BBM-Tutorial: Wie schreibe ich einen deepen Text?

  • BBM-Tutorial:
    Wie schreibe ich einen deepen Text?


    Vorwort:
    Willkommen bei einer kleinen Exkursion über das Schreiben von deepen Lyrics.
    Im Gegensatz zur allgemeinen Überzeugung ist das Verfassen von nachdenklichen und gehaltvollen Texten nicht so einfach. Was im Battle die Punchlines sind, macht bei dieser Art der Rapmusik die Metaphern aus. Wortspiele werden ersetzt durch das bildliche Untermalen durch ausgewählte Wörter und Formulierungen. Das Analysieren des Gegners wird ersetzt durch ausführliche Gedanken bezüglich der zu machenden Aussage.
    Immer noch interessiert? Na dann, los geht’s!


    Vorbereitung:
    An einen deepen Text geht man nicht mit der Einstellung „Ich schreibe jetzt mal was Interessantes“, sondern mit bereits gut durchdachten Vorstellungen.
    Dabei kommt es auf den Inhalt an, in welche Richtung sich die Vorstellungen entwickeln:
    Bei Storytellern sollte man sich, neben der eigentlichen Geschichte, bereits Gedanken über den Spannungsbogen und das hoffentlich unerwartete Ende machen. Liebeslieder sollten ein klares Ziel haben, das heißt, es wird nicht nur einfach drauf los geschwärmt, sondern schon eindeutige Absichten verfolgt und mit einem knackigen Ende dann vollendet. Melancholische Texte, die leider weithin als „Emorap“ verschrien werden, leben von der Grundmetapher. Dafür sucht man sich seine Aussage, formuliert sie in eine Metapher um und zieht sie den ganzen Text über durch.
    Was hier vielleicht noch teilweise unverständlich oder absurd klingt, wird folgend vertieft und veranschaulicht. Im Rahmen dieses Tutorials entstehen drei neue 16 Zeiler, um die einzelnen Schritte zu verdeutlichen.


    Schritt 1: Der Einstieg
    Storyteller
    Der Einstieg in einem Storyteller ist wichtig, da hier sich bereits entscheidet, ob man sich in die Geschichte rein versetzen kann, oder ob es dem Schreiber nicht gelungen ist, eine glaubwürdige Atmosphäre zu schaffen. Es ist egal, in welcher Erzählperspektive man den Text verfasst, aber es ist wichtig, dass dabei die Tempusformen beibehalten werden.
    Ähnlich wie in der Literatur hat man auch beim Rap die Möglichkeit verschiedene Arten von Storytellern zu verfassen. Da aber meistens ein bestimmter Abschnitt im Leben des Protagonisten betrachtet wird, kann man es am ehesten mit einer Kurzgeschichte vergleichen: ein unbekanntes Leben vor und nach dem Text (sofern er nicht gerade stirbt).
    Auf zur Praxis! Ein Einstieg soll kurz, aber gehaltvoll sein. Das beste Maß wäre dabei die ersten 4 Lines des ersten Parts.
    Es war Nacht in der Stadt und obwohl die Menschen schon schliefen,
    Wurde meine Silhouette auf der Straße durch die Fenster beschienen,
    Ich werfe Schatten auf den Asphalt, er zeigt einen geschundenen Mann und
    Mein rasselnder Atem formt feinen Dunst in der Nachtluft,

    Hier erhalten wir bereits viele Informationen, verpackt in 4 Zeilen: es ist Nacht, Protagonist ist ein Mann, dem es nicht gut geht und so weiter. Es wird bereits ein guter Einstieg geliefert, auf dem man aufbauen kann und der immerhin noch viel Spielraum in alle Richtungen übrig lässt.


