So, da sind wir wieder mit Dienstag, Tag 7 meines Korea-Aufenthalts.
Leider kann ich euch über diesen Tag gar nicht sooo viel berichten, denn es war ein Tag mit Programm, das wenig Gelegenheit für Fotos gab.
Eigentlich war ich ziemlich gut gelaunt, schon seit dem Vorabend, denn Erin und ich hatten große Pläne aufgestellt, um Abends shoppen zu gehen.
Bis auf das eine Mal am letzten Wochenende waren wir ja noch nie in Seoul, und man kann wirklich nicht sagen, dass wir letztes Mal viel zu sehen bekommen haben, wie ihr euch vielleicht erinnert. 
Diesmal wollten wir nur zu zweit losziehen und jeden Versuch anderer Personen, sich uns anzuschließen, konsequent abblocken, denn solange wir nur zwei verantwortungsvolle Personen sind, die wissen, was sie wollen, geht%uFFFDs schnell und zügig voran.
Daher bin ich ziemlich gut gelaunt aufgewacht und dachte mir: %uFFFDBring den Tag einfach hinter dich.%uFFFD
Morgens hab ich dann Ulyana auf dem Flur getroffen, die total krank war. Konnte nicht mal mehr sprechen, totaler Stimmausfall. Und sie meinte, das hätt schon ein paar Tage vorher angefangen. Ich hatte richtig Schiss, dass hier jetzt was im Umlauf ist, denn auch einige andere kränkelten hier ein bisschen, und ich hab kaum Medikamente mitgenommen, außer das notwendigste wie Aspirin und Anti-Durchfallmittel, aber nix für sämtliche Virusgrippeerreger des asiatischen Kontinents. *g*
Und am Sonntag Abend hatte ich einen ziemlich geschwollenen linken Lymphknoten unterm Ohr (seltsamerweise nur links) und hatte schon Schiss, dass ich richtig krank werde, aber das hatte sich gerade Dienstag morgen wieder erledigt.
Naja, aber zum Glück geht%uFFFDs Ulyana mittlerweile besser, und ich hab auch nix mehr davon gemerkt, dass ich irgendwie krank werde.
Naja, Unterricht war dann wie immer halt. Viel kann man da nicht drüber erzählen. Aber wie ich schon erwähnt habe, haben wir den coolsten Teacher überhaupt. Jeder, sogar die Leute in den höheren Kursen beneiden uns um den. Denn er ist total nett und ganz vorsichtig und außerdem sehr witzig.
Hier mal ein Bild von dem von uns allen verehrten Sonsaengnim:
Kürzlich hat er uns erzählt, wie er seine Frau kennengelernt hat. Da ist selbst in mir die alte Romantik-Sau rausgekommen. Er hat sich an der Uni eingeschrieben, und direkt am Anfang eine total hübsche und schlaue Frau kennengelernt, sich total verliebt, und sie geheiratet. Und hat heute zwei Kinder mit der, einen 10-jährigen Sohn und ne 4-jährige Tochter.
Kaum zu glauben, dass der bald 40 wird, ich find, der sieht gar nicht so aus.
Generell sehen alle Koreaner tierisch jung aus (hab ich schon im Club gemerkt, als würd man mit 15-jährigen rumhängen, wenn die in den 20ern sind :D). Irgendwie scheinen die vor nem bestimmten Alter gar nicht äußerlich zu altern. Beneidenswert.
Jedenfalls hängt Ruslana seitdem immer in den Pausen in der Nähe unseres Klassenraums rum, weil sie den Sonsaengnim so sweet findet, und alle beobachten den heimlich. Der arme Mann.
Hier mal ein Bild von unserer Koreanisch-Klasse (Martina is nich mit drauf, die sitzt neben mir, und Erin auch nicht, denn die sitzt auf der anderen Seite von mir. :D) Links sitzt Lillia (aus Ungarn), dann kommt Jesus Manuel (aus Mexiko, der Typ mit den geringsten Koreanischkenntnissen und der besten Selbstvorstellung überhaupt beim ersten Treffen :D), dann kommt (die echte :D) Mouniya (aus Marokko) und ganz rechts dann Nouf (aus Jordanien).
Und hier ein Bild von mir, das meine gute Laune an diesem Morgen zeigt.
