Jean. Zumeist, wenn man mich bitten möchte, ein Gemälde anzufertigen. Unentgeltlich natürlich, denn wenige könnten mehr als zwei Silbermünzen für ein Kunstwerk ihrer Selbst bieten und ich weigere mich, selbst die jämmerlichste Gestalt für ein Selbstbildnis feilschen zu lassen. Folglich ist die Auftragslage gleich den Tableaus ausgezeichnet. Bauern bezahlen mich mit hartem Brot und saurer Milch, Zigeuner mit Perlen aus Katzengold und Bettler mit ihrer Aufmerksamkeit. Letztere besteht zwar zumeist darin, ihre skorbutzerfressenen Zähne zu zeigen und in unverständlichem Kauderwelsch zu sprechen, doch besser als nichts. Wobei, eigentlich würde ich nichts doch bevorzugen. Sei es drum, ich nehme es , wie es ist und verewige die Menschen auf der Leinwand. Seit ich fünfzehn bin, mache ich das nun schon und mit 30 merkte ich, wie jedes weitere Gemälde mir ein Stück meiner eigenen Identität raubte. Vielleicht war es der Umstand, dass ich einige aus dem Viertel über die Jahre immer wieder zeichnete. So etwa Baptist. Baptist stand mir fünf Mal Modell. Die erste Zeichnung eine Skizze, und Baptist ein Mann im besten Alter mit Frau und zwei Kindern. Die zweite Zeichnung auf Stoff, und Baptist mit den Augen eines Mannes, dessen Jugend ihm gerade durch die Finger rinnt. Die dritte Zeichnung auf hochwertigem Leinen, und Baptist in Gedanken bei seiner dahinsiechenden Frau. Die vierte Zeichnung ebenso auf Leinen, und Baptist mit schwarzen Pestbeulen am Hals. Die fünfte und letzte Zeichnung, doch das Motiv niemals fertiggestellt. Baptist erlag der Pest und was blieb, waren die Umrisse einer Iris auf der Leinwand.
Meine Wenigkeit denkt noch heute an Baptist und seine Art, Gedanken auszudrücken. Gewiss, er war kein Mann großer Worte, doch er verstand es wie kein Zweiter, den kleinen Worten Bedeutung beizumessen. Einmal fragte ich ihn, was er sich unter Freiheit vorstelle. Er meinte, Freiheit bedeute, mit dem Gefühl zu sterben, das Leben mit einer Kunst vergeudet zu haben. Seine Kunst war es, Bücher für den königlichen Hof zu falzen. Die Kunst des gemeinen Volkes war es, zu überleben. Meine Kunst war die Kunst selbst. Natürlich war ich nie sonderlich erfolgreich damit und ich werde ob meiner Motive und der mangelhaften Materialien wohl auch für die Nachwelt keine Bedeutung haben. Dennoch stand damals, als Baptist Freiheit für sich definierte, fest, wie mein Dasein enden würde.
Heute bin ich 39 und denke wieder daran. Heute ist es wohl an der Zeit. Ich sitze hier, meinen kümmerlichen Rest an Zeichenutensilien vor mir drapiert, und werfe einen Blick in den Spiegel. Alt, verstaubt und am Ende angekommen. Wäre ich ein wenig selbstverliebter, würde ich es auf den Spiegel schieben. Doch wenn ich selbstverliebter wäre, würde ich auch nicht tun, was ich nun tue. Ich greife zum Rasiermesser und setze es am linken Handballen an. Ein kleiner Schnitt und das Blut bahnt sich seinen Weg in die Freiheit. Mein Pinsel bahnt sich seinen Weg in das Fleisch. Blutrot. Tiefrot. Abendrot.
Nun ist es also soweit und ich ziehe die erste Linie auf dem weißen Pergament. Die Lippen nehmen Formen an, bilden allmählich Konturen und scheinen lebendig zu werden. Meine echten Lippen werden blass. Nun folgen Haare und Ohren. Danach Nase und Bart. Schließlich folgen die Augen. Ich spüre Schwindel und blicke an mir herab. Meine Kleidung, die Pinsel und die Leinwand: Alles gemahnt an ein Schlachtfest.
Und dann nimmt die Schwärze überhand. Meine verzweifelten Versuche, die Iris auf der Leinwand zu verewigen, scheitern und ich sinke in den Staub. Der Pinsel fällt. Ich werfe einen letzten Blick auf mich und frage mich, ob Baptist Recht hatte.
Das ist also Freiheit. Felicia konnte nach Jahren der gefühlten Gefangenschaft endlich das Haus ihrer Großeltern verlassen, sie war 18 und hatte somit rechtmäßig Anspruch auf das Erbe ihrer Eltern. Zu dem Erbe gehörte auch ihr Elternhaus und sie wollte sofort dort einziehen. Doch seit Jahren hatte sie dieses Bild im Kopf, das Flugzeug, dort hat sie nie wieder ein Flugzeug gesehen. Sie konnte sich nur vorstellen, was ihre Eltern in diesem Moment gedacht haben. Sie stellte sich gerne vor, dass ihr Eltern in dem letzten Moment ihres Lebens an ihre Tochter dachten.
Nun da Felicia am Abend alleine zuhause war fühlte sie sich frei wie lange nicht mehr, endlich gab es ein anderes Fernsehprogramm und etwas anderes zum Abendbrot. Sie dachte wirklich sie sei frei.
Die komplette Nacht lag Felicia wach, jetzt wo sie zuhause war dachte sie so oft an ihre Eltern wie schon lange nicht mehr, die Gedanken ließen sie nicht einschlafen.