    Lovesong
    Der Einstieg bei einem Lovesong ist einfacher als bei einem Storyteller. Das Wichtigste hierbei ist, dass es nicht plump passiert, sondern mit Feingefühl. Ansonsten kann man gleich sagen: „Schatz, ich liebe dich und so“. Auch hier würde ich 4 Zeilen vorschlagen, da man dann genug Raum hat, um auf die Grundaussage hinzuarbeiten. Wir wollen an dieser Stelle übrigens in einem 16’er versuchen einem Mädel unsere Liebe zu gestehen – also los geht’s.
    Als ich dich das erste Mal sah, dachte ich „geil, was für’n Körper“,
    Ich gaffte dich an und mir wurde heiß unterm Gürtel…

    Möööp, sowas natürlich nicht! Wer solchen oder ähnlichen Inhalt bei einem Lovesong mit rein bringt, hat sein Ziel verfehlt. Also, jetzt richtig.
    Ich sah sie das erste Mal im Schlaf und traute mich nicht aufzuwachen,
    Denn ich stand vor ihr, bestaunte diese Frau und dachte:
    „Wo bist du, wenn ich wach bin?“ Darum hielt ich bisher nach ihr Ausschau,
    Denn ich wachte damals auf und wusste.. sie war mehr, als meine Traumfrau,

    Et voilá, wir haben einen allgemeinen Einstieg, der uns jetzt die Möglichkeit gibt, unserer Angebeteten weiter Honig um das süße Mündchen zu schmieren. Der Leser/Hörer weiß mittlerweile, in welche Richtung der Track geht, obwohl wir ihm noch nicht zu viel verraten haben. Gute Arbeit!


    Metapherrap
    Dieser Stil ist mit der schwerste, den es gibt – wenn man es richtig machen will. Wir behalten unseren 4’er-Einstieg bei und brauchen eine gute Einführung in die Metapher, ohne bereits das ganze Pulver zu verschießen. Dabei muss der Leser bereits ungefähre Vorstellungen bekommen, in welche Richtung sich der Text entwickeln kann, dafür ist die Metapher ja da. Im Rahmen des Tutorials wurden wir übrigens von unserer Freundin verlassen (hoffentlich nicht wegen unserem Lovesong) und verwenden eine allgemeine Metapher: den Rosenbusch.
    Erklärung: Die Rose ist ein Zeichen für Liebe, hat jedoch auch Stacheln unter ihren Blättern. Ich weiß, dass dies eine Standardphrase ist, aber es soll ja auch nur ein Tutorial werden. Auf los geht’s los: Los!
    Drei ganze Jahre hab ich schon den Rosenstrauch gegossen,
    Mit Tränen, mit Blut, damit er nicht im Todeshauch vertrocknet,
    Hab seine Blüten bestaunt, mich an seinen Dornen gestochen,
    Und alle Vorsicht vergessen, indem ich allen Worten nur trotzte,

    Der Einstieg lässt bereits erkennen, dass es sich bei dem Track nicht um die Hymne eines Gärtnervereins handelt, sondern dass dort wesentlich mehr hinter steckt. Das Interessante an dieser Art des Rap-Genres ist der Interpretationsspielraum. Wer mit den inneren Bildern des Publikums richtig spielt, kann sehr imposante Werke schaffen.