(Sagt was über mein Grinsen, und ihr seid tot. :D)
In der Shigdang war heute absoluter Highlight-Tag: Es gab Wassermelone zum Nachtisch!!!
Ich sag euch, ich hab noch nie so ne unglaublich leckere Wassermelone gegessen. Sie war in kleine Würfelchen geschnitten und mit Eiswürfeln in großen Bowleschüsseln bei den Wasserspendern aufgestellt. Da waren, als wir zum Essen reinkamen, schon so viele Studenten dran, dass wir uns schon vor dem Essen bedient haben, weil später wohl nix mehr da gewesen wäre. Und die hat so unfassbar gut geschmeckt. Ich hab mich echt gefragt, ob das bei koreanischen Wassermelonen immer so ist. Oder ob die in das Wasser noch irgendein Aroma gemischt haben, aber es hat eigentlich nicht künstlich geschmeckt.
Die wahrscheinlichste Erklärung ist allerdings, dass ich in den letzten Tagen so unglaublich wenig Zucker gegessen habe, dass mir jedes bisschen Süße wie ne Geschmacksexplosion vorkommt.
Jedenfalls hab ich nach%uFFFDm Essen dann noch die Schüsseln ausgekratzt, auch wenn alle Koreaner komisch geguckt haben, dass ich da die Reste rausfische. Aber es war einfach zu genial, um es nicht zu tun.
Generell hab ich noch nie so zuckerlos gelebt wie hier (und mein Körper merkt das, denn ich fühl mich häufig unterzuckert, auch wenn ich gegessen habe). Ich mein, wir bekommen nicht mal was zu trinken mit Geschmack zum Essen, wir können uns lediglich kostenlos kaltes oder heißes Trinkwasser (ohne Kohlensäure) an den Wasserspendern holen, die in der Shigdang stehen (die Dinger stehen übrigens auch überall im Wohnheim und häufig auch in Kaufhäusern, sehr praktisch, aber schmeckt halt nach nix und geht nach%uFFFDn paar Tagen auffe Eier). Und der Maejom (Kiosk) hier auf%uFFFDm Campus hat schon mal keine Fanta oder Cola, sondern nur so grünen Tee Scheiß (ihr erinnert euch an das Bild, das ich gepostet habe, mit der grünen Flasche?) und der ist konsequent ungezuckert, und ist ein Inbegriff des Grauens. Was seltsam ist, weil ich sonst auch grünen Tee ohne Zucker trinke, z.B. zu japanischem Essen, aber das Zeug ist so unfassbar bitter, dass ich zuerst dachte, ich hätte irgendein trinkbares Pflanzenextrakt gekauft, wirklich ekelhaft.
Mittlerweile haben wir zum Glück einen Mini-Supermarkt in der Straße außerhalb der Academy ausfindig gemacht, der auch Snacks verkauft, wie Chips und Kekse. Das meiste ist zwar koreanischer Kram, und vieles davon ist seltsam, aber mittlerweile hab ich einiges mal durchprobiert und weiß, was gut ist. Die Zwiebelringe z.B. sind super (schmecken so wie in Deutschland, aber sind dafür viel größer :D), oder Ppaeppaero (das ist so was wie Mikado, also kleine Sticks mit Schokolade drum, und die schmecken auch fast genauso).
Das ist hier zwar nicht so teuer, aber ich hab nicht vor, mir ständig Süßkram zu kaufen, darum leb ich hier dennoch ziemlich asketisch, und esse fast jeden Tag nur Reis mit irgendnem mittelmäßigen Kantinenzeug, das es dazu gibt. Es gibt nur super selten mal Fleisch in der Shigdang. Zwar ess ich auch zu Hause nicht jeden Tag Fleisch, aber SO wenig Fleisch ist dann doch ne Zumutung. Eigentlich müsste ich gut%uFFFDn Paar Kilo abnehmen, bis ich zurück in Deutschland bin.
Na gut, back to topic, lirum larum, nach%uFFFDm Essen gab%uFFFDs leider wieder ne Special Lecture.
Das heißt, anderthalb Stunden pennen mit offenen Augen und möglichst interessiert aussehen, und das alles ohne dass der Kopf auf die Tischplatte kracht.
