Tracklist:
01. Intro
02. Bootlegdeath
03. Es kümmert mich nicht feat. MikeFiction
04. 11.09. (Happy Birthday Dilemma)
05. AK47
06. Acht auf dein’ Mund feat. Goretex & LUN
07. Fuffie feat. Damion Davis
08. Ruff Rugged ’n Raw pt.2 feat. Desert D. & Choleriker
09. Wunderschöner Tag
10. Feuer
11. Der Zorn feat. V-Mann
12. Evolution
13. Unterwegs
14. Skit
15. Assiklatsche
16. Witten Leipzig feat. Lakman One
17. Gentleman
18. Nur Worte
19. Outro
20. Nachtrag
Der Leipziger Morlockk Dilemma wird nach seinen Releases „Hang zur Dramatik“ mit V-Mann, „Index Finest“ und herausstechenden Lines bei „Feuer über Deutschland 2“ („druckt Jesen auf das Cover der JUICE und sie wiegt wie ein Telefonbuch“) nicht zu Unrecht als aufsteigende Hoffnung Rapdeutschlands gehandelt. Mit interessantem Storytelling und Features wie Goretex (früher Non-Phixion), Lakman One und Damion Davis will er nun beweisen, dass dies nicht nur ein falscher Hype um ihn war.
Morlockk erzählt Geschichten. Unterhaltsame, aber auch brutale Geschichten über Gewalt, Blut und Sex. Doch trotzdem unterscheidet er sich von dem in Deutschland so oft gehörten gewaltverherrlichenden Gangstarap, da er die Straßenthematik mit entertainendem Storytelling verbindet. So geht es zum Beispiel bei „Bootlegdeath“ darum, wie er und V-Mann einen sündigen Pressearbeiter bestrafen, der ihr Album schon vor seinem Release ins Internet gestellt hat. Auch interessant ist der Track „Fuffie“, in dem es um einen Fünfzig-Euro-Schein geht, der innerhalb von einem Tag von einer Prostituierten über verschiedene Menschen wieder zu ihr zurück wandert. Man kann aus jeder der Geschichten in den Songs eine Message herausdeuten, auch wenn es vielleicht beim ersten Durchhören des Albums nicht so wirkt. Das macht das Album auf der textlichen Ebene zu eben der erfrischenden Alternative zum sonstigen Einheitsbrei, der in Raps großer deutscher Kochschüssel zur Zeit gekocht wird.
„Das nennt man Evolution – du willst die großen Weiten erfahrn/
Doch welchen Preis bist du dafür bereit zu bezahl’n/“
heißt es in der Hook von „Evolution“. In diesem Song behandelt Dilemma die Karriere eines Rappers, der sich für Erfolg und Ruhm langsam verkauft und verstellt, in der zweiten Strophe vergleicht er ihn sogar mit der Evolution des wilden Wolfes zum braven Dackel.
Bei dem Track „Acht auf dein’ Mund“ sticht das ehemalige Non-Phixion-Mitglied Goretex mit einem überragenden Part heraus, während das andere Feature, Snuff Pro Member LUN, fast komplett am Beat vorbeirappt, was den Gesamteindruck des Songs extrem drückt. Auch sonst sind zwar einige gute Gastrapper dabei, während sich bei anderen die Frage stellt, ob sie nur wegen „Homielove“ mit auf die Platte gepackt wurden. Die Beats sind durchgängig gut produziert, wobei vielleicht einige unpassend zu Dilemmas Stimme ausgewählt sind.
Vor allem für Hörer, die den Leipziger vorher nicht kannten, wird es anfangs schwer sein, sich an seine Stimme zu gewöhnen. Denn sein hektischer Flow, sein Stimmeinsatz und besonders die grausame Abmische der Vocals machen die Strophen nicht gerade zu einem Genuss für die Ohren. Außerdem findet sich der bei Snuff Pro gesignte Rapper ab und zu nicht auf den für ihn schnellen Beats zurecht, was die Stimme noch herausgepresster wirken lässt und vor allem unverständlich macht. So kann man den Geschichten oft schlecht folgen und den genauen Inhalt und Sinn erst bei mehrmaligem Hören herausdeuten.
Das soll jetzt keinesfalls heißen, dass er seinen Stil nicht beherrscht. Sowohl seine Texte, sein Stimmeinsatz, als auch der Flow sind auf sehr hohem Niveau. Es ist lediglich anstrengend, dem Inhalt zu folgen, was bei der Qualität der Geschichten schade ist. So geht das komplette Album beim ersten Durchhören leider relativ am Hörer vorbei.
Fazit: Morlockk Dilemma liefert mit „Omnipotenz in d-Moll“ ein extrem vielseitiges und unterhaltsames Album ab, das wegen seiner sehr eigenen Art zu rappen zwar etwas Anderes und Originelles, aber wahrscheinlich für viele Hörer sehr gewöhnungsbedürftig und (abschreckend) anstrengend sein kann. Ein Anspieltipp für jeden Raphörer, ein Muss aber für Freunde des Originellen und kranker Geschichten.
(Jan König)
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