    Schritt 2: Der Inhalt
    Storyteller
    Unser Protagonist steht also nachts auf der Straße und… ja, was und? Genau darum geht es jetzt: den Inhalt! Für den Inhalt nutzen wir die folgenden 8 Zeilen, das heißt: nach dem Inhaltsteil haben wir bereits 75% vom 16’er benutzt. Also ist es wichtig jetzt den Spannungsbogen richtig aufzubauen.
    In den ersten 6 Zeilen arbeiten wir auf die Eskalation hin, indem wir die Spannung stetig erhöhen und auf den Konflikt hinarbeiten. Die Entladung und den Abfall des Spannungsbogens finden wir dann in den letzten beiden Zeilen. Also werden wieder 75% benutzt um die Spannung zu schaffen und 25% um dies dann auf das Publikum loszulassen. Das ist wichtig, damit der Leser/Hörer später sich besser auf den Ausklang einlassen kann.
    Also, es wird wieder Nacht und wir stehen draußen auf der Straße.
    ,Warum gehst du nicht nach Hause?’, fragt mich diese Stimme im Hinterkopf,
    Aber statt umzudrehen schlender ich durch diesen finsteren Winter, doch
    Nicht um Antworten zu suchen, sondern ein Frage zu stellen,
    „Warum lastet auf meinen Schultern all der Wahnsinn der Welt“, denn
    Gestern hielt ich meine Frau noch bei den Händen,
    Und hätte nie gedacht, dass ihr Leben bei einem Autounfall endet,
    Ein besoffener Fahrer wurde ihr zum Verhängnis,
    Und die Bilder von ihr gestern kann ich niemals verdrängen,

    Seine Frau kam gestern also bei einem Autounfall um. Wir können uns das richtig vorstellen, wie er alleine durch die Straßen läuft, weil er keinen Anlaufpunkt hat und rastlos ist. Wenige Worte können also dafür sorgen, dass bereits eine ganz eigene Geschichte im Kopf des Lesers/Hörers entsteht. Und genau darum geht es ja auch: die Möglichkeit sich mit dem Text zu identifizieren. Wer ein gesundes Mittelmaß zwischen zu wenig und zu viel Informationen findet, kann somit eine riesige Bandbreite an Lesern/Hörern ansprechen.
    Der Text endet hier auch so, dass wir wissen wollen, was unser Protagonist als nächstes macht – aber darauf warten wir noch.


    Lovesong
    Wir haben mit unserem Einstieg jetzt hoffentlich alle Leser/Hörer soweit, dass sie wissen wollen, was wir unserer Liebsten noch zu sagen haben. In den folgenden 8 Zeilen brauchen wir keinen Spannungsbogen beachten, sondern können munter drauf los schwärmen, solange das Gesagte auch zusammenpasst. Wer beim Einstieg was über „deine Augen leuchten wie Sterne“ schreibt und darauf hinarbeitet, sollte jetzt nicht spontane Anfälle von: „Schnecke, ich bin rollig und laber dir einen von Liebe“ bekommen.
    Wir hatten also geschlafen und von ihr geträumt.. mal sehen, was passiert, wenn wir aufwachen.
    Und so streifte ich durch die Welt, wollte dich endlich einmal treffen,
    Denn wenn ich ehrlich bin, unterliegen alle Menschen einer Schwäche:
    Sehen sie einmal das Glück, zerschmelzen sie in Sehnsucht,
    Darum suche ich dich.. den Menschen auf der Welt, der mich versteht und
    Ich habe dich gefunden und du bist noch schöner als im Traumzustand,
    So unglaublich und unfassbar, als wäre ich niemals aufgestand’n,
    Mein Herz schmerzt vor Sehnsucht, als wäre es durchbohrt von Klingen,
    Das kann keine Liebe sein, nein, man müsste dafür noch Worte erfinden,

    Moment, kurz den Schmalz von der Tastatur wischen.. ok, weiter geht’s. Wie ihr lest, gibt es nur den roten Faden, an den man sich halten kann. Wie vielleicht schon aufgefallen ist, fließen bei dem Beispiel ein paar Storyteller-Elemente mit ein. Das ist nicht schlimm, man muss halt nicht so stark auf den Spannungsbogen achten.
    Wir haben unserer Liebe also beschrieben, wie wir uns gefühlt haben, als wir sie das erste Mal sahen. Das wird sie sicher freuen. Aber das große Finale kommt ja noch.


