Review: Die Orsons - Das Album



  • 1. Der Fuchs plant nichts Gutes
    2. Die Orsons in der Dorfdisko
    3. Tretbootdriveby
    4. Die Orsons bauen eine Schaukel
    5. Lets Banana Holla Dance Woosh
    6. Sightseeingtour
    7. Die Orsons baden im Weiher
    8. **** **** den Flic Flac
    9. Hitsingle Zwei
    10. CBPTMK
    11. Positivity Dance
    12. Orson’s Island
    13. Del Fin


    Die Orsons, das sind Maeckes, Plan B, Kaas und Tua. Und sie bringen jetzt ein Album heraus, das fernab jeglicher Konventionen und gängiger Rapklischees das Publikum polarisiert. Warum? Weil sie es können. Zumindest hatte ich diesen Gedanken, als ich das Album zum ersten Mal durchhörte. Die Orsons sind vier Schweine, die gemeinsam auf einer Insel leben. Jeder der vier beteiligten MCs füllt einen ganz bestimmten Part aus. Maeckes gibt den Intellektuellen, Plan B mimt den eher Schüchternen, Tua macht auf (pseudo-)harten Gangster, während Kaas verbal einen überpräsenten Regenbogen aufs Album zaubert und sein großes Herz öffnet. Die bisherigen Veröffentlichungen der einzelnen Orsons lassen auf großes Handwerk hoffen, und wahrlich, man wird nicht enttäuscht. Maeckes, Plan B, Tua und Kaas geben ihr Bestes, auf einem Album, das so erfrischend "anders" ist, aber auch Genregrenzen sprengt, dass ich mich frage, ob man es "nur" ein Album nennen sollte oder ein in mehrere Tracks aufgeteiltes Hörspiel nennen darf.


    Gnadenloser Stuss, leider habt ihr drauf gewartet/
    Ich hab grade gefurzt, sag, spürt ihr auch den fart wind?/
    Ich hab ein'n Ständer, eure Frauen reden von Stegreif/
    Weil ihr scheiße ausseht wie so Bauern mit Genmais!/

    (Tretbootdriveby)



    Raptechnisch kommt "Das Album" gut bis sehr gut daher, man merkt in fast jedem Track, wie sehr die Orsons Spaß an ihrer Arbeit haben. Sie schaffen es, eine durchweg positive Grundstimmung zu erzeugen, gerade so, als hätte man ein knapp 55 Minuten langes Gute-Laune-Gefühl auf eine CD gepresst. Rap, der einfach Rap ist. Verspielt, melodisch, humorvoll. Vielleicht nicht hochtrabend intellektuell, aber das braucht dieses Album auch nicht unbedingt, denn Rap muss nicht immer hochintelligent sein, um gut und unterhaltsam zu sein. Wenn die Orsons zum Beispiel bei "Tretbootdriveby" Representerrap und überbordende Realness in der Rapszene auf die Schippe nehmen, tun sie das mit Kompetenz. So dümpelt auch "Lets Banana Holla Dance Whoosh" lässig aus der Box, bis ich eine Intuition hatte. Ich skippe zum Anfang des Tracks zurück und achte explizit auf den Text... und mein Verdacht bestätigt sich, ein kompletter Track mit Falseways bestritten, Respekt. Man ertappt sich beim Schmunzeln ob der eigenen Gedanken, was als nächstes gerappt werden würde, aber dann doch nicht wird.



    Die Orsons sind das Einzige, was geht in Europa/
    Wir fahren durch dein Viertel in einem tiefergelegten Toys'r'us Traktor/
    Fick auf große Rapper, Mann, das hier ist Spiel, Satz und Sieg/
    Ich mach die Faust und alle denken, ich bin Boris Jelzin!/

    (Lets Banana Holla Dance Whoosh)



    Auf "CBPTMK" überspitzen sie den Akronymwahnsinn (Kaas rappt in der Hook den Titel als ein einziges Wort), ich amüsiere mich köstlich. Zur musikalischen Seite des Albums: Trotz der Mannigfaltigkeit an Produzenten (u.a. BeatEmUp, Bugi und Christyle, Dirty Dasmo, Flash Gordon) wirken die Beats stilistisch homogen, das gute Gesamtbild stützend.
    Erwähnenswert hierbei: Auf "Orsons Island" wird sogar der Soundtrack eines bekannten Computerspiels gesamplet. Und wenn dann Plan B "Hallelujah! Plan Bs Computer gibt den Geist auf, denn ich sitz nachts am Cubase!" rappt und mich in Flow und Betonung auf humorvolle Weise an einen der bekanntesten englischsprachigen MCs des Planeten erinnert, dann kann und will ich ihm dieses "Biten" nicht übel nehmen, denn es kommt einem maskierten "Tribute to..." gleich, einer würdigenden Erinnerung an Pharoahe Monch.



