01. Hallo Monaco
02. Champagner für alle feat. Haftbefehl
03. Mein Film
04. Rohdiamant feat. Cro
05. Was geht heute Nacht
06. Wenn du willst feat. Chima
07. Engel der Nacht
08. Bis ich frei bin
09. Tief in die Nacht feat. Bausa
10. Ritz Carlton feat. Shindy
11. Geburtstag
12. In Paris feat. Haftbefehl
13. Venus & Mars feat. Rola
14. Body Language
15. Ich zeig dir die Welt
16. Schwere Zeit
Wenn sich ein Musiker entschließt, seine bisherige stilistische Richtung komplett umzukrempeln, dann wird das vor allem im Rapgenre meist sehr kritisch beäugt. Ein Aufschrei innerhalb der eigenen Fanbase ist genauso zu erwarten wie einige, mehr oder minder qualifizierte, Prognosen in Richtung "Sellout" des Künstlers in diversen YouTube-Kommentaren. So erging es auch Capo, seines Zeichens Azzlackz-Mitglied und der jüngere Bruder von Haftbefehl. Nachdem die ersten hörbaren Ergüsse von Capos neuem Style verfügbar wurden, blickte man mit geteilter Meinung auf das Ganze. Die einen fanden das neue Gewand interessant und innovativ, die anderen wünschten sich sehnlichst den alten Capo zurück, der mit seinem "Atomflow" die Beats zerlegt. Ob der neue Sound wirklich etwas kann, zeigt sich nun auf Capos Debütalbum "Hallo Monaco" und soll im Folgenden erschlossen werden.
"Bye bye Deutschland, hallo Monaco/
Capo hebt ab jetzt mit Champus das Glas hoch/
Was los? Bald kommt noch mein Lambo/
Dazu noch ein brandneuer Hugo-Boss-Anzug/"
(Capo auf "Hallo Monaco")
Die ersten Zeilen auf "Hallo Monaco" machen eines direkt klar: Bedrohliche Gangstergeschichten wird es auf diesem Album wenig bis gar nicht geben. Stattdessen wird das "Good Life" zelebriert. Teure Autos, noch teurere Autos und natürlich Champagner bis die Blase platzt. Ob das Aufzählen von Luxusgütern wirklich interessanter ist als düstere Geschichten aus der Hood, muss sich erst noch zeigen, aber soundtechnisch trifft der Titeltrack direkt ins Schwarze. Der locker-sommerlich klingende Beat schafft eine äußerst passende Atmosphäre. Man sieht vor seinem inneren Auge direkt bildschöne Sandstrände, gigantische Champagnerflaschen und diverse Topmodels. Etwas weniger gechillt geht es auf dem nächsten Track zu. Auf "Champagner für alle" bekommt Capo tatkräftige Unterstützung von Azzlackz-Labelchef Haftbefehl. Der Beat wird etwas dunkler, doch die Themen bleiben dieselben: Es geht um Geld und Partys. Deshalb gibt's ja auch "Champagner für alle". In der Hook benutzt Capo den so oft verhassten Autotune-Effekt, der aber zu diesem basslastigen Clubbanger sogar recht gut passt. Was da eher stört, ist der gigantische grammatische Schnitzer, den sich der Offenbacher mit der Zeile "Willkommen zu Capo seiner Show" leistet, die stellvertretend für einige befremdliche Formulierungen auf dem Album zu sehen ist. Auch flowtechnisch kann Capo nicht mit seinem Bruder mithalten, da Hafti den Beat in gewohnter Manier dermaßen mit seinem kraftvollen Flow zerlegt, dass einem wieder in Erinnerung gerufen wird, wer der Babo ist.