    Metapherrap
    Wir hatten uns für die Rosenstrauchmetapher entschieden und auch bereits einen guten Einstieg geliefert. In den kommenden 8 Zeilen ist es jetzt wichtig, die Metapher zu vertiefen, aber noch nicht aufzulösen. Das Publikum kann sich zwar bereits ansatzweise denken, auf was wir hinauswollen mit unserem Text, aber noch haben wir den Stift beziehungsweise die Tastatur in der Hand und können das Geschehen lenken. Ein Spannungsbogen ist nicht zu beachten, dafür ist es aber notwendig, dass wir wie gesagt die Metapher nicht aus den Augen verlieren.
    Also, es ging um unseren gepflegten Rosenstrauch.
    Doch was hat es mir gebracht.. nur Kratzern und Blessuren,
    Er kostet mir den Verstand, denn der größte Schatz sind meine Blumen,
    Ich verliere den Blick auf das Wesentliche, also auf mein eigenes Leben,
    Und mit meinen Freunden gibt es nur noch Streit und deswegen
    Verstehen sie das nicht, niemand versteht meinen Standpunkt,
    Kommen mir mit Sätzen „Wie du dich für sie aufgibst, ist schon krank“ und
    „Ich kenn dich so gar nicht“ – nein, denn ich kämpf mit dem Wahnsinn,
    Denn meine kostbaren Rosen stehen längst in der Vase,

    So.. wir haben also unseren Kampf mit der Gesellschaft dargestellt. Durch unsere Isolation, in der wir uns um unseren Rosenstrauch (a.k.a. Freundin) gekümmert haben, haben wir leider unsere anderen Kontakte vernachlässigt. Und als Umkehrschluss haben wir etwas gemacht, um die Rosen dauerhaft bei uns zu behalten: sie abgeschnitten. Und damit haben wir gleichzeitig auch auf die Auflösung der Metapher hin gearbeitet: Was passiert mit Schnittblumen..?


    Schritt 3: Der Abschluss
    Storyteller
    Im Abschluss ist es wichtig die Handlung zu beenden. Was passiert mit dem Protagonisten? Wie könnte es danach weitergehen? Soll es ein offenes Ende geben? Und und und…
    Spannung wird hier keine mehr erzeugt, sondern eher auf ein Null-Niveau hingestrebt. Das heißt, man versucht das Publikum aus der Geschichte herauszuführen und damit den Text abzurunden.
    Wir kommen also nicht über den tragischen Todesfall unserer Frau hinweg. Was wird uns jetzt passieren?
    Mir ist, als würde mir selber Blut an den Händen dran kleben,
    Und so ganz alleine strebt meine Zukunft dem Ende entgegen,
    Es hat keinen Sinn mehr, ich werde dir hoffentlich folgen,
    Und wenn es soweit ist, hoffe ich, dass Gott es so wollte…

    Ein Abschluss, der alles offen lässt. Der Protagonist hat zwar einen Entschluss gefasst, aber über die genaue Ausführung ist nichts bekannt. Das lässt Platz für Part 2 oder eine andersartige Fortsetzung.
    Das war die Kurzexkursion in das Gebiet des Storytelling. Ich hoffe, es hat euch gefallen.


    Lovesong
    Bei dieser Art gibt es eigentlich nur zwei Arten des Abschlusses: entweder zerfließt man in Selbstmitleid, weil man seine Angebetete nicht bekommt oder man beendet das ganz mit drei kleinen Worten (nein, nicht ich muss kotzen… setzen, 6!): ich liebe dich.
    Das sollte uns ja keine Schwierigkeiten bereiten.
    Also.. sagen wir ihr, was sie uns bedeutet.
    Und ich würde dich so gerne wiedersehen, so gerne niederknien.
    So gerne deine Augen beim Hören dieses Liedes sehen,
    Doch es wird nicht funktionieren, denn du bist wieder verschwunden,
    Dieser Traum ist zerplatzt und unsere Liebe gehört somit wieder der Zukunft,

    Ich hab mich mal für den pessimistischen Ausstieg entschieden, weil ich den angebrachter fand. Wir sind leider momentan nicht glücklich, was Frauen angeht. Aber ich hoffe, dass eure Lovesongs demnächst ein besseres Ende nehmen, als unser kleines Beispiel hier. Hoffentlich konnte ich dann auch etwas dazu beitragen.