Sie lag da und fragte sich was sie in ihrem Leben falsch gemacht hatte um solch einen Preis zu zahlen. Alles was sie wollte war wieder frei zu sein, frei von den Gedanken an ihre Eltern, frei von der Gefangenschaft im Hause ihrer Großeltern, einfach frei.
Sie musste raus aus dem Haus. Nach 3 Stunden des Spazierengehens fiel ihr auf, dass sie auf der Brücke stand, an der sich ihre Eltern das erste mal geküsst haben wie sie immer erzählten. In diesem Moment kam Felicia die Idee, die ihr noch vor Sonnenaufgang alle Sorgen vergessen lassen sollte. Sie dachte sich, DAS ist also Freiheit.
Er war wieder in sich selbst. Er fühlte, wie sich die Haut um ihn spannte, er fühlte die Blutbahnen, die ihn umwickelten, und irgendwo über sich hörte er das sonore Pumpen des Herzen. Es gibt nichts schöneres, als dem Schlagen des eigenen Herzen zuzuhören und leise mitzusingen und zu tanzen. Einen Moment überlegte er, nach oben zu fassen und es an sich zu ziehen, aber er beherrschte sich. Das Herz kam zuletzt.
Seine Hände fuhren nach unten, dann an der Innenwand entlang und entrissen ihr mit fester Hand ein Stück Fleisch, allerdings nicht so, wie ein Raubtier seiner Beute Fleisch entreißt, sonder als würde jemand einen Nagel entfernen, der in die Haut eingedrungen ist. Er schob sich das Stück zwischen die Zähne, kaute und schluckte es hinunter. Er genoss es nicht, aber es war nötig. Seine Hände fühlten weiter, zögerten bei jeder Erhebung, bei jedem Organ, hielten aber nicht an. Was als nächstes, was als nächstes? Langsam schlossen sich seine Finger um eine Niere.
So schuf er sich Platz, Stück für Stück, und irgendwann einen Ausgang. Aber davor noch das Herz, dachte er, während er vorsichtig aber bestimmt an der Niere zog, davor das Herz. Er war ehrlich glücklich.
Manchmal muss man in sich gehen, um frei zu sein. Und manchmal, ganz selten, muss man aus sich heraus.
Hallo, ich bin Reiner. Ich bin ein lebensfrohes Wesen, das sehr viel Spaß hat und dem seine Familie am Herzen liegt. Nichts gibt es wundervolleres als die Familie. Mit meiner Frau hab ich einiges an Zeit verbracht, wir haben uns geliebt seit ich denken kann. Nun ja, seit einiger Zeit sind diese Gefühle weg. Eines Nachts war sie weg, plötzlich, ohne etwas zu sagen oder ein Zeichen zu hinterlassen. Einfach weg. Seit dem ist nichts mehr so wie es mal war. In mir ist nur noch Leere, Freude spüre ich kaum noch. Ich lebe alleine und einsam in meiner eigenen kleinen Welt. In meinem kleinen Zuhause. Aber nach draußen, die Welt erkunden, vielleicht wieder glücklich werden, das geht nicht. Es geht einfach nicht. Einen Job habe ich auch nicht, hatte ich noch nie. Ich lasse mich durchfüttern, jeden Tag, bin komplett unselbstständig. Manchmal denke ich Leute mögen mich, wollen was mit mir unternehmen, aber im Endeffekt sind wir doch zu anders. Ich möchte so nicht weiter leben, ich gehe daran kaputt. Ich war mal ein froh, ich war mal frei. Ich möchte wieder frei sein, mich von meinem Käfig lösen, nach draußen, ins große Haifischbecken und wieder die Liebe finden. Eine neue Familie gründen, das möchte ich, ich selber sein. Ich werde mich jetzt befreien, wenn ich mit dem Kopf durch die Wand muss, ich mache es. Jetzt gibt es keinen Umweg mehr. Selten war ich so entschlossen wie in diesem Moment, wenn ich es jetzt nicht tu, dann werde ich es nie machen. Also alter Reiner, mach es! Ich nehme Fahrt auf, mit ganzer Kraft entreiße ich mich meiner Angst, mit dem Kopf durch die Wand.
Da, es ist ein Ausweg, ich bin frei. Endlich bin ich frei, endlich...ENDLICH.....EEEEEENNNDLIIICH....EEEEnnnnddd...
Reiner war ein Goldfisch
Der Dodovogel
Raphus hatte den Sinn seiner Existenz nie begriffen. Wozu war ein Vogel gut, der nicht fliegen konnte? Tagein tagaus fristete er ein an den Boden gefesseltes Dasein. Nicht selten hatte er mit seinem kunstvoll gebogenen Schnabel auf seine verkümmerten Flügel eingehackt; sie trugen kaum noch Federn.
Trotz seine aussichtslosen Lage entsonn er sich des Sprichworts vom Berg und vom Propheten, allein der Wortlaut verschaffte ihm etwas Mut.
Er verlegte seinen Nistplatz vom flachen Ufer an den Fuße des Berges, dahin, wo keine Bäume mehr wuchsen und der Fels steil in den Himmel ragte. Von dort begann er seine Unternehmung.
Tag für Tag, Woche für Woche und Monat für Monat schleppte er im Schweiße seines schnabeligen Angesichts Sträucher, Äste und Gehölz an den Felsen, die er mühevoll an der kahlen Bergwand befestigte. Schließlich war er an einem Vorsprung, nicht weit unterhalb des Gipfels angelangt. Er blickte voller Stolz herab auf sein Werk. Die Zeit war gekommen.