    Stop, go go, stop! Now show me what you got!/
    Ob mir das wohl jemand übersetzen kann?/
    Kann kein Englisch, doch Maeckes' Texte sind von Raptile, Mann!/

    (CBPTMK)


    Den Abschluss des Albums bildet "Del Fin", das auf einem skamäßigen Beat daherkommt und teils sehr an alte Gassenhauer erinnert. Zu den Raps und der Technik der Platte lässt sich sagen, dass alle vier Orsons sich sehr solide anhören und teils auch sehr variieren, was Flow und Betonung angeht. Der Hörer bekommt verschiedene Stile geboten, unter anderem Storytelling, Representing, bis hin zu Battle ("**** **** den Flic Flac"), als auch emotionalere und etwas nachdenklichere Themen ("Hitsingle Zwei", "Positivity Dance") werden angesprochen. Inhaltlich ist festzuhalten, dass diese Rap-Supergroup eigentlich keine Message transportiert, außer vielleicht die eines grenzenlosen, teils vielleicht auch gnadenlosen Optimismus. Sie zelebrieren Lebensfreude, gute Laune und guten Rap. Mehr muss "Das Album" auch nicht können, um zu funktionieren, aber: Der ein oder andere Track ist für meinen Geschmack vielleicht fast schon zu spielerisch und lässig, es hätten ruhig ein, zwei ernstere Tracks mehr sein dürfen, das hätte der Atmosphäre der Platte keinen Abbruch getan.

    "Das Album" wird definitiv noch ein paar Monate in meinem Player rotieren, man kann es gut am Stück durchhören, ohne dass es langweilig wird. Der Kontrast zwischen dem Humor des Albums und der Metaebene der Ernsthaftigkeit, die bei "Hitsingle Zwei", "Positivity Dance" und bei Teilen von "Orsons Island" hervortritt, adelt dieses Album zu mehr als nur bloßem Entertainment. Die Orsons geben mit ihrem Humor eben NICHT den "Dummen August", sondern eher den Harlekin, der erst erkannt werden will. Dieses Album verdient Beachtung, denn es ist ein Stück gute Musik, gemacht von guten MCs, denen man ihre Versiertheit und Freude, an diesem Werk mitgewirkt zu haben, anmerkt, und deren gute Laune ausstrahlt.



    (Heretic)


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    Bewerte diese CD:
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  • Zitat

    Original von Jate B
    Viel zu hoch bewertet. 3,5 von 6 maximal. Gutes Album, äußerst witzig und cool gemacht, aber mehr auch nicht.


    Ich poste mal die Bewwertungsskala, nur damit du mal einen Überblick davon bekommst, was deine 3,5 bedeuten würde.


    Bewertungsskala:
    "...
    3: Ich bin gespaltener Meinung. Man hört gute Ansätze raus, aber auch viele Schwächen. Das Können kommt nur selten zum Vorschein.
    4: Die guten Seiten überwiegen. Es gibt zwar Schwachpunkte, doch hier versteht jemand was von seinem Handwerk.
    ..."


    BTW: Die Bewertungen werden jeweils vom einzelnen Redakteur gegeben.



    MFG

  • top ich spaziere jetzt auch mit nelson mandela hand in hand auf nem regenbogen über tibet und verschenke freiheit!!


    top 10 punkte sehr unterhaltsam!

  • Zitat

    Original von Mighty Mic
    Hab mir das Album mal geholt, schon vor paar Wochen, aber hab nie ein Track davon zuende gehört. Ich glaub ein Kauf davon würde sich net lohnen

    das ding kam am 25. raus, merkst selbst, nä? :D



    mich wunderts dass der lovesong "Die Orsons baden im Weiher" garnicht erwähnt wurde :S

  • auf dem "als wären wir freunde" album
    hatten die ja schon n track drauf
    der war sehr lustig
    aber raptechnisch einfach müll
    dennoch werd ich da reinhören
    und gucken ob sie das besser hinbekommen haben

  • ein überalbum, ein topcover und toptüpen. sowas witziges hab ich in den letzten acht jahren an rap nie zu hören bekommen.


    review - s'is gut!

  • Zitat

    Original von Jolly
    bei den orsons gibts kein "raptechnisch" irgendwas


    naja ich find im takt rappen mit gewissen zeilenlängen sollte man schon machen

  • Zitat

    Original von Johnnyboy


    achja im ersten zitat befinden sich rechtschreinbfehlert.


    doppelter depp...erst das worstpiel nich checken und selbst noch nen fehler reinhauen....


    einzigartiges album..klassiker!!

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