    Metapherrap
    Also, jetzt geht es darum, die Metapher aufzulösen. Wir waren ja so weit, dass wir unseren gehegten Rosenstrauch abgeschnitten haben und der jetzt dauerhaft bei uns sein kann.
    Wir müssen jetzt diesen „Aha-Effekt“ schaffen, wo das Publikum dahinter kommt, was wir wirklich wollen.
    Also, auf geht’s. Die Schnittblumen warten bereits.
    Jetzt hab ich sie immer bei mir und kann mich an dem Rot so erfreuen,
    Doch nach ein paar Tagen beginnt.. fang an es schon zu bereuen,
    Glaube mir wenn ich dir das sage, du brauchst es nicht zu probieren,
    Denn die Dauer von Rosen und Liebe kann man nicht kontrollieren


    Da ist sie also: die Grundaussage. Man kann es nicht kontrollieren und je mehr man etwas beeinflusst, desto destruktiver wirkt es. Damit wäre auch der dritte 16’er beendet und wir um eine Erfahrung reicher.


    Schritt 4: Der Trackname
    Dieser Schritt wird weitestgehend ignoriert… leider. Es ist wichtig, einen prägnanten Namen für sein Meisterwerk zu finden, der bereits Lust auf den Text macht.


    Beispieltext 1: Unter Laternen
    Beispieltext 2: Wenn sie eine Traumfrau bleibt
    Beispieltext 3: Blut der Rose


    Sind nur schnelle Vorschläge, aber hören sich doch zumindest schonmal interessant an.


    Somit wäre dann dieses Tutorial beendet. Ich hoffe, es hat Spaß gemacht das zu lesen. Falls jemand rumhated: ja, die drei texte sind nebenbei entstanden und ja, ich habe dabei nicht auf überkrasse Technik geachtet.



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    Storytelling


    Vorwort:
    Wie hier bereits richtig angemerkt wurde, ist das Gebiet des Storytellings sehr weitreichend. Man kann die Thematik wieder in verschiedene Unterpunkte aufteilen:
    Biographisches Storytelling
    Autobiographisches Storytelling
    Fiktives Storytelling


    Biographisches Storytelling:
    Bei dieser Art werden Erlebnisse einer realen Person naturgetreu dargestellt. Man schreibt dabei entweder aus der Ich-Perspektive mit eingeschränktem Wissen oder als auktorialer Erzähler. Bei der ersten Variante muss man darauf achten, dass man die Gefühle des Beschriebenen nicht vermittelt, da man in diese ja keine Einsicht hat. Zu vergleichen wäre die Situation mit einem Krankenhausaufenthalt, wo man über den Leidenszustand seinen Bruder schreibt, der im Koma liegt. Wir können dann schreiben, dass er stumm daliegt, vielleicht sogar noch wie seine Augen sich bewegen. Aber da ich als Besucher nicht weiß, was mein Bruder gerade fühlt, kann ich das auch nicht mit in den Text packen.
    Bei der auktorialen Schreibweise hab ich erweiterte Möglichkeiten. Ich bezeichne das auch gerne als Gott-Perspektive: man ist nicht Teil der Handlung, weiß aber Bescheid über die Handlungen und Gefühlszustände der auftretenden Personen. Um die beschriebene Situation auch auf diese Perspektive umzusetzen: die Krankenhausszene würde nicht mehr von mir, sondern von einer Filmkamera beobachtet. Der Wissensfluss, der dabei vermittelt wird, erstreckt sich allerdings über das Gesehene hinaus, das heißt, es kann nebenbei vermittelt werden, dass der komatöse Bruder jedes Wort seines Besuchers hört.
    Wenn man diese Dinge beachtet, bemerkt man, dass man viele Möglichkeiten hat. Wenn man mit den Perspektiven richtig umgeht, kann man so sehr schöne Bilder vermitteln.