Furchtlos trat er über den Felsvorsprung. Der Wind pfiff ihm um den Schnabel als er seine Stummelschwingen ausbreitete und ungeachtet zittriger Flügelschläge geschickt durch die vertikale Waldlandschaft manövrierte. Tränen des Glückes rannen seine fiedrigen Wangen herab, während er sich dem Erdboden näherte.
Fahrendes Volk
Ein Zirkuskorso schleppt sich mit unerträglicher Langsamkeit über die Autobahn. Die Sonne brennt, knallt mir hämisch Hitze aufs Dach und die Schweißflecken unter meinen Armen breiten sich aus.
Ich höre nur noch Klassik Radio.
%uFFFDSind wir bald da?%uFFFD %uFFFDMach mal N-Joy an!%uFFFD %uFFFDOh, cool, Mr. Saxobeat %uFFFD Mach mal lauter, Papa!%uFFFD
Jetzt läuft Schuberts Winterreise. Wie passend.
Dieser Zirkus ist der schlechteste Zirkus den ich je gesehen habe und was das angeht bin ich Elend gewohnt. Auf dem Sportplatz vor der Grundschule wechseln sich die schäbigsten Truppen ab und immer wollte eines der Kinder aus unerfindlichen Gründen gucken gehen. Ich hasse Zirkusse.
Diesen hier hab ich mir allein angesehen. Die spektakulärste Tiernummer bestand aus zwei Elefanten die jeweils einmal im Kreis durch die Manege geführt wurden. Ein speckiger Feuerspucker pustete Mehl in eine Fackel und ein betrunkener Clown rieb sich mit einer Torte ein.
Nach der Vorstellung habe ich gefragt ob noch jemand gebraucht wird %uFFFD An der Kasse, zum Karten abreißen oder sonst irgendwas. Ich versprach, ohne Bezahlung zu arbeiten und mit meinem eigenen Auto zu reisen. Man beäugte mich kritisch aber schließlich durfte ich mich der Truppe anschließen.
%uFFFDIch such im Schnee vergebens nach ihrer Tritte Spur
Wo sie an meinem Arme durchstrich die grüne Flur%uFFFD,
singt es aus dem Radio. Och nö. Ich mache das Ding aus.
Die Wohnung ist gekündigt. Ich hab einfach alles drin gelassen. Konnte nichts wegschmeißen, wollte nichts mitnehmen.
Ich kurble das Fenster runter. Frische Luft tut gut. Das ist also was man gewinnt wenn man alles verliert %uFFFD Freiheit. Na toll.
Der Geschmack der Freiheit
Mit weit ausgebreiteten Schwingen gleitet ein Weißkopfseeadler über den Potomac River hinweg. In seinem Rücken liegend erheben sich altehrwürdig die Blue Ridge Mountains, zu seinen Flanken erstrecken sich die saftigen Nadelwälder Virginias. Doch sein Flug führt ihn gen Süden, der Chesapeak Bay und den grenzenlosen Weiten des Atlantiks entgegen. Er passiert eine dem Strom nahe Blockhütte. Vor ihr spaltet ein Mann im fließenden Übergang von 30 zu 40 Jahren gereiftes Holz zu Scheiten. Er tut einen letzten Hieb, legt das Beil bei Seite und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Zu ihm tritt eine makellose Frau von blonder Schönheit. Lächelnd reicht sie ihrem Mann ein Glas selbstgemachter Limonade mit Eis, das er ihr dankend abnimmt. Er trinkt einen Schluck der Limonade, wobei das Glas einen Sonnenstrahl auffängt und dem tiefen Dekollete der prallgefüllten Bluse seiner Frau entgegenwirft, wo es auf einen silbernen Anhänger trifft, der das Licht auffächert und ihr Gesicht in ein warmes Strahlen hüllt. Der Mann setzt das Glas ab. Seine Frau beugt sich zu ihm hinüber und versucht ihn zu küssen, doch der Mann weist sie mit einer sachten Berührung seiner Hand zurück. Er greift in seine Hemdstasche und zieht eine Schachtel Zigaretten heraus. Er öffnet sie und führt eine Zigarette zum Mund, während seine Frau mit gespielter Beleidigung die Arme in die Seiten stemmt. Der Mann zündet sich die Zigarette mit einem Streichholz an und nimmt einen tiefen Zug. Blende. Landschaftbild mit Blockhütte, Fluss und Nadelbäumen. "Virginia's Finest %uFFFD Der Geschmack der Freiheit" erscheint als Schriftzug darüber, während aus der Ferne der Schrei des Weißkopfseeadlers zu hören ist.
