Review: Majoe & Jasko – Majoe vs. Jasko



  • 01. Airmax
    02. Majoe vs. Jasko
    03. Headshot
    04. Patte durch die Luft
    05. Herzensbrecher
    06. Hör mal wer da hämmert
    feat. Summer Cem
    07. BBQ Flow
    08. Beim nächsten Mal
    feat. Prince Kay One
    09. Nichts hält ewig
    10. Asphalt
    11. Super Sayajin
    feat. Farid Bang
    12. Anabolika Skit
    13. Motherfucker
    14. Falsches Spiel
    15. Pechschwarze Nacht
    16. Over the Top
    feat. KC Rebell
    17. Angst vor dem Tag feat. Ramsi Aliani


    Bonus-Tracks:
    18. Auf der Suche
    19. Fantastic 2
    20. Label Nr. 1
    21. Money


    Ein einziges Zeichen zwischen unseren Namen ändern und schon wird aus dem Duett ein Duell – so oder so ähnlich wird der Ansatz der beiden Duisburger Majoe & Jasko gewesen sein, der auf dem neuesten Werk "Majoe vs Jasko" zum Ausdruck kommen soll. Wie zuvor erscheint dieses über das Label Banger Musik, bei welchem die beiden selbsternannten "Türsteher" von Farid Bang seit 2012 unter Vertrag stehen. Nachdem sich der letzte Longplayer namens "Mobbing Musik", geprägt von den für das Duo typischen Wie-Vergleichen und Representer-Gangsterrap, auf Platz 82 der deutschen Albumcharts platzieren konnte, wird nun laut Titel aus dem Duett ein Duell: "Majoe vs. Jasko" soll den nächsten Schritt auf der Karriereleiter darstellen, ohne aber die Treue zu sich selbst und der eigenen Herkunft zu verlieren. Aber bietet das neue Werk die dafür nötige Qualität?


    "Testo-Mucke, hier werden keine Gefühle gezeigt/
    Geh' ins Kasino, setz' auf Rot wie die Grüne Partei/
    Ich bin die Lügen jetzt leid, spann' G-Hots Kiefer und schlag' ihn/
    'Ne Schande für die Türken wie Sila Sahin/
    "
    (Majoe auf "Airmax")


    So ganz gefühllos sollte es dann doch nicht werden, aber die Opener-Single "Airmax" zeigt auf: Es wird wieder gepuncht. Gegen alles Mögliche, Rapper vorzugsweise, aber auch andere Street-Gangs, Homosexuelle und Übergewichtige bekommen ihr Fett weg. Der Beat von Juh-Dee unterstützt die Thematik des Liedes hier herausragend, was letztlich einen runden Start ergibt, dessen Wortspielereien sich teils als stumpf, teils aber auch als sehr kreativ offenbaren. Leider sind zwischen durchaus annehmbaren Spits ("Information/in Formation") aber auch einige schon viel zu oft gehörte Doppeldeutigkeiten zu finden. Einen äußerst unterhaltsamen Humor beweisen die beiden im Titeltrack "Majoe vs. Jasko": Mit Worten wird um die Gunst einer jungen Dame gefochten und das mit sehr sinnigem und zugleich schnippischem Humor, während der rote Faden des Textes die ganze Zeit über erhalten bleibt. Ob Kritik am männlichen Proletenverhalten und dem subtilen Hinweis, dass man auch ihre Texte nicht allzu ernst nehmen dürfe, oder einfach ein netter Storyteller-Humor: Der Song macht Spaß.


    "Witzig, du Esel/
    Doch Frauen, die sich auf dich einlassen, gehör'n zu 'Mitten im Leben'/
    Jo, der hängt mit so 'nem Farid ab, irgend so ein Komiker/
    Wusstest du? Diese beiden spritzen Anabolika/
    "
    (Majoe & Jasko auf "Majoe vs. Jasko")


    Dass dieser Zwist im "Headshot" enden könnte, war abzusehen. Deswegen legen Majoe & Jasko lieber wieder mit Punchlines los, spitten eine ganze Menge und schon fällt die hohe Anzahl der Wortspielereien bei der Qualität negativ ins Gewicht. Diese Quantität-Qualität-Formel gilt leider auch für die Thematiken der folgenden Tracks bis zum ersten Feature: "Hör mal wer da hämmert" mit Summer Cem – hört sich zumindest ganz gut an, zur Stimme und dem mehr Party-Beat-orientierten Flow Summer Cems passt der Beat besser als zu dem Duisburger Rapduo. Das war's aber auch, denn zahlreiche Zweckreimmassaker mildern den Gesamteindruck genauso wie der unfassbar originelle Vergleich "Das wird ein Hit wie 'Schlag' auf Englisch". Sowas kann man nicht beiseite schieben. Viel zu sehr fällt Derartiges negativ ins Gewicht. Dass der Inhalt der Texte immer ähnlich ist, darauf hat man sich eingestellt, das war vorab klar. Aber das ist dann wohl doch etwas zu viel. Eine inhaltliche Steigerung ist somit nirgendwo zu finden, siehe Zweckreime:


    "Ficken [...] Blicken [...] Titten [...] Nippel/
    [...] Spritzen [...] Rücksitz [...] Mitte [...] Hinten [...]
    "
    (Majoe auf "Hör mal wer da hämmert")