    Autobiographisches Storytelling:
    Wie ihr euch sicher gedacht habt, behandelt das autobiographische Storytelling das eigene Leben. Unausweichlich dabei ist natürlich die Ich-Perspektive und die damit verbundenen Einschränkungen. Wir wissen zwar 100% über unsere eigene Gefühlswelt, aber nichts über die Gedanken unserer Umwelt. Außer die normalen motorischen Reaktionen und die sprachlichen Ausführungen der Anderen können wir also nichts vermitteln, was Rückschlüsse auf gedankliche Reaktionen zulässt. Um diese Situation zu erklären, nehme ich wieder ein Beispiel.
    Ich beschreibe, wie ich meine Schwester das erste Mal wiedersehe, seit sie in Australien wohnt. Leider hatten wir kurz vor ihrer Abreise einen heftigen Streit, der allerdings schon 1,5 Jahr zurückliegt. Trotzdem ist mir ein wenig flau im Magen.
    In dieser Situation kann ich sagen, wie ich mich fühle, aber nicht, wie meine Schwester auf mich emotional reagiert. Ich kann berichten, wie sie mich umarmt und mich anlacht, aber ich weiß nicht, ob sie mir verziehen hat.
    Wenn man diesen Punkt im Text nicht beachtet, macht es das Gesamtbild zunichte. Also schön vorsichtig sein, bei den Gefühlen, die ihr beschreibt.


    Fiktives Storytelling
    Hier werden die vorausgehenden Punkte einfach nur erweitert. Es gibt also biographisch- und autobiographisch-fiktives Storytelling, daher werde ich auf diese Unterscheide nicht noch einmal eingehen.
    Was hier allerdings anders ist, ist die Tatsache, dass wir nun neue Sachen erfinden können. Trolle, Raumschiffe und intelligente Lagerarbeiter - der Phantasie wird dabei jeder Grenze beraubt. Allerdings sollte man hier aufpassen, dass es nicht zu absurd wird, darum führe ich dies noch einmal gesondert auf. Nimmt man zum Beispiel nur eine realistische, aber erfundene Story, sollte man sich schon an die Gesetze der Physik halten und vor allem sich vorher ausführlich Gedanken machen, was passieren soll. Nichts ist schlimmer, als eine Geschichte, die in sich nicht schlüssig ist. Hier zieht der Grundsatz: einfacher bleibt besser.


    So, wo wir bisher mehr einen Ausflug in Richtung Literaturunterricht gemacht haben, folgt jetzt die Raplektion.


