01. Alles Neu
02. Schwarz Zu Blau
03. Haus Am See
04. Kopf Verloren
05. Das Zweite Gesicht
06. Der Letzte Tag
07. Ich Steine, Du Steine
08. Lok Auf 2 Beinen
09. Stadtaffe
10. Fieber
11. Schüttel Deinen Speck
12. Zucker feat. Vanessa Mason
Pierre Baigorry alias Peter Fox. Der sympathische Seeed-Frontmann mit der charakteristischen Stimme veröffentlicht mit "Stadtaffe" ein Album, das im Stil und der Stimmung teils sehr stark von der Musik abweicht, die er bisher mit der elf Mann starken Berliner Kombo gemacht hat.
Der zwölf Tracks starke Longplayer eröffnet mit der ersten Single des Albums, "Alles Neu", einem Song, bei dem ich nicht weiß, was ich davon halten soll. Nun gut, gehen wir ins Detail. Das erste, was mir an Fox' Musik auffällt, ist die extreme Streicherlastigkeit der Beats, die keine Rap / Hip Hop Beats sind, sondern ausgewachsene Orchesterinstrumentale, eingespielt vom Filmorchester Babelsberg (das unter anderem bereits an Werken wie Rammsteins "Reise, Reise" oder Subway to Sallys "Nord Nord Ost" mitwirkten.). Wow. Das erklärt auch, warum ich hie und da in der teils sehr opulent wirkenden Klangkulisse bekannte Scores auszumachen glaube, so zum Beispiel bei "Alles Neu" die Signaturmelodie von "Der weiße Hai". Das Filmorchester leistet gute Arbeit, es baut sich eine stimmige Atmosphäre auf, die jedoch erst im Wechselspiel mit Fox' Sprechgesang komplettiert wird.
Stimmungsmäßig gesehen facettiert das Album zwischen relaxt entspannt ("Haus am See") über bedrohlich psychotisch ( "Das zweite Gesicht" ) bis hin zu melancholisch heimatverbunden ("Schwarz zu Blau").
"Guten Morgen Berlin, du kannst so hässlich sein, dreckig und grau/
Du kannst so schön schrecklich sein, deine Nächte fressen mich auf/
Es wird für mich wohl das Beste sein, ich geh nach Hause, schlaf mich aus/
und während ich durch die Straßen lauf, wird langsam Schwarz zu Blau/"
("Schwarz zu Blau")
"Stadtaffe" ist kein Album, das man kauft, und das einem dann automatisch schon beim ersten Hören gefällt. Dazu ist es zu eigenwillig, zu gewöhnungsbedürftig im positiven Sinn. Wenn man es genau betrachtet ist es kein "echtes" Rapalbum, denn es erfüllt so einige Standards nicht: Es gibt keine Bangertracks, keine Representertracks (sieht man von "Stadtaffe" ab, welches aber aufgrund der Ironie kein konventioneller Representertrack ist, sondern eher eine Hymne an den modernen Asphaltdschungelbewohner), keinen Battle, der Bezug zum "echten" Rap ist nur durch Peters sehr lässigen Sprechgesang herzustellen. Dafür findet sich auf der Platte ein Maß an Musikalität, wonach sich so mancher Rapper die Finger lecken würde. Die Instrumentale des Albums sind gelungen, bis auf Ausreißer in den Drumsets zu "Das zweite Gesicht" oder "Ich Steine, Du Steine", welche durch eine extrem nervige Clap oder Snare durchbrochen werden, sehr unangenehm.
"Du greifst nach meiner Hand/
Wir sinken in den Sand/
Ich halt dich fest, so gut ich kann/
Doch wir kommen nicht voran"
("Ich Steine, Du Steine")
Die Themen, derer sich der sympathische Berliner auf seinem Album annimmt, erstrecken sich von Abriss und Neuaufbau ("Alles Neu") über extrem überzeichnete Betrachtungsweisen zu spießbürgerlicher Idylle ("Haus am See") oder der Partygesellschaft ("Der letzte Tag") oder gar melancholischer Liebe ("Ich Steine, Du Steine"). Enttäuschend für mich ist jedoch, dass er sich für die Textarbeit einen Ko-Schreiber ins Boot holen musste. Die Reimtechnik ist durchgehend solide, der Flow ist teils gewöhnungsbedürftig, der Stimmeinsatz wirkt wie gewohnt. Was auffällt: Das ab und an sehr krasse Langziehen der Silben. Gut, kann man als Stilmittel durchgehen lassen, aber mich persönlich stört es an manchen Stellen. Es gibt nur ein einziges Feature, die fantastische aber leider recht unbekannte Sängerin Vanessa Mason, die den abschließenden Song des Albums wahrlich "verzuckert".
"Sie macht'n Kussmund, ich schmeiß für sie 'n Bus um/
steh in der Sonne und trommel auf der Brust rum/
rotes Fell, dicker Kopf, seh aus wie'n junger Gott/
Mütter schließen ab, Stuten fliehen im Galopp/"
("Stadtaffe")
"Stadtaffe" ist ein Album, dem man eine Chance geben muss, denn es ist definitiv kein easy listening. Fox' Stil ist dafür zu eigenwillig, zu kantig, zu originell. Aber genau das macht den Charme dieses Albums aus. Es braucht Zeit, um sich voll zu entfalten, denn es ist kein purer Rap, vielleicht noch nicht einmal Hip Hop. Aber das braucht es nicht sein, denn es ist einfach gutes Musikhandwerk. Nur eins verstehe ich nicht so recht, warum wurde gerade "Alles Neu" zuerst, oder gar überhaupt als Single veröffentlicht? Meiner Meinung nach der schwächste Song der Platte, die Highlights sehe ich bei "Schwarz zu Blau", "Kopf Verloren", "Das Zweite Gesicht", "Ich Steine, Du Steine" und "Zucker". Abschließend bleibt zu sagen, dass Peter Fox ein gutes, aber eigenes Debütalbum herausbringt, das zwar erst nach mehrmaligem Hören zündet, dafür dann aber umso krasser.
Myspace von Peter Fox:
http://www.myspace.com/peterfoxxx
(Heretic)
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