"Das ist doch pure amerikanische Propaganda. Fehlte nur noch, dass der Sohnemann, das Sternenbanner schwenkend, mit Waschbärmütze aus der Hütte gerannt käme und 'U-S-A! U-S-A!' blökte. Aber so sind die Amis. Wollen ja immer nur für alle das beste. Seht her, wir bringen der Welt freedom and democracy!" Moritz wurde unwillkürlich aus seinen Gedanken gerissen. Bis eben war ihm der fast leere Kinosaal abgesehen von seinen Begleitern und ihm noch gänzlich leblos erschienen. Doch die lautstarke Empörung aus einer Reihe hinter ihm hatte diesen Status Quo aufgebrochen. "Und die Darstellung dieser aufgetakelten Tussi mit ihren Plastikmöpsen. Einfach nur sexistische Kackscheiße sowas! Kann mir doch niemand erzählen, dass die Dinger echt sein sollten. Liebe Männer, große Brüste hängen nunmal, findet Euch damit ab und hört auf uns mit Eurem Gender-Imperialismus ständig unnatürliche Schönheitsideale aufdiktieren zu wollen! Weckt in mir einfach jedes Mal wieder den Wunsch zu kotzen, wenn ich sowas sehen muss." "Also in mir hat der Spot nur den Wunsch geweckt, eine zu rauchen," erwiderte eine Moritz bekannte Stimme. Falkner, der bis eben noch zwei Plätze neben ihm gesessen hatte, war inzwischen aufgestanden und hatte sich der Ermpörung aus den hinteren Reihen zugewandt. Moritz konnte sich ein Lächeln über Falkners Kommentar nicht verkneifen, obschon er wusste, dass sein Freund es sicher nicht dabei bewenden lassen würde. Moritz hatte sich an die permanente Konfliktsuche Falkners bereits gewöhnt, hieß sie aber nach wie vor nicht gut. "Ja, aber natürlich, was auch sonst!?," ereiferte sich die Frauenstimme hinter Moritz. "Immer brav mit dem Strom schwimmen und bloß nichts hitnerfragen. So seid Ihr glattrasierten Fatzken in Euren Polo-Hemden doch alle! Nur weiter so. Schließ' Dein pseudoelitäres Studium ab, sei ein artiger Konsument, verhalte Dich normal, glaub', was die Nachrichten Dir erzählen, vertrau' den Banken und Großkonzernen, lass' Dir vom politischen Establishment diktieren, was Du zu tun oder zu lassen hast und jetzt sprich mir nach: 'Ich bin frei'!"
Auf einer Leinwand auf der Leinwand erklärte gerade ein junger Kino-Mitarbeiter dem fiktiven Publikum eines fiktiven Kino-Saals, dass er ihnen vor der Vorstellung gar keine normale Soda Sola, sondern eine Soda Null verkauft hatte. Die Kino-Insassen lächelten verdutzt, weil es ihnen gar nicht aufgefallen war und die Soda Null genau so schmeckte, wie die Soda Sola. Nur, dass die Soda Null gar keinen Zucker enthielt; faszinierend. "Oh, ich bin frei, Du bist frei, wir alle sind frei," erwiderte Falkner höhnisch. "Das hier ist schließlich ein freies Land, in dem es mir frei steht, meine Soda Null hier zu nehmen," Falkner entnahm dem Getränkehalter seines Sitzes einen anderthalb Liter fassenden Plastikbecher. "Mich zu Euch 'rüber zu beugen und ganz aus Versehen meinen Becher fallen zu lassen, weil ich unglücklich gestolpert bin." Moritz brauchte es gar nicht mit eigenen Augen gesehen zu haben, um zu wissen, dass Falkner seinen Becher soeben mit einer weiten Ausholbewegung in Richtung der Frau, die hinter ihnen saß, geschleudert hatte. Ein Aufschrei, erst der Überraschung, darauf des Ekels bestärkten ihn in seiner Vermutung. Als Moritz direkt darauf vernahm, wie zwei Personen hinter ihm, eine davon unter lautem Gezeter, den Saal verließen, warf Falkner ihnen noch nach:"Sorry, unglücklich gestolpert, aber keine Angst, geht sicher wieder ganz leicht aus den Klamotten raus, Mäuschen. Ist schließlich gar kein Zucker d'rin. Dafür der volle Geschmack der Freiheit, genieß' ihn, Püppi!" Moritz reagierte einfach gar nicht. Er war immer noch realtiv neu in der Gruppe und wollte es sich mit den anderen nicht durch ein übereiltes Zurechtweisen Falkners verderben. Dafür rollte Jesko mit den Augen, als Falkner wieder Platz genommen hatte.
Auf der Leinwand lief der erste Trailer an. Er begann mit dem Einblenden eines Zitats:"Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen." - George Orwell. Moritz hörte Falkner kichern.
276 Tage. Seit 276 Tagen hatte Melanie nicht mehr die Sonne gesehen. Ihre Kammer war dunkel, es gab keine Fenster. Die Tür öffnete sich und ihr Entführer betrat den Raum. %uFFFDMelanie, meine Kleine.%uFFFD, raunte er und kam näher. Mittlerweile war Melanie so abgestumpft, dass sie sich nicht mal mehr ekelte. %uFFFDSei ein gutes Mädchen.%uFFFD, flüsterte der Mann und Melanie legte sich auf den Boden. Er lächelte, als sie ihn ansah. 276 Tage. Während der Mann ihr eine %uFFFDUnterrichtsstunde%uFFFD gab, wie er es nannte, lag sie regungslos unter ihm und dachte an den Sommer. An Schmetterlinge, Blumen, den Frühling, ihre Freundinnen und das Freibad. Das Freibad war ihre letzte Erinnerung an Draußen. Sie hatte sich beobachtet gefühlt an diesem Tag. Ein Schlag traf sie im Gesicht - %uFFFDSei glücklich, du undankbares Stück!%uFFFD, schnaufte der Mann und schrie: %uFFFDIch tu das hier alles nur für dich! Melanie, meine Kleine..%uFFFD. Dann verließ er den Raum. Melanie lief eine Träne die Wange herunter. An die Art und Weise wie der Mann sie behandelte, hatte sie sich inzwischen gewöhnt. Viel schlimmer war es, eingesperrt zu sein. Sie hatte schon lange kein Buch mehr gelesen oder Fernsehen geguckt. Hier drinnen konnte sie nur die Wand anstarren.
Sie hörte durch ihre Tür die Haustür ins Schloss fallen. Heute hatte der Mann vergessen ihr Tür zu verriegeln. 276 Tage.