    Die Story
    Das Herzstück, nicht nur, weil es auch gleichzeitig den Wortstamm bei Storytelling bildet. Überlegt euch vorher, ob eure Geschichte wirklich erzählenswert ist und für welche Art ihr euch entscheidet.
    Solltet ihr darüber rappen wollen, wie ihr den Müll raus bringt, würde ich euch zum fiktiven Format raten – dann könnt ihr euch dabei wenigstens von Aliens entführen lassen.
    Spaß beiseite.. Im vorherigen Tutorialteil hatte ich bereits den Text von dem Mann und seiner Frau benutzt, um die Elemente vorzustellen. Daher werde ich mich auch wieder auf diesen referenzieren.
    Es handelt sich dabei um
    [ ] autobiographisches Storytelling.
    [ ] biographisches Storytelling in der Ich-Perspektive.
    [x] biographisch-fiktives Storytelling in der auktorialen Perspektive.
    Daher wissen wir Bescheid, was passiert ist, wie der Mann sich fühlt und was er macht. Die Handlung in diesem Beispiel ist zwar in sich geschlossen, lässt aber noch mehr Spielraum für Fortsetzungen. Man könnte jetzt in Part 2 folgende Dinge einfließen lassen:
    - der Mann erzählt von dem Autounfall
    - ein Flashback, in dem „Gott“ von dem Autounfall erzählt
    - die Konsequenzen, die der Mann für sich zieht
    Und jetzt kommt ihr und schreit MOMENT MAL! Die erste Alternative ändert ja die Erzählperspektive! Bravo, sehr gut aufgepasst. Ja, das ist möglich, sollte aber nicht innerhalb eines 16’er passieren. Diese Methode ist situationsabhängig und sollte mit Bedacht eingesetzt werden.
    Versucht, die Geschichte innerhalb eines 16’er geschlossen zu halten, also so, dass sie auch alleine stehen können. Ansonsten würde die Hook ja die Story zerreißen und ihr damit euren Text eher schaden.
    Eine Besonderheit stellt der Abschluss des letzten Parts dar. Hier kann man auf verschiedene Pferde setzen: man schließt die Story komplett ab (vielleicht durch das tragische Ende des Protagonisten), man lässt ein offenes Ende (wie bei Matrix Revolution.. wie ich das Ende hasse) oder fordert sogar den Leser direkt oder indirekt auf, ein eigenes Ende sich zu denken. Letzteres ist sehr anspruchsvoll und kann schnell nach Hinten losgehen, also Vorsicht.


    Nachwort:
    Wie gesagt, dies sollte mal ein kleiner Ausblick ins Storytelling sein. Es wurde mehr die Technik beschrieben, da dies eine Ergänzung zu den bereits erwähnten Dingen sein soll. Ich stehe für positive und negative Kritik gerne zur Verfügung.
    Ich bitte darum, dass bei dem Zitieren des Textes oder von Textabschnitten außerhalb des Rappers.in-Forums die Quelle mit angegeben wird.



    Viel Spaß wünscht euch Ma-C! von Blaues Blut

  • Gefällt mir sogar sehr. Cool, dass du dir soviel Mühe machst. Hab mir zwar noch nicht alles durchgelesen, aber dass was ich gelesen hab ist wirklich hilfreich. ;)

  • Du darfst keine Mods in den Lyricsbereich locken, sonst wars das mit unserem Outlaw-Dasein!



    Würde noch was für das Ende des letzten Part reinstellen, grade beim Storrytelling kannst du damit viel machen.

  • wie behindert.. dieses keep it real scheint keine bedeutung mehr zu haben.. man schreibt jetzt anscheinend irgendwelche pseudo deepe texte nach irgendwelchen anleitungen anstatt nach dem was man denkt oder fühlt.. unendlich behidnert

  • Zitat

    Original von Cocojambo
    wie behindert.. dieses keep it real scheint keine bedeutung mehr zu haben.. man schreibt jetzt anscheinend irgendwelche pseudo deepe texte nach irgendwelchen anleitungen anstatt nach dem was man denkt oder fühlt.. unendlich behidnert


    Dann lies dir das mal richtig durch. Da wird Technik vermittelt, keine Komplettlösung. Außerdem soll es jemanden den Einstieg vermitteln, wenn man es beherrscht, hat man eh seinen eigenen Stil.

  • Zitat

    Original von Cocojambo
    wie behindert.. dieses keep it real scheint keine bedeutung mehr zu haben.. man schreibt jetzt anscheinend irgendwelche pseudo deepe texte nach irgendwelchen anleitungen anstatt nach dem was man denkt oder fühlt.. unendlich behidnert


    hast du es dir überhaupt durchgelesen? Bei diesem Tutorial wird nicht gesagt schreib das so oder so sonst wird das nichts. Es sind lediglich Punkte zum Anknüpfen "Wie baue ich am besten auf", "Wo sind Schlüsselszenen angebracht" und sowas. Niemandem wird ein Schreibstil eingeflößt oder ein Thema vorgesetzt.

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