Taichi - Therapie
01. Komm mit mir
02. Momente
03. Minirock
04. Ich bin nicht Du feat. Bahar
05. Endgültig
06. Nichts bleibt
07. Wo seid Ihr
08. Ein Tag
09. Bruder feat. Mok
10. Therapie Prelude
11. Therapie
12. Rapper sein
13. Hinter der Maske
14. Grüß die Jungs feat. D-Bo
15. Die Welt ist verrückt
16. Zwangsjacke feat. Jaime
17. Wie Ihr
18. Achtung feat. Kobra
19. Teufelskreis
20. Nein
21. Danke
Mit "Therapie" bringt der Berliner Künstler Taichi nach "Außenseiter" sein fünftes Studioalbum auf den Deutschrapmarkt. Ob uns auf seinem neuesten Werk eine eintönige Therapiestunde oder eine abwechslungsreiche, musikalische Großtat erwartet, wird sich nach genauerem Hinhören erschließen. Also: Ab auf die buchstäbliche Therapeutencouch!
Die Tracklist wartet mit stattlichen 21 Tracks auf. Featureunterstützung leisten hierbei auch keine unbekannten Artists: Bahar, Mok, D-Bo und Kobra wirken maßgeblich mit, lediglich Jaime ist für mich ein unbeschriebenes Blatt. Was die Beats betrifft, war der ebenfalls aus Berlin stammende Yanek federführend - es erwartet uns somit vermutlich ein aufeinander abgestimmter Klangteppich.
"Herzlich willkommen zu dem ersten der Songs/
Therapie, Therapie, weils vom Herzen her kommt/
Das sind ehrliche Songs, ich zeig euch was ich seh/
Therapie für mich selbst, für euch und das Game/"
Das Intro "Komm mit mir" beginnt mit breiten Synthies und dem obrigen Textauszug. Raptechnisch betrachtet ist die Darbietung solide sowie durchgängig stimmig, der Beat wirkt aber nach kurzer Zeit etwas disharmonisch und gerade im Hook störend. Textlich bleibt wenig hängen, aber das wird sich hoffentlich im weiteren Hörverlauf ändern.
"Die Jahre von damals sind heute Momente/
Bevor sie beginnen sind Momente zuende/"
Nach flüchtiger Betrachtung des vorangestellten Textauszuges kann man erahnen, dass Track zwei den Namen "Momente" trägt. Hier wirkt der Beat deutlich harmonischer. Textlich thematisiert Taichi die Vergänglichkeit unseres Daseins und wie schnell Momente verfliegen - aber auch, wieviel genau diese für den Einzelnen bedeuten können und wie man sich an kleinste Situationen für eine gefühlte Ewigkeit zurückerinnern kann. Der Einstieg ist gelungen, ich mache es mir auf der Therapiecouch bequem.
Im weiteren Hörverlauf erwartet den Konsumenten die oft beschriebene "bunte Mischung". Die nachdenkliche und selbstreflexive Grundfärbung, die man aufgrund des Albumstitels erwartet, wird dem Hörer auch geboten. Teilweise wird dieser Kanon unterbrochen durch Tracks wie "Minirock", einer Art ironischer Gegendarstellung zum Klischeedenken über Paris-Hilton-Verschnitte und "Bruder" mit Mok. Hier wird sozusagen die Story der erfolgreichen Fernsehserie "Prisonbreak" vertont, jeder der beiden Künstler übernimmt jeweils die Rolle der zwei dort beteiligten Hauptakteure.
"... halt mich fest an mir selbst/
Und spür: Die Stärke reicht auch für den Rest dieser Welt/
Ich will sie teilen, und wünsch mir, dass sie jeder kriegt/
Diese Songs sind nicht nur Songs, das ist Therapie!/"
Der Titeltrack des Albums "Therapie" ist strukturiert in drei Parts. Part eins und drei representieren hierbei Taichi. Part zwei ist vermutlich aus der Sicht eines Hörers geschrieben, der durch die Musik des Künstlers neue Kraft schöpft. Wir haben es also mit einem Dialog zu tun, der sehr ehrliche Züge hat. Leider wird die gesungene Hook dem textlichen Niveau des Tracks nicht gerecht und ist als Wehrmutstropfen zu bezeichnen.
Der zweite Teil des Albums präsentiert sich dem Hörer wie der erste auch, wobei hier mit mehr battleartigen Tracks aufgewartet wird. Speziell zu nennen wäre hier "Achtung" featuring Kobra, zu welchem auch ein Video gedreht wurde. Für mich ist dieser Track als "Schuss in den Ofen" zu bezeichnen, die durchwegs trivialen Vergleiche von Taichi und Kobra sind es nicht wert, sie auch nur ansatzweise zu zitieren. Sozusagen eine Art Schwächeanfall auf dem Weg zu Track 21, nur noch "Zwangsjacke" mit Jamie fällt noch negativer auf. Es wird die Story eines grotesken Absturzes geschildert, doch so grotesk wie die Story, so ist auch Taichis Flow durch seine, vermutlich aus konzeptionellen Gründen derart ausgestalteten Betonungen, mehr als störend.
"Ich will dir sagen ich bin da für dich - da für dich/
Ich will dir zeigen, was du warst für mich - warst für mich/
Ich mach mich stark für dich, sags für dich - sags für dich/
Danke, doch dank mir nicht, dafür nicht - dafür nicht/"
"Danke" ist, wie der Titel unschwer vermuten lässt, eine Danksagung an einen alten Freund. Taichi spricht über alte Zeiten, über Kindheitserinnerungen und die gemeinsam erlebte Zeit. Er sichert zu, dass auch wenn er wenig Zeit hat, er trotzdem immer für die beschriebene Person da ist und sich mit der Zeit nichts am Verhältnis der beiden geändert hat. Ein ehrlicher Song untermalt von einem stimmigen Beat, der diesen Track zu nicht unerheblichen Stücken trägt.
Fazit:
"Therapie" ist ein Album mit vielen Facetten. Ein gutes Album sollte genau diese Anforderungen erfüllen, nur: Jede Facette muss ihre Position zu gleichen Teilen behaupten. Dies ist aus meiner Sicht beim vorgelegten Produkt nicht der Fall. Die ehrlichen und auf den Albumtitel bezogenen Themen sind deutlich besser ausgearbeitet und hinterlassen einen mehr oder weniger bleibenden Eindruck. Das Klanggerüst ist, bis auf wenige Ausfälle, durchwegs als gut zu bezeichnen. Die vorweg beschriebenen trivialen Vergleiche sind hier der größte Dorn im Auge bzw. Ohr und ziehen den Gesamteindruck doch ein wenig herab. Taichi beweißt, dass er keinerlei Probleme hat, themenbezogene Tracks zu machen die Gefühle transportieren. Was Battle- und Representertracks betrifft, gibt es jedoch aus meiner Sicht Defizite. Alles in allem ein Album, das Personen zu empfehlen ist, die gerne auch mal genauer hinhören - "Therapie" eben.
Media:
(Akfone)
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