Wenn die uns die Handouts wenigstens auf Englisch geben würden (der erste Typ, der über IT gesprochen hat, ihr erinnert euch vielleicht, der hat%uFFFDs getan). Oder wenn sie uns die koreanischen Handouts nen Tag vorher geben würden, damit wir Vokabeln vorbereiten können.
Aber nein%uFFFD du sitzt da und bist total überfordert mit dem Scheiß.
Naja, immerhin gab%uFFFDs ein Wiedersehen mit Ranga Yogeshwar, denn der hat die Lecture über Süd- und Nordkorea gehalten.
Anfangs hatte ich sogar den Eindruck zu kapiere, worum es ging, aber als er dann anfing, Fragen zu beantworten, und LingLing eine Frage stellte, die ich nicht einmal im Kern erfasst habe (außer dass es um China ging), redete der. Und redete. Und REDETE.
Generell hatte ich den Eindruck, dass der sich gern selbst reden hört. Der hörte einfach nicht mehr auf. Wir hatten schon ne halbe Stunde früher als geplant angefangen, völlig außerplanmäßig (ich hab euch ja gesagt, dass sie neuerdings irgendwie die Pausen streichen -.-), und der hatte schon ne halbe Stunde überzogen und redete IMMER NOCH.
Nicht, dass noch mal irgendjemand gewagt hätte, etwas zu fragen. Oder zu sagen. Oder auch nur zu husten. Es guckten nur alle immer wieder kollektiv zur Uhr.
Die Lecture war dann nach etwa einer Stunde Verspätung oder so endlich am Ende, und ich fertig für ne Zigarette und nen großen Pott Kaffee, aber da in letzter Zeit hier ja immer alles %uFFFDppalli ppalli ppalli%uFFFD (schnell schnell schnell) gehen muss, hatte ich nicht mal dafür Zeit.
Auf dem Programm stand als nächstes ein Film, im selben Raum, also durfte ich nicht mal aus dem Sessel aufstehen, um mir die Beine zu vertreten. Ich bin dann zumindest alibimäßig auf%uFFFDs Klo gegangen, sonst wär ich direkt beim Vorspann eingeschlafen.
Der Film war dann doch interessanter, als ich dachte. Er sollte vom selben Thema wie die Lecture handeln, und ich hatte schon befürchtet, es wäre ein Dokumentarfilm, aber es war ein Spielfilm, und sie haben gnädigerweise englische Untertitel eingeblendet, so dass ich ihm sogar folgen konnte.
Im Grunde spielte der Film vor der Kulisse des Krieges zwischen Nord- und Süd-Korea, und klar spielt der Krieg eine große Rolle, aber er ist nicht Hauptthema, sondern es geht vielmehr um zwei Brüder, die gemeinsam eingezogen werden, und wie sich deren Beziehung zueinander während dieser Zeit verändert. Der Film ist zwar etwas sehr lang (weil die Kampfszenen unglaublich spektakulär und langwierig sind), aber insgesamt hat er viele überraschende Wendungen und am Ende hat so ziemlich jeder in dem Raum geheult, selbst die, die zwischendrin nicht mal richtig zugesehen haben.
Von daher eher ein %uFFFDunterhaltsamer Tragikfilm%uFFFD als trockener Geschichtsunterricht. Und außerdem hab ich noch nie nen Film mit so brutalen und blutrünstigen Szenen gesehen wie den. Die haben echt gar nix ausgelassen. An einigen Stellen ist selbst mir fast schlecht geworden, und ich bin bei so was eigentlich nicht gerade zimperlich.
Naja, jedenfalls hat der Film mal wieder meinen Eindruck von koreanischen Filmen bestätigt, nämlich dass die in Filmen häufig versuchen, für jeden Geschmack etwas zu bringen und somit jedermann zufrieden zustellen. Da ist immer ein bisschen Tragik, immer ein bisschen Romanze, immer ein bisschen Action etc. (Ok, zumindest haben sie hier den Humor mal vollständig ausgelassen. Witzig war der Film auf keinen Fall.)