16-Jährige Melanie Bernhardt wieder aufgetaucht! Polizei nimmt 53-Jährigen fest!Die seit 276 Tagen vermisste Schülerin Melanie Bernhardt ist vergangene Nacht aus den Fängen ihres Entführers entkommen können. Der Mann wurde umgehend von der Polizei festgenommen und noch diese Woche angeklagt.
Der Richter verkündete sein Urteil. Melanie drehte sich zu ihrer Mutter und umarmte sie. 17 Jahre für diesen Verbrecher. Sie war inzwischen in psychologischer Behandlung und auf dem Weg zurück in ein normales Leben, mit all den Freiheiten, die sie vorher hatte. Sonne war die beste Therapie, fand sie. Was blieb waren die Albträume. Auch Jahre später noch schreckte sie nachts schweißgebadet auf. Doch neben ihr lag immer nur ihr Freund und späterer Ehemann. Durch seine unermüdliche Geduld und Gutherzigkeit, war es Melanie langsam wieder gelungen, stärkere sozialen Bindungen einzugehen.
Doch ein normales Leben konnte sie nie führen, dafür hatte ihr Entführer ihr zu viel genommen. Noch heute hatte sie Angst für Fahrstühlen, öffentlichen Verkehrsmitteln und der Dunkelheit. Es mögen zwar %uFFFDnur%uFFFD 276 Tage gewesen sein, in denen Melanie auf dem Papier die Freiheit genommen wurde, doch eigentlich wurde sie ihr von ihrem Entführer lebenslänglich genommen. Manchmal fragte sie sich, ob der Mann absichtlich die Tür nicht verriegelt hatte, wohlwissend dass Melanies Psyche ein Leben lang darunter leiden würde. Er hatte ihr ihre Freiheit genommen, ohne sie eingesperrt zu lassen
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Die letzten Wochen hatte sie wieder mehr Albträume. In wenigen Tagen wollte sie ihren 35. Geburtstag feiern. Auch heute wachte sie morgens frühzeitig auf, während ihr Mann noch schlief. Daher beschloss Melanie, ihn mit frischen Brötchen vom Bäcker zu überraschen. Sie fuhr Fahrrad und der frische Wind wehte ihr den lieblichen Duft von Blumen in die Nase. Ein Schmetterling flog an ihr vorbei, es war der erste Schmetterling diesen Frühling. Melanie stellte ihr Fahrrad ab und ging in die Bäckerei. Die Schlange war lang, sie musste kurz warten, ehe sie bestellen konnte.
Plötzlich hörte sie neben sich eine Stimme: %uFFFDHallo Melanie, meine Kleine.%uFFFD Sie erschrak und drehte sich um, doch neben ihr stand nur ein alter Mann. Er lächelte, als sie ihn ansah.
Runde: Finale. Liebe
Zuerst begutachtete er das Terrarium, das er in der Mitte seines Labors aufgebaut hatte. Er kontrollierte die Licht- und Sauerstoffzufuhr, fühlte den Boden nach etwaigen Unebenheiten ab und ging die Geräte durch, die seinen Versuchsobjekten in den kommenden Wochen die Zeit vertreiben sollten. Als er zufrieden mit seinem Werk war, prüfte er die Kameras und sein Forschungslogbuch, damit seine Ergebnisse festgehalten werden konnten. Erst dann begab er sich zu dem großen Paket, das ihm am Morgen geliefert worden war, und schnitt geduldig die Verpackung ab. Zwei getrennte, abgedunkelte Behälter, genug Nahrung, keine Schäden. Er beobachtete kurz die beiden Lebewesen, wobei er streng darauf achtete, nicht beide Behälter gleichzeitig zu öffnen, und lächelte zufrieden. Anscheinend waren beide Delinquenten quicklebendig und gesund.
Schnell zog er sich Handschuhe über und setzte das kleinere Tier aus seinem dunklen Transportkasten in sein neues Heim. Obwohl er das sehr vorsichtig und langsam tat, rollte sich das grazile Wesen zusammen und bewegte sich nicht. Es ist sehr empfindlich, dachte er bei sich. Einige Zeit blieb das kleine Tier auf dem Boden des Terrariums liegen, ehe es sich vorsichtig bewegte und begann, sich zu entfalten. Nun scheint es sich umzugucken, bemerkte er erheitert. Angespannt erkundete der Kleine sein Zuhause, schritt den Boden ab, drückte sich in die Ecken und schlich um jedes Artefakt lange herum, ehe es sich ihnen nährte.
Eine Woche lang beobachtete er das Tierchen, ohne in sein Leben einzugreifen. Tatsächlich schien der Horizont des Kleinen auch nur bis zu der Glaswand des Terrariums zu gehen, denn es zeigte keinerlei Reaktion auf etwas außerhalb dieses Bereiches. So hatte er bereits Lärm, Lichteffekte und mechanische Impulse getestet, erfolglos. Nur wenn er den noch geschlossenen Behälter des zweiten Exemplars näher brachte, reagierte es scheinbar desorientiert, lief unbestimmt umher oder bewegte Gliedmaßen unwillkürlich in alle Richtungen, von seinem Mitwesen gingen keine derartigen Reaktionen aus.
Schließlich begann er mit den Tests. Um den Effekt beobachten zu können, trug er erst schwach wirksame Salben auf das Tier auf, steigerte schließlich die Dosis, mischte Medikamente in das Essen oder in die Luft. Schlussendlich fing er das immer schwächer und lethargischer werdende Wesen, um ihm mit einer Injektion die höchstmögliche Dosis zu verabreichen. Wie er es erwartet hatte, beeinträchtigte die kleine Kur die Vitalsysteme seines Versuchsobjektes in keinster Weise, dennoch zog es sich komplett zurück, verweigerte zunehmend Nahrung und Bewegung und reagierte auf keinerlei Reize mehr, auch nicht auf direkte Berührung oder sogar Verletzungen.