"Yeah, heute glaub' ich dran, dass Zeiten sich ändern/
Ich zeig' euch, wie das geht, also bleibt auf meinem Sender/
Vorbei die Zeit als Gangster, ich hab' immer noch keinen Abschluss/
Meine Stimme wie 'ne Magnum und jetzt mach' ich den Startschuss/"
(Capo auf "Mein Film")
Es ist leicht festzustellen, dass die Hauptinspirationen für Capos neuen Style aus Amerika stammen. Ein Paradebeispiel hierfür ist der Track "Mein Film". Hier klingt vom Beat über den Flow und Stimmeinsatz bis hin zur Hook einfach alles nach Drake. Ganz dem Vorbild entsprechend wird hier an die dunkle Vergangenheit erinnert, in der niemand an Capo geglaubt hat, und gleichzeitig die schillernde Zukunft prophezeit. Der effektüberladene, gesungene Refrain vervollständigt den Eindruck der offensichtlichen Inspiration. Natürlich ist es nicht unbedingt schlecht, sich künstlerisch etwas von anderen beeinflussen zu lassen, aber stellenweise kommt einem ein Großteil von "Hallo Monaco" doch ziemlich kalkuliert vor. Man will den Nerv der Zeit treffen, in Clubs laufen und so den Erfolg maximieren. So wirkt es zumindest und verleiht dem Album einen negativen Beigeschmack. Beispielsweise wird dann "Rohdiamant", was im Grunde ein Liebeslied ist, zu einem textlich sehr oberflächlichen und austauschbaren Werk, welches aber durch simple Phrasendrescherei und einer Hook vom aktuell wohl größten deutschen Teeniestar Cro bei der jugendlichen Zielgruppe ankommen soll. Natürlich ist auch das erst einmal nichts Negatives, so muss aber "Hallo Monaco" und vor allem der Richtungswechsel Capos einiges an Ernsthaftigkeit einbüßen. Auch erscheint diese Richtung nicht wirklich vielschichtig oder innovativ und schafft es oft nicht mehr als zu langweilen. Denn der Großteil der Tracks auf "Hallo Monaco" sind entweder Clubsongs mit etwas Prollerei, wie "Ritz Carlton", auf dem Capo von ersguterjunge-Mitglied Shindy gefeaturet wird, oder deepe Songs, die aber eher erzwungen als emotional klingen und auch textlich nur an der Oberfläche kratzen. Ein Beispiel ist da "Engel der Nacht", das zwar mit einem tollen minimalistischen Beat daherkommt, aber textlich so uninspiriert ist, dass man kaum etwas vom Inhalt mitnimmt oder gar mitfühlt.
"Ab heute ist Sense mit uns, ich erkenne/
Die Kunst, dich für immer zu vergessen, ist mein Wunsch/
Doch es geht nicht/
Ich kämpfe tagtäglich für den Rest meines Lebens/"
(Capo auf "Engel der Nacht")
Es ist noch festzuhalten, dass der angepeilte amerikanische Sound von "Hallo Monaco" auf jeden Fall getroffen wurde. Vor allem die toll produzierten Instrumentals, aber auch Capos neuer Stimmeinsatz klingen, bis auf die gesprochene Sprache natürlich, nur noch wenig nach konventionellem Deutschrap. Jedoch kommt damit eben auch die gewisse Eigenständigkeit des Albums abhanden. Die Clubsongs könnten auch von Tyga sein, die Banger von Drake und "Ich zeig dir die Welt" erinnert wohl auch nicht nur aus Versehen sehr stark an Cros "Einmal um die Welt".
Fazit:
"Hallo Monaco" möchte so viel sein: Es will deutschen Rap clubtauglich machen, sich in die kommerziellen Dimensionen von Amirap hieven und auch ein kleines bisschen "Raop" für die Straße sein. Erreicht wird hiervon leider nichts so richtig. Auch, wenn der Sound in eine richtige Richtung geht, klingt alles mehr nach "schon mal gehört" als nach Eigeninterpretation. Der im Vorfeld angekündigte, völlig neue Kurs, den es bisher nie gab, wird also nicht eingeschlagen. So wirkt "Hallo Monaco" sehr gekünstelt und konstruiert, was dem Album eine gewisse Oberflächlichkeit und Sterilität verleiht. Fast ist man gewillt zu sagen, dass Capos erstem Album das Herz fehlt, aber das wäre dann vielleicht doch etwas zu theatralisch. Stattdessen lauscht man einem modernen, aber etwas zu gewollten Klang, der jedoch sicherlich seine Hörer finden wird.
Florian Peking (Florginal)
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