Und ich war wirklich erstaunt, dass im Gegensatz zu japanischen oder amerikanischen Kriegsfilmen der koreanische Film kein bisschen Patriotismus beinhaltet. Das ist es, was ich z.B. an amerikanischen Filmen mit diesem Themenhintergrund so hasse, nämlich dass alles so unglaublich toll ist, und alle opfern sich für%uFFFDs Vaterland, und Amerika ist sowieso beste Nation der Welt, und überhaupt gewinnen die jede Schlacht und jeden Krieg, auch wenn%uFFFDs in Wahrheit eigentlich anders war.
Aber bei dem Film spielte es im Endeffekt eigentlich gar keine Rolle, welches Land gewinnt. Und man hatte auch nie das Gefühl, dass da irgendwas beschönigt oder in den Himmel gelobt wurde. Der Hauptcharakter wechselt ja sogar im Laufe des Films die Seiten und geht zu den Nordkoreanern. Der Film behandelte echt mehr persönliche Verhältnisse der Charaktere und deren Schicksalsschläge. Wirklich sehr interessant. Kann mir vorstellen, den noch mal anzusehen.
Naja, der Film war jedenfalls, wie erwähnt, ziemlich lang. So dass wir mit satten EINEINHALB Stunden Verspätung aus diesem Raum raus waren. Und wie gesagt: Das war der einzige Tag, an dem wir um 16.30 Uhr Feierabend haben sollten, und darum hatten wir abends Seoul eingeplant. Nun war es aber schon 18 Uhr, und wir waren noch nicht mal vom Campus runter.
Da war ich dann erst mal stark angepisst.
Erin hat mich überredet, doch noch nach Seoul zu fahren. Aber wir haben natürlich nicht mehr viel gebacken gekriegt, denn es braucht allein schon ne lange Zeit, um nach Seoul REINzukommen. Daher gibt%uFFFDs von dem Trip auch keine Fotos. Außer das hier im Bus:
Es war eh Nacht, alles war voller Leute, wir sind über den Namdaemun Markt gelaufen, der um die Uhrzeit aber schon fast überall geschlossen war, und wo eh nur Ramsch verkauft wird, und so bin ich später dann ziemlich depressiv und angekotzt nach Haus gefahren, und bin in der U-Bahn ununterbrochen eingepennt.
Es gab nur eine einzige Sache, die mir an dem Abend die Laune verbessert hat, und die ein Foto wert war, und das war unser Besuch bei McDonalds. Denn nachdem ich so viele Tage nur Kantinen-Reis-Fraß hatte, wollte ich endlich mal was fettiges zu Essen.
Und ich konnte es tatsächlich nicht glauben (vielleicht liegt das daran, dass Mäckes in Korea nicht selbstverständlich ist und viel Konkurrenz von einheimischen Fastfoodketten und Restaurants hat), aber in Korea sieht ein BigMac tatsächlich so aus, wie auf dem Foto (bzw. der Bulgogi Burger, der fast das gleiche ist, nur mit anderer Soße und so):
Er ist groß, nicht gequetscht, fällt nicht in sich zusammen und wird sogar mit so nem Pappring in Form gehalten, bis man ihn isst.
Ich habe in meinem gesamten Leben noch nie einen Burger bei Mäckes gegessen, der so aussah, wie auf dem Bild, und damit ihr mir das auch glaubt, kriegt ihr das Beweisfoto von diesem überdimensionalen (und überaus geil mariniert leckerem) Burger, natürlich mit überaus chuem und bescheuertem Grinsen meinerseits:
So, und das war%uFFFDs dann von dem Tag. Wie gesagt, ich war ziemlich gepisst. Und war dann halt auch früher zu Hause als gedacht. Einer der Tage, an denen ich dann noch Zeit zum Blogschreiben hatte. Ich hätt euch gern wirklich was von diesem Tag berichtet, aber leider gab%uFFFDs nicht viel. Und ich hoffe, ich geh euch mit dem Gelaber über den Film und das Essen oben nicht auf die Nerven. Aber ich hab versucht, wenigstens irgendwas zu schreiben.
Das nächste Blog wird aber interessanter, denn da war klein Ami-chan in so nem Kaff, und hat koreanische Keramik getöpfert.
hätt ich auch hunger drauf ^^obwohl es nicht soo viel zu erzählen gab dennoch interessant
realtak von der bossin 