Nun wurde es Zeit für den zweiten Teil seiner Versuchsreihe. Vorsichtig entnahm er das zweite, größere Individuum seinem Behälter und trug es in Richtung des Terrariums. Dieses Mal reagierte das erste, kleinere Tier zwar nicht auf die reine räumliche Nähe seines Partners, als er das zweite Tier aber neben ihm aussetzte, veränderte sich sein Verhalten. Seine Schwermut schien von ihm abzufallen und es begann, mit der üblichen misstrauischen Zärtlichkeit sein Gegenüber zu mustern. Auch das zweite Tier näherte sich langsam, Stück für Stück ließen sie mehr Nähe zu, bis sie sich berührten und beschnupperten, aneinander schmiegten wie zwei alte Freunde, die sich lange nicht gesehen hatten.
Ungeduldig geworden schaute er diesem Spiel zu und wartete auf das dieser Tierart eigene Paarungsverhalten. Bald schon begannen die Tiere sich ineinander zu verbeißen und ihre Zähne vorsichtig in die Venen des anderen zu schieben, kleine Saugrüssel aus ihrem Körper in den Körper des anderen zu drücken und ihren Blutkreislauf anzuzapfen. Die Verbindung von zwei Organismen zu einem einzigen, ein Wunder der Natur. Nun würde sich zeigen, ob seine Theorie richtig war. Das Gift, das er dem ersten Tierchen über Tage verabreicht hatte, floss noch in seinem Blut, überschwemmte nun auch den Körper des größeren Tieres. Die folgenden Tage konnte er fasziniert dabei zuschauen, wie beide Tierchen, immer noch fest in sich geklammert, von innen verrotteten und starben.
Alles wie erwartet, notierte er zufrieden in seinen Bericht.
"No matter, how hot she is. Somewhere, someone is tired of her shit."
Ich weiß nicht, woher ich dieses Zitat hatte und ich weiß auch nicht, was mich veranlasst hatte, es in meinem Gedächtnis zu behalten, aber es schwirrte den ganzen Tag schon durch meinen Kopf. Ich war aufgeregt. Seltsam. Ich und aufgeregt. Ich kannte dieses Gefühl gar nicht mehr. Doch Helen hatte es vollbracht. Ich freute mich wie ein kleiner Teenager auf das Essen. DAS Essen. Ich hatte schon die ganze Woche daran gedacht. Meine Wohnung hatte ich sauber gemacht, meine Küche war vollgepackt mit Leckereien. Ich wollte gerade das Hackfleisch aus dem Kühlschrank holen, da kreuzte mein Blick den Messerblock.
Ist es seltsam, wenn man mit einem Messer tiefgehende Momente teilt?
Egal, das sollte heute nicht das Thema sein. Ich griff also ein anderes Messer aus dem Block und begann Zwiebeln zu schneiden. Doch man kann Gedanken nicht kontrollieren.
Kurze Erinnerungsflecken. Schritte. Bäume. Ein Sturz. Das Messer.
Ich zwang mich, die Sauce ordentlich zuzubereiten. Frauen haben mir eigentlich nie etwas bedeutet. Ich war eigentlich nie der typische Außenseiter, aber beliebt war ich auch nicht. Ich denke, dass die Mitmenschen und ich schnell diesen stillen Vertrag geschlossen hatten, dass wir uns nicht mögen. Ich hatte dafür ausgefallene Hobbies. Ich schnitzte gerne. Ich angelte gerne. Wobei, angeln nicht direkt. Ich mochte es, wenn man den noch lebenden Fischen mit einem Schnitt die Innereien entfernen konnten.
Ich machte gerne Masken aus echter Haut.
Meine Nudeln waren fast fertig, Helen sollte eigentlich jeden Moment zur Tür reinkommen. Wieder fiel mein Blick auf den Messerblock. Ich konnte dem Verlangen nicht standhalten.
Ich nahm Dami in die Hand.
Dami ist vielleicht ein komischer Name für ein Messer, aber als 8-Jähriger konnte ich mir weder einen besseren Spitznamen ausdenken noch Damaszener-Stahl richtig aussprechen. Ich weiß noch wie heute, wie wir uns kennengelernt haben. Ich war auf einem Rummel. Es war ein regnerischer Tag und allgemein nicht viel los.
Ich wollte einen Käfer fangen.
Er flog weg, mitten in einen dieser Wagen, in denen das Zirkuspersonal wohnt. Und da lag es. Ein Hochgefühl durchströmte mich. Der Griff war aus einem Edelholz und die Klinge... man hat wohl mit 8 Jahren noch kein sexuelles Verlangen, aber ich war nie wieder in meinem späteren Leben so erregt gewesen. Helen klopfte an der Tür. Ich machte auf, zwang mich zu einem Lächeln, doch meine Gedanken waren noch immer in Rückblenden gefangen. Helen sah gut aus, sehr gut sogar.
Doch ich wusste, ich konnte mir heute keine andere Befriedigung verschaffen.
Ich fesselte sie an den Stuhl. Ich zog mein Hemd aus.
Mein mit vernarbten Stichwunden gesäumter Oberkörper kam zum Vorschein.
„Wenn du jemals liebst, musst du gleichzeitig leiden“ murmelte ich, als ich Dami in Helen versank.