    Fast bin ich schon über den gescheiterten Rockansatz im darauffolgenden "BBQ Flow" hinweg, welcher beim Versuch nach Abwechslung an den Inhalten, die auch dieses Mal der Monotonie verfallen, scheitert, da fällt mir glatt noch das vorige "Herzensbrecher" ein. Aber schon beim Hören erkenne ich sofort, warum ich das Lied schon fast wieder vergessen hätte, denn es bleibt das gleiche Spiel: Die Texte immerzu ähnlich, sie scheinen wirklich zum Nebenbeihören gemacht worden zu sein, aber dafür sind die Melodien nicht eingängig genug. Ganz oder gar nicht. Aber was kommt dann da im nächsten Track? Prince Kay One. Noch mehr Arroganz und dazu noch Partystimmung scheinen vorprogrammiert. Doch ich werde überrascht: "Beim nächsten Mal" ist ein interessanter Thementrack, mit Konzept und Nachdruck, dazu sehr persönlich. Die Hook rundet das Lied endlich auch mal mit musikalischer Note ab und insgesamt wirkt das Werk sehr melodisch, was allen drei Rappern, entgegen ihrer sonstigen Darbietungen, überraschend gut steht.


    "Lebe jeden scheiß Tag so, als wär's mein letzter/
    Deshalb hab' ich so viele schon verletzt, Mann/
    Nächstes Mal geb' ich nicht mit Cash an, zu viele Hater ficken dich/
    Nächstes Mal spar' ich mir diesen Scheiß mit 'Ich vermisse dich'/
    "
    (Prince Kay One auf "Beim nächsten Mal")


    Ehrliche und selbstkritische Worte eines Rappers, der sich zurzeit in einer schwierigen Situation in Rapdeutschland befindet. Doch auch Majoe & Jasko liefern genau die Abwechslung, die man all die Tracks zuvor in der Instrumentierung und vor allem den Texten vermisst hat. "Nichts hält ewig" bedient sich an einer ähnlichen Stimmung, die Liebe ist das Thema. Hinzu kommt, dass dieser ruhige Rap dem zurückhaltenden Beat und der melancholischen Seite der beiden sonst so aufbrausenden Banger-Musik-Signings gut steht. Danach bestimmen wieder die typischen Inhalte die Texte und Beats der Werke, doch irgendwie überzeugt gar nichts mehr so richtig. Auch Farid Bang hat schon bessere Tage erlebt als in "Super Sayajin", denn obwohl er den besten Part des Stücks liefert, bleibt er weit unter seinen Möglichkeiten: Wenn der inhaltliche Anspruch fehlt, sollten die Flowvariationen und stimmliche Präsenz umso ansprechender sein, was hier eindeutig nicht der Fall ist, vom überbearbeiteten Beat gar nicht zu sprechen. Ausnahmen bilden die Texte von "Falsches Spiel" und "Pechschwarze Nacht" sowie das starke Instrumental von "Motherfucker", allesamt hochwertig und eine mehr als willkommene Abwechslung. Das Feature von KC Rebell bleibt marginal zu erwähnen, Qualität steigert er kaum auf "Over the Top" und gliedert sich zu sehr textlich in das Schema von Majoe & Jasko ein. Doch zu seiner Verteidigung: Es scheint mir schwer, auf solch einem eintönigen Beat raptechnische Variationen eindrucksvoll darzubieten. Schwer, nicht unmöglich.
    Was Ramsi Aliani auf "Angst vor dem Tag" vollbringt, klingt in meinen Ohren keinesfalls melodisch, obwohl der thematische Ansatz der beiden Rapper in dem Track eigentlich sehr interessant ist und die Anpreisung der eigenen Familie eine andere, gefühlvollere Seite der Banger Musik-Schützlinge offenbart — schade nur um die Hook. In den Bonustracks liefern die beiden neben der Ode an ihr Label ("Label Nr. 1") definitiv mehr Inhalt und die üblichen Zurschaustellungen der eigenen Fähigkeiten, Muskeln und Erfolge sind zumindest etwas hochwertiger.


    Fazit:
    Das Heraustreten aus dem Schatten ihres Labelbosses wird ihnen qualitativ mit diesem Album nicht gelungen sein. Irgendwie ist es zu vorhersehbar, dieses "Majoe vs. Jasko". Viel zu oft bleiben diese großen Diskrepanzen: Zwischen persönlichem Thema und stumpfem Gehabe ohne interessante Melodie, zwischen dem originellen Spit und dem Kindergarten-Wortspiel ("Hit wie 'Schlag' auf Englisch"), zwischen Qualitätsansatz und Füllmaterial. Majoe und Jasko bleiben ein fähiges Rapduo, die beiden stimmen sich weitestgehend gut aufeinander ab, ohne sich anzugleichen. Dennoch hätte man fast vergessen, dass das Album "Majoe vs. Jasko" heißt, davon war nämlich leider wenig bis gar nichts zu sehen. Einige Battletracks gegen den Kollegen hätten wohl ein schönes Schauspiel geboten, was man mit klugen Konzepten auch auf tiefgängigere Ebenen hätte bringen können. Vielleicht wären damit einige weitaus mehr herausstechende Tracks entstanden. Mir hätte es gefallen.



    Max

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    Einmal editiert, zuletzt von Max ()

  • "Leider sind zwischen durchaus annehmbaren Spits ("Information/in Formation") aber auch einige schon viel zu oft gehörte Doppeldeutigkeiten zu finden"


    grade dieser spit bzw. informationswortspiele gabs schon tausendmal,


    tja ansonsten recht langweiliges Album, die beiden könnten ein gutes Duo sein aber machen dann dich viel zu sehr einfachen standardkram

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