Kurzgeschichte

  • Zugzwang


    Prolog
    Die Zeit läuft davon, doch anstatt ihr hinterher zu laufen, bleibe ich stehen. Ich bleibe stehen und sehe zu wie sie am Horizont verschwindet. Sehe zu, wie sich der Nebel auflöst. Der Nebel. Eine Wolke aus Hirngespinsten. Nichts Weiter. Der Ausweg aus diesem Nebel endet gezwungenermaßen im Nichts, in der Leere und somit im Sinn unserer Existenz. Der Nebel. Ein Palendrom.


    Vogelfrei.
    Ich spürte kaum wie das nasse Holz meine Wärme absorbierte, während der Schatten eines Vogels mein Gesicht schweifte. Das Feuer in mir erfüllte meinen Körper für einen kurzen Augenblick mit Licht und für diesen Augenblick war ich der glücklichste Mensch. Es klang komisch, aber der Gedanke an ihn machte mich glücklich. Der Gedanke frei zu sein, ohne Regeln, ohne Gesetze. Ohne es auch nur einmal bereut zu haben.
    Ich starrte auf den Vogel, der zwischenzeitlich das Weite gesucht hatte und fragte mich, ob ich jemals so frei sein könnte. Frei von Problemen. Frei. Ohne diesen Weg zu gehen. Vermutlich würde ich es nicht können. Nein. Ich konnte es nicht.
    Die letzten Stunden waren die schönsten Stunden meines Lebens, denn der Druck in mir verschwand und jeder gedankliche Schnitt ins eigene Fleisch zauberte ein Lächeln in mein tränen-überzogenes Gesicht.


    Macht.
    Ich war mir über die Folgen im Klaren. Ich wollte nicht beachtet werden, wollte an diesem Tag nicht im Mittelpunkt stehen, wollte bloß das vollenden, was ihr mir Jahrelang versucht habt auszureden. Jahre des Leidens, so unerträglich, unwiderruflich. bloß damit ihr nicht mit schlechtem Gewissen leben müsst. Nein. Ich wusste nicht wie, aber es war an der Zeit euren falschen Idealen entgegen zu treten. Die Gesellschaft bestand bloß noch aus Sklaven. Man redete ihnen ein, dass das Ziel ihrer Existenz, der Sinn des Lebens, aus einem größtmöglichen Kapital bestünde.
    Die Quintessenz des ganzen war der Wachstum der Macht. Macht, die einen Führer brauchte. Macht die durch Geld erlangt wurde. Bill Gates oder George W. Bush? Irrelevant. Ich befasste mich schwerpunktmäßig lieber mit meinen daraus resultierenden Problemen. Denn ich war es satt ein Leben voller Arbeit zu führen, ein Leben um Macht zu erlangen, Macht über die eigene Freiheit. Freiheit die ich jetzt erlangen konnte, durch Macht die ich mir zum ersten Mal selber nahm.


    Freiheit.
    er näherte sich mir. Ich nahm in meinem Unterbewusstsein ein Klingeln war. Dumpf, kaum zu hören. Ich wusste, dass man mich tagelang versucht hatte zu erreichen, denn ich war weder in der Schule noch zu Hause. Ich wollte mich nicht abschotten, wollte mich lediglich vergewissern ob es die richtige Entscheidung war. Sie war es. Ich starrte ins Leere, die Augen auf den Himmel fixiert. Ich wusste nicht an was ich dachte, wahrscheinlich suchte ich vergeblich nach einem schönen Moment in meinem Leben, aber da mir die Zeit davon rannte, blieb ich gedanklich stehen und besann mich wieder auf diesen einen Augenblick. Ein Augenblick der vom Zug unterbrochen wurde. Der Zug, der mein Fleisch durchbohrte, Leid und Hass, meine mich jahrelang quälenden Probleme. Und für diesen einen kurzen Augenblick wusste ich es. Ich war frei.

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