Entscheidungen
Folgende Situation: Du siehst ein hübsches Mädchen auf einer Parkbank, sie ist ziemlich hübsch, genau dein Typ. Braunes Haar, große Augen, eine tolle Figur. Du entscheidest dich hinzugehen um sie um ihre Nummer oder sogar um ein Treffen zu bitten. Aber wie gehst du es an? Das ist deine Entscheidung!
Du bist ein schüchterner Typ, warst nie der Beliebteste in der Schule, eher ein Einzelgänger. Wenig Freunde, trägst eine Brille, paar Pickel zieren dein Gesicht. Wie sollst du eigentlich schon bei so einer Frau landen können? Aber du entscheidest dich trotzdem hinzugehen. „Entschuldigung..ist..ähm..ist da noch frei?“, fragst du eingeschüchtert. Sie hebt ihren Kopf und du hast das Gefühl, dass sie sich direkt ausmustert, schenkt dir einen leicht abwertenden Blick, bejaht die Frage aber dennoch, weshalb du dich hinsetzt. Deine Hände werden nass, du reibst sie leicht, schaust nervös in die herbstliche Parkfläche. „Ähm..schönes Wetter he-heute oder?“…Wieder hebt sie ihren Kopf, schaut dich wieder leicht angewidert an, bejaht die Frage und schaut wieder auf ihr Handy. Sie schreibt mit irgendwem, du schaust ihr auf das Handy, kannst aber nicht erkennen, mit wem. Du willst ihr Vertrauen gewinnen, fragst was das für ein Handy ist. „Das ist ein Smartphone!“ antwortet sie selbstsicher mit gezückter Augenbraun. „KRCHIHICHKRI“, lachst du. Sie lacht auch. Sie lacht dich aus. Sie zeigt mit dem Finger auf dich, lacht lauter. Paar Fußgänger drehen sich nach euch um, schauen dich an, dir ist das unfassbar peinlich. Du wirst wütend, deine Beine zittern. Kneifst deine Augen zu, fängst an zu schwitzen. Du bist dir unsicher was du tun sollst. Du sehnst dich auf der einen Seite nach Rache, auf der anderen Seite willst du aber auch einfach raus aus dieser Situation. Wie entscheidest du dich?
Option A: Du verprügelst die Bitch. (Springe zu Szenario A)
Option B: Du rennst weinend davon wie ein Mädchen. (Springe zu Szenario B)
Szenario A:
Deine Wut wird immer größer. Du ballst deine beiden Hände zu Fäusten, dein schwächlicher Oberarm beginnt zu zittern. Du hast dieses Gefühl noch nie erlebt, dennoch ist es so stark. Du reißt deine Augen auf, stehst auf, blickst nach unten. Dann drehst du deinen Kopf, schaust sie an, hast deinen einstudierten Vergewaltigerblick drauf, packst sie an den Armen. „WAS WILLST DU BITCH!?“..“WAAS GEHT MIT DIR..ARGHH..HILFE!“. Du hälst ihr den Mund zu, verpasst ihr eine Schelle. Es tut ihr nicht weh. Du verpasst ihr noch eine. Du nutzt die Gunst der Stunde und packst ihr einfach an die Brust. Es fühlt sich toll an. Du slappst ihre Brust, es fühlt sich toll an. Gerade wo du denkst du hättest alles erreicht wirst du bewusstlos. Du wurdest umgehauen.
Nächster Tag. Krankenhaus. Du liegst in einem Zimmer, neben dir ein anderer Typ, durchtrainiert, Glatze. Du kannst dich an gestern nicht mehr erinnern. „Na, geht es wieder?“, fragt er dich mit sanfter Stimme. „Ähm..ja..ja geht schon“. Du bist verwirrt, schaust dich um. Dein Zimmergenosse fängt an zu lachen. „haha Kleiner, muss ein harter Tag gewesen sein, was?“. „Was war denn?“ fragst du. Du weißt echt gar nichts mehr. „Naja, die Schwester meinte gestern beim durchchecken, dass du verprügelt wurdest, muss ziemlich heftig gewesen sein..Weißt du echt gar nichts mehr?“. Du verneinst die Frage, deine Erinnerung an den gestrigen Tag scheint wie weggeblasen. Du entscheidest dich wieder einschlafen zu wollen, du kannst es aber nicht richtig. Plötzlich tippt dich dein Zimmerpartner an. „Ach ja, ich bin schwul.“, sagt er trocken, „liege hier 2 Wochen, könnte mal wieder…du weißt schon.“ Du schaust ihn wie gebannt an, mit verzogenem Gesicht. Du weißt dass du hetero bist, aber der Gedanke, dass du mit 23 immer noch Jungfrau bist macht dich wahnsinnig. Vielleicht macht es ja sogar Spaß. Wie entscheidest du dich?
Option A: Du lässt deine Rosette richtig schön zerfetzen. (Szenario A1)
Option B: Du rennst weinend aus dem Krankenhaus. (Szenario A2)
Szenario A1:
Du nimmst das Angebot an, er lächelt, freut sich. Er hebt die Decke hoch, legt sich zu dir ins Bett. Du bist ziemlich schüchtern, guckst ihn an, hebst für den Bruchteil einer Sekunde deinen Mundwinkel, schaust an die Decke. Er streichelt deine Wange, „Keine Angst…es wird kaum wehtun“. Du bist erleichtert. Er streichelt dir über die Beine. Er zieht dein Krankengewand hoch. Dieses Gefühl, es ist unbeschreiblich für dich. Natürlich tut es weh, aber irgendwie…irgendwie ist es auch schön. Es waren die schönsten 3 Minuten deiner jüngeren Vergangenheit, das Bett ist blutig. Du freust dich, das erste mal seit langem so richtig, ihr schaut euch gegenseitig an, tief in die Augen. Du willst ihn küssen, da öffnet sich die Tür. Es ist die Putzfrau. „Mamamia, was haben ihr zwei gemacht, pfui pfui“ Sie haut dich mit ihrem Putzlappen „Jetzt musse ich Blut von Bett wegmachen, pfui pfui.“ Sie haut dich mit dem Putzeimer. Dein Freund ist inzwischen abgehauen, versteckt sich. Sie haut dich mit dem Besen, du kannst dich nicht bewegen, zu sehr brennt dein Arsch. Sie haut dich mit dem Putzwagen. „Pfui pfui, böser Junge, böser böser Junge. Dir wird schwarz vor Augen. Aus deinem Schädel bricht Blut aus, direkt aus einer Platzwunde. Sie packt sich Spülmittel, spritzt in die Wunde, spritzt in dein Arschloch, es tut höllisch weh. „Pfui pfui“, sie haut stärker drauf. Nach wenigen Minuten bist du tot.
Szenario A2:
Du schubst ihn weg, atmest schnappartig ein, wieder aus. Stehst schlagartig auf und verlässt den Raum. Du rennst so schnell du kannst raus, ein paar Schwestern rufen dir noch hinterher, du darfst das Krankenhaus eigentlich nicht verlassen. Du machst es trotzdem, zu angewidert bist du von der ganzen Situation. Du stehst vorm Aufzug, drückst auf dem Knopf, immer und immer wieder. Schaust dich immer wieder nach hinten um, zu groß die Angst er könnte dich verfolgen. Dann öffnet sich endlich die Aufzugstür, du schubst einen gerade herausfahrenden Rollstuhlfahrer weg, er liegt auf dem Boden wie eine Schildkröte, dir ist das egal. Wieder drückst du wie verrückt auf die Knöpfe, du armest lauter, deine Beine werden schwach. Du hältst dich an der Eisenstange fest, dann öffnet sich wieder die Tür. Du rennst raus, du denkst gar nicht mehr nach, hast einen Tunnelblick. Raus aus der Tür, in die Freiheit. Du betrittst die Straße, immer noch mit Tunnelblick, guckst nicht nach links, rechts und dann wieder nach links wie deine Mama es dir beigebracht hat. Du stehst da einfach…und wirst überfahren. Von einem Krankenwagen. Und bist tot.
Szenario B:
Du hältst dir die Hände vor die Augen, beginnst zu weinen. Schaust sie an und schüttelst mit dem Kopf. Sie lacht wiederum lauter, es ist nicht zum aushalten. Du rennst davon, die Hände vor den Augen, wie ein aufgescheuchtes Hühnchen. Irgendwann, nach ca. 2 Minuten laufen, fühlst du dich sicher. Beginnst wieder langsam zu laufen, weinst immer noch leicht und setzt dich auf eine Bank. „Heey, alles in Ordnung bei dir?“ spricht dich ein Mädchen an, ca. gleiches Alter wie du. „Ja…danke, geht schon“. Du lächelst die an, versuchst die Tränen zu unterdrücken. „Ach, tu nicht so, dir geht es nicht gut. Weißt du was, komm mal mit, red dich aus“. Sie reicht dir die Hand. Du bist sprachlos, greifst aber dann doch entschlossen danach. Du gehst mit ihr mit, ihr redet viel. Du erzählst ihr von der Situation, sie scheint dich zu verstehen. Du hast im Bauch das Gefühl von Liebe. Es ist inzwischen schon dunkel, ihr küsst euch. Ihr steht an einem Baum, du hältst sie fest, ihr küsst euch immer stärker. „Mach mal die Augen zu, ich hab ne Überraschung“. Sie lächelt, schließt ihre Augen und wartet. Sie vertraut dir richtig, das Gefühl ist dir völlig fremd. Der letzte der dir so vertraut hat war XBambo281 von deiner WOW-Gilde und den hast du enttäuscht und ihn an die Orks verraten. Du holst dein Taschenmesser raus. Wie entscheidest du dich?
Option A: Du stichst die Hure ab. (Szenario B1)
Option B: Du ritzt eure Namen in den Baum e(Szenario B2)
Szenario B1:
Du packst dir dein Taschenmesser aus der Tasche, rammst es in ihre Brust. „AUA“, schreit sie. Es ist nicht wirklich scharf, die Spitze ist klein. Aber die Parkanlage ist inzwischen verlassen. Niemand hört sie. Du stichst weiter auf sie ein. Immer härter. Immer tiefer. Sie wird schwach, schaut dich mit zugekniffenen Augen an und fragt „Warum?“, du weiß es nicht. Aber du fühlst dich befriedigt. Das…DAS muss Liebe sein. Einige Zeit vergeht, aus dir ist ein anderer Mensch geworden. Die Brille brauchst du nicht mehr, die Pickel sind weg. Du bist ein Weiberheld geworden... und hast ein neues Hobby.
Szenario B2:
Du packst dir dein Taschenmesser aus der Tasche. „Das wird jetzt weh tun“, flüsterst du. Sie reißt die Augen auf, schaut dich erschrocken an. „Ich habe mit dem Baum gesprochen, keine Angst“..“KRCHHIHICH“, lacht sie. Du lachst mit. Du ritzt ein Herz in den Baum. „Karin + Bernhard“, das schreibst du in dieses Herz. Du nimmst sie in den Arm, eure Köpfe berühren sich. Nach paar Minuten geht ihr nach Hause, getrennt. Aber ihr trefft euch noch häufiger. Später wirst du sie heiraten, ihr werdet 6 Kinder zeugen und ihr werdet gemeinsam alt. DAS ist Liebe.